Ein Bildausschnitt voller ausgeschnittener Corona-Schlagzeilen
Die aktuellen Schlagzeilen zur neuen Corona-Variante verunsichern auch die deutsche Bevölkerung. © AdrianHillman / iStock / Getty Images Plus

Expertenbewertung

NEUE OMIKRON-VARIANTE – GRUND ZUR PANIK?

Die World Health Organization (WHO) ist besorgt über die neue Omikron-Variante XBB1.5, die derzeit in den USA für einen Anstieg der Corona-Fallzahlen verantwortlich ist. Spitznamen wie „Krake“ machen die Runde. Doch ist die neue Variante wirklich so gefährlich?

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Weltweit haben sich Wissenschaftler*innen mit dem Virustyp beschäftigt, der im Oktober 2022 das erste Mal nachgewiesen wurde und mittlerweile rund 27 Prozent der Infektionen in den USA auslöst. Es handelt sich um eine Rekombination aus dem Genmaterial zweier verschiedener Varianten. In Europa spielt XBB1.5 bisher aber keine bedeutende Rolle.

Dennoch äußerte sich nun auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach zu der aktuellen Lage, ebenso wie andere Gesundheitsinstitutionen neben der WHO.

Weit verbreitet, leicht übertragbar

In 29 Ländern weltweit kommt die neue Virusvariante vor, darunter auch in Deutschland. Allerdings sind die Anteile an den Gesamtinfektionen in Europa sehr niedrig. Lediglich im Vereinigten Königreich infizieren sich fünf Prozent aller Erkrankten mit dem neuen Virustyp.

Das Besondere an XBB1.5 ist die hohe Übertragbarkeit. Diese verdankt es einer Mutation am Spike-Protein, der Bindungsstelle für das Eindringen in menschliche Zellen. Außerdem kann die Variante bestimmten Antikörpern ausweichen. Diese Eigenschaften in Kombination werden für die hohe Ansteckungsrate verantwortlich gemacht.

Ein auch in Europa zugelassenes Medikament zur Prophylaxe von COVID-19 namens Evusheld® zeigt bei XBB1.5 keine Wirkung. Es besteht aus zwei Antikörpern gegen das Virus. Evusheld® kommt allerdings nur bei ganz bestimmten Grunderkrankungen und Menschen, die nicht geimpft werden können, zum Einsatz. Die Wirkung der aktuell verwendeten Corona-Impfstoffe scheint nach ersten Erkenntnissen aber nicht beeinträchtigt zu sein.

Die leichte Übertragbarkeit allein macht eine Variante nicht gefährlicher. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) sieht zunächst keine Hinweise darauf, dass XBB1.5 schwerere Erkrankungen auslöst als die bisher bekannten Virusstämme. Die Fallzahlen könnten nach Einschätzung des ECDC zwar steigen, aber nicht in den nächsten Wochen. Es habe, so das ECDC, in der Vergangenheit Varianten mit ähnlichen Merkmalen gegeben, die sich nicht durchsetzen konnten. Es bleibt daher abzuwarten, ob XBB1.5 tatsächlich zur vorherrschenden Variante wird.

Experten wenig besorgt

Der Münchener Virologe Alexander Kekulé sieht in seinem Podcast „Kekulés Corona-Kompass“ ebenfalls keinen Grund zur Panik. Virusmutationen seien ein normaler Prozess und nicht beunruhigend.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach versichert auf Twitter, dass man die Variante beobachten werde und hofft, durch den Winter zu kommen, ohne dass sich XBB1.5 bei uns durchsetzt. Das Gesundheitssystem steht in Deutschland im Moment durch andere Atemwegserkrankungen wie Influenza und RS-Virus stark unter Druck.

In England, wo sich bereits jetzt schon mehr Menschen mit der neuen Variante anstecken, herrscht eher Gelassenheit. Jonathan Ball, Professor für Mikrobiologie an der Universität von Nottingham, schreibt in einer Stellungnahme zum neuen Virus: „Es gibt keine Beweise dafür, dass es gefährlicher ist. Es mag in der Lage sein, Antikörpern zu entkommen, aber das ist nicht die einzige Immunität, die wir haben. Unser Immunsystem ist gewohnt, sich Viren anzupassen.“

Sein Rat lautet: „Wir sollten uns daran gewöhnen, dass neue Varianten auftauchen. Ja, sie werden zu neuen Infektionswellen führen, aber die Impfung beweist, dass sie immer noch eine sehr effektive Waffe bleibt.“ Er ruft dazu auf, sich impfen zu lassen, denn das sei der beste Schutz, der gefährdeten Personen zur Verfügung stünde. Seiner Meinung nach ist Corona gekommen, um zu bleiben.

Quellen:
Deutsches Ärzteblatt
DIE ZEIT
ECDC 

www.sciencemediacentre.org/expert-reaction-to-the-omicron-xbb-1-5-covid-variant/

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