Blutwerte
VITAMIN D
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Zu Beginn der Pandemie 2020 mehrten sich Meldungen, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D (Calcitriol) vor einer COVID-Infektion schützen oder den Verlauf der Erkrankung mildern könne. Tatsächlich wurde eine Korrelation zwischen Vitamin-D-Mangel und Infektionshäufigkeit beziehungsweise Erkrankungsschwere festgestellt. Einen direkten Zusammenhang konnten wissenschaftliche Studien hingegen nicht bestätigen. Zwar hatten viele COVID-Betroffene einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel, doch auch eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung kann eine Infektion nicht verhindern.
Diese Vermischung von Korrelation und Kausalität ist womöglich auch der Grund dafür, dass man Vitamin D eine Wirkung im Kampf gegen Atemwegserkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebs zuspricht. Auch hier weisen viele Betroffene einen Vitamin-D-Mangel auf, der jedoch nicht ursächlich für die Erkrankung ist – wie zuletzt eine große Übersichtsarbeit des Cochrane-Institutes nachgewiesen hat. Dem schlossen sich RKI, das Bundesamt für Risikobewertung und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung an. Vitamin D als Prophylaxe oder therapeutische Unterstützung bei COVID-19 wird daher nicht empfohlen. Unbestritten ist jedoch, dass ein Vitamin-D-Mangel die generelle Gesundheit und auch das Funktionieren unseres Immunsystems beeinträchtigen kann.
Immer noch starke Unterversorgung Laut RKI ist ein Viertel der Deutschen in den Monaten November bis April unterversorgt, in den Monaten Januar und Februar sind es sogar 50 Prozent. Gemessen wird der Wert einer vom Körper gespeicherten Vorstufe des Vitamin D, dem Calcidiol (auch 25(OH)D), was eine Aussage über den langfristigen Versorgungsstatus erlaubt. Die Normwerte für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung liegen bei Erwachsenen bei 50 bis 75 Nanomol pro Liter (nmol/l). Ein leichter Mangel ist bei Werten zwischen 25 und 50 nmol/l gegeben, ein schwerer Mangel bei Werten unter 25 nmol/l.
Starke Knochen Unser Körper braucht Vitamin D, um starke Knochen zu bilden. Es unterstützt die Aufnahme von Calcium und Phosphat aus der Nahrung und deren Einbau in die Knochen, sodass sie ausreichend mineralisieren und hart werden. Bei Kindern führt ein langanhaltender Vitamin-D-Mangel daher zu Rachitis, bei Erwachsenen zu Osteomalazie, der Knochenerweichung. Vitamin D ist auch an vielen weiteren Stoffwechselvorgängen beteiligt, sodass seine Wirkung eher der eines Hormons entspricht.
Der Ausdruck „Vitamin“ ist eigentlich ohnehin unzutreffend, da Vitamine per Definition immer dem Körper zugeführt werden müssen, weil sie nicht selbst hergestellt werden können. Vitamin D hingegen wird in der Haut mit Hilfe des Sonnenlichts gebildet und im Körper gespeichert, um die Versorgung im sonnenarmen Winterhalbjahr zu sichern. Bei den meisten Menschen reicht der Speicher aber nicht aus. Doch nur über die Nahrung kann der Bedarf kaum gedeckt werden, das einzige Lebensmittel, mit dem das gelingt, ist Lebertran (vier Gramm decken den Tagesbedarf). Von fettem Fisch müsste man schon 200 Gramm täglich essen, mit Milchprodukten lässt sich der Tagesbedarf überhaupt nicht decken.
Vitamin D braucht Sonnenlicht Dabei ist eine ausreichende Versorgung gut möglich. Denn bei ausreichender Tageslichteinstrahlung kann ein Erwachsener täglich bis zu 500 Mikrogramm Vitamin D bilden. Treffen UV-B-Strahlen auf die Haut, produzieren deren Zellen Cholecalciferol Vitamin (D3), das in der Niere direkt zur biologisch aktiven Form, dem Calcitriols umgewandelt werden kann, oder in Form des Calcidiol zunächst in der Leber gespeichert wird. Doch wenn wir lediglich Sonnenlicht brauchen, um unseren Vitamin-D-Speicher zu füllen, woher kommt dann dieser eklatante Mangel in der Bevölkerung?
Eine wesentliche Rolle spielt hierbei, dass die Sonne in den Wintermonaten hierzulande kaum Kraft hat. Aktuell spielt zudem die Pandemie eine Rolle, denn in Corona-Zeiten hält man sich lieber zuhause auf. Trotzdem sollte man versuchen, die Richtlinie einzuhalten, die für unsere Breitengrade und den bei uns häufigsten Hauttyp gilt: täglich 15 bis 20 Minuten Sonnenlicht auf Arme und Gesicht ohne Sonnencreme. Vor- und Nachteile der UV-B-Strahlung auf der Haut können wohl nicht endgültig miteinander versöhnt werden. Die meisten Ärzte empfehlen daher, so viel Vitamin D wie möglich über die Nahrung aufzunehmen und sich ansonsten so oft, aber auch so schonend wie möglich, dem Sonnenlicht auszusetzen. Übrigens: Das Licht reicht auch bei bedecktem Himmel aus.
