Illustration: Apothekenkreuz, in dem Vaccination steht, und eine Hand mit einer Spritze.© stokio / iStock / Getty Images Plus
Zum Start in die diesjährige Impfsaison fand erneut die Lange Nacht des Impfens statt.

Nachgefragt

LANGE NACHT DES IMPFENS IM OKTOBER

Am 1. Oktober fand zum zweiten Mal die Lange Nacht des Impfens statt, an der sich bundesweit Apotheken beteiligten. DIE PTA IN DER APOTHEKE hat in Berlin und in Köln nachgefragt, wie es lief.

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Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da, die Nacht ist da, dass was gescheh – das ist nicht nur der Refrain eines bekannten Songs aus dem Film „Tanz auf dem Vulkan“. Es ist auch die Idee hinter Veranstaltungen wie der Langen Nacht der Museen oder der Langen Nacht der Wissenschaften. Und nun der Langen Nacht des Impfens.

Am 1. Oktober beteiligten sich zahlreiche Apotheken an der Langen Nacht des Impfens. Die 1. Vorsitzende des Bundesverbands der Versorgungsapotheker (BVVA), Heike Gnekow, hatte 2023 die Idee dazu. Zur zweiten Langen Nacht des Impfens berichtete sie der Deutschen Apothekerzeitung: „Ich bin immer noch ganz überwältigt vom Ansturm und vom großen Medienecho, das viele Menschen in die Apotheken gebracht hat.“ Unterstützt wurde die Lange Nacht des Impfens in diesem Jahr auch von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Sie bot seit Anfang August Infomaterial an. Wer Interesse an einer abendlichen Impfung hatte, konnte sich auf einer Übersichtskarte im Netz informieren, welche Apotheken teilnehmen.

Impftermine waren schnell weg

Maximilian Wilke, Leitender Apotheker in der Berliner Prenzl Apotheke, die zu einem Verbund von vier Apotheken in Berlin gehört, ist ebenfalls zufrieden mit der Langen Nacht des Impfens: „Es war eine sehr große Resonanz. Wir hätten noch mehr impfen können.“ Knapp 150-mal wurde gepiekst. Die festen Termine, die in den vier Apotheken für Grippe- und Coronaimpfungen vergeben wurden, waren schnell belegt. „Viele kamen aber auch, um sich spontan impfen zu lassen“, berichtet Wilke. „Die mussten wir zum größten Teil wieder wegschicken.“

Zufrieden mit der Langen Nacht des Impfens ist auch Luisa Theisen, die in der Kölner Apotheke am Questerhof am Abend rund 35 Menschen gegen Grippe geimpft hat: „Erst haben sich gar nicht so viele gemeldet. Aber dann kam plötzlich eine Anfrage nach der nächsten, und unsere Termine waren schnell ausgebucht.“ Theisen führt das auf Hinweise in den Medien zurück.

Sogar die „Tagesschau“ hatte über die Lange Nacht des Impfens berichtet.

Die Apotheke am Questerhof hat sich an der Langen Nacht des Impfens beteiligt, weil das Team Impfungen in Apotheken für ein sinnvolles Angebot hält und dazu beitragen will, die Impfquoten zu erhöhen. Und sei es nur ein wenig durch ein eigenes, einfach zu nutzendes Angebot.

Maximilian Wilke findet: „Im Vergleich zu dem, was man bräuchte, sind Impfungen in Apotheken natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber jeder Tropfen zählt. Er hilft, die Impflücken zu schließen.“ Die sind enorm. In den jüngsten verfügbaren Auswertungen des Robert Koch-Instituts von Ende 2022 heißt es, dass die Quoten bei den meisten Impfungen, die die Ständige Impfkommission empfiehlt, unter 50 Prozent liegen.

Europäische Kommission und Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfehlen einheitlich, bei Seniorinnen und Senioren eine Grippeimpfquote von mindestens 75 Prozent zu erreichen. In Deutschland wurde dieses Ziel zuletzt mit 43 Prozent deutlich verfehlt. Und auch von den 18- bis 49-jährigen Risikopatienten sind weniger als 20 Prozent gegen Influenza geimpft.

Maximilian Wilke ist überzeugt, dass Apothekenteams zu besseren Impfquoten einiges beitragen könnten. Dafür wären schlankere Dokumentationspflichten und ein besseres Impfhonorar sinnvoll: „Dann könnte man sicher die Impfbereitschaft in den Apotheken noch steigern. Die Patienten rennen uns ja quasi die Tür ein.“ Gründe? Weil man keinen Hausarzt und Hausärztin hat, die einen impfen könnten. Weil einem die Impfangebote in der Praxis zu unflexibel sind. Weil man nicht im vollen Wartezimmer mit kranken Menschen auf eine Impfung warten möchte.

Was sagen die Ärzt*innen?

Die umliegenden Praxen kritisieren das Impfangebot der Prenzl Apotheke, das auch jenseits der Langen Nacht des Impfens besteht, offenbar nicht. Wilke findet: „Wir ziehen beim Impfen doch am selben Strang. Es gibt 16 Millionen Über-60-Jährige, denen eine Grippeimpfung empfohlen wird, und weniger als die Hälfte lässt sich impfen.“ Luisa Theisen in Köln sieht es ähnlich. Sie weiß von den Grundsatzdebatten in der Ärzteschaft übers Impfen in Apotheken. Manche Praxen seien offenbar aufgeschlossen, andere weniger. „Wir überlegen, mittwochs oder freitags am Nachmittag dauerhaft zu impfen.“ Dann seien die Praxen ja in der Regel zu. Gnekow hatte betont:

„Wir sind keine Konkurrenz zu den Arztpraxen, sondern ein ergänzendes Angebot.“

Fürs Impfen haben sich nach Angaben der ABDA mittlerweile tausende Apothekerinnen und Apotheker schulen lassen. 1600 Apotheken bieten Grippeimpfungen an, fast jede zehnte in Deutschland. In der Saison 2023/2024 wurden rund 100000 Menschen in Apotheken dagegen immunisiert. Theisen hat ebenso wie Wilke mitbekommen, was am Impfangebot der Apotheken in der Langen Nacht des Impfens gezogen hat. Viele hätten den unkomplizierten, schnellen Zugang geschätzt: „Eigentlich alle, die zu uns kamen, hatten schon ihren ausgefüllten Aufklärungsbogen bei sich. Sie wollten einfach eine schnelle Impfung.“ Mit Termin war das gut möglich. Denn die Nacht ist ja bekanntlich nicht allein zum Impfen da.  

Eingedampft
Am 1. Oktober fand zum zweiten Mal die Lange Nacht des Impfens statt, an der sich bundesweit Apotheken beteiligten. In der Vorjahressaison wurden rund 100000 Menschen in Apotheken gegen Influenza immunisiert. Die Erfahrungen zweier Apotheker zeigen: Das schnelle, unkomplizierte Impfen in Apotheken ist für viele ein Grund, dort vorbeizukommen und sich immunisieren zu lassen.

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