Mutter mit Kind in Apotheke.© kzenon / iStock / Getty Images

Besondere Kundengruppen

KINDER – DIE KUNDEN VON MORGEN

Wenn Mütter oder Väter mit ihren Kleinen in die Apotheke kommen, sind zwei Zielgruppen zu beraten: die Eltern, die für die Umsetzung der Therapie verantwortlich sind, und die Kinder, die ein Vertrauen zur Apotheke entwickeln sollen.

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Kinder sind doch die Kunden von morgen! - so lautete die Antwort einer Restaurantchefin auf die erstaunte und erfreute Reaktion eines Elternpaares, als ihre Kinder so freundlich und zuvorkommend bedient wurden wie Erwachsene. Das könnte auch der Wahlspruch in Ihrer Apotheke sein, wenn Eltern mit Kindern Ihren Rat benötigen. In den meisten Fällen sind die Kleinen erkrankt, schlapp und unleidlich. Im Wartezimmer des Kinderarztes mussten Eltern und Kinder schon reichlich Geduld aufbringen und dann folgt die Beschaffung der Medikamente in der Apotheke.

Besser kurz und knapp Das A und O ist, die wichtigsten Informationen zur Anwendung der Arzneimittel sicher zu vermitteln. Wer als Mutter mit einem oder mehreren Kleinkindern in die Apotheke kommt, ist stark abgelenkt und steht häufig unter Stress. Der Elternteil muss aber wissen, welches Medikament für welches Kind in welcher Dosierung und Anwendungsdauer verabreicht werden soll. Am besten werden diese Angaben auf der Packung vermerkt. Nur wenige Kinder erhalten einen Medikationsplan vom Arzt.

Die zentrale Frage in der Beratung ist: „Was hat der Arzt gesagt, wofür die Medikamente sind und wie Ihr Kind diese einnehmen muss?“ So erfährt die PTA sehr gut, wie hoch der Wissensstand der Eltern ist und wo möglicher Beratungsbedarf besteht. Die Dosierungsempfehlung von Arzneimitteln bei Kindern orientiert sich am Körpergewicht in Kilogramm und erst in zweiter Linie am Alter. Bei Säuglingen und Kleinkindern als besonders vulnerable Patientengruppe ist auf die Richtigkeit der Verordnung zu achten, damit Über- oder Unterdosierungen vermieden werden.

Teilweise werden auch off-label-Verordnungen ausgestellt, wenn die Therapie das erfordert. Das bedeutet, es besteht zum Beispiel für den Arzneistoff, die Dosierung oder die Darreichungsform keine Zulassung für Kinder in diesem Alter. Bei solchen Unklarheiten ist der Arzt zu kontaktieren. Eine kritische Fehlerquelle ist auch der Übergang vom stationären zum ambulanten Bereich, wenn es zu Umstellungen der Darreichungsformen oder des Wirkstoffes kommt. Hier ist eine zusätzliche Prüfung zur Vermeidung von Medikationsfehlern wichtig.

Bitte genau erklären Bei der Verordnung von Säften, zum Beispiel Schmerzsäften, sollte eine Dosierspritze mitgegeben werden, damit exakt dosiert werden kann. Bei der Abgabe von Antibiotika-Trockensäften sollte den Eltern außerdem die Herstellung des Saftes in der Apotheke angeboten werden. Ansonsten ist die Zubereitung mit Leitungswasser immer zu erklären, da es schon vorgekommen ist, dass Eltern ihren Kindern das trockene Pulver verabreicht haben. Auch vermeintlich harmlose Arzneimittel wie Paracetamol-Zäpfchen oder abschwellende Nasentropfen wurden mangels Wissens von Eltern überdosiert, Fälle von Intoxikation bei Kindern sind beschrieben.

Red Flags Wenn Eltern im Rahmen der Selbstmedikation etwas für ihre Kinder kaufen wollen, dann ist es wichtig, die Grenzen dafür im Blick zu haben. Zentrale Fragen sind: „Wie alt ist das Kind?“; „Welche Beschwerden liegen wie lange vor?“, „Was haben Sie bereits unternommen?“, und „Waren Sie bereits beim Arzt?“. Handelt es sich um Säuglinge und Kleinkinder mit Fieber, undefinierbaren Schmerzen, starken Kopfschmerzen, Essen oder Trinken werden verweigert, Eintrübungen des Bewusstseins oder ähnliche Symptome, dann sollten Eltern und Kinder zum Arzt geschickt werden. Gerade bei Kindern können Stoffwechselfunktionen zum Beispiel durch Dehydrierung rasch entgleisen, wenn zu lange abgewartet wird.

Selbstmedikation bei Schulkindern Bei älteren Kindern können leichte Bagatellbeschwerden mit Empfehlungen der Selbstmedikation behandelt werden. Die älteren Kinder können persönlich nach ihren Symptomen befragt werden. Gemeinsam wird eine geeignete Darreichungsform ausgewählt. Schulkinder können zum Beispiel bereits gut Tabletten schlucken und lehnen dagegen Zäpfchen eher ab. Schmelztabletten erleichtern den Schluckprozess. Sind Kapseln verordnet, kann der Inhalt teilweise auch unter Apfelmus gerührt und verabreicht werden. Dies ist zum Beispiel bei einigen Methylphenidat-Kapseln möglich. Hier lohnt der Blick in die ABDA-Datenbank, um Informationen zur alternativen Einnahme zu finden.

Eltern stärken Frischgebackene Eltern sind auch bei leichten Beschwerden oft besorgt. Sie haben einen hohen Informationsbedarf, den Sie im persönlichen Gespräch in der Apotheke decken sollten. Mit einer guten umfassenden Beratung lassen sich ganze Familien als neue Stammkunden gewinnen. Auch wenn die Eltern die ersten Ansprechpartner sind, sollten die Kinder nicht vergessen werden. Der Nachwuchs steht nicht nur dabei, sondern nimmt sehr genau die Umgebung wahr, das tun bereits Kleinkinder.

Sie sollten aktiv angesprochen und in die Therapie einbezogen werden. So können Sie zum Beispiel erklären: „Dies ist ein Saft, den hat der Doktor für Dich ausgesucht, damit das Fieber runtergeht und die Schmerzen verschwinden. Wichtig ist, dass Du ihn regelmäßig nimmst, wie es Deine Mama oder Dein Papa sagt. Meinst Du, das schaffst Du?“ Auch können bei verschiedenen Geschmacksrichtungen zum Beispiel bei Elektrolytlösungen oder Schmerzsäften die Vorliebe des Kindes abgefragt werden.

Diesen Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/2022 ab Seite 108.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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