Kunstbild Fake-News.© Anton Vierietin / iStock / Getty Images Plus
Menschen mit gewissen dunklen Persönlichkeitsmerkmalen neigen eher dazu empfänglich für Fake-News zu sein.

Verschwörungstheorien

WARUM SIND MANCHE MENSCHEN ANFÄLLIG FÜR FAKE-NEWS?

Es kursieren jede Menge Falschinformationen, ganz besonders zur COVID-19-Pandemie. Verschwörungstheoretiker verbreiten abenteuerliche Thesen, wie zum Beispiel, dass mit der Impfung heimlich Mikrochips implantiert werden, anhand derer die Menschen überwacht werden sollen. Wer glaubt das?

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Es gibt tatsächlich Menschen, die empfänglich für derartige Theorien sind, selbst wenn wissenschaftliche Fakten eindeutig dagegensprechen. Eine Studie zeigt nun, dass Menschen mit sogenannten „dunklen“ Persönlichkeitsmerkmalen, die vor allem auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind, eher dazu neigen, Falschmeldungen Glauben zu schenken.

Eine Rolle spielen außerdem ihre politische Orientierung und ihr Verhältnis zum Wissen. „Wir fassen diese Aspekte auch unter dem Begriff ‚epistemische Überzeugungen‘ zusammen“, erklärt Erstautor Jan Philipp Rudloff von der Universität Würzburg.

Epistemische Überzeugungen beschreiben die individuellen Vorstellungen über Wissen und Wissenserwerb. Kinder zum Beispiel können in vielen Punkten nur schwarz oder weiß sehen, sie lernen aber mit der Zeit zu differenzieren und dabei unterschiedliche Meinungen als gleichwertig anzuerkennen.

Irgendwann lernen sie dann auch, unterschiedliche Positionen zu bewerten. Sie erkennen, dass es durchaus unterschiedliche Meinungen geben kann, aber dass sich manche besser belegen lassen als andere. Offensichtlich geht nicht jeder Mensch diesen letzten Schritt, so die Forschenden.

Was sind „dunkle“ Persönlichkeitsmerkmale?
Darunter versteht man in der Psychologie narzisstische, psychopathische, egoistische und manipulative Charakterzüge.

Bauchgefühl oder handfeste Beweise

Um herauszufinden, wie Persönlichkeitsmerkmale, die Vorstellung von Wissen und der Glaube an Fake-News zusammenhängen, führten Erstautor Jan Philipp Rudloff von der Universität Würzburg und seine Kollegen nacheinander vier Studien durch. Dabei wurden jeweils mehrere hundert Personen aus den USA oder Deutschland gebeten, einen Onlinefragebogen auszufüllen.

Gefragt wurden sie darin unter anderem, wie stark sie bei der Bewertung von Informationen ihrem Bauchgefühl vertrauen, wie wichtig ihnen Beweise sind und inwieweit sie annehmen, dass scheinbare Fakten von Politik, Wissenschaft und Medien nach eigenen Interessen konstruiert werden.

Die Forschenden gingen auch der Frage nach, wie sehr die Probanden darauf bedacht sind, eigene Interessen durchzusetzen, wenn nötig auch auf Kosten anderer.

Das Ergebnis: „In unserer ersten Studie mit 321 Teilnehmern aus den USA fanden wir erste Belege dafür, dass Personen, bei denen dunkle Persönlichkeitsmerkmale stärker ausgeprägt sind, eher zu postfaktischen epistemischen Überzeugungen neigen“, so Rudloff.

In den darauf aufbauenden Studien baten Rudloff und sein Team die Probanden, den Wahrheitsgehalt einer Reihe von teils korrekten, teils erfundenen Aussagen zu beurteilen.

Durchgeführt wurden alle drei Studien im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie: zwei Studien mit insgesamt fast 1400 US-amerikanischen Teilnehmern im März und Oktober 2020 sowie eine Studie mit über 500 Probanden aus Deutschland im Dezember 2020.

In allen Studien zeigte sich: Je weniger die Teilnehmer an die Existenz objektiver Fakten glaubten und je ausgeprägter dunkle Persönlichkeitsmerkmale bei ihnen waren, desto schwerer fiel es ihnen, wahre Aussagen von falschen zu unterscheiden.

Tatsachenverdrehung aus eigennützigen Motiven

„Menschen mit dunklen Persönlichkeitsmerkmalen biegen sich die Wirklichkeit so zurecht, wie sie ihnen passt. Also etwa: Ich trage keine Maske, weil das Coronavirus ja eh nur eine Erfindung der Medien ist“, erklärt Rudloff.

„Diese Verdrehung der Tatsachen aus eigennützigen Motiven klappt natürlich besonders gut, wenn sie ohnehin der Überzeugung sind, dass es keine unabhängigen wissenschaftlichen Fakten gibt.“

Bei den Teilnehmern aus den USA spielte zudem auch die politische Orientierung eine Rolle: Personen, die sich selbst im politischen Spektrum eher rechts einordneten, glaubten eher an COVID-19-Verschwörungstheorien und hielten sich weniger an von der Regierung vorgeschriebene Maßnahmen.

Aus Sicht der Autoren könnte sich dies dadurch erklären lassen, dass der damalige US-Präsident Donald Trump selbst Verschwörungstheorien befeuerte und so seine Anhänger in diesen Ansichten bestärkte.

Doch auch wenn Persönlichkeitsmerkmale und politische Orientierung eine Rolle spielen: „Ausschlaggebend sind stets die epistemischen Überzeugungen“, betont Rudloff.

„Wer nicht an die Kraft stichhaltiger Beweise und Argumente glaubt, der lässt sich auch durch den beeindruckendsten Faktencheck nicht umstimmen – unabhängig davon, wie es um seine sonstigen Persönlichkeitseigenschaften bestellt ist. Das gilt für Falschnachrichten ebenso wie für Verschwörungstheorien.“

Quelle: wissenschaft.de

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