Eine hochschwangere Frau halb sitzend, halb liegend auf dem Sofa: Sie hat die Augen geschlossen und fasst sich an die Stirn. Die andere Hand ruht auf ihrem dicken Babybauch.© AndreyPopov /iStock/Getty Images Plus
Migräne in der Schwangerschaft sollte behandelt werden, da die Attacke selbst mit einem Risiko einhergeht. Aber welche Arzneimittel sind für Schwangere sicher?

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WAS DÜRFEN FRAUEN BEI MIGRÄNE IN DER SCHWANGERSCHAFT EINNEHMEN?

Migräne in der Schwangerschaft betrifft in Deutschland jedes Jahr rund 150000 Frauen. Das ist jede fünfte Schwangere. Die Datenbanken Embryotox und Reprotox bemühen sich, trotz chronischer Unterfinanzierung die aktuelle Datenlage im Blick zu behalten, damit auch Schwangere und Stillende eine gute, sichere Behandlung bekommen.

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Frauen sind dreimal häufiger von Migräne betroffen als Männer. In der Altersklasse zwischen 18 und 29 Jahren leiden 25 Prozent aller Frauen unter Migräne. Da ist gute Beratung wichtig, nicht nur, wenn die Migräne in der Schwangerschaft auftritt.

Dr. Wolfgang Paulus, Gynäkologe an der Uniklinik Ulm und Leiter der Beratungsstelle Reprotox, berichtet über die aktuellen Möglichkeiten zur Behandlung einer Migräne in der Schwangerschaft. Wie sicher sind die bekannten Migränemittel für Schwangere? Und warum ist es nicht sinnvoll, in der Schwangerschaft auf Arzneimittel zu verzichten und Migräneattacken auszuhalten?

Welche Medikamente gegen Migräne sind in der Schwangerschaft sicher?

Paulus betont: Das Schmerzmittel der Wahl bei Migräne in der Schwangerschaft ist und bleibt Paracetamol. Auch wenn in der Vergangenheit immer wieder Hinweise auf mögliche Risiken für das Ungeborene auftauchten (Hodenhochstand, ADHS, Asthma), haben sich diese nicht bestätigt.

Vielmehr sei Daten von Geschwisterkindern zu entnehmen, dass in Bezug auf Asthma alle Schmerzmittel das gleiche Risiko bergen. „Daraus lässt sich folgern, dass wohl eher die Stresshormone der Mutter, die infolge von Schmerzen und Ängstlichkeit ausgeschüttet werden, das Asthmarisiko beim Kind erhöhen und nicht ein bestimmtes Schmerzmittel“, meint der Gynäkologe. Es birgt also ein Risiko, eine Migräne in der Schwangerschaft nicht zu behandeln.

Neben Paracetamol ist Paulus zufolge auch Ibuprofen „vergleichsweise unkritisch“, wenn es bei leichten und mittleren Attacken von Migräne in der Schwangerschaft eingesetzt wird. Im dritten Trimester ist die Substanz kontraindiziert wegen des Risikos eines vorzeitigen Verschlusses des Arteriosus botallii beim Ungeborenen.

Auch für Sumatriptan gegen Migräne in der Schwangerschaft ist die Datenlage gut und seine Anwendung daher „akzeptabel“, so Paulus. Nach der Einnahme muss jedoch eine Stillpause von zwölf Stunden eingehalten werden.

Gegen Übelkeit ist Metoclopramid eine sichere Behandlungsoption gegen die Begleiterscheinungen von Migräne, auch in der Schwangerschaft. Stärkere Beschwerden können mit Ondansetron therapiert werden. Vor einigen Jahren gab es einen Rote-Hand-Brief, der vor möglichen Fehlbildungen nach der Behandlung Schwangerer mit der Substanz warnte. Neue Untersuchungen haben die Bedenken allerdings nicht betätigt, so dass der Wirkstoff zur Behandlung von starker Übelkeit im Zusammenhang mit Migräne auch in der Schwangerschaft möglich ist.

Ist eine Prophylaxe gegen Migräne auch in der Schwangerschaft nötig, eignen sich Metoprolol, Propranolol und Amitriptylin. Um den Geburtszeitpunkt sollten allerdings „keine Maximaldosen“ zum Einsatz kommen, wie Paulus sagt, um Anpassungsstörungen beim Neugeborenen zu vermeiden.

Migräne in der Schwangerschaft braucht Behandlung

Keine ausreichende Basis für die Behandlung einer Migräne in der Schwangerschaft haben Botox und die Antikörper Eptinezumab, Erenumab, Galcanezumab und Fremanezumab. Topiramat und Valproat sind wegen des teratogenen Risikos kontraindiziert zur Prophylaxe von Migräne in der Schwangerschaft.

Weil Frauen mit einer ausgeprägten Migräne ein erhöhtes Risiko für komplizierte Verläufe ihrer Schwangerschaft haben, sollten sie ausreichend überwacht werden und gegebenenfalls auch eine entsprechende symptomatische oder prophylaktische Behandlung bekommen. Dabei ist es wichtig, stets Nutzen und Risiko einer Behandlungsoption genau abzuwägen, um die Migräne auch in der Schwangerschaft im Griff zu behalten.

Bei Migräne in der Schwangerschaft ist Beratung wichtig

Bei Migräne ist allgemein eine gute Beratung sehr wichtig. Das gilt natürlich nicht nur in der Schwangerschaft. Allerdings kommt in diesem Fall eine Selbstmedikation nicht in Frage, sondern der Arzt sollte sich um die Behandlung kümmern. Die Beratung der Betroffenen können aber Sie als PTA für alle Betroffenen von Migräne übernehmen.

In der Schwangerschaft können Sie sich auf die Daten von Embryotox und Reprotox stützen. Diese Beratungsstellen bemühen sich, aktuelle Studien auszuwerten und die einzelnen Wirkstoffe hinsichtlich ihres Nutzens und Risikos in der Schwangerschaft zu bewerten, nicht nur bei Migräne.

Ein zentrales Problem dabei ist der Datenmangel, denn aus ethischen Gründen sind Schwangere und Stillende von klinischen Studien ausgeschlossen. Daher berufen sich die Experten auf Beobachtungsstudien, deren Datenerhebung oft nicht einheitlich ist. Außerdem leiden die Institute unter chronischer Unterfinanzierung, betont Reprotox-Leiter Paulus. Seit Jahren setzt sich sein Institut für eine Stärkung ein, um die Beratung bei Migräne und unzähligen anderen Leiden in der Schwangerschaft und Stillzeit sicherer zu machen.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/frau-migraenepatientin-und-schwanger-149800/
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/09/05/therapie-von-migraeneattacken-in-der-schwangerschaft

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