Abendroutine
SCHLAFSTÖRUNGEN BEI KINDERN
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Das Schlafverhalten und das Schlafbedürfnis verändern sich immer wieder. Die durchschnittliche Schlafenszeit nimmt mit zunehmendem Alter ab. Als Neugeborenes ist das Schlafbedürfnis besonders hoch. Der für größere Kinder und Erwachsene selbstverständliche Tag- und Nacht-Rhythmus muss sich bei den Kleinsten erst einstellen und sollte mit Routine Tag für Tag geübt werden.
In den ersten Lebensmonaten schläft das Kind immer wieder in ein bis vierstündigen Schlafphasen, ab ungefähr dem vierten Lebensmonat entwickelt sich der Tag-Nacht-Rhythmus und die nächtliche Schlafdauer wird stetig gesteigert. Aber woran merken Eltern, dass mit dem Schlaf ihres Kindes etwas nicht stimmt, und wie können sie ihm dann helfen?
Wie viel Schlaf braucht ein Kind?
In unterschiedlichen Tabellen können Sie die durchschnittliche Schlafdauer und altersspezifische Besonderheiten nachschlagen. Die folgende Tabelle stellt die durchschnittliche Schlafdauer in Bezug auf das Alter gegenüber:
Alter | Schlafdauer |
---|---|
bis zu 3 Monaten | 15 – 16 Stunden |
4 – 5 Monate | 12 – 14 Stunden |
6 – 12 Monate | 11,5 – 12,5 Stunden |
1 – 3 Jahre | 11 – 12 Stunden |
4 – 6 Jahre | 10 – 11,5 Stunden |
7 – 9 Jahre | 9,5 – 10,5 Stunden |
10 – 13 Jahre | 9 – 10,5 Stunden |
14 – 18 Jahre | 8,5 – 9,5 Stunden |
Die Schlafdauer und das Schlafverhalten sind unter Kindern sehr unterschiedlich, sodass die Angaben in der voranstehenden Tabelle nur Richtwerte darstellen. Individuelle Veränderungen vom Schlaf eines Kindes können durch unterschiedliche Faktoren begründet sein.
Wenn Kinder nicht (mehr) richtig schlafen
Eltern und wichtige Bezugspersonen sollten mit aufmerksamen Blick Veränderungen von Schlafdauer und Schlafverhalten wahrnehmen können. Ursachen für die Veränderung von Schlafverhalten bei Kindern können zum Beispiel kleine Änderungen im Tagesablauf, aufregende Ausflüge mit der Kindergartengruppe mit vielen neuen Eindrücken sein oder eine Umstellung der Tagesroutine.
Hat man die Ursache gefunden, können Eltern – je nach Alter des Kindes – versuchen, die entsprechenden Faktoren umzustellen, um die nächtliche Ruhe nicht weiter aus dem Gleichgewicht zu bringen. So kann sich der Schlaf des Kindes wieder bessern.
Verschiedene Arten der Schlafstörung bei Kindern
Insomnien werden die Schlafstörungen genannt und zeichnen sich typischerweise aus durch Schwierigkeiten beim Zubettgehen und/oder einen Zeitbedarf von über 30 Minuten zum einschlafen. Auch nächtliches Erwachen mit anschließenden Schwierigkeiten wieder einzuschlafen gehören dazu.
Parasomnie ist die Bezeichnung für Verhaltensauffälligkeiten, welche während des Schlafes auftreten oder die den Schlaf des Kindes stören. Zu diesen Parasomnien zählen unter anderem das nächtliche Aufschrecken des Kindes mit oder ohne Panikattacken und angstauslösende Albträume.
Dies sind zwei Beispiele, die verdeutlichen, dass ein rasches alleiniges Wiedereinschlafen meist die Unterstützung einer vertrauten Person benötigt. Mit beruhigenden Worten, zartem Streicheln und einer ruhigen Umgebung kann das Kind sanft in den Schlaf gebracht werden. Weitere hilfreiche Tipps lassen sich unter dem Begriff Schlafhygiene zusammenfassen.
Was bedeutet Schlafhygiene?
Zu einem erholsamen Schlaf können einfache und wirkungsvolle Maßnahmen beitragen.
Schlafhygiene für Kinder
- Der Bereich der Nachtruhe und das Bett sollten tagsüber kein relevanter Platz für Tätigkeiten oder sogar Strafen sein.
- Angenehme Gerüche, eine kühle Raumtemperatur und vielleicht ein kleines Nachtlicht geben dem Kind eine geborgene und sichere Umgebung, um in Ruhe in den Schlaf zu finden.
- Störender Umgebungslärm, Hitze oder Kälte sollten vermieden werden; diese könnten das Kind in der Einschlafphase ablenken oder stören.
- Zusätzlich ist ein immer wiederkehrendes Abendritual hilfreich, um den Tag mit ruhigen Beschäftigungen, fern von digitalen Medien, zu beenden und die Schlafenszeit einzuleiten.
