Comicdarstellung Mann aus dessen Kopf Puzzleteile kommen.© Blueastro / iStock / Getty Images Plus
Mit dem Alter steigt das Demenzrisiko. Um es zu senken, werden Bewegung, geistige Aktivität, ein stabiles soziales Netz und gut eingestellte Blutwerte empfohlen. Aber auch manche Medikamente können das Demenzrisiko senken so die Ergebnisse einer neuen Untersuchung.

Bekannte Substanzen, neuer Einsatz?

DIESE MEDIKAMENTE KÖNNEN DAS DEMENZRISIKO SENKEN

Rund 1,8 Millionen Deutsche leiden an Demenz. Um das Demenzrisiko zu senken, gibt es zahlreiche Ansätze. Aus Großbritannien kommen nun neue Daten, welche Medikamente geeignet sein könnten.

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Das Demenzrisiko steigt mit dem Alter an. Um es zu senken, werden Bewegung, geistige Aktivität, ein stabiles soziales Netz und gut eingestellte Blutwerte empfohlen. Medikamente kommen bisher eher zur Behandlung der Symptome zum Einsatz. Jetzt zeigt sich: Manche könnten auch das Demenzrisiko senken.

Forschende aus England haben sich die Daten von mehr als 130 Millionen Menschen aus insgesamt 14 Studien angesehen und kommen zu interessanten Schlüssel. Vor allem die Auswahl der untersuchten Wirkstoffe überrascht, es handelt sich nicht um klassische Präparate gegen Demenz.

 

Demenzrisiko senken durch bekannte Medikamente

Welche bewährten Substanzen das Demenzrisiko senken könnten, untersuchte ein Team um Dr. Benjamin Underwood, University of Cambridge, und Dr. Ilianna Luorida von der University of Exeter. Dazu werteten die Forschenden 14 Studien aus. Das Ergebnis: Antibiotika, antivirale Wirkstoffe und Impfstoffe könnten das Demenzrisiko tatsächlich senken.

Wurden solche Substanzen angewendet, konnte ein Zusammenhang mit einem geringeren Demenzrisiko hergestellt werden. Das stützt die Hypothese, dass Demenzen durch virale oder bakterielle Infekte ausgelöst werden könnten. Auch einige entzündungshemmende Substanzen wie Ibuprofen scheinen das Demenzrisiko zu senken. Der Grund dafür könnte sein, dass einige Gene, von denen man weiß, dass sie mit einem erhöhten Demenzrisiko in Verbindung stehen, in entzündlichen Signalwegen wichtig sind. Entzündungen scheinen generell bei der Entstehung von Demenzerkrankungen eine Rolle zu spielen. Ob man einer Demenz aber tatsächlich vorbeugen kann, indem man bestimmte Medikamente einnimmt, ist damit  nicht bewiesen.

Kann man einer Demenz vorbeugen, wenn man Medikamente schluckt?

Widersprüchliche Ergebnisse fanden die Forschenden bei einigen Substanzklassen. Ganz so einfach scheint sich das Demenzrisiko nicht senken zu lassen. Ein gut eingestellter Blutdruck oder Diabetes sind zwar wichtig, um die Gefäße flexibel zu halten und so das Demenzrisiko zu senken. Doch während einige Blutdrucksenker, Antidepressiva und Antidiabetika das Demenzrisiko statistisch senken konnten, traf das für andere Substanzen nicht zu. Es scheint also nicht ohne Weiteres möglich, einer Demenz vorzubeugen, indem man Medikamente schluckt.

Der Grund, warum es nicht so einfach ist, einer Demenz vorzubeugen, liegt nicht unbedingt in den Medikamenten selbst. Vielmehr erhöht Krankheiten wie Diabetes oder eine Depression als solche das Demenzrisiko, ebenso wie ein hoher Blutdruck. Indem man die Grunderkrankung behandelt, kann man das Demenzrisiko senken. Erhöht bleibt es aber unter Umständen immer noch gegenüber der Normalbevölkerung. Weil die Medikamente aber  nur bei kranken Menschen eingesetzt werden, sind nicht zwingend sie die Ursache eines niedrigeren Demenzrisikos.

Demenz: Das sind Ursachen und Risikofaktoren

Demenzen haben unterschiedliche Ursachen, zum Beispiel Durchblutungsstörungen oder Ablagerungen im Gehirn. Risikofaktoren sind an erster Stelle

  • das Alter,
  • Depressionen,
  • geringe Bildung,
  • eingeschränkte Hör- oder Sehfähigkeit,
  • soziale Isolation,
  • Kopfverletzungen,
  • Bluthochdruck,
  • Diabetes Typ 2,
  • Rauchen und Alkoholkonsum.  

Das Demenzrisiko kann man also senken, indem man sich um einen gesunden Lebensstil bemüht und Grunderkrankungen behandelt.

Das Team aus England will wissen, welche Medikamente das Demenzrisiko senken können, weil es ein Ziel hat: Drug Repurposing. Damit hofft man, für bewährte zugelassene Arzneimittel neue Einsatzgebiete zu finden. Weil man bisher Demenzen nur unzureichend behandeln kann, hoffen die Forschenden über diesen Weg, neue Therapien zu erschließen.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/geringeres-demenzrisiko-durch-diese-arzneimittel-153070/
https://neuroscience.cam.ac.uk/antibiotics-vaccinations-and-anti-inflammatory-medication-linked-to-reduced-risk-of-dementia/
https://alz-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/trc2.70037

 

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