Lebensmittel bilden das Wort KETO: Das K ist aus grünem Spargel, das E aus Pekannüssen, das T aus Käse und das O ist eine Avocadohälfte.© SewcreamStudio/iStock/Getty Images Plus
Eine Keto-Diät ist ultra kohlenhydratarm – kann das gesund sein?

Ketogene Ernährung

KETO-DIÄT

Low Carb war gestern – getoppt wird sie von der Keto-Diät. Dabei wird die Kohlenhydratzufuhr ein absolutes Minimum reduziert. Wem nutzt das? Wie schwierig ist es, eine Keto-Diät zu praktizieren? Was gehört zum ketogenen Essen dazu? Und wie reagiert der Körper auf eine Keto-Diät?      

Seite 1/1 9 Minuten

Seite 1/1 9 Minuten

Ketogenes Essen und damit verbunden Keto-Diäten sind keine Erfindung der Neuzeit. Im Grunde genommen ist es eine moderne Form oder Weiterentwicklung der Atkins-Diät, also Atkins 2.0. Ursprünglich kam die Keto-Diät aus dem medizinischen Bereich. So gibt es immer wieder Keto-Fans, die bei einer Krebstherapie darauf schwören. Einzelfallstudien, bei denen Krebserkrankte ketogen aßen, berichten von positiven Krankheitsverläufen. Solche Behauptungen geistern immer wieder durchs Internet.

Doch solche Einzelberichte lassen sich nicht auf die Allgemeinheit und schon gar nicht auf alle Menschen mit einer Krebserkrankung übertragen. Im Gegenteil: je nach Krebstherapie und persönlicher Befindlichkeit kann eine Keto-Diät in dieser schweren Lebensphase deutlich mehr schaden als nutzen. Es fehlen hierzu ausreichende, wissenschaftliche Belege aus klinischen Human-Studien.

Eine Keto-Diät ist für Menschen mit Krebs nicht sinnvoll. Hier kann es zu Mangelerscheinungen kommen.

Ketogen essen bei Epilepsie

Schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts wurde Fasten und damit verbunden eine Keto-Diät insbesondere bei Kindern mit Epilepsie praktiziert. Sie diente dem Zweck, mögliche epileptische Anfälle zu verringern. Die Lebensmittelauswahl bei einer solchen Keto-Diät ist sehr eingeschränkt und extrem fettreich. Deshalb wurde die Keto-Diät nur in kurzen Intervallen durchgeführt.

Nach wie vor ist hier immens wichtig, eine Keto-Diät nur unter fachkundiger, ärztlicher Aufsicht, am besten stationärzu praktizieren. Eine Keto-Diät sollte nicht auf eigene Faust unternommen werden. Bei Krebs ist ketogenes Essen also wenig sinnvoll und bei Epilepsie nur unter ärztlicher Aufsicht. Wer profitiert denn nun davon? Denn Keto-Diäten sind nach wie vor im Trend.

Keto-Diäten sind nicht geeignet für

  • Kinder und Jugendliche
  • Schwangere und Stillende
  • Kranke Menschen
  • Senioren
  • Menschen mit einem insulinpflichtigen Diabetes
  • Menschen mit Essstörungen
  • Menschen mit Mangel-Ernährung

Insgesamt sollte vor dem Praktizieren unbedingt ein Arzt zurate gezogen werden.

Was ist eine Keto-Diät?

Im großen Feld der Diäten zur Gewichtsreduktion sind Keto-Diäten im Trend. Sie gehören zur Gruppe der Super-Low-Carb-Diäten. Hier wird die Kohlenhydratmenge auf ein absolutes Minimum von täglich 50 Gramm reduziert. Ein herkömmliches Weizenbrötchen liefert bereits 55 Gramm Kohlenhydrate. Das wäre also bei einer Keto-Diät schon einmal nicht möglich, maximal ein halbes Weizenbrötchen am Tag.

Selbst das wäre wenig sinnvoll, denn zahlreiche Gemüsesorten haben einen niedrigen natürlichen Kohlenhydratgehalt. Und neben Fett und Eiweiß muss es ja auch noch etwas anderes während einer Keto-Diät zu essen geben. Denn insgesamt bestehen ketogene Ernährungsformen aus sehr großen Mengen an Fett und eiweißhaltigen Lebensmitteln ohne nennenswerte Kohlenhydrate.

