Blick von oben auf ein Flatlay: Auf rosa Untergrund liegen mehrere Kosmetika in weißer Packung ohne Etikett. Darum liegen Blumen.© Mizina / iStock / Getty Images Plus
Auch wenn viele Kund*innen im vergangenen Jahr sparen mussten, gehen Expert*innen davon aus, dass die Nachfrage nach Naturkosmetik hoch bleibt.

Öko-Trend

WAS DIE WIRTSCHAFTSLAGE MIT DEM INTERESSE AN NATURKOSMETIK MACHT

Alles ist teurer geworden. Wirtschaftsexpert*innen bestätigen: Auch umweltbewusste Konstument*innen kaufen aktuell oft Discounter-Eigenmarken statt Bio-Lebensmitteln. Und wie sieht es im Bereich Kosmetik aus, der ja auch Apotheken betrifft?

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Naturkosmetik ist längst nicht mehr nur was für Ökos. Von der Reformhaus-Nische hat diese den Sprung in den Massenmarkt geschafft. Seit Jahren erobert natürliche Pflege immer mehr Platz in den Regalen von Drogerien, Parfümerien und auch Apotheken.

„Es ist normal geworden – und es wird auch erwartet, dass das angeboten wird“, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbands Parfümerien, Elmar Keldenich. Doch nun scheint das Wachstum erstmals gestoppt. Eine Trendumkehr sehen die Fachleute jedoch nicht.

2022 geringe Probierfreude

„Das Interesse an Naturkosmetik hält an“, sagt die Marktexpertin Mirja Eckert. „Aktuell machen sich die wirtschaftlichen Einflüsse aber bemerkbar. Die Probierfreudigkeit kommt gerade etwas ins Stocken.“ Genaue Zahlen zur Marktentwicklung stellte die Herausgeberin des Branchenmonitors Naturkosmetik auf der Naturkosmetikmesse Vivaness vor, die parallel zur weltgrößten Naturkostmesse Biofach in Nürnberg veranstaltet wird. Vom 14. bis 16. Februar präsentierten auf der Vivaness nach Angaben der Messe rund 200 Unternehmen ihre Neuheiten.

Die Naturkosmetik sei bisher Wachstumstreiber in der Körperpflege- und Kosmetikbranche gewesen, erläutert die Expertin Anna Scheepers vom Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK, das auch am Branchenmonitor beteiligt ist. „In 2022 sehen wir allerdings keinen Käuferzuwachs.“ Und die, die Naturkosmetik nutzten, griffen verstärkt bei den preiswerteren Eigenmarken des Handels zu. „Durch den höheren Anteil günstigerer Produkte sinkt aktuell auch der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr“, sagt Scheepers.

14,3 Milliarden Euro gaben die Menschen in Deutschland nach Hochrechnungen des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel 2022 für die Schönheitspflege aus. Das sind rund fünf Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Umsatz mit Naturkosmetik sei dagegen erstmals seit vielen Jahren mit minus 3,5 Prozent rückläufig gewesen und erreichte einen Anteil von etwa fünf Prozent am deutschen Kosmetikmarkt, erläuterte Geschäftsführer Thomas Keiser.

Naturkosmetik bleibt Wachstumsmarkt

Trotzdem sieht der Handel weiterhin große Potenziale bei der natürlichen Pflege. So will Deutschlands größte Parfümeriekette Douglas ihr Naturkosmetik-Sortiment in den Filialen und im Online-Handel weiter ausbauen. „Naturkosmetik wird aus unserer Sicht ein Wachstumsmarkt bleiben, da das Thema Nachhaltigkeit sowohl gesamtgesellschaftlich als auch für die jüngeren Generationen immer wichtiger wird“, teilte ein Sprecher mit.

„Naturkosmetik wird aus unserer Sicht ein Wachstumsmarkt bleiben, da das Thema Nachhaltigkeit sowohl gesamtgesellschaftlich als auch für die jüngeren Generationen immer wichtiger wird.“

Ähnlich sieht es die Drogeriemarktkette dm. Die Nachfrage nach Naturkosmetik sei in den vergangenen beiden Jahren stark gewachsen und stabilisiere sich nun, sagte der zuständige Geschäftsführer Sebastian Bayer. Die Produkte würden auch künftig eine wichtige Rolle im Sortiment spielen.

Vor allem bei der Gesichts- und Körperpflege steht im Handel schon viel Naturkosmetik zur Auswahl. Auch bei der Zahnpflege, Lippenbalsam und anderen Produkten zur alltäglichen Pflege erhalte diese zunehmend Einzug, sagt Trendforscherin Eckert. Bei den Düften und der dekorativen Kosmetik sei ihr Anteil dagegen noch gering. Neben den einstigen Naturkosmetik-Pionieren sind in den Regalen inzwischen auch viele Start-ups vertreten und konventionelle Hersteller mit eigenen Natur-Marken oder „grünen Linien“.

Wie finde ich heraus, was Bio, nachhaltig und Naturkosmetik ist? Das Problem mit den Siegeln

Für Verbraucher*innen kann es deshalb schwierig sein, sich in dem Pflege-Dschungel zurechtzufinden. Anders als bei Bio-Lebensmitteln gebe es keine gesetzlichen Regelungen für Naturkosmetik, kritisiert Marktexpertin Eckert. Deshalb findet man auf Tuben und Tiegeln zum Teil verschiedene Bezeichnungen wie Naturkosmetik, Biokosmetik, naturnah, vegan, mit Rohstoffen natürlichen Ursprungs, inspiriert von der Natur. „Die Unterscheidung ist für Verbraucherinnen und Verbraucher sehr schwer“, meint auch Keldenich vom Parfümerie-Bundesverband.

So ist Naturkosmetik nicht zwangsläufig auch Bio. Dagegen können konventionelle Produkte mit „Bio“ werben, wenn diese zum Beispiel ein Bio-Limettenöl verwenden, ansonsten aber chemische und synthetische Inhaltsstoffe. Die Verbraucherzentrale empfiehlt deshalb, sich an Siegeln zu orientieren. Allerdings verzichteten gerade kleinere Hersteller wegen der Kosten auf eine Zertifizierung, merkt Keldenich an. Manche Start-ups entschieden sich sogar bewusst dagegen, meint Eckert. Denn in Deutschland hätten die Siegel zwar eine große Bedeutung, im Ausland aber oft nicht.

Quelle: dpa

×