Eine Teemischung auf einem Holztisch mit einem Holzlöffel darin. Die Teemischung enthält unter anderem Hibiskusblüten, Kornblumenblüten und Hagebuttenschalen.© Anna Richard/iStock/Getty Images Plus
Wie viele Bestandteile dieser Teemischung können Sie identifizieren?

Galenische Übungen

TEEMISCHUNGEN ALS BEWÄHRTE ARZNEIFORM: GRUNDLAGEN UND HERSTELLUNG

Teemischungen bieten eine natürliche, vielseitige Therapieoption. Welche Besonderheiten gibt es bei der Herstellung? PTA-Schüler*innen erhalten hier Einblick in die Reihenfolge, die geeigneten Geräte, Etikettierung und praktische Anwendungstipps.

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Teemischungen, auch "Species" genannt, gehören zu den ältesten pflanzlichen Arzneiformen. Sie sind gleichförmige Mischungen aus getrockneten, zerkleinerten oder unzerkleinerten Pflanzenteilen und haben sich in der Phytotherapie bewährt. Aufgrund der Renaissance natürlicher Heilmittel sind Teemischungen heute wieder verstärkt nachgefragt.

Üblicherweise sollte die Anzahl der verschiedenen Bestandteile in einer Teemischung sieben bis acht nicht überschreiten, um die Wirkung der Einzeldrogen zu bewahren und eine gute Dosierbarkeit zu gewährleisten.

Zusammensetzung und wichtige Bestandteile von Teemischungen

Eine wirksame Teemischung besteht aus mehreren Komponenten:

  • Wirkstoffdrogen: Hauptbestandteile, sie liefern die medizinische Wirkung.
  • Ergänzungsdrogen (Adjuvantia): Pflanzenstoffe, die die Wirkung der Hauptbestandteile unterstützen.
  • Hilfsdrogen: Dazu gehören Korrigentia (für den Geschmack), Ornantia (zur optischen Aufwertung) und Konstituentia (als Fülldrogen zur Entmischungsvermeidung).

Wichtige Geräte und Vorbereitung des Arbeitsplatzes

Für die Herstellung einer Teemischung sind verschiedene Geräte notwendig, um die pflanzlichen Drogen angemessen zu bearbeiten und zu vermengen. Dazu gehören:

  • Fantaschale und Teemischdose: Zum gleichmäßigen Vermengen und Homogenisieren.
  • Sieb: Unterschiedliche Siebgrößen (z. B. 250 Mikrometer für den Feinanteil) sind für die Trennung von Staub und Feinanteilen wichtig, um die Mischqualität der Teemischung zu optimieren
  • Kartenblätter und Löffel: Zum Einwiegen und Mischen der Bestandteile.
  • Eisenmörser mit Pistill: Für Früchte und Samen mit ätherischen Ölen (wie Fenchel, Anis und Kümmel), die vor dem Mischen angestoßen werden sollten. Um die ätherischen Öle besser freizusetzen, wird der Eisenmörser verwendet.

Zur Vermeidung mikrobieller Kontamination und Staubentwicklung muss eine Teemischung  in einem separaten Raum und auf einem desinfizierten Arbeitsplatz hergestellt werden. Eine Herstellung am Rezepturarbeitsplatz ist nicht mehr erlaubt.

Reihenfolge der Teedrogen und Siebgrößen

Die Reihenfolge der einzelnen Bestandteile ist entscheidend für eine gleichmäßige Mischung: Man beginnt immer mit der kleinsten Menge und mischt anschließend die nächsthöhere Menge schrittweise hinzu. Dies verhindert ein ungleichmäßiges Verteilen, und dadurch die schnelle Entmischung des Tees. Dies gilt für gleichartige Teemischungen, also beispielsweise Blüten mit Kräuterdrogen, oder Wurzeln und Samen mit hölzernen Pflanzenteilen. Bei der Mischung unterschiedlich harter Pflanzenteile wird mit den harten Drogen begonnen, und die Blütendrogen werden am Schluss mit dem Kartenblatt untergehoben.

Bei gleichartigen Drogen in ähnlichen Masseanteilen kann die Mischung in der Teemischdose erfolgen, sind die Mengen unterschiedlich oder die Teemischung besteht aus Blüten und harten Drogenanteilen, mischt man sie in einer Fantaschale.

Der Zerkleinerungsgrad der Bestandteile ist ebenfalls entscheidend, da er Einfluss auf die Haltbarkeit, Lagerfähigkeit und die Extraktionsrate der Wirkstoffe hat. Um eine Entmischung zu verhindern, sollten die einzelnen Bestandteile zudem die gleiche Größe haben. Generell wird empfohlen:

  • 4000 Mikrometer: für Blätter, Blüten und Kräuter
  • 2800 Mikrometer: für härtere Teile wie Früchte, Wurzeln, Samen und Rinden
  • Der Feinanteil (250 Mikrometer) sollte maximal zwei Prozent betragen, um eine zu starke Staubentwicklung zu vermeiden. Daher stellt man immer etwa fünf Prozent mehr von der Teemischung her, um die Verluste durch das Absieben auszugleichen.

Etikettierung und Anwendungshinweise für Kund*innen

Die Etikettierung einer Teemischung ist essenziell, um Kund*innen eine einfache Handhabung und sichere Anwendung zu ermöglichen. Auf dem Etikett sollten stehen:

  • Name der Teemischung und Menge
  • Zubereitungsart: ob Heißaufguss (Infus), Kaltauszug (Mazerat) oder Abkochung (Dekokt)
  • Anwendungshinweise: zum Beispiel „Mit heißem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, dann abseihen“ für einen Infus
  • Herstellungsdatum und Verwendbarkeitsfrist
  • Apothekenname und -adresse
  • Zusammensetzung nach Art und Menge (auf der Rückseite)

Zubereitungsformen: Praktische Hinweise für Kund*innen

Je nach Art der Pflanzenteile und therapeutischen Anforderungen werden Teemischungen unterschiedlich zubereitet. Diese drei Zubereitungsformen sind gängig:

  • Heißaufguss (Infus): geeignet für weiche Pflanzenteile wie Blätter und Blüten. Anleitung: „Einen gestrichenen Teelöffel Teemischung mit 150 bis 200 ml siedendem Wasser übergießen, abdecken und 5 bis 15 Minuten ziehen lassen, dann abseihen.“ Bei ätherisch-ölhaltigen Drogen die Tasse während der Ziehzeit abdecken.
  • Kaltauszug (Mazerat): ideal für schleimstoffhaltige Drogen wie Leinsamen oder Eibischwurzel. Anleitung: „Die Teemischung mit kaltem Wasser übergießen und 1 bis 2 Stunden bei Raumtemperatur ziehen lassen. Anschließend abseihen und sofort verbrauchen.“ Hinweis: Kaltauszüge sollten wegen des Keimrisikos nicht auf Vorrat hergestellt werden.
  • Abkochung (Dekokt): verwendet für harte Teile wie Wurzeln oder Rinden. Anleitung: „Die zerkleinerte Droge mit kaltem Wasser ansetzen, aufkochen und 5 bis 15 Minuten köcheln lassen. Nach kurzem Stehen abseihen.“

Vor- und Nachteile von Teemischungen

Vorteile Nachteile
Natürliche Inhaltsstoffe Aufwand bei der Zubereitung
anpassbare Zusammensetzung Entmischungsrisiko bei der Lagerung
einfache Qualitätskontrolle  
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