Es erfordert einiges an Kenntnis über Lebensmittel und deren Inhaltsstoffe, um ketogene Lebensmittel auszuwählen und entsprechende Mahlzeiten daraus zu kochen.

Keto-Diät zum Abnehmen?

In der Theorie kann ketogenes Essen zur Gewichtsreduktion beitragen. Der Gedanke dahinter: Werden dem Körper weniger Kohlenhydrate zur Verfügung gestellt als er braucht, geht er zur Energieversorgung an seine Fettreserven. Ein ähnlicher Vorgang wie er auch beim Fasten eintritt. Bedient sich er Organismus während einer ketogenen Diät an seinen Fettreserven, gerät er in den Zustand der Ketose. Dabei werden Fettsäuren aus den Fettdepots mobilisiert und in der Leber zu Ketonkörpern umgewandelt.

Das passiert aber erst dann, wenn die Kohlenhydratspeicher komplett aufgebraucht sind. Und das wiederum ist erst nach einigen Tagen mit ketogenem Essen der Fall. Wer sich durch eine ketogene Diät eine Gewichtsabnahme verspricht, muss die Ernährungsweise also mindestens eine Woche praktizieren.

Generell sind einseitige Diäten nicht zur Gewichtsreduktion geeignet. Und die Ernährung ist ein wichtiger, aber nur einer von vielen Faktoren, die das Körpergewicht beeinflussen. Mehr darüber erfahren Sie in der akkreditierten Fortbildung „Über Gewicht: Adipositas verstehen und behandeln“. Bis 31. Oktober 2024 erhalten Sie für Ihre Teilnahme einen Fortbildungspunkt, danach können Sie sie im Übungsmodus absolvieren.

Zur Fortbildung „Über Gewicht“

Welche Nebenwirkungen zeigen sich bei ketogenem Essen?

Besonders in der Umstellungsphase kann eine Keto-Diät einige Nebenwirkungen mit sich bringen. Das hängt mit der Umstellung auf einen veränderten Fettstoffwechsel zusammen. Nebenwirkungen bessern sich meistens, nachdem der Körper sich an die Keto-Diät gewöhnt hat.

Zu den typischen Nebenwirkungen einer Keto-Diät zählen

Nährstoffverteilung bei Mischkost, Low-Carb-, Paleo- und Keto-Diäten

Welchen Anteil des Energiebedarfs die jeweiligen Nährstoffgruppen bei verschiedenen Diäten ausmachen, zeigt diese Tabelle.

 

 

Mischkost nach DGE

Low-Carb-Mischkost

Paleo-/Fett-Eiweiß-betonte Mischkost

Ketogene Diät

Kohlenhydrate

50 %

40 %

20-30 %

10-15 %

Eiweiß

15-20 %

30 %

20-30 %

20-40 %

Fett

30-35 %

30 %

30-50 %

50-70 %

Ketogen essen – Kohlenhydrate, nein Danke

Kaum Kohlenhydrate, dafür reichlich Fett und Eiweiß – kann das überhaupt beim Abnehmen nützlich sein? Es kann – aber auf Dauer sind Keto-Diäten eine echte Herausforderung und im Alltag schwierig umsetzbar. Das heißt, kurzfristig kann man mit einer Keto-Diät Gewicht verlieren – zur dauerhaften und gesunden Abnahme eignet sie sich aber nicht.

Denn beim ketogenen Essen sind Pasta, Brot, Brötchen, Reis, Kartoffeln, Getreideprodukte, Müsli, Hülsenfrüchte und Co. tabu. Dafür gibt es reichlich Fleisch, Eier, Nüsse, Pflanzenfette- und Öle. Außerdem Milchprodukte mit besonders niedrigem Kohlenhydratgehalt.

Ketogen - 75 Prozent Fett

Wenn kohlenhydrathaltige Lebensmittel bei ketogenem Essen keine Rolle spielen, sind fetthaltige Lebensmittel die Hauptakteure. Mit einer empfohlenen Menge von 50 bis satten 75 Prozent der täglichen Kalorienmenge schwimmt alles in Öl und Fett. Ähnlich wie bei der Atkins-Diät in den Sechziger- und Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts.

