Tirzepatid
„SIGNIFIKANTER, LEBENSVERÄNDERNDER GEWICHTSVERLUST“
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Ursprünglich nur für Diabetiker zugelassen, zeigt nun dieser neue Wirkstoff eine große Wirkung gegen Adipositas: Tirzepatid kombiniert die chemischen Bestandteile zweier Darmhormone, die sowohl das Sättigungsgefühl als auch den Zuckerstoffwechsel beeinflussen.
Probanden, die das Mittel (Markenname Mounjaro®) einnahmen, waren in der Lage, ihr Körpergewicht im Laufe von 72 Wochen um durchschnittlich 26,6 Prozent zu senken. Auch Blutwerte und Blutdruck verbesserten sich deutlich.
Menschen mit starkem Übergewicht haben es besonders schwer, abzunehmen: Bei ihnen ist die hormonelle Steuerung von Hunger- und Sättigungsgefühl aus dem Gleichgewicht geraten. So geschieht es, dass nach einer Diät die Kilos sofort wieder drauf sind – und noch ein paar mehr. Das passiert, weil die Hungerhormone der Betroffenen zunehmen und die Sättigungshormone weniger werden. „Der Energieverbrauch verringert sich zudem im Verhältnis zum Gewichtsverlust überproportional stark“, sagt Thomas Wadden von der University of Pennsylvania. Als Folge ist es für Menschen mit starkem Übergewicht schwieriger, beispielsweise durch Sport noch zusätzliche Kalorien zu verbrennen.
Einmal wöchentlich gespritzt, verringert das Peptid den BMI
Die in den letzten Jahren entwickelten GLP-1-Inhibitoren wie zum Beispiel Semaglutid haben diesen Teufelskreis durchbrechen können. Das Peptid wirkt sowohl auf die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse als auch auf das Gehirn und trägt so dazu bei, den Hunger und den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Klinische Studien ergaben, dass Adipositas-Patienten durch die „Abnehmspritze“ stetig und anhaltend an Gewicht verlieren. Tirzepatid, einmal wöchentlich ins Bauchfett injiziert, ahmt nicht nur die Wirkung des GLP-1-Botenstoffs nach, sondern auch die eines zweiten Darmhormons, des Glucoseabhängigen Insulinotropen Peptids (GIP).
Diese kombinierte Wirkung führte in früheren Studien bereits zu einer Gewichtsreduktion von gut 20 Prozent in 72 Wochen, mehr noch als bei Semaglutid. Mounjaro® ist in den USA und der EU zur Behandlung von Diabetes bereits zugelassen, der Einsatz gegen Adipositas ist in Arbeit.
Die Reihenfolge: Kalorienreduzierung plus Umstellung der Lebensweise plus Tirzepatid
Die Studie, von der hier die Rede ist, unterzog die Probanden zunächst einer Diät und einer konsequenten Umstellung der Lebensweise. Diejenigen, die dieses durchgehalten hatten, durften an der nächsten Studie teilnehmen, 72 Wochen dauerte diese Phase. In dieser Zeit erhielt die Hälfte der Testpersonen ein Placebo, die andere Hälfte eine wöchentliche Dosis Tirzepatid, die allmählich von 2,5 Milligramm auf 10 bis 15 Milligramm erhöht wurde.
Nach Ablauf der insgesamt 84 Wochen zeigte sich: die Testpersonen mit Tirzepatid hatten im Schnitt 21,5 Kilogramm an Gewicht verloren (26,6 Prozent). Im Schnitt hatte sich im Verlauf der Studie ihr BMI um knapp acht Punkte verringert; der Taillenumfang um 14,6 Zentimeter (die Testpersonen in der Placebogruppe nahmen bedauerlicherweise nur um 3,8 Prozent ab.) An Nebenwirkungen gab es das übliche: Manche litten unter Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung. Sie traten vor allem dann auf, wenn die Dosis des Wirkstoffs erhöht wurde und flaute dann wieder ab.
„Weitere Therapien dieser Art in Entwicklung“
„Diese Ergebnisse liefern solide Belege dafür, dass Tirzepatid nicht nur eine effektive Therapie für Menschen mit Diabetes Typ 2 ist, sondern auch dabei hilft, gemeinsam mit einer kalorienreduzierten Diät, Bewegung und Beratung effektiv einen signifikanten, lebensverändernden Gewichtsverlust zu erzielen“, sagt Co-Autor Gitanjali Srivastave von der Vanderbuildt-Universität. Die Studie bestätige auch, dass die bei Tirzepatid gekoppelte Nachahmung der Darmhormone GLP-1 und GIP stärker abnehmfördernd wirkt. „Diese Therapien verändern das Gebiet der Adipositasbehandlung rapide – und weitere sind schon in der Entwicklung.“ Sowohl Semagluid als auch Tirzepatid bieten Menschen mit starkem Übergewicht die Chance, besser und effizienter an Gewicht zu verlieren als mit Diäten und gängigen Methoden allein.
Quelle: wissenschaft.de