Medikamentenabhängigkeit
ABHÄNGIG VON ARZNEIMITTELN
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Viele Kunden nehmen Arzneimittel wie beispielsweise Benzodiazepine deutlich länger ein als vorgeschrieben. Denn die Wirkung ist verlockend: Mit einer Tablette scheinen Ängste, Schlafstörungen oder Schmerzen nicht mehr ganz so stark zu belasten. Dass sie sich auf die Dauer damit nichts Gutes tun und in die Gefahr einer Abhängigkeit begeben, ignorieren Betroffene aufgrund ihres hohen Leidensdrucks erst einmal.
Medikamente wie Schmerzmittel oder Schlaftabletten haben nicht nur einen therapeutisch nützlichen Effekt, sondern auch eine Reihe von Nebenwirkungen – so können einige Wirkstoffe eine Medikamentenabhängigkeit hervorrufen. Man spricht von einer Sucht oder Abhängigkeit, wenn die Substanzen nicht mehr zum therapeutischen Zweck, sondern zur Verbesserung des eigenen Wohlbefindens eingenommen werden. Hier wird die psychische Komponente der Medikamentenabhängigkeit deutlich.
Welche Arzneimittel können abhängig machen?
In Deutschland gehören etwa vier bis fünf Prozent der verordneten Arzneimittel zu den potenziell abhängig machenden Stoffen. Starke Schmerzmittel (wie etwa Opioide) sowie Schlaftabletten und -tropfen und Beruhigungsmittel (wie Benzodiazepine und die Z-Substanzen) führen auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch unter Umständen nach einiger Zeit zu einer Abhängigkeit. Auch anregende Wirkstoffe verfügen über ein Suchtpotenzial.
Bei einer Sucht oder Abhängigkeit spüren Betroffene ein starkes Verlangen nach dem Medikament, etwa dem Schmerzmittel oder den Schlaftabletten. Setzen sie das Arzneimittel ab, kommt es zu psychischen und physischen Entzugserscheinungen. Eine Medikamentenabhängigkeit entwickelt sich schleichend und wird in vielen Fällen erst spät bemerkt. Oft wird die Medikamentenabhängigkeit gar nicht erkannt, sodass die Dunkelziffer vermutlich hoch ist. Betroffen sind vor allem Frauen und ältere Menschen.
Eine Medikamentenabhängigkeit entwickelt sich schleichend und wird in vielen Fällen erst spät, oft sogar überhaupt nicht bemerkt.
Wie erkennt man eine Medikamentenabhängigkeit?
Es ist nicht leicht, eine Medikamentenabhängigkeit zu erkennen, da die Betroffenen lange unauffällig am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Verschiedene Punkte können aber darauf hindeuten:
- Ein Indiz ist die Dosissteigerung, das heißt, dass die Medikamente in höherer Dosis oder länger als verordnet angewendet werden.
- Einen weiteren Hinweis auf einen Missbrauch stellt die Fixierung auf das Medikament dar. Ähnlich wie bei einer Alkoholabhängigkeit drehen sich bei einer Medikamentenabhängigkeit die Gedanken um das Arzneimittel und die Anwender können sich nicht mehr vorstellen, die Substanz abzusetzen.
- Auch eine Indikationserweiterung könnte für eine Medikamentenabhängigkeit sprechen. Hierbei nehmen Betroffene die Medikamente nicht nur gegen die vorhergesehenen Beschwerden, sondern auch gegen weitere Indikationen ein (zum Beispiel Schlaftabletten zur Beruhigung).
- Personen, die ihre Medikation verheimlichen, sich die Substanzen von verschiedenen Ärzten verschreiben lassen oder sie sogar illegal kaufen, sind ziemlich sicher von einer Abhängigkeit betroffen.
Möglicherweise abhängig?
Stellen Sie diese Fragen und raten Sie zu einem Arztbesuch, wenn der Verdacht auf eine Medikamentenabhängigkeit vorliegt:
- Nehmen Sie das Medikament (z. B. zur Beruhigung/zum Schlafen/gegen die Schmerzen regelmäßig ein? Wenn ja, wie lange schon und wie oft?
