Auf einer Collage ist ein Kind in der Fruchtblase dargestellt. Dahinter verläuft ein übergroßer DNA-Strang, daneben ist eine Spritze zu sehen.© Mohammed Haneefa Nizamudeen / iStock / Getty Images

Schwangerschaftsvorsorge

INVASIVE PRÄNATALDIAGNOSTIK

Ist das Baby im Bauch gesund? Das sollen verschiedene Untersuchungen zur Schwangerschaftsvorsorge zeigen. Neben Ultraschall-Untersuchungen, dem Ersttrimester-Screening und Bluttests werden auch Verfahren zur invasiven Pränataldiagnostik eingesetzt.

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Bei der invasiven Pränataldiagnostik handelt es sich um Untersuchungen während der Schwangerschaft, die mit einem Eingriff in den Körper der Frau verbunden sind. Es werden entweder Gewebeproben des entstehenden Mutterkuchens (Chorionzotten-Biopsie), Fruchtwasser (Amniozentese) oder kindliches Blut (Cordozentese) entnommen. Dafür wird eine dünne Hohlnadel in die gewünschte Region gezielt eingeführt. Dies geschieht unter ständiger Ultraschallkontrolle, um das Risiko für eine unbeabsichtigte Verletzung des Fetus oder benachbarter Organe der Mutter zu minimieren. Anschließend erfolgt eine Untersuchung der gewonnenen Zellen im Labor.

Nach dem Eingriff können Frauen für einige Stunden bis Tage ein leichtes Ziehen im Unterleib spüren. Am gleichen und folgenden Tag sollten sie größere Anstrengungen vermeiden und auf Geschlechtsverkehr verzichten. Eine Kontrolluntersuchung beim behandelnden Frauenarzt innerhalb einer Woche nach der Punktion ist anzuraten. Sollte es zu Blutungen, Fruchtwasserabgang, anhaltenden oder zunehmenden Bauchschmerzen oder Fieber kommen, sollte sich die Frau sofort ihrem behandelnden Frauenarzt oder in einer Klinik vorstellen.

Wann wird eine invasive Pränataldiagnostik durchgeführt?

Da diese Methoden ein gewisses, wenn auch geringes Risiko für eine Fehlgeburt bergen, werden sie nicht grundsätzlich bei allen Schwangeren durchgeführt. Ein Grund für die zusätzliche Inanspruchnahme invasiver Diagnostik kann das Alter der Frau sein. Chromosomen-Anomalien, also Auffälligkeiten beim Erbgut des ungeborenen Kindes, sind zwar selten, doch steigt ihre Wahrscheinlichkeit mit zunehmendem Alter der Mutter an

 Das bekannteste Krankheitsbild in diesem Zusammenhang ist das Down-Syndrom (Trisomie 21). Daher wird in der Regel Frauen ab 35 Jahren eine invasive Diagnostik zur Untersuchung auf chromosomale Abweichungen nahegelegt. Zudem werden invasive Methoden in Erwägung gezogen, um einen Verdacht auf eine Auffälligkeit, der sich beim Ultraschall oder Bluttest ergeben hat, gezielt zu überprüfen.

Anlass für eine invasive Pränataldiagnostik können außerdem Chromosomenstörungen (z. B. Trisomie 13, 18 oder 21) bei vorherigen Schwangerschaften sein sowie in der Familie vorliegende genetische Veränderungen oder besondere Erkrankungen (z. B. bestimmte Muskel- oder Stoffwechselerkrankungen). Ebenso wird eine invasive Untersuchung empfohlen, wenn eine Infektion des ungeborenen Kindes (z. B. Zytomegalie, Toxoplasmose) vermutet wird.

Was die invasive Pränataldiagnostik zeigt – und was nicht

Bei den genetischen Untersuchungen werden die Zellen auf Anzahl und grobe Struktur der Chromosomen hin untersucht. Allerdings ist die Chromosomenanalyse mit Einschränkungen verbunden. Ein unauffälliger Chromosomensatz schließt eine genetische Erkrankung des Kindes nicht völlig aus. Vor allem sind Veränderungen von sehr kleinen Chromosomenabschnitten oder von einzelnen Genen nicht sicher zu erkennen.

Zudem sind auch bei einem normalen Chromosomensatz körperliche oder geistige Fehlentwicklungen wie beispielsweise Herzfehler, Neuralrohrdefekte oder andere Organentwicklungsstörungen nicht ausgeschlossen. Liegt ein Befund vor, sind Aussagen über Schwere und Ausprägung der Erkrankung beziehungsweise Behinderung also dennoch nur bedingt möglich.

Chorionzotten-Biopsie

Die Chorionzotten-Biopsie wird auch Plazenta-Punktion genannt und erlaubt Aussagen über den Fetus, da die entnommene Gewebeprobe aus dem Mutterkuchen, und damit wie das Kind, ursprünglich aus der befruchteten Eizelle stammt. Der Vorteil dieser Untersuchung ist, dass sie sehr früh in der Schwangerschaft, das heißt bereits ab der 12. Schwangerschaftswoche, möglich ist. Somit wird sie vor allem Schwangeren angeboten, bei denen Auffälligkeiten beim Ersttrimester-Screening (ETS) festgestellt wurden, oder bei denen bereits vor oder zum Eintritt der Schwangerschaft Risiken vorliegen. Beispielsweise eine in der Familie bekannte Erbkrankheit.

