Arthrose: Knorpel unter Druck
20 Minuten
- 1Arten von Gelenkschmerz
- 2Arthrose: Verlauf & Diagnose
- 3Arthrose-betroffene Gelenke
- 4Pathophysiologie der Arthrose
- 5Gesunder Lebensstil
- 6NSAR & Topika
- 7Phytos & Co.
- 8Lernerfolgskontrolle
01. Juni 2025
In Bewegung bleiben
Bewegung gilt als die wirksamste Maßnahme, um die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten und einem Fortschreiten der Erkrankung entgegenzuwirken. Durch die Bewegung wird die Durchblutung der Gelenkinnenhaut gefördert und der Gelenkknorpel mit Nährstoffen versorgt.
Unphysiologische und kniebelastende Aktivitäten in Alltag, Beruf und Sport gilt es zu vermeiden. Vielmehr ist schonende Bewegung gefragt. Sinnvoll ist daher, unter Anleitung eines Physiotherapeuten gelenkschonende Bewegungsmuster zu erlernen. Ziel ist es, gelenkstabilisierende Muskeln aufzubauen, damit die Gelenke den Belastungen besser standhalten können. Zudem werden ergonomische Bewegungen erlernt, die vor allem Fehl- und Schonhaltungen korrigieren und damit einem weiteren Verschleiß vorbeugen sollen.
Gelenkschonende Sportarten

Für Arthrose-Patienten ist Sport sehr wichtig. Geeignet sind gleichmäßige, gelenkschonende Sportarten, die den Stoffwechsel in den Gelenken anregen und den Knorpel mit wichtigen Nährstoffen versorgen. Ideal sind Ausdauersportarten wie beispielsweise
- Schwimmen (vor allem Rückenschwimmen und Kraulen),
- Radfahren oder
- Aquagymnastik.
Weitere Optionen sind Training auf dem Crosstrainer, Nordic Walking und Wandern. Beim Wandern sollten die Wege nicht zu steil gewählt und auf Abstiege lieber verzichtet werden, da Bergabgehen die Gelenke stärker als Bergaufsteigen belastet. Aktivitäten, die schnelle Richtungswechsel oder große Schnellkraftaktivitäten wie Sprünge oder Sprints erfordern, sind ebenfalls ungünstig (z. B. Tennis, Squash, Fußball, Hockey).
Ebenso abzuraten ist von Sportarten, die die Gelenke besonders belasten und damit auch schnell überlasten. Beispielsweise kann intensives Joggen die Entstehung einer Arthrose begünstigen. Knorpelschäden sind vor allem vorprogrammiert, wenn der Sportler instabile Knie durch nicht hinreichend trainierte gelenknahe Muskulatur oder schwache Kreuz- und Außenbänder besitzt.
Daher sollten Arthrose-Patienten generell frühzeitig Übungen zur Muskelstärkung in ihr Sportprogramm integrieren. Wird dafür ein spezielles Krafttraining gewählt, sollte dies nicht zu intensiv sein, um wiederum Überlastungen im betroffenen Gelenk zu vermeiden.
Druck nehmen
Eine Gewichtsreduktion vermag noch zusätzlich die Knorpelbelastung zu vermindern. Übergewicht übt vor allem auf Knie- und Hüftgelenke zu viel Druck aus. Daher wird übergewichtigen Arthrose-Patienten zur Gewichtsabnahme geraten. Die Leitlinie zur Gonarthrose-Behandlung von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) führt eine Gewichtsreduktion und regelmäßige Gewichtskontrolle explizit als essenzielle Basismaßnahme auf, wobei ein Body-Mass-Index (BMI) unter 25 anzustreben ist.
Untersuchungen zufolge lindert Abnehmen arthrosebedingte Schmerzen. Demnach hilft bereits ein Gewichtsverlust von fünf Kilogramm, die Schmerzen um circa 50 Prozent zu verringern.
Übergewicht wirkt sich aber nicht nur wegen der mechanischen Überlastung negativ auf das Krankheitsgeschehen aus. Viele Kilos wirken wegen ihres hohen Anteils an Fettgewebe zudem als metabolische Komponente. Im weißen Fettgewebe finden sich viele entzündungsfördernde Zytokine, die bei der Knorpeldestruktion eine Rolle spielen können.
