Rote Tomaten auf rotem Grund© Nature, food, landscape, travel / iStock / Getty Images Plus
Rot wie eine Tomate sollte die Haut nicht sein - viele Ausschläge sind aber in der Selbstmedikation behandelbar.

Hautrötungen

EKZEM, FURUNKEL & CO. – HAUTIRRITATIONEN IN DER SELBSTMEDIKATION

Viele Menschen suchen bei Hautausschlägen erst einmal die Apotheke auf. Dann ist es wichtig, dass Sie mögliche Ursachen kennen, die Fälle für die Selbstmedikation erkennen und Ihren Kund*innen die richtigen Präparate empfehlen. Eine Übersicht.

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Hautausschläge stören nicht nur optisch, sie jucken, zwicken oder brennen oft auch und sind berührungsempfindlich. Meist hat etwas die Haut gereizt und dabei das Immunsystem aktiviert, das nun mit einer Entzündung reagiert. Die Ursachen sind dabei vielfältig; ebenso vielfältig sind die verschiedenen Arten von Hautirritationen, die sie auslösen.

Bei den Ekzemen unterscheidet man exogene und endogene Ekzeme. Das bekannteste endogene Ekzem ist Neurodermitis, exogene Ekzeme gehen auf äußere Einflüsse wie Allergene, toxische Substanzen, UV-B-Strahlung, Kälte oder Wärme zurück. Außerdem gibt es noch weitere Ursachen für Hautirritationen, zum Beispiel:

  • Allergische Ekzeme und Urtikaria
  • Verbrennungen und Sonnenbrand
  • Hautinfektionen durch Bakterien, Viren oder Pilze
  • Kinderkrankheiten wie Windpocken, Masern oder Röteln
  • Rasurbrand oder eingewachsene Haare
  • Pickel, Furunkel und Karbunkel

Verschiedene Ausschläge unterscheiden

Natürlich können und dürfen Sie in der Apotheke keine Diagnose stellen. Ob es sich um einen Fall für die Selbstmedikation handelt oder ob Sie lieber an Mediziner*innen verweisen, können Sie aber mit gezielten Fragen eingrenzen. Und die meisten Kund*innen werden Ihnen ihren Ausschlag ohnehin zeigen.

Wichtige Fragen sind:

  • An welchen Körperstellen tritt die Hautirritation auf?
  • Wie äußert sich die Irritation? Ist die Stelle gerötet und warm, ist sie trocken oder nässt sie, liegen Bläschen vor oder schuppt sie, ist sie verkrustet?
  • Juckt oder schmerzt die Stelle?
  • Wann kam es zum Ausschlag? Ist zu diesem Zeitpunkt etwas Besonderes passiert, etwa ein Sonnenbad, Kontakt mit Putzmitteln, haben Sie neue Waschmittel oder Kosmetika verwendet?
  • Hatten Sie früher schon ähnliche Ausschläge? In welchen Situationen und was hat damals geholfen?
  • Haben Sie Allergien?

Pickel, Furunkel, Karbunkel – die eitrigen Drei

Sowohl Pickel als auch Furunkel sind eitergefüllte, entzündete Beulen auf der Haut. Ein Pickel entsteht, wenn ein Haarfollikel (der Kanal, durch den das Haar aus der Haut wächst) oder eine Talgdrüse verstopft ist. Das passiert, wenn Talg nicht richtig abfließen kann und die genannten Poren verstopft. Innerhalb des Pickels sammeln sich Talg, Bakterien wie Staphylococcus aureus und schließlich Eiter an.

Ein Pickel beschränkt sich dabei auf die Oberhaut, die Epidermis. Ein Furunkel ragt bis hinunter in die Lederhaut oder sogar ins Unterhautfettgewebe, an der Hautoberfläche ist es kirschkern- bis walnussgroß. Bei einem Karbunkel sind mehrere Furunkel zu einem einzigen, größeren Eiterherd verbunden, der umgangssprachlich Eiterbeule heißt. Furunkel und Karbunkel treten vor allem dort auf, wo die Haut weich ist und viel Schweiß und Talg absondert, im Gesicht, an Hals und Nacken, in den Achselhöhlen, im Schambereich, am Gesäß, in der Leistenregion und an den Oberschenkeln.

