Regelbeschwerden
DREI OPTIONEN BEI DYSMENORRHOE
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Vor allem junge Mädchen leiden häufig an einer Dysmenorrhoe, so der medizinische Fachbegriff für die schmerzhafte Monatsblutung (dys = gestört, menorrhoe = Regelblutung). Typischerweise beginnen die Schmerzen kurz vor oder mit Beginn der Blutung, dauern circa zwei bis drei Tage lang an und klingen dann allmählich ab.
Studien zufolge sind 50 bis 70 Prozent aller Teenager betroffen. Bei etwa zehn Prozent sind die Beschwerden so stark, dass sie nicht in der Lage sind zu arbeiten oder am Schulunterricht teilzunehmen. Spätestens dann ist eine Dysmenorrhoe behandlungsbedürftig.
Dysmenorrhoe: Krämpfe und mehr
Die Kontraktionen der Gebärmutter gehen nicht nur mit ziehenden, krampfartigen Unterleibsschmerzen oberhalb des Schambeins einher. Sie machen sich häufig auch im unteren Rücken bemerkbar, ebenso können sie in die Beine ausstrahlen.
Viele leiden zudem an starken Kopfschmerzen, auch können Übelkeit oder leichte Durchfälle auftreten. Während die Blutungsstärke in der Regel keinen Einfluss auf die Intensität der Beschwerden hat, kann Stress zur Verschlimmerung der Schmerzen beitragen.
Primäre und sekundäre Dysmenorrhoe
Bestehen die Schmerzen seit der ersten Periode, ohne dass körperliche Ursachen dafür verantwortlich sind, spricht man von primärer Dysmenorrhoe. Zur vollen Ausprägung kommt sie, wenn sich regelmäßig Zyklen mit Eisprung eingestellt haben. Dies ist durchschnittlich mit 16 Jahren der Fall. Danach werden die Beschwerden im Verlaufe der Jahre meistens schwächer, vor allem nach einer Geburt. In seltenen Fällen bleiben sie darüber hinaus bestehen.
Lassen sich die Schmerzen auf eine organische Ursache zurückführen, liegt eine sekundäre Dysmenorrhoe vor. Sie betrifft typischerweise bislang beschwerdefreie Frauen. Selten entwickelt sich eine sekundäre Dysmenorrhoe vor dem 25. Lebensjahr, meist sind Frauen im Alter von 30 bis 40 Jahren betroffen.
Unter bestimmten Umständen ist es aber auch möglich, dass sich auch bei einer sekundären Form schon ab der ersten Menstruation starke Schmerzen einstellen, beispielsweise aufgrund von Fehlbildungen, Lageanomalien der Gebärmutter oder einer Endometriose. Später sind es vor allem Veränderungen des Uterus (z. B. Myome, Polypen) oder mechanische Verhütungsmittel (z. B. Spirale).
Während sich eine primäre Dysmenorrhoe in der Regel in der Selbstmedikation gut behandeln lässt, gehört die sekundäre Form immer in ärztliche Behandlung.
Übeltäter Prostaglandine
Pathophysiologisch spielen Prostaglandine, vor allem Prostaglandin F2α (PGF2α), eine zentrale Rolle. Die Botenstoffe werden bei jeder Frau am Zyklusende nach Absinken des Progesteronspiegels gebildet. Sie lösen Kontraktionen der Uterusmuskulatur und damit eine Minderdurchblutung aus, wodurch die Gebärmutterscheimhaut überhaupt erst abgestoßen werden kann.
Bei Frauen, die unter einer primären Dysmenorrhoe leiden, ist die Prostaglandinausschüttung um ein Vielfaches erhöht. Das lässt die Gebärmutter der Betroffenen stärker und häufiger kontrahieren als es bei beschwerdefreien Frauen der Fall ist. Dadurch wird das Gewebe der Gebärmutter mit sehr wenig Sauerstoff versorgt, was einen starken ischämischen Schmerz bedingt. Die typische Begleitsymptomatik entsteht, da die Botenstoffe über den Blutkreislauf durch den ganzen Körper strömen.
Außerdem werden als Auslöser für das schmerzhafte Geschehen auch eine Senkung der Schmerzschwelle und psychische Aspekte diskutiert.
Drei Ansätze um Regelschmerzen zu behandeln
Ziel Ihrer Empfehlung ist es, dass Ihre Kundin beschwerdefrei durch die Tage kommt. Viele Betroffene fragen gezielt nach Schmerzmitteln. Sie sind eine wichtige Säule der Therapie. Doch es gibt weitere Optionen.
Klassiker NSAR
Die erste Empfehlung bei Menstruationsschmerzen sind nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), die als Prostaglandinsynthese-Hemmer kausal ins Schmerzgeschehen eingreifen. Unter ihnen sind Ibuprofen und Naproxen Mittel der Wahl.
Wann zum Arzt?
