Repetitorium
ALLERGIEN – TEIL 2
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Charakteristischerweise beginnt eine Allergiker-Karriere bereits im Säuglingsalter mit einer Neurodermitis, die häufig mit einer Nahrungsmittelallergie einhergeht. Auch die Diagnose allergisches Asthma wird oft schon im Kleinkindalter gestellt, bei etwa der Hälfte der Betroffenen verschwindet die Erkrankung aber spätestens im Verlauf der Pubertät wieder.
Bei der allergischen Rhinitis steigt das Erkrankungsrisiko hingegen mit zunehmendem Alter an. Während unter den Drei- bis Sechs-Jährigen nur knapp fünf Prozent der Kinder betroffen sind, leiden unter den Sieben- bis Zehn-Jährigen bereits 10,5 Prozent und unter den 14- bis 17-Jährigen 18,4 Prozent.
Allergische Rhinitis – Rhino-Konjunktivitis
Eine allergische Rhinitis ist die bekannteste und häufigste allergische Erkrankung mit steigender Prävalenz. Verantwortlich sind diverse Inhalationsallergene und damit Eiweiß- beziehungsweise Zucker-Eiweißverbindungen aus der Luft, die über die Atmung aufgenommen werden. Nach Untersuchungen des Robert Koch-Instituts ist unter den Erwachsenen in Deutschland etwa jeder Dritte sensibilisiert.
Meist beginnt die allergische Rhinitis in der Kindheit und Jugend; etwa 80 Prozent erkranken vor dem 30. Lebensjahr. Mit zunehmendem Alter kann sich das Krankheitsbild abschwächen oder sogar ganz verschwinden. Möglich ist aber auch ein erstes Auftreten im Erwachsenenalter, sodass auch bei älteren Personen mit Schnupfensymptomen eine Allergie nicht prinzipiell ausgeschlossen werden kann.
Volkstümlich wird vom Heuschnupfen gesprochen. Allerdings trifft dieser Begriff die Erkrankung aus zweierlei Sicht nicht richtig. Auslöser sind nicht nur (Gräser-)Pollen. Es spielen auch Pollen von Bäumen, Blumen, Sträuchern oder Kräutern sowie andere Stoffe wie Tierhaare, Hausstaubmilben oder Schimmelpilze eine Rolle.
Während sich eine pollenbedingte allergische Rhinitis vor allem durch starken Sekretfluss bemerkbar macht, leiden Hausstaubmilbenallergiker an einer verstopften Nase, die mit einer behinderten Nasenatmung einhergeht. In beiden Fällen juckt die Nase und die Betroffenen niesen viel. Zudem kann die Fähigkeit zu riechen und zu schmecken stark vermindert sein. Aber die Betroffenen leiden häufig nicht nur an einer Rhinitis, vielmehr stellt sich zusätzlich noch eine allergisch bedingte Konjunktivitis ein, die durch juckende und tränende Augen, Kribbeln, Brennen, Rötung und einer Lidschwellung gekennzeichnet ist.
Aufgrund der gleichzeitigen Nasen- und Augensymptomatik sprechen Mediziner korrekterweise nicht nur von einer Rhinitis, sondern von einer Rhino-Konjunktivitis. Viele Allergiker sind zudem noch schlapp und müde. Abhängig vom Schweregrad der Beeinträchtigungen können sie erheblich in ihrer Leistungsfähigkeit sowie Lebensqualität eingeschränkt sein.
Saisonal oder ganzjährig
Treten die Beschwerden streng saisonal entsprechend der Blütezeit der allergieauslösenden Pflanzen auf, liegt definitionsgemäß eine saisonale allergische Rhinitis beziehungsweise Rhino-Konjunktivitis vor. Ganzjährige Beschwerden sind hingegen meist nicht auf Pollen, sondern auf Allergene zurückzuführen, denen man das ganze Jahr lang ausgesetzt ist. Die allergischen Symptome sind damit nicht an eine bestimmte Vegetationsperiode gekoppelt. Sie führen vielmehr dauerhaft zu Beschwerden, wobei diese vor allem in Innenräumen besonders zu Beginn und am Ende der Heizperiode stark ausgeprägt sind.
