Buecher mit blauem, rotem und orangenen Cover nebeneinander, über- und untereinander© ABDA
Am 1. Februar startet die ABDA ihre Nachwuchskampagne „How to sell drugs offline (fast)“

Nachwuchs-Kampagne

ABDA WILL JUGENDLICHE MIT „MUTIGEN MOTIVEN“ FÜR APOTHEKENBERUFE BEGEISTERN

Am 1. Februar startet die ABDA ihre Nachwuchskampagne „How to sell drugs offline (fast)“. Deren Motive („Deine Oma kauft ihren Stoff bei mir“) spielen auf die ähnlich klingende Netflix-Serie an. Das gefällt nicht jedem. 

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ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold ist Apotheker aus Leidenschaft. Ihm ist jedoch bewusst, dass für immer weniger junge Menschen Apothekenberufe Traumberufe sind. „Wir wissen, dass wir werben müssen für unsere Berufe.“ Aber, machte er am 29. Januar bei einer Pressekonferenz klar: Wenn man werbe, „dann geht das nur, wenn wir die Zielgruppe ansprechen“. 

Und das seien junge Leute in der Schule, die sich jetzt für einen Beruf entscheiden. Bei ihnen müsse man Aufmerksamkeit wecken, auffallen, ihre Kommunikationskanäle nutzen. Das will die ABDA vom 1. Februar an für drei Jahre mit „mutigen Motiven“.
 

„Drogenkunde gehört bei uns den Lehrplan“

Der Kampagnentitel „How to sell drugs offline (fast)“ spielt auf eine ähnlich klingende Netflix-Serie um illegale Online-Drogengeschäfte an. Auf Postkarten und Postern der Kampagne heißt es dazu passend etwa: „Deine Oma kauft ihren Stoff bei mir“, „Drogenkunde gehört bei uns in den Lehrplan“ oder „Bock zu ticken?“. 

Zur Kampagne gehört auch eine Mockumentary „Die Apotheke“, also eine ausgedachte, aber wie eine Dokumentation wirkende Serie mit Schauspielern und Comedy-Elementen. Sie will auf witzige und überspitzte Art den Arbeitsalltag in der Apotheke darstellen. 
 

Freie Apothekerschaft: „äußerst geschmacklos“

Matthias Cieslak von der Agentur Cyrano, die die Kampagne entwickelt hat, stellte klar: In Recruiting-Kampagnen geht es ohne Zuspitzung nicht. Ein gutes Beispiel sind für ihn die Berliner Verkehrsbetriebe. Die hätten mal mit dem Slogan geworben: „Nach der Schule auf die schiefe Bahn.“ Niemand sei da auf die Idee gekommen, damit werde Werbung für eine kriminelle Laufbahn gemacht. Und bei der ABDA-Kampagne könne niemand ernsthaft auf die Idee kommen, dass in der Apotheke zukünftig illegale Drogen verkauft werden. Cieslak ging damit auf Kritik im Vorfeld der Kampagnenvorstellung ein, die einzelne Apotheker geäußert hatten. 

Aber auch Daniela Hänel, 1. Vorsitzende der Freien Apothekerschaft, hatte kritisiert: „Dealen und Drogen sind ein ernstes gesellschaftliches Thema, das mit unserer tagtäglichen Arbeit aber auch überhaupt nichts zu tun hat. Bei jährlich 2000 Drogentoten finden wir diese Aktion äußerst geschmacklos.“
 

Aufmerksamkeit plus Information

Dass die Kampagne mehr soll als Aufmerksamkeit bei der Zielgruppe erzeugen, verdeutlichte der ABDA-Kommunikationsleiter Benjamin Rohrer. Es gebe zwei Ebenen: „Eine Aufmerksamkeitsebene, die uns hilft, die Aufmerksamkeit der Zielgruppe zu erreichen.“ Diese bespiele man „mit auffälligen, polarisierenden Claims“. 

Und eine zweite Ebene, auf der man „tief über die Apothekenberufe informiert“. So wurden für jeden einzelnen Beruf How-to-Videos gedreht, mit denen die jeweilige Arbeit vorgestellt wird. Mit einer echten PTA zum Beispiel, nicht mit einer Schauspielerin. Weiter kann man sich in einer virtuellen 3-D-Apotheke umschauen und die Fachwelten dieses Arbeitsbereichs kennenlernen. 

„Hinter der Aufmerksamkeitsebene liegen sehr viele Materialien“, so Rohrer. Er stellt klar: „Wir sind die Falschen zu bewerten, ob das in dieser Zielgruppe ankommt.“ Deshalb wurden die Ideen durch junge Kreative entwickelt und dann in Befragungen an PTA-Schulen getestet.  
 

PTA-Beruf weitgehend unbekannt 

Wie wichtig nicht nur coole Sprüche, sondern ebenso sachliche Information ist, unterstrich auch Arnold: Junge Leute glauben nach seinen Erfahrungen teilweise, dass in Apotheken nur Apothekerinnen und Apotheker arbeiten, nicht auch noch andere Berufe und Menschen ohne Abitur. Viele könnten sich nicht vorstellen, was dort alles getan werde: „Was hinter dem Ladentisch passiert, ist für viele ein Geheimnis. Heute wollen wir dieses Geheimnis mal lüften.“ 

Der Druck, Nachwuchs für Apothekenberufe zu begeistern, wird größer, das weiß die ABDA. Rohrer legte am Anfang der Pressekonferenz eine Folie mit folgenden Angaben vor: 

  • Über 75 Prozent der Apothekenleitenden sagen: „Nachwuchsprobleme gehören zu den größten Defiziten im Versorgungsalltag.“ 
  • Über 70 Prozent der Apotheken suchen hängeringend nach qualifiziertem Personal.
  • Einer ABDA-eigenen Studie nach könnten bis 2029 rund 10 000 Fachkräfte im Markt fehlen. 

Nachwuchs-Kampagne auf allen Kanälen – und in Apotheken

Deshalb nun, so Rohrer: Eine „sehr mutige Kampagne, die man nicht zuerst in der Apothekerschaft verortet hätte“. Vom 1. Februar an wird es nach und nach immer weitere Veröffentlichungen geben. Vieles wird auf Kanälen wie Instagram, TikTok, Snapchat oder YouTube zu finden sein.

Doch auch Apothekenteams können das gesamte Material für ihre Zwecke und Stellenausschreibungen nutzen. Sie erhalten dafür Zugang über eine eigene Seite der ABDA. Das Material soll zudem für Berufs- und Ausbildungsmessen nutzbar sein. 

Quellen:
Pressekonferenz der ABDA am 29.1.2024 
Pressemitteilung der Freien Apothekerschaft 
Kampagnenmaterial unter: www.abda.de
 

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