Ameise auf einem Grashalm© Antrey / iStock / Getty images Plus
Ameisen sind in der Lage, Krebszellen zu identifizieren.

Onkologie

AMEISEN - DIE SPÜRHUNDE DER KREBSDIAGNOSTIK

Während sich ein Gärtner über die sechsbeinigen Winzlinge ärgert, frohlockt der Wissenschaftler: Offenbar sind Ameisen in der Lage, Krebszellen zu identifizieren. In ersten Untersuchungen zeigten die Insekten schnell Trainingserfolge. 

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Blindenhunde kennt man. Auch Hunde, die Hypoglykämien oder epileptische Anfälle erschnüffeln können, bevor man sie klinisch bemerkt. Die Vierbeiner konnten sich ebenfalls schon in der Krebsdiagnostik beweisen. Denn entartete Zellen setzen flüchtige Substanzen frei, die durch das hochsensible Sinnessystem der Tiere erfasst werden – und das teilweise nur durch das Schnuppern an menschlichen Körperflüssigkeiten. 

Der Nachteil von Hunden: Sie benötigen ein zeitintensives Training und nicht jeder Hund ist geeignet. Großflächig kommen die Tiere daher nicht zum Einsatz, obwohl dieser naheliegt. Aber Ameisen? Besitzen die Insekten überhaupt ein richtiges Riechorgan und wie schlagen Ameisen merkbar an? 

Lernfähig und hochsensible Schnüffler

Tatsächlich bringen Ameisen die perfekten Eigenschaften mit: ein hochsensibles Geruchsorgan und eine schnelle Auffassungsgabe. Wissenschaftler*innen um Baptiste Piqueret von der Sorbonne-Universität in Paris nahmen sich der Aufgabe an, Exemplare der Art Formica fusca zu dressieren. In ihrem Versuchsaufbau versetzte das Team onkologisches Zellmaterial mit einer Zuckerlösung und verglich diese mit einer Probe gesunden Materials ohne lockende Zuckerlösung. Schon nach einer kurzen Trainingsphase entwickelten die Tiere eine Vorliebe für die Krebszellen – auch wenn die Vergleichsprobe mit gesunden Zellen ebenfalls mit Zuckerlösung gesüßt wurde. Das Geruchsmuster der entarteten Zellen hatte sich eingeprägt. Weitere Experimente zeigten sogar, dass die Insekten zwischen verschiedenen Krebsformen unterscheiden können. Konkret zwischen zwei Brustkrebsformen, die bei Betroffenen zu unterschiedlichen Verläufen führt. Ebenso wie Hunde erkennen Ameisen die flüchtigen Substanzen, die von den entarteten Zellen abgesondert werden. Innerhalb der Studie konnte das Team diese auch gaschromatografisch auftrennen und mittels Massenspektrometrie nachweisen. 
 

Bald neue Kollegen im Labor?

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich Ameisen als lebende Werkzeuge zum Nachweis von Biomarkern für menschlichen Krebs eignen“, schreiben die Forschenden. Die Vorteile liegen für die in der simplen Zucht und Haltung. Ebenso entfällt ein zeitintensives Training. „Unser Ansatz könnte auch auf eine Reihe anderer komplexer Geruchserkennungsaufgaben übertragen werden, wie etwa die Erkennung von Betäubungsmitteln, Sprengstoffen, verdorbenen Lebensmitteln oder anderen Krankheiten wie Malaria-Infektionen oder Diabetes“, schreiben die Autor*innen der Studie. Doch ob Ameisen tatsächlich bald Einzug in Diagnostiklabore finden, muss sich noch klären. „Unsere Forschung wird nun darauf abzielen, das Spektrum der krebsbedingten Gerüche, die von Ameisen erkannt werden können, zu erweitern“, schreibt das Team dazu. Zudem sollen weitere Untersuchungen klären, ob sich die Anwendung der Insekten auch Proben erweitern lassen, die direkt vom Körper abgegeben werden, wie beispielsweise Blut, Schweiß oder Urin.  

Quelle: www.wissenschaft.de

 

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