Vitamin D-Mangel vorbeugen Es gibt allerdings bestimmte Risikogruppen, die auf normalen Wege kaum genug Vitamin D durch Sonnenlicht produzieren können. Das sind unter anderem Säuglinge, die mehr „Knochenvitamin“ brauchen, weil sich ihr Skelett noch bildet, aber auch Schwangere, da sie den Embryo mitversorgen müssen. Adipöse Menschen können Vitamin D zwar speichern, aber nur ungenügend abgeben. Bei vielen Grunderkrankungen, vor allem von Leber und Niere, sowie bei der Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Antiepileptika) können chronische Mangelerscheinungen auftreten. Eine große Risikogruppe sind ältere Menschen, da sie sich meist weniger im Freien aufhalten und ihre Haut weniger Vitamin D bildet.
Risikogruppen sollten vorbeugend den Vitamin-D-Spiegel im Serum bestimmen lassen, was jedoch nicht zu den regulären Blutbildparametern zählt. In Verdachtsfällen wird der Test von den Krankenkassen bezahlt, ansonsten ist es eine individuelle Gesundheitsleitung (IGeL), die etwa 20 Euro kostet. Da viele Menschen aufgrund der Coronalage nicht zum Arzt zu gehen oder kaum Termine bekommen, können Sie Ihren Kunden und Kundinnen in der Apotheke auch ein Test-Kit für zuhause empfehlen. Wer nicht zur Risikogruppe gehört, aber dennoch Symptome wie extreme Abgeschlagenheit, erhöhte Infektanfälligkeit, Muskel- und Gliederschmerzen, häufige Krämpfe und Haarausfall hat, sollte seinen Vitamin-D-Spiegel ebenfalls bestimmen lassen. Liegt der Wert im Mangelbereich, wird Vitamin D3 supplementiert, bis der Normwert wieder erreicht ist.
Hypervitaminose ist lebensgefährlich Über längere Zeit darf man Vitamin-D-Ersatzpräparate aber auf keinen Fall ohne ärztliche Kontrolle einnehmen. Denn bei einer Überdosierung (Hypervitaminose) verkehrt sich die Wirkung ins Gegenteil: Es wird gehäuft Calcium aus den Knochen ausgelagert, sie werden brüchig. Auch können die Nieren verkalken, wenn das Calcium ausgeschieden wird. Starker Durst, Muskelschwäche, Appetitlosigkeit und Erbrechen können mögliche Symptome einer Hypervitaminose sein, Sie kann aber auch durch Krankheiten wie Sarkoidose, Schilddrüsenunterfunktion oder Überfunktion der Nebenschilddrüse ausgelöst werden. So wird etwa bei Sarkoidose die Speicherstufe des Vitamin D3 vermehrt in die aktive Endstufe umgewandelt. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Calcium-Blutspiegel und im schlimmsten Fall zum Koma.
Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 01/2022 ab Seite 46.
Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist
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Zu Beginn der Pandemie 2020 mehrten sich Meldungen, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D (Calcitriol) vor einer COVID-Infektion schützen oder den Verlauf der Erkrankung mildern könne. Tatsächlich wurde eine Korrelation zwischen Vitamin-D-Mangel und Infektionshäufigkeit beziehungsweise Erkrankungsschwere festgestellt. Einen direkten Zusammenhang konnten wissenschaftliche Studien hingegen nicht bestätigen. Zwar hatten viele COVID-Betroffene einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel, doch auch eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung kann eine Infektion nicht verhindern.
Diese Vermischung von Korrelation und Kausalität ist womöglich auch der Grund dafür, dass man Vitamin D eine Wirkung im Kampf gegen Atemwegserkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebs zuspricht. Auch hier weisen viele Betroffene einen Vitamin-D-Mangel auf, der jedoch nicht ursächlich für die Erkrankung ist – wie zuletzt eine große Übersichtsarbeit des Cochrane-Institutes nachgewiesen hat. Dem schlossen sich RKI, das Bundesamt für Risikobewertung und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung an. Vitamin D als Prophylaxe oder therapeutische Unterstützung bei COVID-19 wird daher nicht empfohlen. Unbestritten ist jedoch, dass ein Vitamin-D-Mangel die generelle Gesundheit und auch das Funktionieren unseres Immunsystems beeinträchtigen kann.