Tagsüber sind regelmäßige körperliche Bewegung, Sport und Spiel wichtig, um am Abend gut in den Schlaf zu finden. Wiederholungen und kleine Abendrituale bewähren sich bei Kindern sehr gut, denn hier wissen Kinder genau, wie der bevorstehende Abend ablaufen wird. Jedes mit dem Kind, erarbeitete Schlafritual vermittelt dem Kind zusätzlich Geborgenheit und Sicherheit.
Was tun, wenn es mit einer ruhigen Nacht nicht klappt?
Die Naturheilkunde bietet eine sanfte Unterstützung um ein Schlafritual zu begleiten. Hat das Kind einen sehr anstrengenden Tag hinter sich oder gab es vielleicht Ärger? Hierbei kann eine leichte Einreibung mit einem Ölauszug aus unter anderem Geranie und Malve oder auch mit öligen Auszügen von Lavendel hilfreich sein. Sie wirken beruhigend auf das Kind ein, um nervöse Erschöpfung zu lindern und auszugleichen.
Steht am nächsten Tag eine Reise an oder bei Schulkindern eine wichtige Arbeit, kann dies die Einschlafphase deutlich verlängern oder gar das Durchschlafen stören. In diesem Fall können Zubereitungen mit Auszügen aus der Passionsblume in kindgerechten Dosierungen für eine ruhige Nacht sorgen.
Sind viele äußere Reize des vergangenen Tages oder bevorstehende aufregende Ereignisse der folgenden Tage ein Grund, dass das Kind nicht zur Ruhe kommt und nicht in den Schlaf findet, können Zubereitungen aus Hafer, Hopfen, Baldrian und Passionsblume oder Hafer und Baldrian eine unterstützende Lösung sein.
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Schlafstörungen bei Kindern: Wann zum Arzt?
Die Grenzen der Selbstmedikation sind erreicht, wenn das veränderte Schlafverhalten in Form von länger anhaltenden Beschwerden auffällig wird. Der Gang zum Kinder- oder Facharzt ist beispielsweise unerlässlich
- wenn sich Kinder von der Erschöpfung nicht erholen,
- bei anhaltenden Konzentrationsstörungen,
- wenn ein Kind kaum noch Appetit hat
- und bei unklaren Beschwerden ist der Gang zum Kinder- oder Facharzt unerlässlich.
Schlaftagebuch für Eltern und Kinder
Neben der guten Kommunikation mit dem Kinderarzt hat sich die Dokumentation aller Nächte mittels Schlaftagebuch bewährt. Eltern tragen dort neben Schlafdauer, Einschlaf- und Aufwachzeiten auch Befindlichkeiten am Tag sowie Aktivitäten vor und nach dem Zubettgehen ein. Ein wichtiger Punkt in einem Schlaftagebuch sind alle Schlafauffälligkeiten – angefangen von Häufigkeit und Dauer der nächtlichen Wachphasen sowie unterschiedliches Schlafverhalten wie zum Beispiel Aufschrecken aus dem Schlaf.
Auch das Kind selbst kann seinen Beitrag dazu leisten: mit Hilfe von altersabhängigen kindgerechten Schlaftagebüchern, bei denen das Kind selbst den Schlaf und verschiedene Tagesaspekte ausfüllen kann. Schulkinder beantworten unter anderem Fragen dazu, wie gut die Hausaufgaben erledigt werden konnten und wie gut das Konzentrieren in der Schule geklappt hat.
Das Hauptthema, der Schlaf und die vergangene Nacht, sollte in diesem Protokoll nicht fehlen, denn hier sind die Schwerpunkte zum Beispiel ob das Kind aufgewacht ist und wenn es Träume gab, wie es diese empfand. Verschiedene Ereignisse des Tages und der Woche finden ihren Platz um die Ursachen der Schlafprobleme herauszufinden.
Der Kinder- und Facharzt verschafft sich anhand dieser Schaftagebücher einen Überblick zu Schlafqualität sowie Schlafverhalten und kann dadurch gezielte Therapien ansetzen.
Quellen:
Schäfer, Ude, Ude: „Pädiatrische Pharmazie“, Deutscher Apotheker Verlag, 1.Auflage 2019
Illing, Lennecke, Stehen: „Praxiswissen pädiatrische Pharmazie: Für die Beratung in der Apotheke“, Deutscher Apotheker Verlag, 1.aktualisierte Auflage 2022
https://www.walaarzneimittel.de/de/arzneimittel/malvenoel.html
https://www.weleda.de/produkt/weleda-lavendeoel-10-gx0200
https://www.walaarzneimittel.de/de/mama-kind/unruhe-schlafstoerungen-kleinkind-kind.html
https://www.weleda.de/produkt/calmedoron-strezkuegelchen-gx0019
https://www.infectopharm.com/fuer-patienten/patienten-ratgeber/schlaftagebuch/
http://www.sleepscience.at/wp-content/uploads/2020/03/schlafprotokoll_kinder.pdf