- Hat die Wirkung im Laufe der Einnahmezeit nachgelassen? Haben Sie die Dosierung in letzter Zeit erhöht? Ist das mit dem Arzt abgesprochen?
- Benötigen Sie das Arzneimittel dringend?
- Gab es bereits Absetzversuche?
- Unter welchen Nebenwirkungen leiden Sie?
Ursachen einer Medikamentenabhängigkeit
Die Lernerfahrungen der betroffenen Person scheinen einen erheblichen Anteil daran zu haben, wie groß das Risiko für eine Medikamentenabhängigkeit ist. Haben Kunden bereits im Kindesalter erlernt, sich bei Kopfschmerzen oder anderen Leiden bedenkenlos mit Medikamenten zu helfen, ist die Schwelle im Erwachsenenalter ebenfalls niedrig.
Auch der Leistungsdruck in der Gesellschaft kann manche Personen schnell zu Arzneien greifen lassen. Vor allem, wenn sie sich unwohl fühlen, aber keine Schwäche zeigen und beispielsweise bei der Arbeit funktionieren wollen.
Auch das Alter ist ein Risikofaktor für eine Medikamentenabhängigkeit, und zwar in beide Richtungen: Junge Menschen sind oft neugierig auf die Wirkungen von verschiedenen Mitteln und experimentieren nicht selten mit den Substanzen. Im höheren Alter werden Arzneimittel, die über in eine Abhängigkeit führen können (wie Schlaftabletten, Beruhigungs- und Schmerzmittel) aufgrund von Erkrankungen häufiger verordnet.
Verschiedene Arten der Medikamentenabhängigkeit
Eine Medikamentenabhängigkeit lässt sich aus mehreren Gesichtspunkten in Kategorien einordnen.
Was ist der Unterschied zwischen Medikamentenabhängigkeit und Arzneimittelmissbrauch?
Von der Medikamentenabhängigkeit abzugrenzen ist der Arzneimittelmissbrauch. Vom Missbrauch spricht man, wenn die Einnahme des Arzneimittels nicht der Indikation entspricht oder anders erfolgt als vom Arzt vorgesehen. Die Substanz wird dann zu lange, in zu hoher Dosierung, ohne medizinische Notwendigkeit oder für einen ganz anderen Zweck eingenommen. Bekannt sind Ihnen sicherlich Kundinnen, die große Mengen Abführmittel einnehmen, um Durchfälle zu erzeugen und so abzunehmen. Aus dem Medikamentenmissbrauch kann eine Medikamentensucht resultieren.
Iatrogene Medikamentensucht
Eine Medikamentenabhängigkeit beginnt oft mit der Verschreibung eines Wirkstoffs durch den behandelnden Arzt. Gefährdet sind vor allem Personen, die über einen langen Zeitraum unter unspezifischen Beschwerden wie Schmerzen oder Schlafstörungen leiden. Der Arzt verschreibt ihnen dann möglicherweise Schmerzmittel oder Schlaftabletten. Die schleichende Gefahr, in eine Abhängigkeit zu geraten, wird dabei häufig übersehen.
Die iatrogene Medikamentenabhängigkeit stellt besonders dann ein Risiko dar, wenn die Ursache für die Beschwerden unbekannt ist. In diesen Fällen werden lediglich die Symptome mit den entsprechenden Arzneimitteln bekämpft.
Hoch- und Niedrigdosisabhängigkeit
Sind die Ursachen für die Beschwerden weiterhin unbekannt und können daher nicht behandelt werden, und bestehen die Symptome trotz Medikation weiter, kann sich der Kunde in eine Medikamentenabhängigkeit bringen, indem er die Dosierung selbstständig und ohne Rücksprache mit dem Arzt erhöht. Man bezeichnet diese Art des Medikamentenmissbrauchs auch als Hochdosisabhängigkeit.