Auslöser sind vor allem Allergene von Hausstaubmilben, Schimmelpilzen oder Hautschuppen und Haare von Haustieren, die durch die Heizungsluft herumgewirbelt werden und eine chronisch verstopfte Nase hervorrufen. Eine dauerhafte Problematik wird als perenniale (ganzjährige) Rhinitis beziehungsweise Rhino-Konjunktivitis bezeichnet. Gemeinhin wird auch einfach vom allergischen Dauerschnupfen gesprochen.
Die Unterscheidung zwischen einer saisonalen und einem perennialen allergischen Schnupfen ist aber nicht immer einfach. Da die verschiedenen Pollenarten von Anfang des Jahres bis in den späten Herbst hinein fliegen, kann es bei einer Sensibilisierung gegen mehrere Pollenarten auch beim Pollenallergiker zu lang andauernden, monatelangen Beschwerden kommen. Zudem können sich auch im Staub (z. B. auf Möbelstücken, in den Gardinen) Pollen aus vorausgegangenen Allergiesaisons sammeln. Da Pollen mehrere Jahre lang allergen sein können, führen sie dann zeitversetzt zu Sensibilisierungen und Allergiesymptomen.
Weiteres Phänomen ist der mittlerweile frühere und längere Pollenflug. Klimawandelbedingt hat sich die Pollenflugzeit aufgrund der milden Temperaturen auf eine nahezu ganzjährige Pollensaison ausgedehnt. Wie die letzten Jahre gezeigt haben, können Haselnusspollen bereits Ende Dezember fliegen.
Die Einteilung in eine saisonale und perenniale allergische Rhinitis wurde inzwischen zugunsten einer neuen Klassifizierung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgegeben. Jetzt wird in eine intermittierende (unterbrochene) und persistierende (anhaltende) allergische Rhinitis unterschieden. Während bei der intermittierenden Form eine Symptomatik von weniger als vier Tagen pro Woche oder weniger als vier Wochen im Jahr zugrunde liegt, dauern bei einer persistierenden Rhinitis die Symptome länger als vier Tage pro Woche und mehr als vier Wochen an.
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Von der Rhinitis zum Asthma
Unbehandelt kann eine allergische Rhinitis im Laufe der Zeit weitere Beschwerden nach sich ziehen. Nicht nur, dass die gereizte Nasenschleimhaut anfälliger für Infektionen wird. Zudem erhöht sich das Risiko, ein Asthma bronchiale zu entwickeln. Man geht davon aus, dass bei jedem Dritten nicht adäquat therapierten Heuschnupfen-Patienten innerhalb weniger Jahre ein Asthma entsteht.
Mediziner sprechen von einem Etagenwechsel, bei denen die Allergie von den oberen Atemwegen zu den Bronchien, also den unteren Atemwegen, hinabgestiegen ist. Um einen Etagenwechsel zu verhindern, sollte eine antiallergische Therapie so früh wie möglich eingeleitet und konsequent durchgeführt werden.
Asthma bronchiale
Während sich Asthma bei Kindern vor allem durch eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit beim Sport zeigt, leiden Asthmatiker im Erwachsenenalter unter einem ausgeprägten, trockenen Husten und Atemnotattacken. Zudem ist ein pfeifendes Atemgeräusch, ein Giemen, typisch. Dies gab der Erkrankung ihren Namen, der aus dem Griechischen kommt und „Keuchen“ bedeutet.