Orthopädische Hilfsmittel wie Einlagen, Gehhilfen, Bandagen und Orthesen können zusätzlich Druck von den Gelenken nehmen. Bei Fingergelenksarthrosen können Orthesen der Ruhigstellung dienen, um Schmerzen zu lindern und Deformationen entgegenzuwirken.
- Eine Spondylarthrose kann von einem Stützkorsett profitieren, das die Wirbelsäule entlastet und stabilisiert.
- Bei einer Gonarthrose werden Kniebandagen eingesetzt, um dem Knie Halt und Stütze bei gleichzeitiger Entlastung des Gelenks zu geben.
- Patienten mit einer Coxarthrose profitieren von Einlagen in den Schuhen, da diese den Druck auf das Hüftgelenk abfangen können.
Ernährung bei Arthrose
Entzündungsprozessen lässt sich auch mit einer adäquaten Ernährung entgegensteuern. Die Ernährungsweise sollte daher antientzündliche Aspekte beachten. Prinzipiell lässt sich dies mit einer mediterranen, pflanzenbetonten basischen Kost verwirklichen. Sie enthält viel zuckerarmes Obst und Gemüse sowie frische Kräuter.
Praktisch bedeutet dies, dass Fleisch und Wurstwaren möglichst wenig verzehrt oder gemieden werden sollten (höchstens einmal pro Woche). In ihnen steckt viel Arachidonsäure, die Entzündungsprozesse im Körper fördern kann.
Zu bevorzugen sind vielmehr Lebensmittel, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind, wie beispielsweise die fettreichen Fischsorten Hering, Makrele und Lachs (zweimal in der Woche). Auch als Öl sollten Omega-3-fettsäurereiche Pflanzenöle (z. B. Raps-, Lein-, Sonnenblumenöl) zum Einsatz kommen.
Tierische Milchprodukte sind zu meiden. Anstelle von Joghurt wird zu proteinreichen Varianten wie Quark oder Skyr geraten. Eine eiweißreiche Kost hilft zudem, eventuelles Übergewicht zu reduzieren und dem Muskelabbau entgegenzuwirken.
Als Gewürze eignen sich solche, die entzündungshemmende Inhaltsstoffe besitzen, beispielsweise Kurkuma, Ingwer, Kreuzkümmel oder Koriander.
Wann hilft Wärme?
Wärme lockert die verspannten Muskeln und entlastet zugleich beanspruchte Sehnen. Beides hat eine schmerzlindernde Wirkung. Darüber hinaus werden die Gelenke bei Wärme besser durchblutet, wodurch vermehrt Gelenkflüssigkeit produziert wird, die zudem eine verbesserte Viskoelastizität aufweist. Somit gelangen mehr Nährstoffe in den Knorpel und die Gelenkflächen werden besser geschmiert.
Wärmeanwendungen können lokal in Form von Pflastern, Cremes oder Wärmepads erfolgen. Weit verbreitet sind Wärmecremes und -pflaster mit pflanzlichen Inhaltsstoffen (z. B. Capsaicin aus Cayenne-Pfeffer) oder Wärmeumschläge/-pflaster mit Eisenpulver. Arthrose-Patienten profitieren auch von Fangoanwendungen (Schlammpackungen mit heißen Wickeln).
Wärme darf allerdings nie im akuten Stadium, sondern nur in entzündungsfreien Phasen ohne Gelenkschwellung eingesetzt werden.
Wann hilft Kälte?
Im Stadium der aktivierten Arthrose wirkt sich Kälte abschwellend, entzündungshemmend und damit schmerzlindernd aus. Empfehlenswert sind beispielsweise kühlende Kompressen (Kühlpads), Quarkwickel und Umschläge mit Franzbranntwein oder essigsaurer Tonerde.
Für die Herstellung eines Quarkwickels wird der Quark etwa fingerdick auf ein Tuch gestrichen, das Tuch umgeschlagen – um den direkten Hautkontakt mit der weißen Masse zu vermeiden – und das Ganze auf die betroffene Stelle gelegt. Mit einer Mullbinde lässt sich der Wickel bei Bedarf fixieren. Nach etwa 1,5 bis 2 Stunden, wenn der Quark eingetrocknet ist, kann der Wickel abgenommen werden.
Umschläge mit Franzbranntwein haben aufgrund des Alkohols eine kühlende, abschwellenden Wirkung. Die enthaltenen ätherischen Öle wirken schmerzlindernd.
Außerdem sollte man daran denken, akut entzündeten Gelenken ausreichend Ruhe zu gönnen.