In der Selbstmedikation ist die Anwendung von NSAR auf vier Tage begrenzt. Bei länger bestehenden Regelschmerzen sollten Sie zum Arztbesuch raten, um organische Gründe auszuschließen.
Welche der beiden Substanzen sich besonders für schmerzhafte Regelblutungen eignet, lässt sich nicht pauschal sagen. Die schmerzstillende Wirkung der verschiedenen NSAR wird von den Frauen individuell unterschiedlich empfunden.
Naproxen hat gegenüber Ibuprofen den Vorteil einer vergleichsweise langen Wirkdauer von bis zu zwölf Stunden. Die Wirkung von Ibuprofen hält hingegen in der Regel circa sechs Stunden an. Besonders effektiv wirken beide Wirkstoffe, wenn sie rechtzeitig in einer ausreichend hohen Dosierung zur Anwendung kommen, wobei die geeignete Initialdosis vom Alter abhängt.
Empfehlen Sie Naproxen nur Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren, vorher besteht keine Zulassung für die Selbstmedikation. Als Initialdosis werden zwei Tabletten à 250 oder 200 Milligramm (mg) empfohlen. Acht bis zwölf Stunden später kann wieder eine Tablette genommen werden, aber nicht mehr als 750 mg am Tag.
Bei Ibuprofen können Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene mit 400 mg starten. Weitere Dosen von 200 bis 400 mg können nach sechs Stunden folgen, wobei die maximale Tageshöchstdosis von 1200 mg einzuhalten ist. Im Alter von zehn und elf Jahren beträgt die Einzeldosis 200 mg, die Tageshöchstdosis 800 mg. Falls bereits jüngere Mädchen eine Regelblutung haben, können sie gegen die Schmerzen ebenfalls 200 mg als Einzeldosis nehmen, aber nur bis zu 600 mg am Tag.
Hormonelle Option
Eine weitere ursächliche Therapieoption sind verschreibungspflichtige Hormonpräparate. Gestagene stellen den Standard dar. Sie können sowohl allein oder in Kombination mit Estrogenen zur Anwendung kommen. Estrogen-Gestagen-Kombinationspräparate eignen sich für Frauen, die zusätzlich hormonell verhüten möchten.
Gestagen-Monopräparate
Eine dauerhafte Gestagen-Einnahme stört den regelhaften Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, sodass weniger Schleimhaut abgeblutet werden muss. Folglich sind die Blutungen meist abgeschwächt und damit weniger schmerzhaft. Zusätzlich lässt sich eine Hemmung der Prostaglandinbildung nachweisen.
Bei jungen Mädchen verordnen Gynäkologen zur Behandlung der primären Dysmenorrhoe vor allem die Minipille mit Desogestrel sowie andere nicht-verhütende orale Gestagen-Monopräparate mit Dienogest oder Chlormadinon. Eine Alternative ist das Verhütungsstäbchen mit Etonogestrel. Bei älteren Frauen eignen sich zudem Dreimonatsspritzen mit Medroxyprogesteron oder hormonhaltige Verhütungsspiralen mit Levonorgestrel.
Estrogen-Gestagen-Kombinationen
Auch Estrogen-Gestagen-Kombinationen sind eine Option. Sie haben den Vorteil, dass das Estrogen zusätzlich den Zyklus stabilisiert, sodass seltener Zwischenblutungen auftreten als bei der Minipille. Machen die Anwenderinnen eine einwöchige Pillenpause, kommt es zur Abbruchblutung. In dieser Zeit sind Beschwerden möglich. Deshalb werden die kombinierten Präparate bei einer Dysmenorrhoe durchgehend ohne Pillenpause verordnet (Langzyklus-Schema). Geeignet sind dafür Hormonkombinationen mit einer konstanten Menge an Estrogenen und Gestagenen (monophasische Pillen).
Pflanzliche Alternativen
Hilfe aus der Natur bei Menstruationsschmerzen bieten bereits seit Jahrhunderten Heilpflanzen wie Frauenmantel, Gänsefingerkraut und Schafgarbe. Alle drei wirken aufgrund ihrer spasmolytischen Eigenschaften auf die glatte Muskulatur schmerzstillend. Die Volksmedizin verwendet die Pflanzen vor allem als Tee.
Inzwischen ist auch ein Präparat mit Tabletten zum Einnehmen erhältlich, das einen Trockenextrakt mit 250 mg Schafgarbenkraut enthält. Es richtet sich an Jugendliche ab zwölf Jahren zur symptomatischen Behandlung von leichten Krämpfen während der Menstruation.
Das Besondere an dem neuen Phytotherapeutikum ist, dass es sich im Gegensatz zu anderen pflanzlichen Therapien für die akute Anwendung eignet. Es kann also dann eingenommen werden, wenn der schmerzhafte Regelkrampf auftritt. Empfohlen wird ab dem ersten Tag der Regelblutung die Einnahme von einer Tablette zwei- bis dreimal täglich über maximal sieben Tage.