Wichtig bei Keto-Diäten ist ein bestimmtes Verhältnis von Fetten zu Eiweiß und Kohlenhydraten. Was zunächst einmal abstrakt klingt, sollte dennoch praktisch machbar sein.

Ketogen essen: die Do’s & Don‘ts

Erlaubt

  • Fettreiche Lebensmittel wie Butter, Margarine, Pflanzenfette wie Olivenöl, Kokosfett, Nussöle, Ghee (ähnlich wie Butterschmalz)
  • Avocado
  • Nüsse wie Mandeln, Walnüsse, Macadamia, Pekannüsse
  • Sesam, Leinsamen und andere Samen und Kerne 
  • Fleisch
  • Innereien
  • Geflügel
  • Fisch: fett und fettarm
  • Wurst
  • Käse
  • Tofu und Edamame
  • Zuckerfreie Soja-, Mandel- oder Kokos-Drinks
  • Lupinenprodukte
  • Milchprodukte mit niedrigem Kohlenhydratgehalt wie Hartkäse, Ricotta, Frischkäse, Sahne, Mascarpone, körniger Frischkäse, Quak und Skyr mit max. 5 g Kohlenhydraten in 100 Gramm
  • Salatgemüse
  • Gemüse mit hohem Wasseranteil wie Gurken, Tomaten, Zucchini, Auberginen, Radieschen, Kohlgemüse und Co.
  • Kräuter
  • Wasserreiche Früchte wie Beerenobst und Wassermelone in sehr kleinen Mengen

Verboten

  • Nudeln, Reis, Couscous, Hirse und Co.
  • Kartoffeln und alle Kartoffelprodukte
  • Brot, Brötchen, Paniermehl
  • Hülsenfrüchte
  • Getreideprodukte
  • Säfte
  • Nahezu alle Obstsorten
  • Obsterzeugnisse wie Kompott, Mus, Marmelade
  • Cashewnüsse, Nüsse mit Teigmantel
  • Kuchen
  • Kekse
  • Süßigkeiten
  • Eis
  • Zucker, Honig, Kokosblütenzucker, Agavendicksaft, Sirup
  • Milchprodukte mit und ohne Frucht wie Joghurt, Kefir, Dickmilch, Kuhmilch
  • Nahezu alle Fertigprodukte
  • Gezuckerte Getränke
  • Shakes und Smoothies
  • Alkohol

Ketogen – Versorgung mit Vitalstoffen kritisch

Während einer Keto-Diät kommt es oft vor, dass viel zu wenig Ballaststoffe gegessen werden. Dies wiederum kann auf Dauer dem Darm und damit verbunden der Vielfalt gesunder Darmbakterien, also dem Darmmikrobiom, mehr schaden als nutzen. Mehr noch: Verdauungsprobleme bis hin zur chronischen Verstopfung treten auf, da zu wenig Ballaststoffe gegessen werden. Die Versorgung mit Vitalstoffen wie Calcium, Magnesium, Vitamin C, Selen, Kalium sowie B-Vitaminen ist kritisch, da die Lebensmittelauswahl zu fettbetont ist.

Als kurze Einheit, beispielsweise zum Motivationsstart bei einer Ernährungsumstellung, kann eine Keto-Diät für gesunde Erwachsene möglich sein. Als Dauerkost sind ketogene Ernährungsformen für keinen Menschen geeignet.

Ideen für Keto-Mahlzeiten
Omelette mit Gemüse und Kräutern
Käse-Omelette
Quark mit Beeren
Körniger Frischkäse mit Tomaten
Gemüsesuppen
Gemüse mit Eiern und Käse überbacken
Gegrilltes oder gedünstetes Fleisch, Fisch oder Geflügel
Gemischte Salate
Avocado mit Gemüse oder Garnelen
Thunfisch-Salat
Eier-Gemüse-Salat

Quellen
Fachwissen der Autorin, staatlich diplomierte Diätassistentin, DKL/DGE
www.womenshealth.de/abnehmen/ernaehrungstipps/ketogene-diaet-im-check/
www.ikk-classic.de/gesund-machen/essen-trinken/keto-diaet
Das große Praxisbuch Ernährungsmedizin, M. Smollich, GU Verlag, 1. Auflage 2022

×