Ein Bild, das ein Kind mit Wachsmalstiften gemalt hat: Ein Mädchen mit vielen Zahnlücken, daneben vier Zähne mit lächelndem Gesicht.© czarny_bez / iStock / Getty Images Plus
Auf die Zahnlücke, wenn ein Milchzahn ausfällt, sind Kinder meist mächtig stolz. Schlägt ein Kind sich jedoch einen bleibenden Zahn aus, ist schnelles Handeln gefragt.

Zahnunfall

AUSGESCHLAGENE ZÄHNE RICHTIG RETTEN

Jedes dritte Kind in Deutschland erleidet einen Unfall, bei dem die Zähne beschädigt werden. Nach einem solchen Zahnunfall muss es schnell gehen, dann kann ein ausgeschlagener Zahn wieder anwachsen.

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Ein unachtsamer Moment reicht: Das Kind fällt und bremst mit dem Gesicht. Oder es rutscht vom Stuhl und bleibt an der Tischkante hängen. Schon ist ein Zahn abgebrochen oder ausgeschlagen. Was tun?

Wichtig, so die aktuellen Empfehlungen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV), ist die richtige Reaktion am Unfallort und eine schnelle zahnärztliche Versorgung. Eine kleine Box kann hier entscheidend sein. Wie man bei einem Zahnschaden richtig reagiert und was man beachten sollte, lesen Sie hier.

Zahn retten: Schmutz egal, Aufbewahrung wichtig

Dr. Hendrik Terheyden, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG), rät dazu, die Wurzel des ausgeschlagenen Zahns nicht zu berühren, auch nicht, um Schmutz zu entfernen. Lieber sollte der Zahn sofort in eine Zahnrettungsbox aus der Apotheke gelegt werden, die eine spezielle Nährlösung enthält. Hier bleiben die entscheidenden Zellen mindestens 24 Stunden am Leben, so die KZV.

Das ist entscheidend für ein erfolgreiches Wiedereinsetzen. Trocken gelagert sterben die Zellen binnen einer Stunde ab, der Zahn kann nicht mehr eingesetzt werden. Hat man keine Zahnrettungsbox zur Hand, tut es im Notfall auch kalte H-Milch oder Dosenmilch. Wasser oder Kochsalzlösung sind ungeeignet, der eigene Speichel zu sehr mit Bakterien belastet.

Wenn es gar nicht anders geht, ist es immer noch besser, den Zahn in der Mundhöhle des Betroffenen, zum Beispiel in der entstandenen Lücke, zwischenzulagern. Das ist aber wegen der eben erwähnten Bakterien im Speichel suboptimal. Und es ist je nach Alter des Patienten und seinem Zustand nach dem Unfall nicht immer möglich. Verschlucken oder Aspirieren (also Einatmen) des Zahnes sollten ausgeschlossen sein.

Gute Chancen für ausgeschlagene Zähne

Bei richtiger Aufbewahrung nach dem Unfall und sofortiger Versorgung beim Notfallzahnarzt stehen die Chancen gut, dass der Zahn wieder anwächst. Aus genau diesem Grund empfiehlt die DGMKG, Zahnrettungsboxen in Rettungswagen, Schulen, Sportstätten und weiteren Einrichtungen für Kinder und Jugendliche zu deponieren. Die enthaltene Nährlösung hält den Zahn feucht und vital.

Um eventuell anhaftenden Schmutz, zum Beispiel vom Boden, muss man sich übrigens keine Sorgen machen. Vor dem Wiedereinsetzen reinigt der Zahnchirurg den Zahn gründlich. Nach der Reposition des Zahnes versorgt er die umliegenden Gewebe, wie Kieferknochen, Zahnfleisch und umliegende Zähne. Anschließend wird der betroffene Bereich mit einer Schiene ruhiggestellt.

Nach dieser Erstversorgung können weitere Therapien wie Wurzelkanalbehandlungen oder kieferorthopädische Maßnahmen nötig sein. Zahnersatz ist bei Kindern und Jugendlichen erst dann empfehlenswert, wenn alle zahnerhaltenden Maßnahmen erfolglos bleiben.

Und Milchzähne?
Nur bleibende Zähne werden wieder eingesetzt. Ein Zahnarztbesuch ist nach einem Milchzahnunfall trotzdem wichtig, um sicherzustellen, dass der unter dem Milchzahn liegende Zahnkeim für den bleibenden Zahn unversehrt geblieben ist.

Mundschutz und Zahnrettungsbox empfohlen

Bei Kontaktsportarten empfiehlt die DGMKG das Tragen eines Sportmundschutzes, um das Risiko für Zahnverletzungen gering zu halten. Gerade dann, wenn man Jungen zuhause hat, ist die Anschaffung einer Zahnrettungsbox bestimmt eine gute Idee. Statistisch gesehen kommen Zahnunfälle bei ihnen häufiger vor als bei Mädchen. Die Eltern oder Erziehenden können hier aber sicherlich am besten einschätzen, wie wild ihre Kinder spielen.

Ein Zahnunfall ist die fünfthäufigste Verletzung im Kindes- und Jugendalter. Eine kleine Box kann also eine lebenslange Zahnlücke verhindern.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/was-man-mit-ausgeschlagenen-zaehnen-machen-sollte-143295/
https://register.awmf.org/assets/guidelines/083-004l_S2k_Therapie-des-dentalen-Traumas-bleibender-Zaehne_2022-10.pdf
https://www.kzbv.de/zahnunfall.179.de.html#
https://www.medizin.uni-tuebingen.de/de/patienten-und-besucher/expertentipps/unfaelle/ausgeschlagener-kinderzahn

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