Große Analyse
WELCHES MEDIKAMENT BEI MIGRÄNE AM BESTEN HILFT
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Die Anzahl der Medikamente gegen Migräne ist groß. Triptane, Ditane, Gepante, Schmerzmittel - da kann man schon mal den Überblick verlieren. Die klassische Migräne äußert sich oft nicht nur mit einseitigen, pochenden Kopfschmerzen, sondern Betroffenen ist übel, sie sind lichtempfindlich oder leiden Stunden vorher schon an Beschwerden.
Oft helfen die Medikamente schnell gegen Migräne. Die Forscher zeigen aber: die am besten wirksame Substanzklasse kommt zu selten zum Einsatz.
Alle gängigen Medikamente gegen Migräne unter der Lupe
17 verschiedene Medikamente gegen Migräne hat das Team um William Karlsson von der Universität Kopenhagen untersucht. Dazu analysierten die Forschenden insgesamt 137 Studien mit insgesamt 89 455 Teilnehmenden. Die Medikamente wurden bei Migräne auf den Rückgang der Schmerzen in zwei Stunden und auf die Schmerzfreiheit nach 24 Stunden untersucht, ebenso auf ihre Nebenwirkungen und die Wirkung auf die Begleiterscheinungen.
Am besten von allen untersuchten Medikamenten waren die Triptane gegen Migräne wirksam. Eletriptan, Rizatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan wiesen die besten Wirkprofile auf und waren sogar effektiver als die neu vermarkteten Substanzen Lasmiditan, Rimegepant und Ubrogepant. Neben Eletriptan erwies sich auch Ibuprofen als effektiv für die Schmerzfreiheit nach 24 Stunden.
Die große Enttäuschung unter allen untersuchten Medikamenten stellt Paracetamol dar. Die Substanz wirkt nicht besser gegen Migräne als Placebo.
Mit welchen Medikamenten kann man Migräne überhaupt behandeln?
Triptane sind Agonisten an verschiedenen Typen des Serotoninrezeptors und zählen zu den zahlreichen Medikamenten gegen Migräne. Einige Vertreter sind in bestimmten Dosierungen und kleinen Mengen rezeptfrei in der Apotheke erhältlich (Naratriptan, Almotriptan, Sumatriptan). Wegen ihrer fehlenden Selektivität für zentrale Serotoninrezeptoren sind sie bei Herz-Kreislauferkrankungen mit Vorsicht einzusetzen, denn sie führen zur Kontraktion der Gefäße.
Einziger Vertreter der Ditane ist Lasmiditan. Es weist eine Selektivität für einen Subtyp des Serotoninrezeptors auf, so wird eine Vasokonstriktion in der Peripherie verhindert. Auch die Freisetzung entzündungsfördernder Botenstoffe wie Substanz P (von Pain) und anderer Peptide wie dem CGRP (Calcitonin gene-related peptide) sinkt. Das macht das Medikament gut wirksam gegen Migräne. Achtung: die Verkehrstüchtigkeit ist unter Lasmiditan nicht mehr gewährleistet!
Die Gepante, von denen in Europa Rimegepant und Atogepant, in den USA noch Ubrogepant zugelassen sind, wirken als Antagonisten am CGRP-Rezeptor. CGRP ist ein Neuropeptid, das maßgeblich an der Entstehung von Migräne beteiligt ist. Es gibt noch weitere Medikamente gegen Migräne, wie Antikörper gegen CGRP. Auch klassische Schmerzmittel kommen zum Einsatz, manchmal in Kombination mit Wirkstoffen gegen Übelkeit. Auch für die Prophylaxe stehen zahlreiche Medikamente zur Verfügung, um die Häufigkeit einer Migräne zu reduzieren.
Alle neuen Medikamente wirken allerdings nicht so gut gegen Migräne wie die Triptane. Und trotzdem kommen diese nach Meinung der Forscher zu selten zum Einsatz. Nur 7,3 Prozent der Betroffenen wenden diese Medikamente an, wenn sie Migräne haben, so das Robert-Koch-Institut. Das sollte sich Karlsson zufolge ändern.
Quellen:
https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/medikamente-gegen-migraene-im-vergleichstest/
https://www.bmj.com/content/386/bmj-2024-080107
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