Die Niedrigdosisabhängigkeit (Low Dose Dependency) ist sehr schwer zu erkennen. Betroffene wenden bei dieser Form der Medikamentenabhängigkeit das Arzneimittel wie vom Arzt verordnet an. Sie klagen dann manchmal darüber, dass die Wirkung bei der vorgeschriebenen Dosierung nachlasse, erhöhen die Dosis aber nicht eigenmächtig. Dass sie sich bereits in einer Gewöhnung befinden, ist ihnen in der Regel nicht bewusst. Daher ist dies ein sensibles Thema in der Beratung. Kunden mit einer Niedrigdosisabhängigkeit erfüllen die Abhängigkeitskriterien des ICDs nicht.
Physische und psychische Abhängigkeit
Bei einer körperlichen Medikamentenabhängigkeit treten Entzugserscheinungen auf, wenn Betroffene das Arzneimittel nicht erhalten. Diese äußern sich beispielsweise durch Symptome wie Übelkeit, innere Unruhe oder Kopfschmerzen.
Bei einer psychischen Medikamentenabhängigkeit ist das Verlangen nach dem Arzneimittel sehr hoch (Craving). Das Absetzen des Wirkstoffs ist für den Süchtigen schwer auszuhalten, obwohl sich keine körperlichen Entzugserscheinungen bemerkbar machen. Vielmehr möchten Betroffene nicht auf die stimmungshebende Wirkung verzichten.
Eine Abhängigkeit birgt nicht nur die körperlichen und psychischen Risiken, sondern es lauern auch weitere Gefahren. Beim Konsum von einigen Substanzen, Schlaftabletten und opioide Schmerzmittel etwa, besteht durch die verminderte Reaktionsfähigkeit im Straßenverkehr eine erhöhte Unfallgefahr. Außerdem können Betroffene sich auch durch Stürze verletzen.
Zu den physischen Auswirkungen einer Medikamentenabhängigkeit gehören
- Organschäden,
- Atemlähmung,
- Gleichgewichts-,
- Bewegungs-,
- Konzentrations- und
- Sprachstörungen.
Psychische Folgen der Medikamentenabhängigkeit sind hingegen
- Gedächtnisstörungen,
- Ängste,
- Depressionen,
- Persönlichkeitsveränderungen,
- Stimmungsschwankungen sowie
- ein Interessens- und Emotionsverlust.
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Medikamentenabhängigkeit: Typische Arzneimittel
Wir kennen nun verschiedene Arten der Medikamentenabhängigkeit und, welche Arzneimittel sie auslösen. Schauen wir uns die Stoffe mit hohem Suchtpotenzial genauer an.
„Nicht ohne meine Benzos“
Bei Angst- und Schlafstörungen verordnet der Arzt gelegentlich Benzodiazepine. Sie haben einen angstlösenden, entspannenden und beruhigenden Effekt und gehören zur Gruppe der Tranquilizer. Die Verordnungszahlen sind zwar in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen, in akuten Belastungssituationen, beispielsweise nach einem Todesfall in der Familie, stellen sie für den Anwender jedoch eine große Hilfe dar.
Benzodiazepine unterstützen im zentralen Nervensystem die Wirkung des Botenstoffs Gamma-Aminobuttersäure (GABA), welcher schlaffördernd wirkt. Kunden fühlen sich bei der Einnahme oft wie in Watte gepackt, sodass die Wirkstoffe nicht nur als Schlaftabletten, sondern auch zur Beruhigung eingesetzt werden. Sie sollten nur über eine Dauer von zwei bis maximal vier Wochen verordnet werden, da die körperliche und psychische Abhängigkeit schon nach einer kurzen Anwendungszeit beginnt.
Benzodiazepine sollten nur für zwei bis vier Wochen verordnet und angewendet werden, um eine Medikamentenabhängigkeit zu vermeiden.