Immer noch starke Unterversorgung Laut RKI ist ein Viertel der Deutschen in den Monaten November bis April unterversorgt, in den Monaten Januar und Februar sind es sogar 50 Prozent. Gemessen wird der Wert einer vom Körper gespeicherten Vorstufe des Vitamin D, dem Calcidiol (auch 25(OH)D), was eine Aussage über den langfristigen Versorgungsstatus erlaubt. Die Normwerte für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung liegen bei Erwachsenen bei 50 bis 75 Nanomol pro Liter (nmol/l). Ein leichter Mangel ist bei Werten zwischen 25 und 50 nmol/l gegeben, ein schwerer Mangel bei Werten unter 25 nmol/l.
Starke Knochen Unser Körper braucht Vitamin D, um starke Knochen zu bilden. Es unterstützt die Aufnahme von Calcium und Phosphat aus der Nahrung und deren Einbau in die Knochen, sodass sie ausreichend mineralisieren und hart werden. Bei Kindern führt ein langanhaltender Vitamin-D-Mangel daher zu Rachitis, bei Erwachsenen zu Osteomalazie, der Knochenerweichung. Vitamin D ist auch an vielen weiteren Stoffwechselvorgängen beteiligt, sodass seine Wirkung eher der eines Hormons entspricht.
Der Ausdruck „Vitamin“ ist eigentlich ohnehin unzutreffend, da Vitamine per Definition immer dem Körper zugeführt werden müssen, weil sie nicht selbst hergestellt werden können. Vitamin D hingegen wird in der Haut mit Hilfe des Sonnenlichts gebildet und im Körper gespeichert, um die Versorgung im sonnenarmen Winterhalbjahr zu sichern. Bei den meisten Menschen reicht der Speicher aber nicht aus. Doch nur über die Nahrung kann der Bedarf kaum gedeckt werden, das einzige Lebensmittel, mit dem das gelingt, ist Lebertran (vier Gramm decken den Tagesbedarf). Von fettem Fisch müsste man schon 200 Gramm täglich essen, mit Milchprodukten lässt sich der Tagesbedarf überhaupt nicht decken.
Vitamin D braucht Sonnenlicht Dabei ist eine ausreichende Versorgung gut möglich. Denn bei ausreichender Tageslichteinstrahlung kann ein Erwachsener täglich bis zu 500 Mikrogramm Vitamin D bilden. Treffen UV-B-Strahlen auf die Haut, produzieren deren Zellen Cholecalciferol Vitamin (D3), das in der Niere direkt zur biologisch aktiven Form, dem Calcitriols umgewandelt werden kann, oder in Form des Calcidiol zunächst in der Leber gespeichert wird. Doch wenn wir lediglich Sonnenlicht brauchen, um unseren Vitamin-D-Speicher zu füllen, woher kommt dann dieser eklatante Mangel in der Bevölkerung?
Eine wesentliche Rolle spielt hierbei, dass die Sonne in den Wintermonaten hierzulande kaum Kraft hat. Aktuell spielt zudem die Pandemie eine Rolle, denn in Corona-Zeiten hält man sich lieber zuhause auf. Trotzdem sollte man versuchen, die Richtlinie einzuhalten, die für unsere Breitengrade und den bei uns häufigsten Hauttyp gilt: täglich 15 bis 20 Minuten Sonnenlicht auf Arme und Gesicht ohne Sonnencreme. Vor- und Nachteile der UV-B-Strahlung auf der Haut können wohl nicht endgültig miteinander versöhnt werden. Die meisten Ärzte empfehlen daher, so viel Vitamin D wie möglich über die Nahrung aufzunehmen und sich ansonsten so oft, aber auch so schonend wie möglich, dem Sonnenlicht auszusetzen. Übrigens: Das Licht reicht auch bei bedecktem Himmel aus.
Vitamin D-Mangel vorbeugen Es gibt allerdings bestimmte Risikogruppen, die auf normalen Wege kaum genug Vitamin D durch Sonnenlicht produzieren können. Das sind unter anderem Säuglinge, die mehr „Knochenvitamin“ brauchen, weil sich ihr Skelett noch bildet, aber auch Schwangere, da sie den Embryo mitversorgen müssen. Adipöse Menschen können Vitamin D zwar speichern, aber nur ungenügend abgeben. Bei vielen Grunderkrankungen, vor allem von Leber und Niere, sowie bei der Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Antiepileptika) können chronische Mangelerscheinungen auftreten. Eine große Risikogruppe sind ältere Menschen, da sie sich meist weniger im Freien aufhalten und ihre Haut weniger Vitamin D bildet.
