Bauchspeicheldrüse
KEIN TROPFEN ALKOHOL BEI PANKREATITIS
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Die Bauchspeicheldrüse ist keilförmig, knapp 20 Zentimeter lang und liegt quer hinter dem Magen. Sie hat zwei Hauptfunktionen. Eine exokrine, nämlich Verdauungsenzyme wie Trypsinogen und Phospholipase herzustellen und in den Zwölffingerdarm abzusondern. Und eine endokrine, denn ihre Langerhansschen Inselzellen produzieren Insulin und Glucagon für den Zuckerstoffwechsel und weitere Hormone.
Bei einer Pankreatitis ist das Organ entzündet. Chronische Verlaufsformen gehen mit Schmerzen einher und die endo- und exokrine Funktion der Bauchspeicheldrüse ist eingeschränkt. In akuten Entzündungsphasen zersetzen die im Pankreas gebildeten Verdauungsenzyme das Organ. Eine akute Pankreatitis äußert sich mit plötzlichen, sehr starken abdominellen Schmerzen. Oft haben die Betroffenen auch Fieber, Verdauungsbeschwerden, ihnen ist übel und sie müssen sich übergeben.
Schnell zum Arzt
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), die die neue S3-Linie herausgegeben hat, ordnet ein: „Obwohl es sich um eine gutartige Erkrankung handelt, die in der Regel binnen weniger Wochen überstanden ist, sterben bei einem schweren Verlauf bis zu 15 Prozent der Betroffenen an einem Organversagen.“
Professor Dr. Markus M. Lerch vom Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität in München, der auch an der Leitlinie beteiligt war, verdeutlicht: „Entscheidend für den Behandlungserfolg ist die frühzeitige Differentialdiagnose und Einschätzung des Schweregrades der Erkrankung, um so zügig die passende Therapie einzuleiten.“
Was löst eine Pankreatitis aus?
Lerch zufolge sind die häufigsten Risikofaktoren für eine akute Bauchspeicheldrüsen-Entzündung Gallensteine und übermäßiger Alkoholkonsum. Sie sind jeweils für 30 bis 50 Prozent der Fälle verantwortlich. Wie genau Alkohol zu einer Pankreatitis führt, ist dabei noch nicht bekannt, aber Beobachtungen zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen dem Konsum und der Inzidenz besteht. Die Leitlinie hält auch erbliche Faktoren als Ursache für möglich. Und es gibt eine autoimmune Form der Pankreatitis.
Auch gewisse Grunderkrankungen begünstigen die Entzündung des Pankreas. So haben zehn Prozent der Betroffenen erhöhte Blutfettwerte, die ebenso wie Gallensteine die Gallengänge verengen können. Auch Tabakrauchen und das metabolische Syndrom sind der Leitlinie zufolge mit akuten Pankreatiden vergesellschaftet. Selten kommen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Infektionen mit Mumps-, Coxsackie-B-, Hepatitis- oder Zytomegalie-Viren oder Arzneimittelnebenwirkungen als Ursache in Frage. In 15 Prozent der Fälle bleibt der Auslöser jedoch unklar.
Arzneimittel, die eine Pankreatitis auslösen können
Die Leitlinie unterscheidet, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Medikament die Entzündung der Bauchspeicheldrüse begünstigt.
Definitiv: Acetaminophen, Asparaginase, Cimetidin, Cisplatin, Cytarabin, Didanosin, Enalapril, Erythromycin, Östrogene, Furosemid, Hydrochlorothiazid, Interferon-a2b, Lamivudin, Mercaptopurin, Mesalamin/Olsalazin, Methyldopa, Metronidazol, Octreotid, Opiate, Oxyphenbutazon, Pentamidin, Pentavalentes Antimon, Phenformin, Simvastatin, Steroide, Sulfasalazin, Sulfmethaxazol/Trimethoprim, Sulindac, Tetracyclin, Valproat
Wahrscheinlich: Carbamazepin, Cyclopenthiazid, Didanosin, Doxycyclin, Enalapril, Östrogene, Famotidin, Furosemid, Hydrochlorothiazid, Maprotilin, Mesalazin, Rifampin, Sulindac
Unklar: DPP4-Inhibitoren
keine Evidenz: Exenatid, Liraglutid
Wie behandelt man eine akute Pankreatitis?
Meist muss eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung im Krankenhaus therapiert werden, das betrifft in Deutschland jedes Jahr etwa 55 000 Menschen. Zunächst wird das Organ mit bildgebenden Verfahren untersucht. Dann erhält der Patient Ringer-Laktat-Lösung in Form einer kontrollierten Volumentherapie, die Flüssigkeitsmenge richtet sich also nach den Symptomen und Laborwerten des Patienten.
Gegen die starken Schmerzen empfiehlt die Leitlinie die Opioide Buprenorphin oder Pethidin. Auf Intensivstationen kommt hierzu auch eine Periduralanästhesie (PDA) in Frage, wie man sie beispielsweise bei einer Geburt anwendet. Antibiotika sollen nicht vorsorglich, sondern nur, wenn tatsächlich eine bakterielle Infektion vorliegt, zum Einsatz kommen. Von prophylaktischen Probiotika rät die Leitlinie ab.
Totalverzicht auf Alkohol
Wenn Alkoholkonsum die akute Pankreatitis ausgelöst hat, kommt es häufiger zu chronischen Verläufen und Rezidiven. Wie viel Alkohol konsumiert wurde, hängt dabei direkt mit der Anzahl, Häufigkeit und Schwere der akuten Attacken zusammen. Außerdem ist das Risiko höher, dass die Bauchspeicheldrüse in ihren exo- und endokrinen Funktionen eingeschränkt bleibt. Denn bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsen-Entzündung ersetzt Bindegewebe das Pankreasparenchym. Die Folge: Mangelerscheinungen.
Die Leitlinie empfiehlt daher, mehr zu essen um den BMI zu steigern. Mediziner und Leitlinien-Co-Autor Lerch mahnt außerdem: „Fortgesetzter Alkoholabusus beeinflusst die Prognose negativ. Wir empfehlen daher bei einer Pankreatitis den strikten Verzicht. Selbst kleine Mengen Alkohol können unter Umständen schaden."
Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/bei-pankreatitis-ganz-auf-alkohol-verzichten-129149/seite/alle/
https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2021/09/Leitlinie-LL-Pankreatitis_final_07.09.21.pdf