älterer Mann sitzt vor einem Gerät für eine Augenuntersuchung© Inside Creative House / iStock / Getty Images Plus
Bei einer Augenuntersuchung kann geklärt werden, ob man bereits unter dem Grauen Star leidet.

Grauer Star

VERRINGERTE SEHKRAFT FÖRDERT DEMENZ

Vor einer Augenoperation bei Grauem Star haben viele Menschen Angst. Doch anscheinend lohnt sich der Eingriff in doppelter Hinsicht: Es wird nicht nur die Sehkraft wieder verbessert, sondern anscheinend auch das Risiko minimiert, an einer Demenz zu erkranken.

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Trotz weltweiter Forschung und neuer therapeutischer Mittel ist mit heutigem Stand eine Demenzerkrankung nicht heilbar. Für fast 50 Millionen Menschen auf der Welt und deren Angehörigen bedeutet dies, die Krankheit und deren Verlauf zu akzeptieren und damit so lang es geht, gut zu leben. Umso wichtiger ist eine frühzeitige Erkennung und – in einer möglichen Zukunft – den Krankheitsausbruch zu verhindern. 

Eine aktuelle Studie könnte hierfür einen Ansatzpunkt geliefert haben. Eine Augenoperation zur Behandlung des Grauen Stars führte bei den Betroffenen zu einem geringeren Risiko, in den folgenden Jahren an einer Demenz zu erkranken. Bereits frühere Studien wiesen darauf hin, dass eingeschränkte Sinneswahrnehmungen, zum Beispiel durch Gehörverlust oder Sehschwäche, mit einem höheren Risiko für demenzielle Krankheiten einhergeht. Als Grund sieht man den nachlassenden visuellen Input. Beim Grauen Star trübt nach und nach die Linse ein, im schlimmsten Fall folgt unbehandelt die Erblindung. Ein Routineeingriff ersetzt die geschädigte Linse durch eine neue, künstliche Linse.
 

30 Prozent geringeres Risiko nach Augen-OP 

„Da sowohl sensorische Beeinträchtigungen als auch Demenz stark mit dem Altern verbunden sind, könnte mehr Wissen über den Zusammenhang zwischen sensorischen Beeinträchtigungen und Demenz wichtige Auswirkungen auf die individuelle und globale öffentliche Gesundheit haben, insbesondere wenn Maßnahmen zur Verbesserung der sensorischen Funktion das Demenzrisiko verringern“, schreibt ein Team um Cecilia Lee von der University of Washington in Seattle. Die Forscher nutzten hierfür Daten aus einer Langzeitstudie, die seit 1994 freiwillige Teilnehmer*innen ab 65 Jahren regelmäßig auf Anzeichen einer Demenz untersucht. Dabei konzentrierte sich das Team auf die Daten derer mit Grauem oder Grünem Star und ob sie sich operieren ließen oder nicht. „Das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, war bei Teilnehmern, die sich einer Katarakt-Extraktion unterzogen, deutlich geringer als bei Personen, die sich keiner Katarakt-Operation unterzogen“, berichten die Forscher. Wer sich operieren ließ, hatte ein ungefähr 30 Prozent geringeres Risiko, später eine Demenz zu entwickeln. Die Operation eines Glaukoms indes, zeigte keine Auswirkungen auf das Demenz-Risiko.
 

Gehirn rostet bei weniger Input

Eine Augenoperation zeigt nicht per se einen Unterschied, es geht um die Wiederherstellung der Sehkraft. Das konnten die Forschenden mit ihrer Studie zeigen. „Kein anderer medizinischer Eingriff hat einen so starken Zusammenhang mit der Verringerung des Demenzrisikos bei älteren Menschen gezeigt“, sagt Lee. Dabei kann der Sehverlust verschiedene Faktoren mit sich bringen, die eine Demenz begünstigen. „Kataraktbedingte Sehbehinderungen können den neuronalen Input verringern, was möglicherweise die Neurodegeneration beschleunigt oder die Auswirkungen der Neurodegeneration verstärkt“, schreibt das Team. „Es wurde bereits nachgewiesen, dass der visuelle Kortex durch den Sehverlust strukturelle Veränderungen erfährt.“ Aber auch „Sinnesbeeinträchtigungen können zu sozialer Isolation und verminderter kognitiver Stimulation beitragen, was das Risiko einer Demenzerkrankung erhöhen kann“.

Quelle: www.wissenschaft.de

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