Von Furunkeln oder Karbunkeln können rote Streifen wegziehen. Das ist noch nicht automatisch eine Sepsis, umgangssprachlich Blutvergiftung. Es heißt aber, dass die Entzündung sich entlang der Lymphbahnen ausbreitet.

Wenn Furunkel im Gesicht auftreten, vor allem an der Nase und der Oberlippe, besteht die Gefahr, dass sich die Bakterien ins Gehirn ausbreiten und dort zu Komplikationen führen, etwa einer Hirnhautentzündung (Meningitis) oder einer Sinusvenenthrombose, also Gerinnseln in den großen Blutgefäßen. Deshalb: Hände weg! Furunkel im Gesicht sollte man keinesfalls versuchen, auszudrücken.

Furunkel und Karbunkel gehören generell in ärztliche Hand. Ärzt*innen können den Abszess eröffnen. Sie setzen also einen Schnitt, lassen den Eiter ab, desinfizieren die Wunde und legen, wenn nötig, einen antibiotisch imprägnierten Stoffstreifen ein.

Bei Pickeln und kleineren, noch wachsenden Furunkeln (die also noch nicht voll ausgebildet sind; Ärzt*innen können das ertasten) kann eine Zugsalbe den Reifungsprozess beschleunigen. Zugsalben eignen sich bei

  • unreifen Furunkeln,
  • tiefliegenden Pickeln, bei denen sich noch kein Eiterkopf zeigt,
  • Rasierpickeln/Rasurbrand und
  • eingewachsenen Haaren.

Zugsalben verstärken die Durchblutung, wodurch der Pickel weiter reift. Außerdem weichen sie die Haut auf, wodurch der Pickel oder Furunkel sich leichter entfernen lässt. Schwarze Zugsalben enthalten Ammoniumbituminosulfonat aus Schieferöl, einem fossilen Rohstoff. Alternativ enthält die grüne Zugsalbe pflanzliche Inhaltsstoffe, nämlich Lärchenterpentin, Terpentinöl aus der Strandkiefer und ätherische Öle.

Ausschlag durch Allergie

Allergische Ekzeme sind eine Art von Hautausschlag, der durch eine allergische Reaktion auf bestimmte Auslöser wie Kosmetika, Reinigungsmittel oder Medikamente verursacht werden kann. Auch Lebensmittel, Metalle oder Mückenstiche gehören zu den möglichen Auslösern.

Ruft ein Mückenstich eine starke Hautreaktion hervor, ist diese womöglich nicht allein allergisch bedingt.. Auch eine bakterielle Infektion ist möglich. In diesem Fall sind Antibiotika nötig, meist unterstützt durch Ethacridinlactat-Umschläge.

Die Symptome von allergischen Ekzemen reichen von milden Rötungen und Schwellungen bis hin zu starkem Juckreiz und Schmerzen. In einigen Fällen kann es auch zu Blasenbildung kommen. Der Schlüssel zum Vorbeugen von allergischen Ekzemen ist die Allergene zu identifizieren und zu meiden.

Im Akutfall helfen Antihistaminika in Gelform zum Auftragen oder auch topische Corticosteroide wie Hydrocortisoncremes. Bis zu einer Konzentration von 0,5 Prozent benötigen Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren für Hydrocortison zur Anwendung auf der Haut kein Rezept. Alternativ oder ergänzend können Sie Gerbstoffpräparate, als Cremes oder Bad etwa, empfehlen. Als Wirkstoffe stehen Ihnen pflanzliche Hamamelis-Extrakte oder synthetische Gerbstoffe zur Verfügung. In schweren Fällen kann es auch nötig sein, Antihistaminika oder Corticosteroide einzunehmen.

