Vergleichsstudien
MEDIKAMENTE BEI MIGRÄNE: WAS AM SCHNELLSTEN WIRKT
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Migräne ist kein simpler Kopfschmerz. Die pulsierenden, meist einseitigen Schmerzwellen werden häufig begleitet von Übelkeit, Lichtempfindlichkeit, Erbrechen oder Sehstörungen. Starke Migräneanfälle können Betroffene regelrecht niederstrecken, für Stunden oder gar Tage. Viele müssen sich krankmelden.
Ob und wie viele Migräneanfälle auftreten, ist teilweise genetisch bedingt. Aber auch von der allgemeinen körperlichen Verfassung und den Lebensumständen abhängig. Doch trotz des Leidensdrucks und der vielen Betroffenen herrscht bislang keine Einigkeit darüber, welche Medikamente bei Migräne vorrangig eingesetzt werden sollen, um die Anfallshäufigkeit zu reduzieren und auftretende Anfälle schnell zu beenden. Eine neue Metaanalyse soll Klarheit bringen.
Medikamente bei Migräne – eine Übersicht
Für viele Menschen sind Medikamente bei Migräne ein zentraler Bestandteil des Behandlungsplans. Dazu gehören auch einige Migräne-Medikamente ohne Rezept. Tatsächlich greifen die meisten Betroffenen zu klassischen Schmerzmitteln wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol. Dabei finden sich in der Selbstmedikation auch spezielle Migräne-Tabletten.
Triptane besetzen als Agonisten die 5HT1-Serotoninrezeptoren, was die Gefäße im Gehirn verengt und so zur Schmerzlinderung beiträgt. Auch Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Lichtempfindlichkeit gehen zurück. Die Wirkstoffe Naratriptan, Almotriptan und Sumatriptan sind in Deutschland rezeptfrei erhältlich.
Doch einen Nachteil haben Triptane als Medikament bei Migräne: Sie verengen nicht nur die Gefäße im Gehirn, sondern auch periphere Blutgefäße. Weshalb sie bei Patient*innen mit bestimmten Herz-Kreislauf-Erkrankungen kontraindiziert sind. Für diese Menschen wurden moderne Wirkstoffklassen wie die Ditane entwickelt. Diese greifen zwar auch am Serotoninrezeptor an, doch nur an einem bestimmten Subtyp, der keinen Einfluss auf periphere Blutgefäße zeigt. Ebenfalls neu unter den Medikamenten bei Migräne sind Gepante. Diese Substanzen blockieren den CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide)-Rezeptor. Dies verhindert die Ausschüttung eines bestimmten Peptids, das ebenfalls die Hirngefäße bei einem Migräneanfall weit stellt.
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Die Ergebnisse von 137 randomisierten und kontrollierten Studien zu Medikamenten bei Migräne wurden in der sogenannten Netzwerk-Metaanalyse verglichen. Zentrale Punkte waren:
- Schmerzlinderung zwei Stunden nach Einnahme
- Schmerzfreiheit nach 24 Stunden
- Wirkung auf Begleiterscheinungen
- Unerwünschte Wirkungen.
Bei fast allen Kriterien schnitten die Triptane als beste Medikamente gegen Migräne ab. „Eletriptan, Rizatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan hatten die besten Wirkungsprofile und waren effektiver als die neu vermarkteten Medikamente Lasmaditan, Rimegepant und Ubrogepant”, schreiben William Karlsson vom Universitätsklinikum Kopenhagen. Überraschend: Geht es um die Schmerzfreiheit nach 24 Stunden, erwies sich auch Ibuprofen als effektives Medikament bei Migräne, wohingegen Paracetamol lediglich besser als Placebo wirkte. Sind Triptane kontraindiziert, können moderne Wirkstoffklassen zum Einsatz kommen. Diese besitzen jedoch zum Teil unerwünschte Wirkungen wie Schwindel, Müdigkeit und Empfindungsstörungen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Geht es um schnell wirksame und gut verträgliche Medikamente bei Migräne, sollten Triptane die erste Wahl sein. „Die effektivsten Triptane sollten als bevorzugte Akutbehandlung bei Migräne betrachtet werden und auch in die Liste der essenziellen Medikamente der WHO aufgenommen werden”, berichtet auch das Forschungsteam. Doch scheinen sie noch nicht so eingesetzt zu werden: Der Anteil an Triptanen als Medikamente gegen Migräne liege in Deutschland laut Robert Koch-Institut bei 7,3 Prozent.
Quelle: William Karlsson (Universitätsklinikum Kopenhagen) et al., The BMJ, doi: 10.1136/bmj-2024-080107
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