hält sich schmerzverzerrt das Ohr© Aleksej Sarifulin / iStock / Getty Images Plus
Menschen, die unter einem Tinnitus leiden, haben ständig ein Pfeifen oder Rauschen im Ohr. Manchmal sogar dauerhaft. Die Ursachen sind vielfältig.

Tinnitus

WENN ES IM OHR PIEPT

Es pfeift, rauscht und zischt ständig im Ohr, manchmal sogar dauerhaft. Die Ursache ist oft ein Tinnitus. Während manche Patienten die Ohrräusche kaum stört, ist die Lebensqualität bei anderen Betroffenen stark beeinträchtigt. 

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Tinnitus bedeutet wörtlich übersetzt „Klingeln“. Darunter wird die subjektive Wahrnehmung eines Ohrgeräusches ohne äußere akustische Stimulation verstanden. Viele Menschen kennen dieses Klingeln vielleicht nach einer Party oder einem Konzertbesuch. Die Ohrgeräusche sind meist nach kurzer Zeit wieder verschwunden. Ist dies nicht der Fall, sollte man dringend zum HNO-Arzt gehen. Denn meist ist ein Tinnitus verantwortlich für die Störgeräusche. 

Für den untersuchenden Arzt ist es weniger wichtig, ob das Geräusch dauerhaft oder intermittierend auftritt. Vielmehr ist es von besonderem Interesse für die Ärzte, ob der Tinnitus kompensiert oder dekompensiert daherkommt. Für den Betroffenen bedeutet das konkret, ob man sich von dem Ton gestört fühlt oder nicht. 
 

Haarzellen sind gestört


Die Ursachen für einen Tinnitus sind nicht eindeutig definiert. Allerdings gelten Stress und Lärmüberlastung als wichtige Faktoren. Bei der Diagnose Tinnitus ist in der Regel eine Störung im Innenohr auf Ebene der Haarzellen verantwortlich. Eine Regeneration dieser Zellen ist nicht möglich, ein struktureller Schaden dauerhaft. HNO-Arzt Dr. Frank Waldfahrer vom Universitätsklinikum Erlangen erklärt: „Es gibt aber auch reversible Schäden, die auf einer metabolischen Ursache beruhen. In diesem Fall besteht die Möglichkeit, den Tinnitus rasch wieder verschwinden zu lassen“. 
Um frühzeitig abklären zu können, ob und wie eine Linderung der Symptome möglich ist, sollte man beim Auftreten der Symptome schnell einen Arzt aufsuchen. Der HNO-Arzt erklärt, dass eine vorläufige Therapie zur Überbrückung bis zum Arztbesuch keine Folgen bei der Diagnostik hat. OTC-Präparate wie Magnesium, das aber besser protektiv wirkt, oder Ginkgo biloba sind deine Möglichkeit. 
 

Therapie mit Cortison

Lärm kann, wie wir bereits erfahren haben, ein Auslöser sein. Allerdings ist es auch möglich, dass ein Tinnitus ohne erkennbaren Auslöser auftritt. Laut Waldfahrer ist die Prognose im ersten Fall deutlich besser und man könnte auch erst einmal abwarten. In der Regel wird allerdings das Cortison Prednisolon in einer Dosis von 250 Milligramm (mg) verschrieben, das an drei aufeinanderfolgenden Tagen eingenommen werden soll. 
Tritt keine Besserung ein, kann noch ein Steroid, normalerweise Dexamethason, verschrieben werden. Auf Pentoxifyllin, Naftidrofuryl und HAES wird nach neuestem Erkenntnisstand nicht mehr zurückgegriffen. Begleitend oder auch alternativ zur Steroidtherapie kommt Gingko biloba infrage. 
 

Chronifizierung möglich

Nach rund drei Monaten schaut sich der Arzt die aktuelle Situation des Betroffenen an. Sind die Ohrgeräusche immer noch nicht verschwunden, hat sich der Tinnitus chronifiziert. Der HNO-Arzt veranschaulicht die Erklärung mittels eines alten Röhrenfernsehers: „Wenn man darauf ein Bild eine längere Zeit stehen ließ, hatte es sich eingebrannt. Genau das passiert beim Tinnitus: Dadurch, dass das Innenohr dauernd einen bestimmten Ton produziert, brennt sich das ins Gehirn ein“. Genau genommen wird der Ton zentralisiert. Er wird dann nicht mehr im Innenohr, sondern im Gehirn generiert. Bei einem chronischen Tinnitus handelt es sich demnach um eine Hirnfunktionsstörung, von der in Deutschland etwa drei Millionen Menschen betroffen sind. 
 

S3-Leitlinie

Laut der zwar abgelaufenen, aber immer noch angewendeten S3-Leitlinie gibt es beim chronischen Tinnitus keine spezifische Arzneimitteltherapie. Die kognitive Verhaltenstherapie tritt hier am ehesten in den Vordergrund. Zur Symptomlinderung kommen Ginkgo biloba, Melatonin, Zink oder Nicotinamid (Vitamin B3) infrage. Aufgrund der Studienlage gibt es die beste Evidenz für Gingko, erklärt der HNO-Arzt. 

Alle Studien wurden mit EGb 761® durchgeführt. Daher gilt die Empfehlung ausschließlich für Präparate mit diesem Extrakt. Die Dosierung von zweimal täglich 120 mg sei am besten wirksam und die Einnahme solle über mindestens zwölf Wochen erfolgen. Dr. Ursula Hagedorn, Apothekerin und Weiterbildungsdozentin für PTA und Apotheker, erklärt ebenfalls den wichtigen Unterschied zwischen verschiedenen Phytopharmaka: „Wir Apotheker sind Naturwissenschaftler, das heißt: Wir mögen Studien. Deshalb empfehlen wir diesen Spezialextrakt und kämpfen dafür, dass nicht irgendwelche Präparate aus dem Drogeriemarkt verwendet werden.“ 

Ein weiterer wichtiger Bestandteil für PTA und Apotheker in der Betreuung von Tinnitus-Patienten sei es, neben einer kompetenten Beratung zur Arzneimitteltherapie auch Optimismus zuzusprechen, um einen möglichst positiven Ausweg zu finden. 

Quelle: Pharmazeutische Zeitung
 

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