Ein Mädchen im Teenageralter liegt zusammengekrümmt und mit verzerrtem Gesicht auf dem Sofa und hält sich mit beiden Händen den Bauch.© Prostock-Studio / iStock / Getty Images Plus
Zwei von drei Frauen haben Schmerzen während ihrer Periode; Mädchen und junge Frauen besonders häufig.

Orale Kontrazeptiva

PILLE GEGEN PERIODENSCHMERZEN – FUNKTIONIERT DAS?

Viele Frauen kennen das: schmerzhafte Krämpfe während der Periode. Im Fachjargon heißt dieses Problem (primäre) Dysmenorrhoe, der Arzt verschreibt häufig die Antibabypille. Aber hilft die Pille überhaupt gegen Regelschmerzen? Das haben Forscher jetzt analysiert.

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Zwei von drei Frauen haben Schmerzen während ihrer Periode. Gibt es keine anderweitige Ursache wie zum Beispiel Endometriose, Myome oder Lageanomalien der Gebärmutter, spricht man von einer primären Dysmenorrhoe. Da der Zyklus selbst mit seinen hormonellen Veränderungen hier die Schmerzen verursacht, verordnen Gynäkologen oft orale Kontrazeptiva; teilweise im Langzyklus-Einnahmeschema, sodass es gar nicht erst zur Regelblutung kommt.

Eine aktuelle Cochrane Review aus Dänemark hat nun insgesamt 21 Studien verglichen und ausgewertet, die die Daten von 3723 Frauen umfassen. Und tatsächlich: Orale Kontrazeptiva können Regelschmerzen in gewissem Maße lindern. Einen Wermutstropfen liefern die Dänen aber gleich mit. Der Preis für die Wirkung ist nämlich möglicherweise (zu) hoch.

Wie sehr hilft die Pille gegen Menstruationsschmerzen?

Professor Dr. Jeppe Schroll vom Universitätsklinikum Odense und sein Team haben sich ausschließlich randomisierte, kontrollierte Studien angesehen. Damit sind ihre Auswertungen recht zuverlässig. Alle Teilnehmerinnen litten an primärer Dysmenorrhoe, andere Ursachen für die Schmerzen wurden vorher ausgeschlossen. Und sie nahmen kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK) ein. KOK enthalten eine Estradiol-Komponente kombiniert mit einem Gestagen.

  • Insgesamt konnten KOK die Schmerzen moderat lindern, besser als Placebo.
  • In elf Studien, die Placebo oder keine Behandlung mit KOK verglichen, ergab sich eine höhere Chance auf Schmerzlinderung durch die Behandlung.
  • Acht Studien verglichen KOK mit unterschiedlich hohen Konzentrationen von Ethinylestradiol miteinander. Eine Dosis von 20 Mikrogramm und eine von 30 Mikrogramm unterschieden sich aber in ihren Wirkungen nicht signifikant.
  • In einer Studie, die die Einnahme im Langzyklus ohne Pause mit dem klassischen Regime von 21 Tagen Einnahme mit einer Woche Pause verglich, linderte das KOK im Langzeitzyklus etwas besser die Schmerzen.
  • Interessant: Die Studie, die die schmerzlindernde Wirkung von nichtsteroidalen Antirheumatika mit der von KOK verglich, konnte keinen signifikanten Unterschied feststellen.

Hoher Preis: Höhere Risiken durch KOK

Bei der Einnahme von KOK erhöhte sich das Risiko für vaginale Zwischenblutungen um das 2,5-Fache. Hier sind die Daten sehr verlässlich. Auch ein wahrscheinlich um die Hälfte höheres Risiko für Kopfschmerzen besteht, Übelkeit kann sogar bis zu 64 Prozent häufiger auftreten.

Generell kommt es unter KOK öfter zu schweren Nebenwirkungen, verglichen mit Placebo. Auch eine Erhöhung der Estradioldosis kann Zwischenblutungen wahrscheinlicher machen. Übrigens konnten die dänischen Wissenschaftler keine Unterschiede zwischen unterschiedlichen Estradiolkomponenten nachweisen.

Zusammenfassend kann man sagen: Die Pille kann helfen, schmerzhafte Regelblutungen zu behandeln. Allerdings muss stets das Risiko für unerwünschte Wirkungen im Blick behalten werden und eine sorgfältige Abwägung erfolgen. Denn sonst werden aus Periodenschmerzen möglicherweise andere Probleme.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wie-gut-wirkt-die-antibabypille-gegen-regelschmerzen-141556/
https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD002120.pub4/full 

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