Eine Hand mit Latexhandschuhen hält eine Glasphiole in der Hand, die mit H5N1 beschriftet ist. Im Hintergrund sind einige Hühner.© JUN LI/iStock/Getty Images Plus
Das Vogelgrippevirus H5N1 ist eigentlich für Menschen wenig gefährlich, doch ein Teenager in Kanada erkrankte schwer – weil das Virus in seinem Körper mutierte.

Mutiertes Virus

VOGELGRIPPE: JUNGER MENSCH SCHWER ERKRANKT

In Kanada befällt die Vogelgrippe erstmals einen jungen Menschen so schwer, dass er in kritischem Zustand in eine Klinik muss. Besorgnis erregt die Tatsache, dass das Vogelgrippe-Virus Influenza Typ H5N1 erstmals in einem Menschen gefährlich mutiert sein könnte. Kommt jetzt eine neue Pandemie?

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Der betroffene Teenager hatte zunächst eine Bindehautentzündung. So macht sich die Vogelgrippe bei Menschen meist zuerst bemerkbar, wie in den USA in Milchbetrieben und in kanadischen Geflügelfarmen. Insgesamt gab es bislang allein in den USA rund 900 Fälle von Vogelgrippe bei Menschen.

Während Infektionen mit der Vogelgrippe bei Menschen bisher mild verliefen, leidet der Teenager allerdings an einer schweren Lungeninfektion. Das Virus scheint sich an die Menschen angepasst zu haben. Experten warnen, sehen aber keinen Grund zur Panik.

Vogelgrippe beim Menschen selten, aber möglich

Die Vogelgrippe wird eher selten von Wildvögeln, Geflügel oder infizierten Kühen auf Menschen übertragen. Direkte Übertragungen sind bisher nicht bekannt. Die Behörden in den USA, in Kanada und auch in Europa schätzen das Risiko, das von der Vogelgrippe für Menschen ausgeht, aktuell als gering ein. Soweit die guten Nachrichten. Gefährlich könnte es dennoch werden.

Der Immunologe Scott Hensley von der University of Pennsylvania in Philadelphia meint zum Thema Vogelgrippe bei Menschen: „Es gibt Grund zur Besorgnis, aber keinen Grund, auszuflippen.“ Die Vogelgrippe-Erreger, die den jungen Menschen in Kanada schwer erkranken ließen, seien zwar an drei Stellen mutiert und können so an menschliche Zellen besser binden. Das allein reicht aber nicht für eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung. Außerdem zirkuliere das mutierte Vogelgrippe-Virus lediglich in dem erkrankten Menschen und nicht in größerer Zahl in der Umwelt. Es hat sich niemand bei dem Teenager angesteckt.

Vogelgrippe ist für junge Menschen gefährlicher

Die Vogelgrippe, so warnen Forscher, könnte besonders in der Grippe-Saison auch für junge Menschen gefährlich werden. Das gilt vor allem dann, wenn sich andere Influenza-Viren mit dem Erreger der Vogelgrippe in einem Menschen mischen. So sind sie in der Lage, genetische Informationen auszutauschen und möglicherweise gefährlicher zu werden. Das Immunsystem älterer Erwachsener kann sich durch seine Erfahrung mit vielen Erregern in der Regel besser gegen die Vogelgrippe wehren als das junger Menschen, so die Vermutung.

Bauern und Menschen, die beruflich Kontakt mit Milchvieh, Geflügel oder Wildtieren haben, werden zur Grippeschutzimpfung aufgefordert. Außerdem sollte zum Schutz vor der Vogelgrippe

  • der Kontakt mit Wildvögeln vermieden,
  • Haustiere von kranken oder verendeten Vögeln ferngehalten
  • und bei Grippesymptomen binnen zehn Tagen nach einem Kontakt der Arzt verständigt werden.

Wird die Vogelgrippe die nächste Pandemie?

Bisher schätzen die Behörden die Gefahr, dass die Vogelgrippe bei Menschen eine Pandemie auslöst, als gering ein. Auch Scott Hensley meint: „Die Fähigkeit zur Bindung an menschliche Zellen ist eine Voraussetzung für eine Pandemie. Aber das reicht oftmals nicht.“ Denn die Vogelgrippe kann durch die Mutationen zwar besser an menschliche Zellen binden, aber ihre Übertragbarkeit verbessert sich dadurch nicht. Eine Pandemie sehen Forscher aktuell nicht kommen.

Allerdings sehen sie die aktuelle Mutation des Vogelgrippe-Virus in dem betroffenen Menschen als Warnung. Denn der Klimawandel begünstigt nicht nur die Ausbreitung der Vogelgrippe. Auch andere für den Menschen gefährliche Krankheiten werden durch Tiere übertragen. Tropische Zecken und Mücken zum Beispiel fühlen sich durch die wärmeren Temperaturen zunehmend auch bei uns wohl. Nicht nur in Sachen Vogelgrippe sollten die Menschen also wachsam bleiben.

Was der Klimawandel mit der Vogelgrippe bei Menschen zu tun hat

Generell begünstigt die Erderwärmung die gefährliche Ausbreitung sogenannter Zoonosen. Das sind Erkrankungen wie die Vogelgrippe, aber auch Tropenkrankheiten wie Malaria und Dengue-Fieber, die zunehmend Menschen in gemäßigten Breiten betreffen. Wie kommt das?

Für die Vogelgrippe gilt: Der durch Menschen ausgelöste Klimawandel beeinflusst die Zugrouten der Wildvögel. Sie kommen früher und bleiben länger, größere Zahlen überleben die milderen Winter. Vermehrter Stress durch Extremwetter führt zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen wie die Vogelgrippe. Für Menschen bedeutet das: Mehr Vögel mit schwächerem Immunsystem können den Erreger übertragen, und zwar auch auf Haustiere. Von dort hat es die Vogelgrippe möglicherweise noch leichter, Menschen zu infizieren.

Nicht nur bei der Vogelgrippe steigen mit der Temperatur die Vermehrungszahlen und damit die Mutationsraten. Kürzere Generationsdauer und bessere Lebensbedingungen könnten es der Vogelgrippe und ihren Verwandten immer leichter machen, Menschen zu befallen.

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