Protein
KLOTHO KÖNNTE AUCH UNSEREM GEDÄCHTNIS AUF DIE SPRÜNGE HELFEN
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Die alten Griechen hatten ja in ihrem Göttersystem für alles und jedes einen Zuständigen – und bei der Geburt eines Kindes waren es gleich drei: Klotho, Lachesis und Atropos. Klotho war diejenige Schicksalsgöttin, die den Lebensfaden am himmlischen Webstuhl spann. Wie lang der sein würde, bestimmte Lachesis – und Atropos schnitt ihn dann ab. Da die Wissenschaft sich in der Namensgebung gern der griechischen Mythologie bedient, war diesmal Klotho dran.
Denn ein langes, gesundes und wirkmächtiges Leben, das wünschen wir uns wohl alle. Das Klotho-Protein zirkuliert bei uns als Hormon im Blut und beeinflusst unter anderem den Insulinhaushalt, die Signalketten für bestimmte Wachstumsfaktoren sowie verschiedene Rezeptorfunktionen. Der Spiegel des Proteins ist bei Neugeborenen und Kindern hoch und nimmt dann im Laufe des Lebens kontinuierlich ab. Und es scheint auch die Leistung des Gehirns zu beeinflussen.
Klotho-Protein beeinflusst Hirnleistung
Obwohl das Hormon die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren kann, scheint Klotho auch das Gehirn und die geistigen Leistungen zu beeinflussen. „Studien zeigen, dass Menschen mit aus genetischen oder anderen Gründen erhöhten Klotho-Werten im Alter bessere geistige Leistungen, verzögerte neuropathologische Symptome und ein geringeres Risiko für Altersdemenz und Alzheimer haben“, berichtet Stacy Castner von der Yale University in New Haven.
Versuche haben zudem bereits gezeigt: Verabreicht man älteren Mäusen zusätzliches Klotho, bessert sich ihre geistige Leistung und sie entwickeln seltener eine Demenz. Castner und ihr Team wollten nun wissen, ob das auch bei Primaten funktioniert.
Gedächtnisoptimierung für Affen
Für den Tierversuch wählte das wissenschaftliche Team den Rhesusaffen. Der ist zu höheren kognitiven Funktionen fähig und stimmt phylogenetisch zu 93 Prozent mit uns Menschen überein, unsere Arten sind evolutionär also nah verwandt. Wie Menschen erleben auch Rhesusaffen mit dem Älterwerden geistigen Abbau und synaptische Veränderungen in verschiedenen Hirnregionen, darunter dem Hippocampus und dem präfrontalen Cortex.
Castner und ihre Kollegen verabreichten nun 18 Rhesusaffen eine einmalige, unter die Haut gespritzte Dosis des Klotho-Proteins. Die Affen waren im Schnitt rund 21 Jahre alt, das entspricht einem Menschenalter von ungefähr 65 Jahren. Vorher und in regelmäßigen Abständen danach ließen sie die Tiere Gedächtnistests absolvieren. Dabei mussten sich die Affen merken, in welchem von neun gleich aussehenden Behältern ein Futterstück platziert worden war.
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Eine geringe Dosis Klotho reicht dem Gehirn
Das Ergebnis war verblüffend und zeigte sich sehr schnell, nämlich schon vier Stunden nach der Spitze. Die Klotho-Affen schnitten in den Gedächtnistests signifikant besser ab als vor der Behandlung. Bei Kontrolltieren, die nur eine Kochsalzlösung injiziert bekommen hatten, war dies nicht der Fall. Der positive Effekt hielt zudem mindestens zwei Wochen lang an.
Erstaunlich auch, dass die Wirkung des Hormons weit über die Halbwertzeit des Proteins im Blut anhielt. Das könnte darauf hindeuten, dass es länger wirksame Veränderungen im Hirnstoffwechsel und anderen für die kognitiven Leistungen wichtigen Funktionen verursacht.
Ergänzende Tests ergaben: Auch wenn man Klotho in höherer Dosis spritzt, ist der Effekt nicht beliebig steigerbar. „Viel hilft viel“ greift also in diesem Fall nicht.
Gedächtnis-Protein auch für Menschen?
Castner und ihr Team glauben fest daran, dass auch Menschen von einer Behandlung mit dem Klotho-Protein profitieren könnten. Dabei scheint es besonders vielversprechend, wenn man den für die Kindheit natürlichen Spiegel des Hormons im Blut wiederherstellt.
Eine systemische, niedrigdosierte Behandlung könnte sich bei alternden Menschen als therapeutisch wirksam erweisen. Spannend bleibt allerdings die Frage, wie es überhaupt wirkt – denn Klotho dringt ja nicht bis ins Gehirn vor.
Quelle: wissenschaft.de