Risikogruppen sollten vorbeugend den Vitamin-D-Spiegel im Serum bestimmen lassen, was jedoch nicht zu den regulären Blutbildparametern zählt. In Verdachtsfällen wird der Test von den Krankenkassen bezahlt, ansonsten ist es eine individuelle Gesundheitsleitung (IGeL), die etwa 20 Euro kostet. Da viele Menschen aufgrund der Coronalage nicht zum Arzt zu gehen oder kaum Termine bekommen, können Sie Ihren Kunden und Kundinnen in der Apotheke auch ein Test-Kit für zuhause empfehlen. Wer nicht zur Risikogruppe gehört, aber dennoch Symptome wie extreme Abgeschlagenheit, erhöhte Infektanfälligkeit, Muskel- und Gliederschmerzen, häufige Krämpfe und Haarausfall hat, sollte seinen Vitamin-D-Spiegel ebenfalls bestimmen lassen. Liegt der Wert im Mangelbereich, wird Vitamin D3 supplementiert, bis der Normwert wieder erreicht ist.
Hypervitaminose ist lebensgefährlich Über längere Zeit darf man Vitamin-D-Ersatzpräparate aber auf keinen Fall ohne ärztliche Kontrolle einnehmen. Denn bei einer Überdosierung (Hypervitaminose) verkehrt sich die Wirkung ins Gegenteil: Es wird gehäuft Calcium aus den Knochen ausgelagert, sie werden brüchig. Auch können die Nieren verkalken, wenn das Calcium ausgeschieden wird. Starker Durst, Muskelschwäche, Appetitlosigkeit und Erbrechen können mögliche Symptome einer Hypervitaminose sein, Sie kann aber auch durch Krankheiten wie Sarkoidose, Schilddrüsenunterfunktion oder Überfunktion der Nebenschilddrüse ausgelöst werden. So wird etwa bei Sarkoidose die Speicherstufe des Vitamin D3 vermehrt in die aktive Endstufe umgewandelt. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Calcium-Blutspiegel und im schlimmsten Fall zum Koma.
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Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist
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Zu Beginn der Pandemie 2020 mehrten sich Meldungen, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D (Calcitriol) vor einer COVID-Infektion schützen oder den Verlauf der Erkrankung mildern könne. Tatsächlich wurde eine Korrelation zwischen Vitamin-D-Mangel und Infektionshäufigkeit beziehungsweise Erkrankungsschwere festgestellt. Einen direkten Zusammenhang konnten wissenschaftliche Studien hingegen nicht bestätigen. Zwar hatten viele COVID-Betroffene einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel, doch auch eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung kann eine Infektion nicht verhindern.
Diese Vermischung von Korrelation und Kausalität ist womöglich auch der Grund dafür, dass man Vitamin D eine Wirkung im Kampf gegen Atemwegserkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebs zuspricht. Auch hier weisen viele Betroffene einen Vitamin-D-Mangel auf, der jedoch nicht ursächlich für die Erkrankung ist – wie zuletzt eine große Übersichtsarbeit des Cochrane-Institutes nachgewiesen hat. Dem schlossen sich RKI, das Bundesamt für Risikobewertung und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung an. Vitamin D als Prophylaxe oder therapeutische Unterstützung bei COVID-19 wird daher nicht empfohlen. Unbestritten ist jedoch, dass ein Vitamin-D-Mangel die generelle Gesundheit und auch das Funktionieren unseres Immunsystems beeinträchtigen kann.
Immer noch starke Unterversorgung Laut RKI ist ein Viertel der Deutschen in den Monaten November bis April unterversorgt, in den Monaten Januar und Februar sind es sogar 50 Prozent. Gemessen wird der Wert einer vom Körper gespeicherten Vorstufe des Vitamin D, dem Calcidiol (auch 25(OH)D), was eine Aussage über den langfristigen Versorgungsstatus erlaubt. Die Normwerte für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung liegen bei Erwachsenen bei 50 bis 75 Nanomol pro Liter (nmol/l). Ein leichter Mangel ist bei Werten zwischen 25 und 50 nmol/l gegeben, ein schwerer Mangel bei Werten unter 25 nmol/l.
Starke Knochen Unser Körper braucht Vitamin D, um starke Knochen zu bilden. Es unterstützt die Aufnahme von Calcium und Phosphat aus der Nahrung und deren Einbau in die Knochen, sodass sie ausreichend mineralisieren und hart werden. Bei Kindern führt ein langanhaltender Vitamin-D-Mangel daher zu Rachitis, bei Erwachsenen zu Osteomalazie, der Knochenerweichung. Vitamin D ist auch an vielen weiteren Stoffwechselvorgängen beteiligt, sodass seine Wirkung eher der eines Hormons entspricht.
Der Ausdruck „Vitamin“ ist eigentlich ohnehin unzutreffend, da Vitamine per Definition immer dem Körper zugeführt werden müssen, weil sie nicht selbst hergestellt werden können. Vitamin D hingegen wird in der Haut mit Hilfe des Sonnenlichts gebildet und im Körper gespeichert, um die Versorgung im sonnenarmen Winterhalbjahr zu sichern. Bei den meisten Menschen reicht der Speicher aber nicht aus. Doch nur über die Nahrung kann der Bedarf kaum gedeckt werden, das einzige Lebensmittel, mit dem das gelingt, ist Lebertran (vier Gramm decken den Tagesbedarf). Von fettem Fisch müsste man schon 200 Gramm täglich essen, mit Milchprodukten lässt sich der Tagesbedarf überhaupt nicht decken.
