Eine Frau, die durch ein Mikroskop schaut.© MarianVejcik / iStock / Getta Images Plus
Es laufen zahlreiche Forschungen weltweit, um herauszufinden, wie sich das Coronavirus schnell bekämpfen lässt.

Molnupiravir

BREMSE FÜR SARS-COV-2

In vorläufigen Studien konnte Molnupiravir das Coronavirus bei seiner Vermehrung bremsen. Wie das möglich ist, fanden Forschende am Göttinger Max-Planck-Institut (MPI) für biophysikalische Chemie und der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg heraus.

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Seit Beginn der Corona-Pandemie läuft die Forschung auf Hochtouren. Weltweit werden wissenschaftliche Projekte angetrieben, die untersuchen, wie sich das Virus bekämpfen lässt. Letztes Jahr stand der antivirale Wirkstoff Remdesivir im Rampenlicht, als es als erstes COVID-19-Medikament zugelassen wurde. Studien, darunter Arbeiten von Patrick Cramer am MPI für biophysikalische Chemie und Claudia Höbartner von der JMU Würzburg, zeigten jedoch, warum das antivirale Mittel bei COVID-19 eher schwach wirkt.

Wie Remdesivir ist auch Molnupiravir ein antiviraler Wirkstoff, der ursprünglich als Grippemedikament entwickelt wurde. Vorläufige klinische Studien zeigen schon eine hohe Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2. Cramer erklärt:

„Zu wissen, dass ein neues Medikament anschlägt, ist wichtig und gut. Allerdings ist es genauso wichtig zu verstehen, wie Molnupiravir auf molekularer Ebene wirkt, auch um Einsichten für die weitere Entwicklung antiviraler Substanzen zu erhalten.“

 

Erste Ergebnisse zeigen, dass Molnupiravir in zwei Phasen wirkt. Der Wirkstoff wird nach oraler Einnahme erst durch die Verstoffwechselung im Körper aktiviert. Körperzellen nehmen das Mittel auf und wandeln es in RNA-ähnliche Bausteine um.

Die erste Phase: In der ersten Phase schleust die virale Kopiermaschine, RNA-Polymerase genannt, die Bausteine aus Molnupiravir in das Virus-RNA-Erbgut ein. Doch Molnupiravir beeinträchtigt die Funktion der Kopiermaschine nicht direkt – anders als Remdesivir, das die RNA-Polymerase ausbremst.

Die zweite Phase: Die RNA-ähnlichen Bausteine verbinden sich in der zweiten Phase mit den Bausteinen des viralen Erbguts. „Wird dieses vervielfältigt, um neue Viren zu produzieren, enthält es zahlreiche Fehler, sogenannte Mutationen. Dadurch kann sich der Erreger nicht mehr vermehren“, erläutert Florian Kabinger, Doktorand in Cramers Abteilung. Auch bei anderen RNA-Viren scheint der Zwei-Phasen-Wirkmechanismus von Molnupiravir Mutationen auszulösen. Es hindert diese somit an einer weiteren Ausbreitung. „Mit dem Wirkstoff ließe sich möglicherweise ein ganzes Spektrum von viralen Erkrankungen behandeln“, so Höbartner.

Molnupiravir steckt momentan in der letzten Entwicklungsphase (Phase III), in der der Wirkstoff an einer großen Zahl von Patient*innen erprobt wird. Wie sicher Molnupiravir ist und, ob es als Medikament zugelassen werden kann, wird voraussichtlich noch dieses Jahr bekannt. Die US-Regierung zeigt sich jedenfalls optimistisch: Sie hat sich bereits rund 1,7 Million Dosen im Wert von über einer Milliarde Dollar gesichert.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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