Zunächst tritt eine Toleranzentwicklung ein, sodass die Dosis immer mehr erhöht werden muss, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Ist der Kunde oder die Kundin in eine Medikamentenabhängigkeit geraten, lassen sie sich die Arzneimittel oft heimlich von mehreren Ärzten gleichzeitig verschreiben und nehmen sie über den empfohlenen Zeitraum hinaus ein.
Durch den Missbrauch verflachen die Interessen, es kommt zu Leistungseinbußen und die Persönlichkeit verändert sich. Unter Umständen kehrt sich die Wirkung um, sodass die Einnahme nicht mehr müde macht, sondern aufkratzt und euphorisiert. Beim Absetzen kommt es zu Entzugserscheinungen wie Reizbarkeit, Zittern, Angstzuständen oder innerer Unruhe.
Das Fünf-Phasen-Modell
Bei Benzodiazepinen spricht man bis zu einer Dosis, die 20 Milligramm Diazepam-Äquivalente nicht übersteigt, von einer Niedrigdosisabhängigkeit. Da die Patienten Schwierigkeiten damit haben, sich als abhängig zu identifizieren, wurde für Langzeitanwender von Benzodiazepinen das Fünf-Phasen-Modell des Benzodiazepin-Langzeitkonsums entwickelt.
Es bezieht sich auf die Auswirkungen beim dauerhaften Konsum der Wirkstoffe. Dies können Betroffene oft besser akzeptieren, sodass sie offener für eine selbstkritische Auseinandersetzung mit dem Konsum sind und die Möglichkeit einer Medikamentenabhängigkeit eher annehmen. Nach dem Modell existieren folgende Phasen:
- Im Prodromalstadium werden niedrige Dosen eingenommen oder das Arzneimittel wird unregelmäßig angewendet.
- In der Phase der Wirkumkehr beziehungsweise dem Stadium der relativen Entzugserscheinungen hat sich der Organismus bereits an die Zufuhr der Wirkstoffe gewöhnt, sodass die vorgeschriebene Dosierung nicht mehr zur Linderung der Beschwerden ausreicht. Oft kommt es neben der Gewöhnung auch zu einer Gegenregulation des Körpers. Die Anwender sind, vorausgesetzt sie bleiben bei der ursprünglichen Dosis, in diesem Stadium unterdosiert und leiden unter Entzugserscheinungen wie Reizbarkeit, Unruhe, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen.
- In der Apathiephase wird die Dosierung gesteigert und es treten Nebenwirkungen wie etwa Konzentrationsstörungen, Verminderung an Emotionen, Energiemangel sowie Einschränkungen der Lebensqualität auf. Da es sich um unspezifische Beschwerden handelt, werden diese häufig auf depressive Verstimmungen oder altersbedingte Veränderungen geschoben – nur ein Absetzversuch kann Klarheit verschaffen.
- In der Suchtphase wird die Dosierung der Medikamente nochmals erhöht und Betroffene erleben die typischen Anzeichen einer Medikamentenabhängigkeit: die Einnahme trotz negativer Auswirkungen, den Verlust von Interessen, das Verlangen nach dem Konsum der Substanzen sowie Entzugserscheinungen. In diesem Stadium ist die Sucht voll ausgeprägt.
- In der Intoxikationsphase beschaffen sich Patienten häufig sehr hohe Dosierungen auf dem Schwarzmarkt oder fälschen Rezepte. Der Tag-Nacht-Rhythmus ist gestört, zudem fallen Betroffene durch eine niedrige Aufmerksamkeitsspanne, mangelnde Fähigkeit zur Selbstkritik sowie durch starke Gedächtnisverluste auf.
Im von Dr. med. Rüdiger Holzmann aufgestellten Lippstädter Benzo-Check (LBC) können Kunden anhand von zwölf Fragen das Ausmaß ihrer Medikamentenabhängigkeit selbst einschätzen. Natürlich stellt der LBC weder eine Diagnostik oder gar Therapie dar, sondern erleichtert die Orientierung, wie weit die Problematik im individuellen Fall bereits fortgeschritten ist.
