GESCHMEIDIGE WEIHNACHTSTAGE – EIN GRUSS AUS DER REZEPTUR

Weihnachten steht vor der Tür: Wie aus dem Nichts erscheinen überall Lebkuchen, Stollen und Spekulatius in den Supermarktregalen, Radiosender spielen die ersten Weihnachtslieder und den Angestellten im Einzelhandel steht eine harte Zeit bevor. Keiner ist davor gefeit, denn es wollen die schönsten Geschenke gekauft, die kreativste Dekoration gezeigt und der zauberhafteste Baum geschmückt werden.

Nur mal ehrlich, haben wir nicht eigentlich alles? Ich finde wir sollten unsren Blick auf das fokussieren, was wichtig ist: Freunde, Familie, Gesundheit.

Familie und Freunde glauben mir das nie, aber auch in der Apotheke findet Weihnachtsshopping statt: Nahrungsergänzungsmittel, Gutscheine, Kosmetik – alles in schönen Sets und Sondereditionen liebevoll verpackt. Doch wer nimmt ein Geschenk von der Stange, wenn es auch selbst hergestellte Lippen- oder Handbalsame gibt?

Ursprünglich stammt diese Rezeptur von einer Kundin, die sich diese ein oder zweimal im Jahr bei uns anfertigen lässt. Ich bin mir sicher, mit etwas Geduld und Fingerspitzengefühl schafft man das auch in der eigenen Küche.

Manchmal ist eine Rezeptur anzufertigen wie Backen für mich – oder doch umgekehrt? Diese Rezeptur gehört auf jeden Fall zu meinen Lieblingen und ist vielseitig einsetzbar, in kleinen Kruken abgefüllt als Lippenbalsam, in Tuben als Hand- oder Körpercreme verwendbar.

Alle Angaben beziehen sich auf 100 Gramm (g), folgende Inhaltsstoffe werden benötigt:

• 25,0 g Wachs (gelbes oder weißes),
• 25,0 g Kakaobutter,
• 50, 0 g Jojobaöl,
• Ein paar Tropfen eines ätherischen Öls nach Wunsch (im Beispiel Melissenöl).

Diese Rezeptur eignet sich auch gut für Praktikanten, denn wir brauchen das Wasserbad und die Fantaschale mit Pistill – man kann seine Fähigkeiten in der Rezeptur also voll ausprobieren.

Als erstes werden Wachs und Kakaobutter in der tarierten Fantaschale eingewogen. Diese dann auf das Wasserbad setzen und den Inhalt bei mittlerer Hitze schmelzen. Es kann auch erst das Bienenwachs alleine geschmolzen werden, die Fantaschale vom Wasserbad genommen und die Kakaobutter unter stetem Rühren eingearbeitet werden. Bienenwachs hat einen fast doppelt so hohen Schmelzpunkt wie Kakaobutter. Je nachdem welches Bienenwachs verwendet wurde, erhält man danach eine hellgelbe oder eine kräftig gelbe Schmelze, die einen feinen Schokoladenduft verströmt.

Nach gründlichem Rühren mit mehrmaligem Abschaben wird das Jojobaöl portionsweise eingearbeitet. Manchmal geschieht es, dass die Salbe zu schnell fest wird – in diesem Fall einfach noch einmal auf dem Wasserbad leicht erwärmen. Um dies zu verhindern, kann das Jojobaöl auch im Vorfeld leicht erwärmt werden, dann kommt es nicht zu schnell zur Starre. Wenn es ganz schnell gehen muss oder soll, kann man Wachs, Kakaobutter und Jojobaöl auch zusammen erwärmen; eventuell muss dann nur länger kaltgerührt werden.

Das Rühren ist der kritische Punkt: Ist man zu sparsam und füllt zu früh ab, setzt sich das Wachs als obere festere Schicht ab – beim Auftragen fühlt sich der Balsam dann kratzig an.

Das flüchtige ätherische Öl wird erst kurz vor dem Abfüllen in die Salbe eingearbeitet, fünf Tropfen sind ausreichend. Das Endergebnis ist eine schöne gelblich-cremige Salbe, die nach Schokolade und Melisse duftet. Abgefüllt in kleine Tiegel ist es ein schönes Geschenk an Freunde mit anspruchsvollen Lippen und/oder Händen. Wobei diese Salbe wirklich universell einsetzbar ist, das ätherische Öl ist natürlich optional. Für die nächste Anfertigung spiele ich mit dem Gedanken ein Farbpigment einzuarbeiten, dann ist es natürlich nur noch für die Lippen.

In diesem Sinne wünsche ich allen entspannte und zufriedene Weihnachtstage im Kreise derer, die einem wichtig sind.