Arzneimittelallergien äußern sich oft als kleine, juckende rote Flecken, die auch zu flächigen Hautrötungen zusammenlaufen und Blasen bilden oder sich abschuppen können. Manchmal gehen sie auch mit Kreislaufproblemen, Atemnot oder Fieber einher. Arzneimittelallergien können lebensbedrohlich verlaufen. Das Medikament, das die Allergie auslöst, darf nicht weiter eingenommen werden. Betroffene gehören in ärztliche, gegebenenfalls notärztliche Hand. Die häufigsten Medikamente, die Allergien mit Hautreaktionen auslösen, sind

  • Penicillin
  • Sulfonamide
  • Opiate
  • nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR, z.B. Ibuprofen, Acetylsalicylsäure, Diclofenac)

Generell können aber viele weitere Wirkstoffgruppen zu allergischen Exanthemen führen.

Kontaktallergien treten an der Stelle auf, an der die Haut das Allergen (Nickel, aber auch Latex oder Inhaltsstoffe in Kosmetika) berührt hat. Zum Beispiel da, wo der Hosenknopf auf den Bauch trifft oder um ein Ohrloch oder Piercing herum. Tückisch ist dabei, dass das Kontaktekzem auch längere Zeit nach dem Kontakt auftreten kann.

Urtikaria ist der Fachbegriff für Nesselsucht. Sie entsteht bei einer übermäßigen Histamin-Ausschüttung, zum Beispiel bei Allergien, aber auch bei Infektionen, physikalischen oder chemischen Reizen, UV-Licht oder dem Kontakt mit Brennnesseln, die selbst Histamin an die Haut abgeben. Typisch ist ein roter, erhabener Ausschlag und mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen, den sogenannten Quaddeln. In einigen Fällen kann es auch zu Schwellungen und Atembeschwerden kommen.

Urtikaria wird mit topischen Antihistaminika und Cortisoncremes behandelt, gegebenenfalls auch Antihistaminika zum Einnehmen. Kühlen lindert den Juckreiz und die Schmerzen. In schweren Fällen werden die Arzneimittel injiziert und gegebenenfalls zusätzlich Immunsuppressiva gegeben.

Denken Sie bei Hautausschlägen auch an Scharlach, Windpocken, Gürtelrose, Ringelröteln, Masern und Dreitagefieber. Gegen Scharlach und das Dreitagefieber gibt es keine Impfungen, gegen die anderen Viruskrankheiten, je nach Alter, schon. Fragen Sie den Impfstatus ab und fragen Sie nach weiteren Symptomen wie Fieber.

Infizierte Haut

Keime wie Bakterien, Viren und Pilze gehören zum Hautmikrobiom, können sie aber auch erkranken lassen. Zu bakteriellen Hautinfektionen kommt es oft nach kleinen Verletzungen, dafür reichen schon Kratzer, winzige Risse in trockener Haut oder Mückenstiche. Gelangen die hauteigenen Erreger in die Wunde, entzündet sie sich. Bei Insektenstichen kann auch das Tier selbst Keime in die Wunde eintragen.

Bei den Pilzinfektionen ist Candida albicans, ein Hefepilz, der häufigste Erreger. Viren, die die Haut befallen, sind vor allem Herpesviren, von denen es acht für den Menschen schädliche gibt und zu denen auch die Varizellen gehören, die Windpocken auslösen. Pilzinfektionen der Füße, der Nägel und der Vagina können in der Selbstmedikation behandelt werden, ebenso Lippenherpes. Alle anderen Hautinfektionen gehören in ärztliche Hand.

Quellen:
https://www.apotheken.de/gesundheit/gesund-leben/selbsthilfe/10667-ekzem-rasche-selbsthilfe
https://www.patientenberatung.de/de/informationen/gesundheit/furunkel-und-karbunkel
https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/arzneimittelexanthem
https://www.netdoktor.de/krankheiten/nesselsucht/ 

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