Sie können Ihren Kunden diesen Selbsttest empfehlen, der als Basis für das Beratungsgespräch dienen kann. Haben Kunden erkannt, dass sie unter einer Medikamentenabhängigkeit leiden, raten Sie dazu, den Arzt, eine Suchtberatungsstelle oder eine Suchtambulanz aufzusuchen, um adäquate Hilfe zu erhalten.
Und die Z-Substanzen? Abhängigkeit von Beruhigungs- und Schlaftabletten
Z-Substanzen, also solche mit den Wirkstoffen Zolpidem, Zopiclon oder Zaleplon sind Schlaf- und Beruhigungsmittel, die die Benzodiazepine in vielen Fällen abgelöst haben. Sie verfügen ebenfalls über ein gewisses Abhängigkeitspotenzial. Anfangs ging man davon aus, dass sie nicht zur Abhängigkeit führen und sogar noch besser als Benzodiazepine wirken. Doch dies stellte sich als falsch heraus: Die Abhängigkeit tritt lediglich deutlich später ein als bei der Einnahme von Benzodiazepinen.
Die Medikamentenabhängigkeit von Z-Substanzen entwickelt sich in drei Phasen:
- Zunächst leiden Konsumenten unter Nebenwirkungen wie beispielsweise einer erhöhten Reizbarkeit.
- In der folgenden Phase entwickelt sich Apathie mit Abgeschlagenheit und Gedächtnisproblemen.
- Zur Abhängigkeit von den Schlaftabletten mit den typischen Symptomen kommt es in der dritten und letzten Phase.
Bei Eszopiclon, dem S-Enantiomer von Zopiclon, entwickelte sich in der einjährigen Zulassungsstudie weder eine Medikamentenabhängigkeit noch -toleranz. Eszopiclon bindet an andere Untereinheiten des GABAA-Rezeptors als Zopiclon.
Medikamentenabhängigkeit bei Stimulanzien
Psychostimulanzien wirken aktivierend und appetitzügelnd, sie reduzieren Müdigkeit und Hungergefühle. Zudem steigern sie die Konzentrationsfähigkeit sowie die Leistungsbereitschaft. Die Medikamente kommen bestimmungsgemäß bei Kunden mit ADHS oder mit Narkolepsie zum Einsatz. Werden die Substanzen so angewendet, wie der Arzt sie verordnet hat, entsteht in der Regel auch keine Medikamentenabhängigkeit.
Jedoch missbrauchen Sportler oder Menschen, die im Beruf oder im Studium unter Druck stehen, die Aufputschmittel manchmal, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Auch Menschen mit Essstörungen verwenden appetithemmende Stimulanzien gelegentlich, um Hungergefühle zu unterdrücken. Wer Psychostimulanzien missbraucht, leidet beim Entzug unter Unruhe, Schlafstörungen, Müdigkeit oder psychomotorischer Verlangsamung, im schlimmsten Fall auch unter Suizidgedanken.
Abhängigkeit vom Schmerzmittel
Opioide werden bei starken und chronischen Schmerzen verordnet, sie heben außerdem die Stimmung. Ihr Suchtpotenzial ist hoch, daher muss die Einnahme unter strenger ärztlicher Kontrolle und Indikationsstellung erfolgen. Mögliche Entzugssymptome bei einer Abhängigkeit von diesen Schmerzmitteln sind Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Zittern, Unruhe und Verstimmungen. Auch bei regelmäßiger Anwendung rufen Opioide unter Umständen einen sogenannten medikamenteninduzierten Kopfschmerz hervor. Dies ist auch von NSAR oder Triptanen bekannt.
Machen Antidepressiva abhängig?
Antidepressiva machen nicht körperlich oder psychisch abhängig. Es kann allerdings zu Absetzsymptomen kommen. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass diese in gut der Hälfte der Fälle auf den Nocebo-Effekt zurückgehen.
Wie ist das mit den Nasensprays?
