Hyperemesis gravidarum
SPEZIELLES HORMON ALS ÜBELTÄTER BEI SCHWANGERSCHAFTSERBRECHEN IDENTIFIZIERT
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Herzogin Kate, die Frau des englischen Thronfolgers, war wohl eine der berühmtesten Patientinnen, die damit bei all ihren drei Kindern während der Schwangerschaft ins Krankenhaus kam: Sie litt unter unstillbarem Schwangerschaftserbrechen.
Von Hyperemesis gravidarum, dieser besonderen Form der Schwangerschaftsübelkeit, sind bis zu drei Prozent der Schwangeren betroffen. Sie müssen sich bis zu dreißig Mal am Tag übergeben, sogar bei leerem Magen. Essen und Trinken fällt ihnen schwer, normale Tagesaktivitäten sind oft nicht mehr durchführbar. Körperliche Auswirkungen wie Dehydrierung und Gewichtsverlust können die Gesundheit von Mutter und Kind gefährden. Daher ist das unstillbare Schwangerschaftserbrechen einer der häufigsten Gründe für Krankenhauseinweisungen im ersten Trimenon der Schwangerschaft. Eine Studie hat nun die Mechanismen dahinter aufgedeckt.
Nicht hCG, sondern GDF15 ist der Übeltäter
Hauptverantwortlich für Schwangerschaftsübelkeit ist der Wachstumsdifferenzierungsfaktor GDF15, ein Hormon, das der Fötus produziert. Je weniger die Mutter vor der Schwangerschaft von diesem Hormon hatte und je mehr der Fötus produziert, desto schlimmer ist die Übelkeit.
Diesen Zusammenhang vermutete man schon länger, konnte ihn aber nicht beweisen, Mit einer Kombination von Bluttests, genetischen Untersuchungen und Tierversuchen wies ein Team um Marlena Fejzo von der University of California diesen Mechanismus nun nach.
Zum einen zeigten Genanalysen, dass eine seltene Mutation im GDF15-Gen der Mutter das Risiko für Hyperemesis gravidarum erhöhen kann. Denn die Mutation sorgt dafür, dass der Spiegel des Hormons außerhalb der Schwangerschaft abnorm niedrig ist. Trägt der Fötus die gleiche Mutation, ist das Übelkeitsrisiko der Mutter nicht erhöht. Produziert das Kind aber in normalen Maße GDF15, hat die Mutter ein mindestens zehnfach erhöhtes Risiko für schwere Schwangerschaftsübelkeit.
Frauen dagegen, die an der (seltenen) Erbkrankheit Beta-Thalassämie leiden haben in der Schwangerschaft kaum Probleme mit Übelkeit. Beta-Thalassämie sorgt – neben zahlreichen anderen Symptomen – dafür, dass der GDF15-Spiegel auch außerhalb der Schwangerschaft besonders hoch ist. Wahrscheinlich ist der Körper aus diesem Grund an das Hormon gewöhnt und reagiert während der Schwangerschaft nicht mehr mit Übelkeit darauf.
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Getestet wurde das Ganze an trächtigen Mäusen. Ihnen wurden hohe Dosen von GDF15 verabreicht. Als Reaktion zeigten die Mäuse Appetitlosigkeit, was die Wissenschaftler als Zeichen deuteten, dass ihnen übel war. Starteten die Forscher jedoch mit niedrigen Dosen, die sie langsam steigerten, fraßen die Mäuse ganz normal weiter. Daraus zog die Wissenschaft den Schluss, dass es für besonders übelkeitsgefährdete Frauen mit Kinderwunsch sinnvoll sein könnte, bereits vor einer geplanten Schwangerschaft GDF15 einzunehmen, um den Körper auf das Hormon vorzubereiten.
Da dieses spezielle Hormon die Schlüsselstelle für Schwangerschaftsübelkeit ist, könnte ein weiterer Behandlungsansatz auch sein, den GDF15-Spiegel zu senken. Allerdings nur für Mütter und ihre Kinder, die beide die spezielle Mutation im GDF15-Gen aufwiesen.
In zukünftigen Studien will das Forscherteam verschiedene Optionen testen, die Frauen mit Schwangerschaftsübelkeit helfen könnten – darunter
- die genannte Gewöhnung an GDF15 vor der Schwangerschaft,
- die Absenkung des Spiegels während der Schwangerschaft
- sowie eine neue Gruppe von Medikamenten, die die Andockstellen für das Hormon im Gehirn der Mutter blockieren.
Quellen:
https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/ursache-von-schwangerschaftsuebelkeit-aufgedeckt/
https://science.orf.at/stories/3222580/