Andere Umstände
VERÄNDERUNGEN DER HAUT IN SCHWANGERSCHAFT
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Die meisten dieser Hauterscheinungen sind ohne Krankheitswert. Es gibt aber auch spezielle Erkrankungen der Haut, die ausschließlich in der Schwangerschaft auftreten. Alarmsignal ist extremer Juckreiz, der immer eine ärztliche Abklärung erfordert.
Hier ein Blick auf häufige Veränderungen und Erkrankungen der Haut während der Schwangerschaft und was dagegen hilft.
Hyperpigmentierung in der Schwangerschaft
Eine typische Veränderung beziehungsweise Verfärbung der Haut ist die Linea Nigra, eine linienförmige Hyperpigmentierung, die sich entlang der Mitte des Bauches vom Schamhaar bis zum Bauchnabel hochzieht. Ursache ist eine verstärkte Melaninbildung durch das in der Schwangerschaft erhöhte Melanozyten-stimulierende Hormon. Auch die Haut rund um die Brustwarzen herum, unter den Achseln und im Genitalbereich kann sich unter dem Hormoneinfluss vorübergehend dunkler färben.
Die Verfärbung ist bei Frauen mit dunklem Hauttyp besonders intensiv ausgeprägt, da sie genetisch bedingt über mehr Melanin als helle Hauttypen verfügen. In der Regel erscheinen die Hyperpigmentierungen im zweiten Schwangerschaftsdrittel und verschwinden mit Normalisierung des Hormonhaushaltes innerhalb der ersten Wochen nach der Entbindung wieder.
Ebenso zeigen sich meist nur vorübergehend fleckige, dunkle Veränderungen der Haut im Gesicht. Sie werden volkstümlich Schwangerschaftsmaske genannt, da sie sich in der Regel symmetrisch an den Sonnenterrassen wie Stirn, Wangen oder Nasenrücken abzeichnen. Unter Sonneneinfluss dunkelt das Melasma (Syn. Chloasma), so der medizinische Fachbegriff, nach und tritt deutlich hervor. In sonnenarmen Monaten verblasst es dagegen fast vollständig. Auch wenn die Pigment-Veränderungen eigentlich harmlos sind und aus medizinischer Sicht nicht behandelt werden müssen, wünschen sich doch viele Betroffene ein rasches Verschwinden der Flecken auf der Haut.
Wichtigste Maßnahme ist das Meiden von UV-Strahlung und die konsequente Verwendung eines Sonnenschutzes mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF 50+). Spezielle kosmetische Präparate (z. B. mit Thiamidol, Niacinamid, Ascorbinsäure) lassen die Pigmentflecken zusätzlich verblassen. Sollte sich das Melasma nach der Geburt nicht wieder vollständig zurückbilden, können nach der Stillzeit aufhellende Topika mit Hydrochinon, Tretinoin oder Azelainsäure zum Einsatz kommen (alle rezeptpflichtig!). Zudem sind chemische Peelings (z. B. mit Glykolsäure, Lipohydroxysäure, Trichloressigsäure) oder Laserbehandlungen eine Therapieoption.
Dehnungsstreifen in der Schwangerschaft
Ebenso harmlose Veränderungen der Haut wie Pigmentflecken, aber häufig noch nach Ende der Schwangerschaft sichtbar, sind Dehnungsstreifen. Sie schimmern rötlich an Bauch, Brust und Oberschenkeln und bilden sich vor allem in der zweiten Schwangerschaftshälfte, wenn der Bauchumfang stark zunimmt. Dann kann die Haut der starken Dehnung meist nicht standhalten und reißt ein. Diese Risse werden medizinisch als Striae gravidarum bezeichnet und sind im Volksmund unter dem Begriff Schwangerschaftsstreifen bekannt.
Etwa 90 Prozent der Schwangeren bilden sie aus, vor allem bei rascher Gewichtszunahme. Die rötlichen Risse werden mit der Zeit blasser, vernarben und verbleiben als feine weiße Linien. Um der Streifenbildung entgegenzuwirken, sollte die Gewichtszunahme während der Schwangerschaft im Normbereich bleiben.
Wechselduschen helfen, die Durchblutung zu steigern und damit die Hautelastizität zu erhöhen.
Empfehlen Sie eine konsequente Hautpflege, die ein tägliches Eincremen der Haut mit einer reichhaltigen Lotion oder einem geeignete Hautöl umfasst. Ebenso ist eine sanfte durchblutungsfördernde Zupfmassage empfehlenswert. Sind die zurückbleibenden weißen Narben sehr ausgeprägt oder werden als störend empfunden, lassen sich diese nach der Geburt durch Laserbehandlungen oder Microneedling behandeln. Nach der Stillzeit können zudem Tretinoin-haltige Cremes zur Anwendung kommen.