Die Beschwerden sind Folge einer anhaltenden Entzündung der Atemwege, die zu einem Spasmus der Bronchialmuskulatur, einem Ödem der Bronchialwand und einer vermehrten Sekretion zähen, glasigen Schleims führen. Durch die gesteigerte Reaktionsbereitschaft der Bronchien reagiert der Asthmatiker empfindlich auf zahlreiche Reize. Verschiedenste Faktoren wie Pollen, Tierepithelien, Kälte, Rauch, Luftverschmutzung oder Infekte lösen eine reversible Verengung der Atemwege, insbesondere der kleinen Bronchien und Bronchiolen und damit Atemnot aus.
Kreuzreaktionen mit Nahrungsmitteln
Circa 60 Prozent der Heuschnupfenpatienten vertragen bestimmte Nahrungsmittel nicht. Während manche Allergiker nur zu den Blühperioden der betroffenen Pollen allergisch reagieren, bekommen andere auch außerhalb des Pollenfluges bei bestimmten Lebensmitteln Beschwerden, wobei deren Ausmaß individuell variiert. Typische Symptome sind Kribbeln und Gaumenjucken bis hin zu Schwellungen der Mund- und Rachenschleimhäute. Darüber hinaus können Magen-Darm-Beschwerden, diverse Atemwegssymptome, Hautreaktionen, Kreislaufprobleme und schlimmstenfalls ein anaphylaktischer Schock ausgelöst werden.
Man spricht von einem oralen Pollensyndrom oder einer pollenassoziierten Nahrungsmittelallergie, deren Ursache eine Kreuzreaktion mit Pollen ist. Das Immunsystem reagiert dabei auf Eiweißstrukturen aus Nahrungsmitteln, die denen der allergisierenden Pollen ähneln. Kreuzreaktionen sind mit botanisch verwandten Obst- und Gemüsesorten sowie Gewürzen möglich. Beispielsweise vertragen Birkenpollenallergiker häufig kein Kern- und Steinobst sowie Nüsse. Oder Allergiker auf Gräserpollen können unter anderem beim Verzehr von Soja, Erdnuss, Tomaten, Bananen und Erbsen reagieren. Zudem sind beispielsweise Kreuzreaktionen zwischen Beifußpollen und Karotten, Sellerie, Paprika sowie Kiwis bekannt.
Allerdings läuft nicht bei jedem sensibilisierten Heuschnupfenpatienten das Immunsystem nach dem Verzehr potenzieller Kreuzallergene aus dem Ruder. Ein positiver Allergietest auf bestimmte Nahrungsmittelallergene muss daher auch nicht zwangsläufig mit einer pauschalen Ernährungsumstellung verbunden werden. Essensverbote sind vielmehr individuell mit einer Ernährungsberatung zu besprechen. Zudem bestehen Möglichkeiten zur Prävention, da die Reaktionsstärke und -bereitschaft des Körpers in Bezug auf ein pollenassoziiertes Nahrungsmittel von verschiedenen Einflussfaktoren abhängt.
Beispielsweise lassen sich bei vielen Obst- und Gemüsesorten durch Kochen, Backen oder Einfrieren die allergenen Strukturen zerstören. So können dann ein Kirschkuchen oder Apfelkompott durch die Zubereitungsform bekömmlich sein, während rohe Kirschen oder Äpfel nicht vertragen werden. Allerdings behalten beispielsweise Sellerie und Erdnüsse selbst nach Hitzezufuhr ihre Allergenität. Möglich ist aber auch, dass eine Sorte Obst keine Probleme macht, während der gleichzeitige Verzehr mehrerer Sorten zu allergischen Symptomen führt. Zudem können bestimmte Faktoren eine allergische Reaktion triggern. Beispielsweise kann gleichzeitiger Alkoholgenuss oder körperliche Anstrengung wie Sport bei Betroffenen leichte Reaktionen auslösen oder stärkere Probleme verursachen.