Vitamin D braucht Sonnenlicht Dabei ist eine ausreichende Versorgung gut möglich. Denn bei ausreichender Tageslichteinstrahlung kann ein Erwachsener täglich bis zu 500 Mikrogramm Vitamin D bilden. Treffen UV-B-Strahlen auf die Haut, produzieren deren Zellen Cholecalciferol Vitamin (D3), das in der Niere direkt zur biologisch aktiven Form, dem Calcitriols umgewandelt werden kann, oder in Form des Calcidiol zunächst in der Leber gespeichert wird. Doch wenn wir lediglich Sonnenlicht brauchen, um unseren Vitamin-D-Speicher zu füllen, woher kommt dann dieser eklatante Mangel in der Bevölkerung?
Eine wesentliche Rolle spielt hierbei, dass die Sonne in den Wintermonaten hierzulande kaum Kraft hat. Aktuell spielt zudem die Pandemie eine Rolle, denn in Corona-Zeiten hält man sich lieber zuhause auf. Trotzdem sollte man versuchen, die Richtlinie einzuhalten, die für unsere Breitengrade und den bei uns häufigsten Hauttyp gilt: täglich 15 bis 20 Minuten Sonnenlicht auf Arme und Gesicht ohne Sonnencreme. Vor- und Nachteile der UV-B-Strahlung auf der Haut können wohl nicht endgültig miteinander versöhnt werden. Die meisten Ärzte empfehlen daher, so viel Vitamin D wie möglich über die Nahrung aufzunehmen und sich ansonsten so oft, aber auch so schonend wie möglich, dem Sonnenlicht auszusetzen. Übrigens: Das Licht reicht auch bei bedecktem Himmel aus.
Vitamin D-Mangel vorbeugen Es gibt allerdings bestimmte Risikogruppen, die auf normalen Wege kaum genug Vitamin D durch Sonnenlicht produzieren können. Das sind unter anderem Säuglinge, die mehr „Knochenvitamin“ brauchen, weil sich ihr Skelett noch bildet, aber auch Schwangere, da sie den Embryo mitversorgen müssen. Adipöse Menschen können Vitamin D zwar speichern, aber nur ungenügend abgeben. Bei vielen Grunderkrankungen, vor allem von Leber und Niere, sowie bei der Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Antiepileptika) können chronische Mangelerscheinungen auftreten. Eine große Risikogruppe sind ältere Menschen, da sie sich meist weniger im Freien aufhalten und ihre Haut weniger Vitamin D bildet.
Risikogruppen sollten vorbeugend den Vitamin-D-Spiegel im Serum bestimmen lassen, was jedoch nicht zu den regulären Blutbildparametern zählt. In Verdachtsfällen wird der Test von den Krankenkassen bezahlt, ansonsten ist es eine individuelle Gesundheitsleitung (IGeL), die etwa 20 Euro kostet. Da viele Menschen aufgrund der Coronalage nicht zum Arzt zu gehen oder kaum Termine bekommen, können Sie Ihren Kunden und Kundinnen in der Apotheke auch ein Test-Kit für zuhause empfehlen. Wer nicht zur Risikogruppe gehört, aber dennoch Symptome wie extreme Abgeschlagenheit, erhöhte Infektanfälligkeit, Muskel- und Gliederschmerzen, häufige Krämpfe und Haarausfall hat, sollte seinen Vitamin-D-Spiegel ebenfalls bestimmen lassen. Liegt der Wert im Mangelbereich, wird Vitamin D3 supplementiert, bis der Normwert wieder erreicht ist.
Hypervitaminose ist lebensgefährlich Über längere Zeit darf man Vitamin-D-Ersatzpräparate aber auf keinen Fall ohne ärztliche Kontrolle einnehmen. Denn bei einer Überdosierung (Hypervitaminose) verkehrt sich die Wirkung ins Gegenteil: Es wird gehäuft Calcium aus den Knochen ausgelagert, sie werden brüchig. Auch können die Nieren verkalken, wenn das Calcium ausgeschieden wird. Starker Durst, Muskelschwäche, Appetitlosigkeit und Erbrechen können mögliche Symptome einer Hypervitaminose sein, Sie kann aber auch durch Krankheiten wie Sarkoidose, Schilddrüsenunterfunktion oder Überfunktion der Nebenschilddrüse ausgelöst werden. So wird etwa bei Sarkoidose die Speicherstufe des Vitamin D3 vermehrt in die aktive Endstufe umgewandelt. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Calcium-Blutspiegel und im schlimmsten Fall zum Koma.
Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 01/2022 ab Seite 46.
Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist
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Zu Beginn der Pandemie 2020 mehrten sich Meldungen, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D (Calcitriol) vor einer COVID-Infektion schützen oder den Verlauf der Erkrankung mildern könne. Tatsächlich wurde eine Korrelation zwischen Vitamin-D-Mangel und Infektionshäufigkeit beziehungsweise Erkrankungsschwere festgestellt. Einen direkten Zusammenhang konnten wissenschaftliche Studien hingegen nicht bestätigen. Zwar hatten viele COVID-Betroffene einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel, doch auch eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung kann eine Infektion nicht verhindern.
Diese Vermischung von Korrelation und Kausalität ist womöglich auch der Grund dafür, dass man Vitamin D eine Wirkung im Kampf gegen Atemwegserkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebs zuspricht. Auch hier weisen viele Betroffene einen Vitamin-D-Mangel auf, der jedoch nicht ursächlich für die Erkrankung ist – wie zuletzt eine große Übersichtsarbeit des Cochrane-Institutes nachgewiesen hat. Dem schlossen sich RKI, das Bundesamt für Risikobewertung und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung an. Vitamin D als Prophylaxe oder therapeutische Unterstützung bei COVID-19 wird daher nicht empfohlen. Unbestritten ist jedoch, dass ein Vitamin-D-Mangel die generelle Gesundheit und auch das Funktionieren unseres Immunsystems beeinträchtigen kann.
Immer noch starke Unterversorgung Laut RKI ist ein Viertel der Deutschen in den Monaten November bis April unterversorgt, in den Monaten Januar und Februar sind es sogar 50 Prozent. Gemessen wird der Wert einer vom Körper gespeicherten Vorstufe des Vitamin D, dem Calcidiol (auch 25(OH)D), was eine Aussage über den langfristigen Versorgungsstatus erlaubt. Die Normwerte für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung liegen bei Erwachsenen bei 50 bis 75 Nanomol pro Liter (nmol/l). Ein leichter Mangel ist bei Werten zwischen 25 und 50 nmol/l gegeben, ein schwerer Mangel bei Werten unter 25 nmol/l.
Starke Knochen Unser Körper braucht Vitamin D, um starke Knochen zu bilden. Es unterstützt die Aufnahme von Calcium und Phosphat aus der Nahrung und deren Einbau in die Knochen, sodass sie ausreichend mineralisieren und hart werden. Bei Kindern führt ein langanhaltender Vitamin-D-Mangel daher zu Rachitis, bei Erwachsenen zu Osteomalazie, der Knochenerweichung. Vitamin D ist auch an vielen weiteren Stoffwechselvorgängen beteiligt, sodass seine Wirkung eher der eines Hormons entspricht.
Der Ausdruck „Vitamin“ ist eigentlich ohnehin unzutreffend, da Vitamine per Definition immer dem Körper zugeführt werden müssen, weil sie nicht selbst hergestellt werden können. Vitamin D hingegen wird in der Haut mit Hilfe des Sonnenlichts gebildet und im Körper gespeichert, um die Versorgung im sonnenarmen Winterhalbjahr zu sichern. Bei den meisten Menschen reicht der Speicher aber nicht aus. Doch nur über die Nahrung kann der Bedarf kaum gedeckt werden, das einzige Lebensmittel, mit dem das gelingt, ist Lebertran (vier Gramm decken den Tagesbedarf). Von fettem Fisch müsste man schon 200 Gramm täglich essen, mit Milchprodukten lässt sich der Tagesbedarf überhaupt nicht decken.
Vitamin D braucht Sonnenlicht Dabei ist eine ausreichende Versorgung gut möglich. Denn bei ausreichender Tageslichteinstrahlung kann ein Erwachsener täglich bis zu 500 Mikrogramm Vitamin D bilden. Treffen UV-B-Strahlen auf die Haut, produzieren deren Zellen Cholecalciferol Vitamin (D3), das in der Niere direkt zur biologisch aktiven Form, dem Calcitriols umgewandelt werden kann, oder in Form des Calcidiol zunächst in der Leber gespeichert wird. Doch wenn wir lediglich Sonnenlicht brauchen, um unseren Vitamin-D-Speicher zu füllen, woher kommt dann dieser eklatante Mangel in der Bevölkerung?
