Kleines Kind liegt im Bett und hustet© Andrey Sayfutdinov / iStock / Getty Images Plus
Pseudokrupp äußert sich vor allem durch einen bellenden Husten, Heiserkeit und ein lautes Atemgeräusch beim Einatmen. Dire Symptome treten meist abends oder nachts vermehrt auf.

Krupp-Syndrom

PSEUDOKRUPP KANN ANGST MACHEN

Nachts hustet das Kind plötzlich stark und hat Atemnot. Das kann Panik hervorrufen, bei Eltern und Kind. Oft steckt das Krupp-Syndrom hinter den Schreckmomenten. Was hilft in so einer Situation?

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Der Pseudokrupp ist eine typische Kleinkinderkrankung. Er äußert sich vor allem durch einen bellenden Husten, Heiserkeit und ein lautes Atemgeräusch beim Einatmen.

Die Symptome treten meist abends oder nachts auf und vermehrt im Herbst oder Winter. Häufig kündigt sich der Pseudokrupp schon ein bis zwei Tage vor der ersten "Kruppattacke" durch leichte Infektanzeichen an: Das Kind hat Schnupfen und eventuell gering erhöhte Temperatur.

"Ursache für einen Pseudokrupp oder das Kruppsyndrom ist meist ein Erkältungsinfekt durch Parainfluenzaviren", sagt Kinderpneumologe Christian Vogelberg vom Uniklinikum Dresden. "Im Herbst und Winter sind diese Viren quasi überall anzutreffen und jedes Kind kann sich damit anstecken." Potenzielle Infektionsquellen seien zum Beispiel Geschwisterkinder oder der Kindergarten.

Bei einer Infektion entzündet sich die Schleimhaut im Kehlkopfbereich und schwillt an. Die Folgen: Schmerzen, eine Verengung der Atemwege, Probleme beim Luftholen.

Häufig und gut einschätzbar

Schätzungsweise 15 Prozent aller Kleinkinder im Alter von zehn Monaten bis vier Jahren sind mindestens einmal einer Kruppattacke ausgesetzt. "In diesem Alter ist der Bereich der Atemwege sowieso relativ eng", sagt Christian Vogelberg. "Bei einer Infektion führt das schnell zu den genannten Symptomen." Wenn die Kinder älter sind, kann es sein, dass sie zwar dieselbe Art von Infektion durchmachen, aber nicht die gleichen Symptome entwickeln.

Wie schwer ein Kind im Moment einer Kruppattacke betroffen ist, lässt sich anhand einiger Anhaltspunkte auch zu Hause gut einschätzen.

1.) Bei ganz leichten Verläufen fällt zunächst der bellende Husten auf. Wenn sich das betroffene Kind aufregt, kommt manchmal das auffällige Geräusch beim Einatmen dazu.

2.) Bei Kindern, die durch den Infekt und die entzündeten Atemwege eine stärker ausgeprägte Enge und folglich einen etwas schwereren Verlauf haben, können der auffallende Husten und das Atemgeräusch auch im Ruhezustand auftreten.

3.) Kinder mit einer besonders schweren Verengung der Atemwege leiden unter deutlicher Luftnot und einer sehr hohen Atemanstrengung. Das auffallende Atemgeräusch zeigt sich bei ihnen sowohl beim Ein- als auch beim Ausatmen.
 

Erste Hilfe ohne Medikamente

"Als erste therapeutische Maßnahme, gerade auch, wenn man keine entsprechenden Medikamente zur Hand hat, hilft das Hochnehmen des Kindes in eine aufrechte Position", sagt Kinderarzt Jakob Maske. Das Liegen verstärkt den Effekt der Schleimhautanschwellung und der Verengung der Atemwege. Aus diesem Grund tritt das Kruppsyndrom häufig akut aus dem Schlaf heraus auf.

Wenn man das Kind hochnimmt, verändert sich die Durchblutung im Kehlkopfbereich. Das ist ähnlich wie bei einem Erkältungsschnupfen:
Legt man sich hin, geht die Nase zu. Setzt man sich auf, geht sie nach einer Weile wieder auf und man kriegt wieder Luft.

"Wichtig ist es auch, das Kind zu beruhigen und mit ihm gemeinsam zu atmen", sagt Maske. "Oft merkt es dann, dass es eigentlich ganz gut Luft bekommt." Außerdem könne man sich mit dem Kind ans offene Fenster stellen. Kalte Luft führt dazu, dass sich die Blutgefäße zusammenziehen. Es kommt zu einer Verminderung der Durchblutung und somit zum Abschwellen der verengten Atemwege. Oft hilft das schon und man muss mit dem Kind nicht zum Arzt.
 

Meistens harmlos, manchmal Behandlung notwendig

Wenn die Maßnahmen zu Hause nicht helfen, sollte das betroffene Kind bei einem Arzt oder in der Notaufnahme einer Kinderklinik vorgestellt werden. Dort wird der gleiche Ansatz wie zu Hause verfolgt: Die Schleimhaut wird zum Abschwellen gebracht.

Dafür kommen meist zwei Medikamente zum Einsatz: Erstens eine Inhalation mit Epinephrin, einer Substanz, die die Gefäße sehr schnell sehr eng stellt und die Atemwege zum Abschwellen bringt. Mit der Inhalation überbrückt man den Wirkungseintritt der Steroide, die nach der Inhalation als Saft oder Zäpfchen verabreicht werden. Nach einer halben bis dreiviertel Stunde ist der Effekt der Steroide voll da und hält dann auch mehrere Stunden an: Die Schleimhaut schwillt weiter ab, der Entzündungsreiz geht zurück.

Häufig können betroffene Kinder im Anschluss an so eine Behandlung und nach einer gewissen Beobachtungszeit direkt wieder nach Hause entlassen werden. Wenn sich die Symptome aber nicht eindeutig bessern oder weitere Behandlungszyklen nötig sind, werden sie stationär aufgenommen. Die Behandlung dauert so lange, bis sie beschwerdefrei sind. Die meisten Kinder machen das Kruppsyndrom aber eher leicht durch. Schwerere Verläufe sind selten.
 

Nicht zu verwechseln, aber sicher ist sicher

Übrigens können die Symptome eines Kruppsyndroms kaum mit den Symptomen verwechselt werden, die bei einer Covid-19-Erkrankung auftreten. "Wenn bei Kindern bei einer Corona-Erkrankung überhaupt Symptome auftreten", sagt Kinderpneumologe Christian Vogelberg, "dann
- ähnlich wie bei Erwachsenen - Fieber und Husten."

Der Husten, der im Zuge eines Krupps auftritt, klingt aber keinesfalls wie normaler Husten. Er ist unverkennbar und sehr auffällig. "Wenn ein Kind so etwas schon einmal gehabt hat, können sich Eltern in den meisten Fällen gut daran erinnern." Und Eltern, die den Husten zum ersten Mal hören, werden sofort wissen, dass ihr Kind jetzt besondere Aufmerksamkeit und Zuneigung benötigt.

In den meisten Fällen ist das Kruppsyndrom eine gut verlaufende Krankheit. Bei Unsicherheiten sollten Eltern mit dem betroffenen Kind aber trotzdem frühzeitig eine Kinderklinik aufsuchen. Auch und gerade dann, wenn ihr Kind bereits zum wiederholten Mal eine Kruppattacke erleidet. Ein Grund zur Beunruhigung besteht zwar in den meisten Fällen nicht. Aber sicher ist auf jeden Fall sicher.

Quelle: dpa
 

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