Im Labor werden die gewonnenen Zellen mittels Chromosomenanalyse auf genetische Auffälligkeiten untersucht. Ein vorläufiger Befund liegt durch eine Kurzzeitkultur bereits nach ein bis zwei Tagen vor. Das endgültige Ergebnis liefert eine Langzeitkultur, die circa zwei Wochen benötigt. Damit erhält die Frau frühe Gewissheit beziehungsweise sind frühe Entscheidungen möglich.

Das Ergebnis ist sehr zuverlässig, wobei sich bei etwa zwei bis drei Prozent der Untersuchungen unklare Befunde ergeben. Diese müssen dann ab der 14. Schwangerschaftswoche mit einer zusätzlichen Fruchtwasser-Untersuchung abgeklärt werden. Zu beachten ist ein Fehlgeburtsrisiko, das bei 0,5 bis 1 Prozent aller Eingriffe liegt. In spezialisierten Zentren kommt es lediglich in 0,3 bis 0,5 Prozent aller Eingriffe zu einer Fehlgeburt.

Amniozentese

Amniozentese ist der Fachbegriff für eine Fruchtwasser-Untersuchung. Sie wird ab der 16. Schwangerschaftswoche durchgeführt, gegebenenfalls auch später. Der Arzt saugt etwa 15 bis 20 Milliliter Fruchtwasser ab. Das sind weniger als ein Zehntel der gesamten Fruchtwassermenge. Die Zellen, die im Fruchtwasser schwimmen, stammen von der Haut der Fruchtblase, aus der fetalen Mundhöhle und Blase sowie von der Haut des Fetus.

Die kindlichen Zellen werden im Labor vermehrt und wie bei der Chorionzotten-Biopsie mittels Chromosomenanalyse untersucht. Auch bei diesem Verfahren lassen sich zahlreiche Chromosomenstörungen mit hoher Sicherheit ausschließen. Ein erstes Teilergebnis zu den Chromosomen 13, 18, 21 sowie zu den Geschlechtschromosomen X und Y kann bereits nach ein bis zwei Tagen abgerufen werden (FISH- oder PCR-Test). Dieses ist aber nicht so sicher wie der endgültige Befund, welcher nach etwa zwei Wochen vorliegt.

Zusätzlich lassen sich mit einer Amniozentese Aussagen über Neuralrohrdefekte treffen und es können im Fruchtwasser auch Antikörper zur Infektionsdiagnostik bestimmt werden. Somit sind mehr Aussagen zur kindlichen Gesundheit als bei der Chorionzotten-Biopsie möglich. Unklare Befunde sind zudem seltener.

Aber auch hier besteht ein Risiko für Fehlgeburten, das ebenfalls bei 0,5 bis 1 Prozent aller Eingriffe liegt. Die Höhe des Risikos ist zum einen vom Zeitpunkt der Untersuchung abhängig (je früher eine Amniozentese in der Schwangerschaft durchgeführt wird, desto höher liegt das Risiko) und zum anderen von der Erfahrung des untersuchenden Arztes. Dies erklärt auch das geringere Risiko für Fehlgeburten, wenn die Untersuchung in einem spezialisierten Zentrum vorgenommen wird.

Cordozentese

Die Nabelschnur-Punktion oder Cordozentese ist ein relativ selten durchgeführter invasiver Eingriff, der speziellen Zentren vorbehalten ist. Da er mit einem relativ hohen Risiko für Komplikationen verbunden ist (ein bis drei Prozent), erfolgt er nicht generell zur Chromosomenanalyse. Dafür werden in der Regel die risikoärmeren Verfahren genutzt, also die Plazenta-Punktion oder die Fruchtwasser-Untersuchung.

Eine Nabelschnur-Punktion wird in der Regel nur bei bestimmten Fragestellungen durchgeführt, wie beispielsweise beim Verdacht auf fetale Blutarmut (Anämie), Rhesus-Blutgruppen-Unverträglichkeit oder eine Infektion. Die Cordozentese wird auch vorgenommen, wenn es konkrete Hinweise auf eine Erkrankung des Kindes nach auffälligen Befunden bei der Schwangerenvorsorge gibt. Ebenso stellen unklare Befunde aus Amniozentese oder Chorionzotten-Biopsie eine Indikation dar.

Die Cordozentese ist ab der 18. Schwangerschaftswoche möglich. Hierbei wird zur Entnahme des kindlichen Blutes eine feine Hohlnadel durch die Bauchdecke bis in die Nabelschnurvene eingeführt. Das Besondere bei dieser Untersuchung ist, dass der Zugang bei einer Diagnose auch zur Gabe von Bluttransfusionen oder Medikamenten genutzt werden kann.

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