Arthrose: Knorpel unter Druck
20 Minuten
- 1Arten von Gelenkschmerz
- 2Arthrose: Verlauf & Diagnose
- 3Arthrose-betroffene Gelenke
- 4Pathophysiologie der Arthrose
- 5Gesunder Lebensstil
- 6NSAR & Topika
- 7Phytos & Co.
- 8Lernerfolgskontrolle
01. Juni 2025
Phytopharmaka zur Unterstützung
Arthrose-Patienten können von pflanzlichen Präparaten mit analgetischen, entzündungshemmenden und chondroprotektiven (knorpelschützenden) Eigenschaften profitieren. Sie sind nicht als Akutmedikation geeignet, da sie – wie häufig bei pflanzlichen Präparaten – erst nach einer Einnahmedauer von einigen Wochen optimal wirken. Sie können aber eine gute Ergänzung sein, mit der sich eventuell eine Reduktion der NSAR-Dosierung erreichen lässt.
Aufgrund der unbefriedigenden Studienlage müssen Betroffene allerdings selbst ausprobieren, welches Pflanzenpräparat für sie das wirksamste ist.
Die Leitlinie Gonarthrose spricht sich beispielsweise neben einer topischen Behandlung mit Beinwell nur für die orale Phytotherapie mit Kurkuma-Wurzel (Kurkuma longa Rhizom, umgangssprachlich Gelbwurz) aus – oder vielmehr Curcuminoid-haltigen Präparaten in pharmazeutischer Qualität. Kurkuma hat in Studien eine synergistische Wirkung zur Standardtherapie oder Schmerzmedikation bei guter Verträglichkeit gezeigt. Als empfehlenswerte Dosis kamen als Monotherapie 1000 Milligramm (mg) Curcumin pro Tag oder in Kombination mit NSAR 500 mg Curcumin pro Tag zum Einsatz.
In der Praxis hat sich zudem die entzündungshemmende Afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) etabliert. Als wirksam gelten Präparate mit Trockenextrakten aus Teufelskrallenwurzel, deren Tagesdosis 4,5 Gramm (g) Droge enthält. Das entspricht je nach Art der Herstellung bei alkoholischen Extrakten 950 bis 1500 mg Extrakt, bei den wässrigen Extrakten 2200 mg.
Zudem soll Weihrauch (Boswellia serrata), das Harz des Boswellia (Sabal)-Baumes, gegen schmerzhafte Gelenkabnutzung helfen. Es wird traditionell in der ayurvedischen Volksmedizin zur Behandlung von Arthrosen und rheumatischen Erkrankungen eingesetzt. Seine Wirkung wird auf die Boswelliasäuren zurückgeführt, die sich im ätherischen Öl befinden und antientzündliche Eigenschaften aufweisen sollen. Weihrauch wird auch in Kombination mit Kurkuma angeboten.
Weniger geläufig sind Präparate aus Hagebuttenpulver, die zum Erhalt der Beweglichkeit der Gelenke angeboten werden. Der Wirkstoff ist Galaktolipid, ein sekundärer Pflanzenstoff, der Entzündungsreaktionen hemmen und somit Symptome wie Morgensteifigkeit und die eingeschränkte Beweglichkeit von Arthrosepatienten verbessern soll.
Homöopathie
Ein bewährtes homöopathisches Add-on bei Gelenkverschleiß ist die Einnahme von Hekla lava D6 und Rhus toxicodendron D12. Jeweils eine Tablette oder fünf Globuli können zwei- bis dreimal täglich im dreiwöchigen Wechsel gegeben werden.
Natürliche Gelenkschmiere
Beliebt sind zudem Chondroprotektiva mit Chondroitin oder Glucosamin, die den Knorpelaufbau stimulieren, so den Knorpelabbau verlangsamen und damit ein Fortschreiten der Arthrose verhindern sollen. Während bei der Gonarthrose die Gabe von 1500 mg Glucosamin pro Tag eine leitliniengerechte Therapie bei NSAR-Unverträglichkeit darstellt, findet Chondroitin keine Erwähnung in den Leitlinien.
Zudem wird Hyaluronsäure seit mehreren Jahrzehnten bei der symptomatischen Behandlung von Arthrosen unterschiedlicher Gelenke eingesetzt. Hyaluronsäure kommt physiologisch im Gelenkknorpel vor und ist zudem Bestandteil der Gelenkflüssigkeit. Der Arzt spritzt die Hyaluronsäure vor allem direkt in die betroffene Gelenkhöhle (intraartikuläre Injektion), um die Gleitfähigkeit des Gelenks und damit die Schmerzsymptomatik zu verbessern. Derartige Injektionen können nachhaltig einen positiven Effekt zeigen, müssen aber regelmäßig wiederholt werden, da sich die Hyaluronsäure wieder abbaut.
Trotz einer Vielzahl an wissenschaftlichen Untersuchungen ist die Wirksamkeit dieser Therapieform nach wie vor umstritten und widersprüchlich. Das mag auch daran liegen, dass die verschiedenen Hyaluronsäure-Präparate in ihrer Zusammensetzung und Struktur erheblich differieren. Höhermolekulare Hyaluronsäure-Präparate scheinen klinisch effektiver als niedermolekulare zu sein.
Enzymtherapie
Immer noch als Geheimtipp gelten Tabletten mit proteolytischen Enzymen wie Bromelain und Trypsin in Kombination mit Rutosid, da sie entzündungshemmend und abschwellend wirken. Damit können sie vorhandene Schmerzen lindern.
Für einige Enzyme wie Bromelain wird auch eine direkte analgetische Wirkung angenommen. Um effektiv wirken zu können, sind Enzyme durch einen magensaftresistenten Überzug vor einer unerwünschten Zerstörung durch den Magensaft geschützt. Eine optimale Resorption wird durch eine Einnahme außerhalb der Mahlzeiten (30 bis 60 Minuten vor oder vielmehr 90 Minuten bis zwei Stunden nach dem Essen) gewährleistet. Wichtig ist zudem eine ausreichend hohe Dosierung gemäß den Herstellerangaben.
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