Ein Angiographie-Bild zeigt Blutgefäße des Gehirns.© mr.suphachai praserdumrongchai/iStock/Getty Images Plus
Gesunde Blutgefäße sind wichtig für ein gesundes Gehirn. Entsprechende Medikamente in Kombination senken das Demenzrisiko, fanden schwedische Forschende jetzt heraus.

Kombination ermittelt

DEMENZRISIKO LÄSST SICH DURCH MEDIKAMENTE SENKEN

In unserer alternden Gesellschaft steigt auch das Demenzrisiko. Vermutlich wird sich der Anteil Demenzkranker in den nächsten 50 Jahren verdreifachen. Das ist die schlechte Nachricht. Aber es gibt auch eine gute: Forschende haben entdeckt, welche Medikamente das Risiko senken.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Das Demenzrisiko jeder Person hängt mit unterschiedlichen Faktoren zusammen. Schwedische Forschende haben nun erstmals nachgewiesen, dass bestimmte Medikamente das Demenzrisiko senken. Sie müssen aber kombiniert und lange genug eingenommen werden.

Die schwedische Studie ist die bisher größte ihrer Art und geht erstmals auf Arzneimittelkombinationen ein, die für das Demenzrisiko besonders einflussreich sind. Zum Jubeln ist es zu früh, aber es ist ein Anfang.

Demenzrisiko sinkt mit Medikamenten-Kombination

Das Team um Mozhu Ding vom Karolinska-Institut Stockholm wollte herausfinden, ob man das Demenzrisiko mit bestimmten Arzneimittelkombinationen senken kann. Dazu untersuchten die Forschenden 88056 Demenzfälle aus den Jahren 2011 bis 2016 und verglichen die Daten mit denen von 880650 Menschen im gleichen Alters- und Geschlechterverhältnis ohne Demenz. Die Ergebnisse waren deutlich.

Das Demenzrisiko sank bei der kombinierten Anwendung von

  • Blutdrucksenkern,
  • Diuretika,
  • Lipidsenkern und
  • oralen Antikoagulanzien

zwischen 9 und 25 Prozent. Das galt aber nur, wenn die Medikamentenkombination mindestens für fünf Jahre eingenommen wurde. Die besten Ergebnisse für das Demenzrisiko brachte eine Kombination aus Antihypertensivum und Diuretikum mit entweder einem Lipidsenker oder einem oralen Antikoagulans. Hier sank das relative Demenzrisiko um 16 bis 44 Prozent.

Erstaunlich: Der Thrombozytenaggregationshemmer ASS ließ das Demenzrisiko um 13 bis 25 Prozent ansteigen, vor allem als Monotherapie. Hier sind noch weitere Untersuchungen nötig, betont die Studie.

Demenzrisiko senken durch Gefäßschutz

Die Forschenden halten es für wahrscheinlich, dass sich durch die gefäßschützenden Eigenschaften der Medikamente das Demenzrisiko senken lässt. Die verschiedenen Wirkstoffe könnten eine synergistische Wirkung haben. Beweise liefert eine solche rückblickende Kohortenuntersuchung aber nicht. 

Dass sich das individuelle Demenzrisiko durch gefäßschützende Maßnahmen senken lässt, ist nichts Neues. Die Gefäßgesundheit ist eng verbunden mit der des Gehirns. Maßnahmen, die die Gefäße schützen, wie

  • die Einstellung eines gesunden Blutdrucks,
  • die Senkung erhöhter Cholesterin- und Blutfettwerte und
  • die Vorbeugung von Thromben,

können so das Demenzrisiko senken. Ablagerungen werden so reduziert und die Elastizität der Gefäße bleibt möglichst lange erhalten. Das sorgt für eine gute Durchblutung auch in den Hirngefäßen, so dass das Demenzrisiko im Rahmen bleibt.

Demenz: Risikofaktoren aus den Gefäßen sind bekannt

Das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, lässt sich also mit der Kontrolle möglicher Risikofaktoren senken. Schätzungen zufolge leiden rund 70 Prozent der älteren Erwachsenen an mindestens einem für Demenz möglicherweise begünstigenden kardiovaskulären Risikofaktor. Das können ein erhöhter Blutdruck, erhöhte Cholesterinwerte oder Blutgerinnungsstörungen sein.

Hat man diese Risikofaktoren unter Kontrolle, wirkt das wahrscheinlich auf verschiedenen Wegen dem Demenzrisiko entgegen. Noch weiß man aber nicht, welches Zeitfenster im Leben maßgeblich dafür ist, die Demenz durch Kontrolle der Risikofaktoren in Schach zu halten. Es ist noch viel Forschung nötig.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/arzneistoff-kombis-senken-demenzrisiko-151775/
https://alz-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/alz.14389
https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/STROKEAHA.121.032614

×