Nahrungsmittelallergie
Eine Allergie auf bestimmte Lebensmittel können auch Personen entwickeln, die keinen Heuschnupfen haben. Man spricht in diesen Fällen auch von einer primären Nahrungsmittelallergie. Die häufigsten Auslöser sind Kuhmilch und Hühnerei. Aber auch Seefische, Schalentiere, Nüsse, Getreide, Hülsenfrüchte und Rohgemüse (vor allem Sellerie) lösen oft allergische Reaktionen aus. Insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern gehört die Nahrungsmittelallergie zu der ersten Erkrankung aus dem atopischen Formenkreis. Viele Nahrungsmittelallergien verlieren sich aber im Laufe der Zeit wieder. Vor allem Kuhmilch- und Hühnerei-Allergien haben eine gute Prognose, bis zum Grundschulalter zu verschwinden. Allergien gegen Nüsse, Fisch und Meeresfrüchte bleiben hingegen meist bestehen.
Atopische Dermatitis
Am häufigsten zeigt sich eine Nahrungsmittelallergie bei Kindern mit einer Entzündung der Haut, was als atopische Dermatitis oder Neurodermitis bezeichnet wird. Diese geht mit starkem Juckreiz einher und tritt schubartig auf. Bei den Säuglingen dominieren flächige, nässende Rötungen auf der Kopfhaut (Milchschorf) und auf den Wangen. Ältere Kinder leiden insbesondere an Ekzemen in den Kniekehlen und Ellenbeugen sowie am Hals, im Nacken und auf den Händen.
Mit zunehmendem Alter werden die Neurodermitisschübe in der Regel milder und die Ekzeme sind dann nur noch in schwach ausgeprägter Form vorhanden.
Neben Lebensmittelallergenen sind im Säuglingsalter auch Infektionen und körperliche Belastungen sowie äußere Faktoren wie Kleidung aus Wolle oder Synthetikfasern, Reinigungs- und Pflegeprodukte für den Ausbruch und weiteren Verlauf der Erkrankung verantwortlich. Letztere werden besonders leicht zum Trigger, wenn eine Störung des natürlichen Schutzschildes des Körpers, der Hautbarriere, vorliegt, was bei Säuglingen und Kleinkindern häufig der Fall ist.
Ebenso entwickeln Pollenallergiker bevorzugt Ekzeme mit Juckreiz oder es wird bei ihnen eine bereits vorhandene Neurodermitis verstärkt, da auch Pollen in der Lage sind, über die Haut einzudringen. Prädestinierte Körperstellen sind jene, die im Frühling und Sommer der Luft und damit den Pollen ausgesetzt sind.
Kontaktekzem
Ebenso präsentiert sich ein allergisches Kontaktekzem an dem Hautareal, das mit dem Allergen in Kontakt war. Auch hier steigt das Risiko für einen Hautausschlag, wenn die Haut vorgeschädigt ist. Typisch sind Rötungen in Kombination mit (nässenden) Bläschen. Aber auch eine rote, trockene, schuppende Haut kann Ausdruck eines Kontaktekzems sein. Beide Erscheinungsbilder sind zudem in der Regel mit Juckreiz verbunden, manchmal auch mit Schmerzen. Zu den häufigen Auslösern eines Kontaktekzems zählen unter anderem Kosmetika, Haarfärbe-, Reinigungs-, Desinfektionsmittel, Nickel- und Chrom-haltiger Schmuck (auch Gürtelschnallen, Knöpfe) sowie Latex.
In der Regel ist die Hautveränderung auf die Kontaktstelle begrenzt. Als typische Allergie vom Spättyp macht sich das Ekzem erst nach frühestens 24 Stunden bemerkbar und verschlimmert sich nach zwei bis drei Tagen weiter. Wird der Kontakt mit dem Allergen gemieden, bildet es sich meist von allein zurück. Ein fortdauernder Allergenkontakt unterhält jedoch das Entzündungsgeschehen, was sich mit einem trockenen Ekzem, ausgeprägter Lichenifikation (verdickte, verhärtete Haut), Rhagaden (Einrisse in trockener Haut) und einer Hyperkeratose (Verdickung der Hornschicht) zeigt.