Baumrinde© Dzmitry Dzemidovich / iStock / Getty Images

Pycnogenol-Forschung

KIEFER GEGEN COVID?

Der patentierte Spezialextrakt aus der Französischen Meereskiefer verbessert zahlreichen Studien zufolge die Funktion der Gefäßwände. Das könnte auch COVID-Patienten zugutekommen.

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Zwischen Bordeaux und den Pyrenäen im Südwesten Frankreichs, entlang der Atlantikküste, liegt der Naturpark Les Landes de Gascogne. Hier wächst auf über 10 000 Quadratkilometern die Französische Meereskiefer (Pinus pinaster) – und so duftet hier auch die Luft. Zwischen den Rindenschichten der Kiefer sammeln sich wasserlösliche Flavonoide, genauer Procyanidine, die das Schweizer Unternehmen Horphag Research extrahiert, untersucht und vertreibt. 1000 Kilogramm Rinde, die bei der Möbelholzproduktion anfallen, ergeben nach der CO2-neutralen Extraktion mit Ethanol und Wasser ein Kilogramm des patentierten Spezialextrakts Pycnogenol®, der dann noch gereinigt, sprühgetrocknet und auf einen Gehalt von 65 bis 70 Prozent Procyanidine eingestellt wird. Der Rest der Rinde befeuert die Heizanlage der Produktionsstätte oder wird kompostiert.

Gut untersucht Zu Pycnogenol® liegen 160 klinische Studien und 450 weitere wissenschaftliche Veröffentlichungen vor – damit gehört der Extrakt zu den bestuntersuchten der Welt. So ist seit langem bekannt, dass der Rindenextrakt ein starkes Antioxidans ist. Viele Studien ergaben, dass Pycnogenol® zusätzlich in den Stoffwechsel der innersten Gefäßwandschicht, des Endothels, eingreift. Es kann die Stickoxidsynthese aus L-Arginin und Sauerstoff steigern, indem sie das Enzym NO-Synthase anregt. Stickoxid (NO) wiederum wirkt vasodilatorisch und somit blutdrucksenkend und Blutfluss-regulierend. Außerdem erniedrigt Pycnogenol® die Thrombozytenaggregation im Gefäß und wirkt Atherosklerose entgegen, indem es die Adhäsion von Leukozyten an die Gefäßwand verhindert. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass der Extrakt die Mikrozirkulation in den Gefäßen bessert und stark antientzündlich wirkt.

Und bei COVID? Aufgrund dieser Daten untersuchte eine italienische Studie, ob Pycnogenol® auch bei Post-COVID wirksam sei. Schließlich sind Entzündungen des Endothels, Gerinnungsstörungen und Störungen der Mikrozirkulation für COVID-19 typisch. Drei Monate lang erhielten 30 Probanden eine Standardtherapie, 30 zusätzlich dreimal täglich 50 Milligramm Pycnogenol®. Die Endothelfunktion war bei allen Probanden zu Beginn niedrig. In der Pycnogenol®-Gruppe stieg sie jedoch deutlicher wieder an als in der Vergleichsgruppe.

Die Nierenfunktion stieg. Die Entzündungsmarker C-reaktives Protein und Interleukin-6 sanken, ebenso die Marker für oxidativen Stress. Blutdruck, Herzfrequenz und Blutgerinnungswerte normalisierten sich. Die Pycnogenol®-Gruppe schätzte auch subjektive Werte wie Lebensqualität, Stimmung und Müdigkeit besser ein als die Vergleichsgruppe. Dabei wurden keine Nebenwirkungen beobachtet. Die Forschenden folgern: „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Pycnogenol® eine wichtige Option für die Behandlung einiger der mit dem Post-COVID-19-Syndrom verbundenen Anzeichen und Symptome sein könnte.“

Der Extrakt Pycnogenol® wird in Deutschland als Inhaltsstoff von Nahrungsergänzungsmitteln verschiedener Hersteller vertrieben. Eine Zulassung als Arzneimittel strebt Horphag Research nicht an, da diese an eine Indikation gebunden wäre, die endothelstärkende Wirkweise von Pycnogenol® aber bei zahlreichen Beschwerden nützt, erklärt CEO Victor Ferrari. Es soll immer weiter geforscht werden: „Wir hören nicht auf mit Wissenschaft. Das ist vielleicht ein dummes Business-Modell, aber es ist das einzige, das wir können.“

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 02/2022 auf Seite 24.

Gesa Van Hecke, PTA/Redaktion

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