Frau bindet sich Turnschuh in der Natur© Tomwang112 / iStock / Getty Images Plus
Je nachdem, ob man eher früh morgens Sport macht oder spät abends, hat es unterschiedliche Auswirkungen auf unsere Gesundheit.

Zirkadianer Rhythmus

WIRKT SICH DIE TAGESZEIT BEIM SPORT AUF UNSERE GESUNDHEIT AUS?

Dass Bewegung sich positiv auf die Gesundheit auswirkt, ist bekannt. Ein Forscherteam hat nun untersucht, inwieweit die Tageszeit die Freisetzung organspezifischer Signale nach körperlicher Betätigung beeinflusst. Mit ihren Ergebnissen könnten Sporttherapien wirksamer angepasst werden. 

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Sind Sie eher der sportliche Morgenmuffel und gehen ausschließlich abends zum Sport oder gehören Sie zu den Menschen, die durch Sport am Morgen erst so richtig munter werden? Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass die Auswirkungen von Bewegung auf den Körper je nach Tageszeit unterschiedlich sind. Warum es diese Unterschiede gibt, wurde allerdings noch nicht vollständig erforscht.  

Unter der Leitung von Helmholtz Munich und dem Karolinska-Institut in Schweden hat sich nun ein internationales Forscherteam genau mit dieser Thematik beschäftigt. Ihre Untersuchungen legen dar, wie der Körper nach dem Sport je nach Tageszeit und organabhängig unterschiedliche gesundheitsfördernde Signale produziert. Es sind genau diese organspezifischen Signale, die sich auf die Gesundheit des Menschen auswirken. Sie haben Einfluss auf das Gedächtnis, den Schlaf, das Gleichgewicht sowie die körperliche Leistungsfähigkeit. 
 

Sport an die innere Uhr anpassen

„Wenn wir besser verstehen, wie sich Bewegung zu verschiedenen Tageszeiten auf den Körper auswirkt, könnte dies Menschen mit einem erhöhten Risiko für Krankheiten wie Adipositas und Typ-2-Diabetes zugutekommen“, erklärt Juleen R. Zierath vom Karolinska-Institut und dem Novo Nordisk Foundation Center for Basic Metabolic Research an der Universität Kopenhagen.

Wirft man einen Blick in unseren Körper, so ist bekannt, dass fast alle Zellen ihre biologischen Prozesse über einen Zeitraum von 24 Stunden regulieren. Diesen Prozess nennt man auch zirkadianen Rhythmus. Somit ist klar, dass je nachdem, zu welcher Tageszeit man sich bewegt, sich auch die Empfindlichkeit der verschiedenen Gewebe ändert. Es gibt bereits Untersuchungen, die bestätigt haben, dass die gesundheitsfördernde Wirkung, die von Bewegung ausgeht, verbessert werden kann, wenn sie auf den jeweiligen menschlichen zirkadianen Rhythmus abgestimmt ist. 
 

Studie mit Mausmodell 

Um diese Zusammenhänge und Auswirkungen besser verstehen zu können, wurden durch das Forscherteam eine Vielzahl von Untersuchungen an Mäusen durchgeführt. Diese hatten die Aufgabe, entweder am frühen Morgen oder am späten Abend zu trainieren. Für eine detaillierte Analyse wurden verschiedene Gewebeproben von Hirn, Herz, Muskel, Leber und Fett sowie Blutproben entnommen. Durch diese Art der Herangehensweise war es den Forschern möglich, Hunderte verschiedener Stoffwechselprodukte und Hormonsignalmoleküle in jedem Gewebe nachzuweisen. Außerdem konnten sie so nachverfolgen, was sich durch das Training zu unterschiedlichen Tageszeiten verändert
 

Atlas des Bewegungsstoffwechsels

Die Forscher haben ihre Ergebnisse in einem „Atlas des Bewegungsstoffwechsels“ zusammengefasst. Dieser Atlas stellt eine umfassende Karte von Signalmolekülen dar, die zeigt, wann die Botenstoffe in den unterschiedlichen Geweben nach körperlicher Belastung zu verschiedenen Tageszeiten vorhanden sind. 

„Dies ist die erste Studie, die den Stoffwechsel in Abhängigkeit von Bewegung und Tageszeit über mehrere Gewebe hinweg beschreibt. Wir verstehen jetzt besser, wie Bewegung gestörte zirkadiane Rhythmen, die mit Adipositas und Typ-2-Diabetes in Verbindung stehen, neu ausrichten kann. Unsere Ergebnisse werden neue Studien ermöglichen, die den richtigen Zeitpunkt körperlicher Belastung für Therapien und die Prävention von Krankheiten erforschen“, so Dominik Lutter, der die Studie seitens Helmholtz Munich leitete und sowohl am Helmholtz Diabetes Center als auch beim Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) forscht.
 

Weitere Studien notwendig

Das internationale Forscherteam  hat ihre Studie an Mäusen durchgeführt. Dadurch entstehen Einschränkungen, da Menschen und Mäuse zwar genetische, physiologische und verhaltensbezogene Merkmale teilen, es aber auch Unterschiede gibt. Daher sind weitere Studien notwendig. In einem nächsten Schritt muss außerdem noch untersucht werden, welchen Einfluss das Geschlecht, das Alter und Krankheiten auf die Signalproduktion haben. 

Quellen:
Sato, Dyar, Treebak et al., 2022: Atlas of Exercise Metabolism Reveals Time-Dependent Signatures of Metabolic Homeostasis. Cell Metabolism, DOI: 10.1016/j.cmet.2021.12.016.
https://idw-online.de/de/news786661
 

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