Eine wesentliche Rolle spielt hierbei, dass die Sonne in den Wintermonaten hierzulande kaum Kraft hat. Aktuell spielt zudem die Pandemie eine Rolle, denn in Corona-Zeiten hält man sich lieber zuhause auf. Trotzdem sollte man versuchen, die Richtlinie einzuhalten, die für unsere Breitengrade und den bei uns häufigsten Hauttyp gilt: täglich 15 bis 20 Minuten Sonnenlicht auf Arme und Gesicht ohne Sonnencreme. Vor- und Nachteile der UV-B-Strahlung auf der Haut können wohl nicht endgültig miteinander versöhnt werden. Die meisten Ärzte empfehlen daher, so viel Vitamin D wie möglich über die Nahrung aufzunehmen und sich ansonsten so oft, aber auch so schonend wie möglich, dem Sonnenlicht auszusetzen. Übrigens: Das Licht reicht auch bei bedecktem Himmel aus.
Vitamin D-Mangel vorbeugen Es gibt allerdings bestimmte Risikogruppen, die auf normalen Wege kaum genug Vitamin D durch Sonnenlicht produzieren können. Das sind unter anderem Säuglinge, die mehr „Knochenvitamin“ brauchen, weil sich ihr Skelett noch bildet, aber auch Schwangere, da sie den Embryo mitversorgen müssen. Adipöse Menschen können Vitamin D zwar speichern, aber nur ungenügend abgeben. Bei vielen Grunderkrankungen, vor allem von Leber und Niere, sowie bei der Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Antiepileptika) können chronische Mangelerscheinungen auftreten. Eine große Risikogruppe sind ältere Menschen, da sie sich meist weniger im Freien aufhalten und ihre Haut weniger Vitamin D bildet.
Risikogruppen sollten vorbeugend den Vitamin-D-Spiegel im Serum bestimmen lassen, was jedoch nicht zu den regulären Blutbildparametern zählt. In Verdachtsfällen wird der Test von den Krankenkassen bezahlt, ansonsten ist es eine individuelle Gesundheitsleitung (IGeL), die etwa 20 Euro kostet. Da viele Menschen aufgrund der Coronalage nicht zum Arzt zu gehen oder kaum Termine bekommen, können Sie Ihren Kunden und Kundinnen in der Apotheke auch ein Test-Kit für zuhause empfehlen. Wer nicht zur Risikogruppe gehört, aber dennoch Symptome wie extreme Abgeschlagenheit, erhöhte Infektanfälligkeit, Muskel- und Gliederschmerzen, häufige Krämpfe und Haarausfall hat, sollte seinen Vitamin-D-Spiegel ebenfalls bestimmen lassen. Liegt der Wert im Mangelbereich, wird Vitamin D3 supplementiert, bis der Normwert wieder erreicht ist.
Hypervitaminose ist lebensgefährlich Über längere Zeit darf man Vitamin-D-Ersatzpräparate aber auf keinen Fall ohne ärztliche Kontrolle einnehmen. Denn bei einer Überdosierung (Hypervitaminose) verkehrt sich die Wirkung ins Gegenteil: Es wird gehäuft Calcium aus den Knochen ausgelagert, sie werden brüchig. Auch können die Nieren verkalken, wenn das Calcium ausgeschieden wird. Starker Durst, Muskelschwäche, Appetitlosigkeit und Erbrechen können mögliche Symptome einer Hypervitaminose sein, Sie kann aber auch durch Krankheiten wie Sarkoidose, Schilddrüsenunterfunktion oder Überfunktion der Nebenschilddrüse ausgelöst werden. So wird etwa bei Sarkoidose die Speicherstufe des Vitamin D3 vermehrt in die aktive Endstufe umgewandelt. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Calcium-Blutspiegel und im schlimmsten Fall zum Koma.
Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 01/2022 ab Seite 46.
Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist
Blutwerte
VITAMIN D
Seite 1/1 4 Minuten
Zu Beginn der Pandemie 2020 mehrten sich Meldungen, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D (Calcitriol) vor einer COVID-Infektion schützen oder den Verlauf der Erkrankung mildern könne. Tatsächlich wurde eine Korrelation zwischen Vitamin-D-Mangel und Infektionshäufigkeit beziehungsweise Erkrankungsschwere festgestellt. Einen direkten Zusammenhang konnten wissenschaftliche Studien hingegen nicht bestätigen. Zwar hatten viele COVID-Betroffene einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel, doch auch eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung kann eine Infektion nicht verhindern.
Diese Vermischung von Korrelation und Kausalität ist womöglich auch der Grund dafür, dass man Vitamin D eine Wirkung im Kampf gegen Atemwegserkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebs zuspricht. Auch hier weisen viele Betroffene einen Vitamin-D-Mangel auf, der jedoch nicht ursächlich für die Erkrankung ist – wie zuletzt eine große Übersichtsarbeit des Cochrane-Institutes nachgewiesen hat. Dem schlossen sich RKI, das Bundesamt für Risikobewertung und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung an. Vitamin D als Prophylaxe oder therapeutische Unterstützung bei COVID-19 wird daher nicht empfohlen. Unbestritten ist jedoch, dass ein Vitamin-D-Mangel die generelle Gesundheit und auch das Funktionieren unseres Immunsystems beeinträchtigen kann.
