Radiologe zeigt auf Aufnahmen einer Lunge; im Hintergrund ein CT-Gerät© peakSTOCK / iStock / Getty Images Plus
Seit Anfang Juli steht Rauchenden und ehemaligen Rauchenden ein neues Screening-Programm zur Verfügung. Dabei handelt es sich um ein besonders strahlungsarmes Verfahren der Computertomographie, welches Lungenkrebs frühzeitig erkennen kann.

Raucher

LUNGENKREBS-FRÜHERKENNUNG IN DEN STARTLÖCHERN

An Lungenkrebs starben im Jahr 2020 weltweit rund 1,8 Millionen. Die Prognose ist meist schlecht, weil im Anfangsstadium oft keine Beschwerden auftreten. Ein neues Screening-Programm soll jetzt helfen, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen.

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Rund 45000 Menschen in Deutschland sterben jährlich an Lungenkrebs, weil er oft zu spät erkannt wird. Seit dem 1. Juli dürfen Raucherundehemalige Raucher ein besonders strahlungsarmes Verfahren der Computertomographie nutzen, um Lungenkrebs im Frühstadium sichtbar zu machen.

Führende Fachgesellschaften begrüßen eine entsprechende Verordnung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Nun soll es an die Umsetzung des Früherkennungs-Programms gehen.

Frühe Lungenkrebs-Diagnose verbessert Chancen

Hintergrund der Verordnung ist die Tatsache, dass eine Diagnose im frühen (und damit heilbaren) Stadium die Sterblichkeit bei Lungenkrebs signifikant senken kann. In den USA, Kanada und Australien gibt es bereits entsprechende Früherkennungs-Programme, auch in Polen, der Tschechischen Republik und in Kroatien. Nun will Deutschland nachziehen.

Screening-Programm planen

Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) muss binnen 18 Monaten prüfen, ob das Screening als Leistung zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung erfolgen kann. Außerdem geht es nun daran, eine Richtlinie für das Screening-Programm zu erarbeiten. Das klingt einfacher, als es ist. Viele Faktoren müssen berücksichtigt werden, damit das Früherkennungs-Programm erfolgreich ist.

Vorschläge dazu finden sich in einem Positionspapier, das von mehreren beteiligten Fachgesellschaften herausgegeben wurde. Unter anderem die Fachgesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, für Thoraxchirurgie und für Arbeits- und Umweltmedizin beteiligten sich daran. Die Kernelemente betreffen

  • die Auswahl der Programm-Teilnehmer,
  •  die Anforderungen an die Durchführung und Bewertung der Untersuchungen,
  • eine Kopplung an Zweitbefundungen durch spezialisierte Zentren sowie
  • die notwendigen Qualifikationen der beteiligten Ärzte.

Zentrales Ergebnis soll eine niedrigschwellige und regelmäßige Wiedereinladung gezielt der Personen sein, die ein hohes Lungenkrebsrisiko besitzen. Eine einheitliche, strukturierte Durchführung und Berichterstellung sowie eine enge Verzahnung mit Lungenkrebs-Zentren muss ebenfalls sichergestellt werden. Weiter legen die Fachgesellschaften Wert auf Programme zur Tabakentwöhnung, strukturierte Fortbildung für Behandelnde und Qualitätssicherung.

Zeitpunkt der Lungenkrebs-Diagnose für Betroffene entscheidend

All das hat einen bestimmten Grund: Bereits das Wissen um eine Krebserkrankung schränkt Betroffene in ihrer Lebensqualität oft ein. Eine Früherkennung verlängert die Zeit, die ein Patient mit seiner Diagnose lebt. Sie lohnt sich nur, wenn mit der frühen Diagnose auch eine Verbesserung der Behandlung und eine längere Lebenszeit verbunden ist.

Zu Beginn des flächendeckenden Screenings werden, so die Fachgesellschaften, wahrscheinlich insgesamt auch mehr Tumoren in fortgeschrittenen Stadien entdeckt werden. Wird das Programm aber fortgesetzt und die richtigen Teilnehmer regelmäßig untersucht, steigt die Zahl der frühen Diagnosen an. Voraussetzungen hier: die Auswahl der Risikogruppen und die möglichst zahlreiche, regelmäßige Teilnahme am Screening.

Auch die geplanten Fortbildungsmaßnahmen für die beteiligten Ärzte und Qualitätskriterien an Untersuchung und Befundung sind essenziell. Falsch positive Befunde belasten zum einen Betroffene psychisch stark, zum anderen führen unnötige Folgeuntersuchungen zu höheren Risiken. Eine sichere Diagnose durch geschulte Ärzte ist also wichtig, ebenso wie die stets vergleichbare Durchführung der Untersuchung.

Wer eignet sich für das Screening zur Lungenkrebs-Frühdiagnose?

Die Einschlusskriterien empfehlen die Fachgesellschaften bewusst zu wählen. So sollen Menschen erfasst werden, die zum einen ein ausreichend hohes Risiko für Lungenkrebs aufweisen, um die (geringe) Strahlendosis der Untersuchung zu rechtfertigen, und die zum anderen eine gegebenenfalls erforderliche Behandlung körperlich überstehen würden. Im Klartext bedeutet das: Es muss eine entsprechende Menge Zigaretten geraucht worden sein oder noch geraucht werden, und die Patienten dürfen nicht zu alt sein.

Die Fachgesellschaften und Berufsverbände derer, die an der Durchführung des Screenings beteiligt werden, loben in einer Pressemitteilung die neue Verordnung. Sie sei ein „Durchbruch“ auf dem Weg zu einem Früherkennungs-Programm für Lungenkrebs. Jetzt ist der GBA gefordert, das Programm auf den Weg zu bringen.

Quellen:
https://idw-online.de/de/news836165
https://pneumologie.de/aktuelles-service/presse/pressemitteilungen/durchbruch-auf-dem-weg-zu-einem-frueherkennungsprogramm-fuer-lungenkrebs
https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/a-2175-4580

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