Arzt hält Probenblutentnahmeröhrchen mit PSA-Test-Etikett in der Hand.© utah778 / iStock / Getty Images Plus
Um Prostatakrebs früh zu erkennen, kann in Deutschland jeder krankenversicherte Mann ab 45 Jahren jährlich eine Tastuntersuchung der Prostata in Anspruch nehmen. Der PSA-Test ist eine weitere Untersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs. Doch wie sinnvoll ist er?

Früherkennung

WIRD PROSTATAKREBS DURCH PSA-TESTS ZU HÄUFIG DIAGNOSTIZIERT?

Seit ihrer Einführung gelten PSA-Tests als Diagnose-Instrument bei Prostatakrebs als umstritten. Im Rahmen des EU-Plans zur Krebsbekämpfung soll dieser Test nun Teil der Früherkennungsprogramme für Männer unter 70 Jahren werden. Wie sinnvoll ist das? Wird Prostatakrebs zu häufig diagnostiziert?

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Prostatakrebs ist die dritthäufigste Todesursache bei Männern. Eigentlich ein Grund, genauer hinzuschauen, damit Prostatakrebs früh diagnostiziert werden kann. Daher sieht ein neuer EU-Plan vor, die Screening-Maßnahmen zur Früherkennung von Prostatakrebs auszuweiten. Die jährliche Tastuntersuchung wird dann ergänzt durch Prostata-spezifisches Antigen (PSA)-Tests. Bei erhöhten Werten schließen sich weitere diagnostische Maßnahmen wie Magnetresonanztomographie oder letztlich eine Biopsie an.

Doch fast alle Länder wehren sich gegen die Einführung von PSA-Tests – zu umstritten sei ihr Nutzen-Risiko-Verhältnis. Eine Expert*innengruppe um Dr. Salvatore Vaccarella vom Cancer Surveillance Branch der International Agency for Research on Cancer in Lyon untersuchte daher für den Zeitraum von 1980 bis 2017:

  • wie häufig Prostatakrebs diagnostiziert wurde,
  • ob es Schwankungen in der Häufigkeit gab, wenn PSA-Tests eingesetzt wurden,
  • wie hoch die Sterblichkeitsrate von Prostatakrebs mit und ohne Früherkennung war.

Durch PSA-Test mehr Prostatakrebs diagnostiziert

Im gemessenen Zeitraum variierten die Häufigkeiten zur Diagnose von Prostatakrebs (Inzidenzraten) stark. Sowohl innerhalb der untersuchten Länder als auch innerhalb der Jahre. Die zeitlichen Schwankungen passten allerdings zu den Schwankungen beim Einsatz von PSA-Tests.

Vorsorge Prostatakrebs – der aktuelle Stand
Jeder Mann ab 45 Jahren hat in Deutschland jährlich Anspruch auf eine Tastuntersuchung der Prostata. Laut Informationen des Krebsinformationsdienstes werden dabei allerdings nur ein Drittel der Krebsgeschwüre entdeckt, denn sie müssen hierfür dem Darm benachbart und größer als ein Zentimeter sein. Daher bieten viele Praxen zusätzlich einen PSA-Test an, der den Wert des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) im Blut misst. Durch die Kombination steigt die Wahrscheinlichkeit, Prostatakrebs frühzeitig zu entdecken. Gleichzeitig fällt der PSA-Test häufig falsch positiv aus, denn es gibt viele Störfaktoren. Die Tastuntersuchung zur Diagnose zahlt die Krankenkasse, den PSA-Test (noch) nicht.

Anders sieht es bei den Messungen zur Sterblichkeit aus (Mortalitätsraten). Sie schwankten deutlich weniger und waren insgesamt abnehmend, in allen Ländern.

Einführung von PSA-Tests gut durchdenken

Die Forschenden sehen den Grund der starken Schwankungen bei den Inzidenzraten vor allem in einem Fehlgebrauch der PSA-Tests: Sie werden zu oft und aus opportunistischen Gründen durchgeführt. Die Ergebnisse sollten mit Vorsicht interpretiert werden. Dennoch schließen sich die Autor*innen vorangehenden Empfehlungen an: Jede künftig geplante Einführung von Prostatakrebs-Screenings sollte sorgfältig geplant werden und der Schwerpunkt darauf liegen, Schäden durch Über-Diagnosen klein zu halten.

Quellen:

https://www.krebsinformationsdienst.de/prostatakrebs/frueherkennung#c1964

https://www.bmj.com/content/386/bmj-2023-077738

×