Links eine Spritze, rechts eine Braunglasflasche, aus der Tabletten herauskullern© Alexey Koza / iStock / Getty Images Plus
Spritzen oder Einnehmen? Die orale Anwendung ist ein klarer Vorteil des neuen Adipositas-Medikaments ORforglipron.

Kapsel statt Spritzen

NEUE WUNDERPILLE ZUM ABNEHMEN?

Der weltweite Hype um das Diabetes-Arzneimittel Semaglutid nimmt kein Ende. Unter dem Namen Ozempic® ist es derzeit genau wie sein Verwandter Liraglutid (Trulicity®) kaum zu bekommen: ein Problem für Diabetes-Patienten. Der neue Wirkstoff Orforglipron bietet gleich mehrere Vorteile.

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Ein Ende der Lieferprobleme für den Wirkstoff ist nicht in Sicht. Auch deshalb, weil die Preise für das neue Semaglutid-Präparat Wegovy®, das speziell bei Adipositas zugelassen ist, wesentlich höher liegen als bei Ozempic®.

Möglicherweise ist das alles bald Schnee von gestern, denn das Pharmaunternehmen Eli Lilly hat erstmals Studiendaten zu einem neuen Wirkstoff gegen Adipositas veröffentlicht, der mindestens genauso gut wirken soll. Das Besondere: Es ist diesmal keine Injektion.

Neue Struktur, bewährter Effekt

Der neu entwickelte Wirkstoff Orforglipron geht nach vielversprechenden Ergebnissen in Phase II-Studien wohl bald in die finale klinische Phase. Es handelt sich um ein Analogon des körpereigenen Botenstoffes Glucagon-Like-Peptide 1 (GLP1).

Am GLP1-Rezeptor bewirken die auch als Inkretin-Mimetika bezeichneten Arzneistoffe eine Ausschüttung von Insulin, aber auch eine verlangsamte Magenentleerung und ein verlängertes Sättigungsgefühl. Anders als die bisher zugelassenen Wirkstoffe dieser Substanzklasse, die Eiweiße sind, weist die neue Substanz keine Peptidstruktur auf. Das bedeutet, sie muss nicht gespritzt werden. Die Wirkung ist vergleichbar mit der von injiziertem Semaglutid.

Studienlage Orforglipron

Die 272 Teilnehmer der Studie hatten anfangs ein Durchschnittsgewicht von 108,7 Kilogramm (kg) bei einem Body-Mass-Index (BMI) von 37,9 kg/m2. Sie wurden in vier Gruppen eingeteilt, von denen eine ein Placebo erhielt und drei jeweils unterschiedlich hohe Dosen des Wirkstoffes. Innerhalb von 26 Wochen verloren die Probanden der Verum-Gruppen je nach Dosis zwischen 8,6 und 12,6 kg ihres Ursprungsgewichtes. Im Vergleich dazu waren es bei der Kontrollgruppe lediglich zwei Prozent.

Nach 36 Wochen betrug der Gewichtsverlust durch Orforglipron 9,4 bis 14,7 Prozent. Den Studienautoren zufolge war auch nach 36 Wochen kein Plateau in der Gewichtsabnahme erkennbar, so dass sie weiteren Gewichtsverlust bei Fortsetzung der Einnahme als wahrscheinlich ansehen. Auch Werte wie Blutdruck und Blutfettwerte verbesserten sich. In der Studie wurden keine schweren Nebenwirkungen beobachtet, lediglich Übelkeit und Erbrechen traten gelegentlich auf.

Medikament besser als natürliches Vorbild?

Ein Vorteil von Orforglipron liegt im Detail. Die Substanz löst am GLP1-Rezeptor zwar genau wie GLP1 selbst eine Signalkaskade aus. GLP1 bewirkt aber auch eine Internalisierung seines Rezeptors, also seinen Einschluss in die Zelle. So verringert sich die Anzahl von GLP1-Rezeptoren, wenn viel GLP1 an die Zelle gelangt, und die Wirkung wird schwächer. Der Effekt ist bei Orforglipron schwächer ausgeprägt als bei GLP1.

Orale Einnahme unkompliziert

Zwar ist auch Semaglutid mittlerweile unter dem Namen Rybelsus® zur oralen Anwendung zugelassen, es zeigt hier aber einen wesentlich schwächeren Effekt. Die Einnahme funktioniert auch nur mit einigen Besonderheiten. Zum einen benötigt man hier einen Zusatz, der die Resorption verbessert. Zum anderen müssen die Patienten bei der Anwendung einiges beachten.

So darf Rybelsus® nur nüchtern, mindestens 30 Minuten vor dem Frühstück und mit maximal 30 Millilitern Wasser eingenommen werden. Eine Kapsel enthält 14 Milligramm (mg) Semaglutid. Die Wirkung ist weitaus geringer als die übliche wöchentliche Injektion von 2,4 mg Semaglutid. Zwar befinden sich bei NovoNordisk höher konzentrierte Formen in der Entwicklung, aber die Einnahme bleibt gleich kompliziert.

Anders Orforglipron: Es benötigt keinen Resorptionsverbesserer, kann flexibler eingenommen werden und die Aufnahme wird von Nahrungsmitteln weniger beeinflusst.

Wie es mit Orforglipron weitergeht

Die Autoren der Studie zeigen sich mit den Ergebnissen zufrieden. Die erreichte Abnahme entspricht ihrer Meinung nach dem Zielwert, der für die Verbesserung vieler mit Adipositas verbundenen Beschwerden nötig ist. Weitere Studien sollen folgen.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/taegliche-kapsel-statt-abnehm-spritze-141070/
https://www.clinicaltrials.gov/study/NCT05051579

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