Gesundheits-Apps
NALA SUCHT STATISTISCHEN NEURODERMITIS-ZWILLING
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Die Ellenbeuge will einfach nicht aufhören zu jucken, ist trocken und stellenweise blutig gekratzt. Kein Wunder, wenn Neurodermitiker sich in ihrer Haut buchstäblich nicht wohl fühlen. Die Suche nach Schubauslösern ist schwierig. Liegt es am neuen Waschmittel? An etwas, das man gegessen hat? Oder am Stress in der letzten Woche?
In Deutschland sind ein bis drei Prozent der Erwachsenen von Neurodermitis betroffen, unter den Kindern sind es etwa 14 Prozent. Die Krankheit verläuft in Schüben, zu den Auslösern gehören Kontaktreaktionen, Lebensmittel-, Tierhaar- und Pollenallergien aber auch Stress - und was dem einen hilft, kann beim anderen das genaue Gegenteil bewirken. Die Folge: Betroffene probieren sich oft jahrelang von Basispflege zu Basispflege, von Shampoo zu Shampoo, machen Allergietests, meiden bestimmte Lebensmittel und probieren zahlreiche Therapien auf eigene Kosten, um herauszufinden, was ihrer Haut guttut und was nicht.
Apps als Neurodermitis-Helfer
Apps können Neurodermitiker bei dieser Odyssee unterstützen, zum Beispiel über Tagebuch-Funktionen oder indem sie den Hautzustand mit Fotos dokumentieren. Anbieter gibt es viele, manche sind kostenpflichtig, von denen wiederum einige von den Krankenkassen bezuschusst oder gezahlt werden. Als Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) ist bislang keine anerkannt.
Genau das strebt die NALA-App der Schweizer NALA.care GmbH an. Entwickelt wurde die App von Jeremy Henrichs, der selbst als Kind unter Neurodermitis litt, und Spencer Cabildo, dessen Sohn Neurodermitis hat, in Zusammenarbeit mit Dermatologen, Psychologen, Schlafmedizinern, Ernährungsberatern und anderen Experten.
Die App beinhaltet kurze Schulungsvideos, eine umfangreiche Tagebuchfunktion (Lebensmittel, Körperpflegeprodukte, Therapien, Stimmung, Schlaf, Fotofunktion) und ermittelt den Hautzustand anhand der Skalen PO-Scorad und DLQI. Sie erstellt einen Hautreport, der mit dem behandelnden Dermatologen geteilt werden kann. Langfristig sollen weitere Module folgen.
Der Name NALA sei angelehnt an Disneys „Der König der Löwen“, so Henrichs: Nala, die beste Freundin und wertvolle Helferin und Wegbegleiterin. Zudem stehe das N für Neurodermitis.
Künstliche Intelligenz
Eine künstliche Intelligenz ermittelt aus den eingegebenen Daten „Hautunterstützer (DOs)“ und „Schubauslöser (DONTs)“. Zudem gleicht sie die Ergebnisse mit denen anderer Nutzer ab, um statistische Zwillinge zu finden. So ermittelt sie weitere DOs und DONTs, ohne dass der Betroffene diese selbst ausprobieren muss.
„Wir bieten die Abkürzung zu einer glücklichen Haut.“
Henrichs erklärt, wie viele Personen die App nutzen müssen, damit sie einen solchen Zwilling ermitteln kann: Für eine über 50-prozentige Übereinstimmung seien es einige hundert Menschen, für eine noch höhere Genauigkeit brauche man mehrere tausend User. Aktuell werde die NALA-App von gut 2500 Neurodermitikern genutzt.
So verspricht NALA.care: „Wir bieten die Abkürzung zu einer glücklichen Haut, das heißt wir reduzieren die Zeit von der Diagnose zu einer glücklichen Haut von vielen Jahren oder Jahrzehnten auf nur wenige Monate. Das erreichen wir, indem wir die aktuelle Neurodermitis-Leitlinie digitalisieren, wissenschaftsbasierte holistische Elemente hinzufügen und mit Hilfe von Daten und ‚Künstlicher Intelligenz‘ optimieren.“
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Zulassung als DiGA geplant
Noch ist die App kostenlos für iOS und Android verfügbar. Sie soll kostenpflichtig werden, allerdings sollen die Krankenkassen die Kosten übernehmen. In der Schweiz ist NALA.care bereits mit mehreren Krankenversicherern im Gespräch. In Deutschland strebt die App die Zulassung als DiGA an, die dann auf Rezept verordnet werden kann.
Quellen:
https://nala.care/de/
https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/neurodermitis/verbreitung.html
https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis