Potenzieller Lebensretter
SCHUTZ VOR TÖDLICHER ÜBERDOSIS?
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Die sogenannte Opioid-Krise kostet im Schnitt jeden Tag 136 US-Amerikaner das Leben – eine erschreckend hohe Zahl. Bisher scheint keine Besserung der Lage in Sicht. Das könnte sich nun ändern.
Denn: Forscher an der University of Houston haben einen Impfstoff entwickelt, der vor Fentanyl-Überdosierungen schützen soll. In Ratten hat die Studie vielversprechende Ergebnisse geliefert, und die Wissenschaftler hoffen, bald auch erste klinische Tests mit Menschen durchführen zu können.
Lebenslanges Risiko
Bei Opioid-Abhängigkeit handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die Rückfallquote liegt bei 90%. Aktuell besteht die Behandlung lediglich in der Substitution durch andere, als weniger gefährlich angesehene Substanzen wie Methadon oder Buprenorphin. Diese Wirkstoffe müssen regelmäßig angewendet werden, weil sie nur kurz wirksam sind. Oft halten sich die Patienten aber nicht an die Einnahmeschemata oder brechen die Therapie ganz ab.
Die Wissenschaftler in Houston haben einen Impfstoff hergestellt, der bei Ratten das Eindringen von Fentanyl ins Gehirn vollständig verhindert. Die Impfung besteht aus einem bestimmten Bruchstück des Fentanylmoleküls, das selbst keine immunogene Wirkung hat. Dieses sogenannte Hapten ist an ein Träger-Protein gebunden, dieser Komplex löst bei damit behandelten Ratten die Bildung von spezifischen Antikörpern gegen das Hapten aus. Den Ratten wurden drei Impfdosen im Abstand von jeweils drei Wochen verabreicht. Bei den geimpften Tieren gelangte anschließend kein Fentanyl mehr ins Gehirn, auch nach Injektion sehr hoher Dosen. Es konnte also nicht mehr zu potenziell tödlichen, zentralen Effekten kommen. Andere Substanzen verteilten sich unverändert, die Wirkung der Impfung war Fentanyl-spezifisch.
Der nächste Schritt bestehe nun in der Übertragung der Ergebnisse auf Menschen, so das Team in Houston. Bei Erfolg könnten die tödlichen Effekte einer Überdosis wie Atemlähmung möglicherweise verhindert werden. Zuversichtlich stimmt die Wissenschaftler, dass die verwendeten Substanzen alle bereits in Menschen zur Anwendung kommen. Die Forscher hoffen, dass ihr Impfstoff bald Tausende Menschenleben rettet.
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Fentanyl als Todesursache
Fentanyl ist ein langwirksames, sehr starkes Schmerzmittel, das begleitend zu Krebserkrankungen oder während und nach Operationen eingesetzt wird. Die starke Lipophilie und lange Wirkdauer sind bei starken, langanhaltenden Schmerzen ein großer Vorteil. Der Wirkstoff erreicht rasch hohe Blutkonzentrationen und passiert gut die Blut-Hirn-Schranke.
Dabei aktiviert er allerdings auch Hirnbereiche, die starke Euphorie auslösen können. Diese Wirkung ist ein Grund für die verbreitete, oft missbräuchliche Anwendung in den USA. Dort fand man Fentanyl sogar in verunreinigten Benzodiazepinen oder anderen „harmloseren“ Schmerzmitteln. Es lässt sich günstig herstellen und hat hohes Abhängigkeitspotential. Während der Corona-Pandemie stieg die Zahl der Drogentoten um über 30 Prozent.
Das bisher einzige wirksame Gegenmittel ist der Opioid-Antagonist Naloxon. Die Substanz verdrängt das Opioid von seiner Bindungsstelle, sodass es ausgeschieden wird. Naloxon wirkt allerdings nur kurz und muss, um das langwirksame Fentanyl verdrängen zu können, mehrfach angewendet werden. Weiterhin überwindet Naloxon die Blut-Hirn-Schranke nicht, kann im Gehirn also nicht wirken. Die durch Fentanyl-Überdosierung ausgelöste zentrale Atemlähmung, die zu irreversiblen Organschäden durch Sauerstoffmangel und damit zum Tod führt, kann folglich durch Naloxon nur schlecht behandelt werden.
https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/medizin/impfstoff-soll-drogentote-verhindern-13376962
https://drugabusestatistics.org/drug-overdose-deaths/
https://www.mdpi.com/1999-4923/14/11/2290