Hautrötungen in der Schwangerschaft
Etwa zwei Drittel der hellhäutigen und zehn Prozent der dunkelhäutigen schwangeren Frauen entwickeln im ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittel rosarote oder bläuliche Gefäßveränderungen, die insbesondere im Gesicht, am Hals, am Brustkorb und an den Armen auftreten. Aufgrund der starken Durchblutung während der Schwangerschaft kommt es bei ihnen zu Stauungen in den Kapillaren, die mit einer sichtbaren Gefäßerweiterung einhergehen. Darüber hinaus werden durch den Estrogeneinfluss an der Hautoberfläche neue Gefäße gebildet.
Die Veränderungen beziehungsweise Rötungen der Haut werden als Spidernaevi bezeichnet, da von einem hellrot erscheinenden zentralen Punkt spinnenbeinartige Äderchen ausgehen. Die stärkere Durchblutung und der erhöhte Estrogenspiegel begünstigen auch eine Rötung des Handtellers, man nennt dies Palmarerythem. Die Haut kann sich zudem warm anfühlen und eventuell leicht geschwollen sein. Beide Phänomene sind im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft meistens harmlos und klingen in der Regel danach wieder ab.
Auch an den Beinen können sich netzförmige Erweiterungen von Blutgefäßen bilden, vor allem bei erhöhter Belastung wie langem Sitzen oder Stehen. Da venöse Gefäße betroffen sind, handelt es sich bei den bläulich schimmernden Veränderungen um Venektasien, die im Volksmund Besenreiser genannt werden. Meist bilden sie sich nach der Geburt wieder zurück, wenn sich die Hormonsituation und Druckbelastung wieder normalisieren.
Da aber insbesondere Schwangere mit einer Bindegewebsschwäche betroffen sind, kann ihr Auftreten auch der Anfang eines Venenleidens sein, das sich im Laufe der Jahre verstärkt. Um dem entgegenzuwirken, sollten Betroffene so oft wie möglich ihre Beine hoch lagern. Ebenso hilfreich sind kalte Güsse und Wechselduschen, spezielle Venengymnastik und Stützstrümpfe.
Extremer Juckreiz während der Schwangerschaft
Typischerweise wird die Haut während der neun Monate zunehmend trockener. Bei Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft an einer atopischen Dermatitis litten, gesellt sich meist noch ein quälender Juckreiz dazu. Besonders betroffen ist die Haut im Gesicht, am Hals und Dekolleté sowie an den Beugeseiten der Arme und Beine. Eine derartige atopische Schwangerschaftsdermatose kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Pflegeprodukte mit Jojobaöl oder Sheabutter pflegen die Haut. Zusätze wie Urea oder Polidocanol lindern zusätzlich den Juckreiz. Bei sehr starkem Juckreiz wird häufig eine Verordnung von Glucocorticoid-haltigen Topika erforderlich.
Helfen diese nicht, kann extremer Juckreiz Zeichen einer Schwangerschaftscholestase sein.
Sie bildet sich vor allem in der späten Schwangerschaft durch Störungen des Gallenabflusses aus. Neben unerträglichem Juckreiz macht sich die Lebererkrankung mit einer Gelbfärbung der Haut bemerkbar. Es ist eine umgehende ärztliche Behandlung erforderlich, damit die Gallensäure nicht in den Blutkreislauf des Kindes gelangt und seine Gesundheit gefährdet. Neben Störungen der Herzaktion und Sauerstoffversorgung des Ungeborenen sind Früh- und Totgeburten gefürchtet.
Eine weitere juckende Hauterkrankung, die ausschließlich in der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt auftritt, ist die Polymorphe Schwangerschaftsdermatose. Es bilden sich juckende Quaddeln, die von den Dehnungsstreifen am Bauch ihren Ausgang nehmen, sich über den gesamten Bauch ausdehnen und auf Gesäß und Oberschenkel übergreifen. Meist verschwindet der Hautausschlag nach wenigen Wochen von allein. Hält er an, helfen topische Glucocorticoide oder die Einnahme von Antihistaminika, wobei beide Behandlungsoptionen ärztlich begleitet werden sollten.
Das Pemphigoid gestationis ist eine seltene Autoimmunerkrankung, die in der zweiten Schwangerschaftshälfte oder direkt nach der Entbindung aufflammt. Dabei zeigen sich zunächst am Bauch in der Nabelregion auf geröteter Haut Blasen, denen manchmal ein juckendes Ekzem vorausgeht. Die Quaddeln beginnen dann schnell zu streuen und können den gesamten Körper bedecken. Da ein höheres Risiko für Frühgeburten besteht, erfolgt in der Regel eine orale Glucocorticoid-Therapie.