Kleines Maedchen haelt sich den Ruecken vor Schmerzen© T Turovska / iStock / Getty Images Plus
Es gibt immer mehr Kinder und Jugendliche, die unter Rückenschmerzen leiden.

Rückenschmerzen

BEWEGUNG STATT TABLETTEN FÜR KINDER

Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter Rückenschmerzen. Jede*r fünfte Jugendliche wird aus diesem Grund bereits beim Arzt vorstellig. Eine neue S3-Leitlinie gibt nun Handlungsempfehlungen vor. 

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Im Dezember letzten Jahres erschien die neue S3-Leitlinie „Rückenschmerz bei Kindern und Jugendlichen“ und informiert nicht nur über Therapieoptionen, sondern gibt auch einen Überblick über das allgemeine Krankheitsbild. So spricht man von allen Schmerzen zwischen Kopf und Gesäß von Rückenschmerzen. 

Sind diese erklärbar, beispielsweise durch eine Infektion, einer Erkrankung des Kopfes, des Brust- und Bauchraumes oder der Arme und Beine, einer auffallenden Struktur der Wirbelsäule, der benachbarten Muskulatur oder des Nervensystems, so ist von spezifischen Rückenschmerzen die Rede. Alles andere zählt als nicht-spezifischer Rückenschmerz. Anhaltende Schmerzen über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten fallen unter die Definition chronische Rückenschmerzen. Während bei spezifischen Rückenschmerzen vor allem die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund steht, beschäftigt sich die Leitlinie vor allem mit unspezifischen Rückenschmerzen bei Kindern und Jugendlichen.

Rückkehr zum Alltag, Schmerzmittel nicht erste Wahl

Laut Leitlinie sind vor allem Mädchen und junge Frauen sowie Leistungssportler*innen betroffen, ebenso wie ängstliche oder depressive Kinder mit geringem Selbstwert und geringer Lebenszufriedenheit. Diese Risikofaktoren fallen gerade bei chronischen Schmerzen ins Gewicht, wobei hierbei auch Rauchen unter Jugendlichen aufgezählt wird. 

Das Therapieziel besteht vor allem darin, den Kindern und Jugendlichen einen normalen Alltag zu gewähren, also die Schule weiterhin besuchen zu können, Freizeitsport zu treiben und Freunde zu treffen. Dazu sollen vor allem Aufklärung der Familien, kognitive Verhaltenstherapie und aktive Physiotherapie zum Einsatz kommen. Bei letzterer werden den Kindern und Jugendlichen bestimmte Übungen gezeigt, die sie selbstständig regelmäßig zu Hause durchführen können und sie nur zur Kontrolle vorstellig werden müssen. Bei chronischen Schmerzen oder starker Beeinträchtigung kann eine „intensivierte interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie“ in Erwägung gezogen werden. 
 

Schmerzmittel keine Evidenz

„Zur Vermeidung möglicher Nebenwirkung oder Komplikationen durch eine medikamentöse Therapie hat die Leitliniengruppe eine Empfehlung gegen eine medikamentöse Therapie bei Kindern und Jugendlichen mit nicht-spezifischen Rückenschmerzen ausgesprochen“, fassen die Leitlinienautor*innen am Ende zusammen. Zwar existieren einige wenige Daten zur Anwendung von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), wie Ibuprofen oder Diclofenac, doch sind diese nicht placebokontrolliert validiert und meist zur Behandlung einer Grunderkrankung verschrieben worden. Gleiches gilt für Paracetamol und Opioide: Keine Studie konnte die Autor*innen überzeugen. Vielversprechende Untersuchungen zu dem Co-Analgetikum Gabapentin oder den Antidepressiva Amitriptylin oder Citalopram zeigen zwar die Option eines Therapieversuchs auf, doch konnte in keiner Studie das Therapieziel einer 30-prozentigen Schmerzreduktion erreicht werden. Für eine sichere und gezielte Behandlung werden daher klar alle nicht-medikamentösen Optionen empfohlen und von Medikamenten jeder Art aufgrund mangelnder Evidenz abgeraten. 

Quellen:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/01/21/rueckenschmerzen-bei-kindern-besser-keine-schmerzmittel/chapter:all
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/027-070l_S3_Rueckenschmerz-Kinder-Jugendliche_2021-12_01.pdf 
 

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