Im Apothekenalltag sind Ihnen sicher auch schon Kunden begegnet, die über Wochen und Monate abschwellenden Nasensprays nehmen. Ist das auch eine Form von Medikamentenabhängigkeit? Bereits nach etwa sieben bis zehn Tagen – je nachdem, wie häufig man das Nasenspray in dieser Zeit anwendet – reagiert die Nasenschleimhaut auf die gefäßverengenden Alpha-Sympathomimetika mit einer Schwellung der Schleimhaut. Die eigentlich gewünschte abschwellende Wirkung hält dadurch nur kurz an. Die Nasenschleimhaut schwillt immer wieder an, auch wenn der Schnupfen längst vorbei ist. Man spricht auch von Arzneimittel-Rhinitis.
Werden Nasensprays längerfristig angewendet, hält die abschwellende Wirkung nur noch kurz an. Danach reagiert die Nasenschleimhaut mit einer Schwellung.
Eine Normalisierung kann durch Absetzen erreicht werden, allerdings kann es eine Woche oder länger dauern. Da diese Zeit von den Betroffenen als quälend empfunden wird, halten viele nicht durch. Eine lokale Behandlung mit Glucocorticoiden wie zum Beispiel Mometason als Nasenspray kann helfen, die Zeit zu überbrücken. Alternativ ist auch eine Ausschleichtherapie mit niedrigdosierten Nasensprays oder Applikation in mmer nur einem Nasenloch im Wechsel möglich.
Bei chronischem Gebrauch über lange Zeit droht im schlimmsten Fall eine sogenannte „Stinknase“. Sie entsteht, wenn die Nasenschleimhaut weitgehend zerstört ist und sich in der Nase ein grünlicher, mit Erregern besetzter Belag bildet, von dem ein unangenehmer Geruch ausgeht. Raten Sie schnupfengeplagten Kunden aber deshalb nicht generell von Nasensprays ab. Eine verstopfte Schnupfennase erzeugt einen hohen Leidensdruck und hindert am Schlafen. Weisen Sie vielmehr daraufhin, dass abschwellende Nasensprays nicht länger als eine Woche verwendet werden dürfen.
Anabolika im Sport
Anabolika werden als Dopingmittel im Sport missbraucht, um damit Muskelmasse aufzubauen.
Zu den Anabolika gehören
- Steroide (wie das Sexualhormon Testosteron) oder
- Wachstumshormone (wie HGH, human growth hormone).
Bodybuilder gehen mit der Anwendung der Wirkstoffe gesundheitliche Risiken ein, denn die Hormone führen auch zu einem übermäßigen Wachstum des Herzmuskels, was im schlimmsten Fall zum plötzlichen Herztod führen kann. Auch Leberschäden sind durch die regelmäßige Einnahme der Substanzen möglich. Der Anabolika-Missbrauch geht außerdem mit Haarausfall, Akne, Kopfschmerzen, Depressionen oder Kurzatmigkeit einher.
Bodybuilder haben oft ein starkes Verlangen, die Medikamente weiter einzunehmen. Denn mit Absetzen der Wirkstoffe nimmt die Muskelmasse wieder ab und sie werden dann unglücklich mit ihrem Körper. Das trägt zum Erhalt ihrer Medikamentenabhängigkeit bei.
Was ist bei einer Medikamentenabhängigkeit zu tun?
Bei einer Sucht sollten Betroffene den Entzug niemals selbstständig planen, sondern sich professionelle Hilfe suchen. Der Entzug beinhaltet Entgiftung und Entwöhnung und kann prinzipiell ambulant oder stationär erfolgen. Meist ist eine stationäre Therapie sinnvoll, da der Patient durch die Klinik vor den Suchttriggern des Alltags geschützt ist und sich voll auf den Entzug konzentrieren kann. Oft werden die Substanzen in kleinen Schritten ausgeschlichen, um starke Nebenwirkungen zu vermeiden. Entzugserscheinungen können im Rahmen der Therapie auch medikamentös gelindert werden