Immer noch starke Unterversorgung Laut RKI ist ein Viertel der Deutschen in den Monaten November bis April unterversorgt, in den Monaten Januar und Februar sind es sogar 50 Prozent. Gemessen wird der Wert einer vom Körper gespeicherten Vorstufe des Vitamin D, dem Calcidiol (auch 25(OH)D), was eine Aussage über den langfristigen Versorgungsstatus erlaubt. Die Normwerte für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung liegen bei Erwachsenen bei 50 bis 75 Nanomol pro Liter (nmol/l). Ein leichter Mangel ist bei Werten zwischen 25 und 50 nmol/l gegeben, ein schwerer Mangel bei Werten unter 25 nmol/l.
Starke Knochen Unser Körper braucht Vitamin D, um starke Knochen zu bilden. Es unterstützt die Aufnahme von Calcium und Phosphat aus der Nahrung und deren Einbau in die Knochen, sodass sie ausreichend mineralisieren und hart werden. Bei Kindern führt ein langanhaltender Vitamin-D-Mangel daher zu Rachitis, bei Erwachsenen zu Osteomalazie, der Knochenerweichung. Vitamin D ist auch an vielen weiteren Stoffwechselvorgängen beteiligt, sodass seine Wirkung eher der eines Hormons entspricht.
Der Ausdruck „Vitamin“ ist eigentlich ohnehin unzutreffend, da Vitamine per Definition immer dem Körper zugeführt werden müssen, weil sie nicht selbst hergestellt werden können. Vitamin D hingegen wird in der Haut mit Hilfe des Sonnenlichts gebildet und im Körper gespeichert, um die Versorgung im sonnenarmen Winterhalbjahr zu sichern. Bei den meisten Menschen reicht der Speicher aber nicht aus. Doch nur über die Nahrung kann der Bedarf kaum gedeckt werden, das einzige Lebensmittel, mit dem das gelingt, ist Lebertran (vier Gramm decken den Tagesbedarf). Von fettem Fisch müsste man schon 200 Gramm täglich essen, mit Milchprodukten lässt sich der Tagesbedarf überhaupt nicht decken.
Vitamin D braucht Sonnenlicht Dabei ist eine ausreichende Versorgung gut möglich. Denn bei ausreichender Tageslichteinstrahlung kann ein Erwachsener täglich bis zu 500 Mikrogramm Vitamin D bilden. Treffen UV-B-Strahlen auf die Haut, produzieren deren Zellen Cholecalciferol Vitamin (D3), das in der Niere direkt zur biologisch aktiven Form, dem Calcitriols umgewandelt werden kann, oder in Form des Calcidiol zunächst in der Leber gespeichert wird. Doch wenn wir lediglich Sonnenlicht brauchen, um unseren Vitamin-D-Speicher zu füllen, woher kommt dann dieser eklatante Mangel in der Bevölkerung?
Eine wesentliche Rolle spielt hierbei, dass die Sonne in den Wintermonaten hierzulande kaum Kraft hat. Aktuell spielt zudem die Pandemie eine Rolle, denn in Corona-Zeiten hält man sich lieber zuhause auf. Trotzdem sollte man versuchen, die Richtlinie einzuhalten, die für unsere Breitengrade und den bei uns häufigsten Hauttyp gilt: täglich 15 bis 20 Minuten Sonnenlicht auf Arme und Gesicht ohne Sonnencreme. Vor- und Nachteile der UV-B-Strahlung auf der Haut können wohl nicht endgültig miteinander versöhnt werden. Die meisten Ärzte empfehlen daher, so viel Vitamin D wie möglich über die Nahrung aufzunehmen und sich ansonsten so oft, aber auch so schonend wie möglich, dem Sonnenlicht auszusetzen. Übrigens: Das Licht reicht auch bei bedecktem Himmel aus.
Vitamin D-Mangel vorbeugen Es gibt allerdings bestimmte Risikogruppen, die auf normalen Wege kaum genug Vitamin D durch Sonnenlicht produzieren können. Das sind unter anderem Säuglinge, die mehr „Knochenvitamin“ brauchen, weil sich ihr Skelett noch bildet, aber auch Schwangere, da sie den Embryo mitversorgen müssen. Adipöse Menschen können Vitamin D zwar speichern, aber nur ungenügend abgeben. Bei vielen Grunderkrankungen, vor allem von Leber und Niere, sowie bei der Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Antiepileptika) können chronische Mangelerscheinungen auftreten. Eine große Risikogruppe sind ältere Menschen, da sie sich meist weniger im Freien aufhalten und ihre Haut weniger Vitamin D bildet.
Risikogruppen sollten vorbeugend den Vitamin-D-Spiegel im Serum bestimmen lassen, was jedoch nicht zu den regulären Blutbildparametern zählt. In Verdachtsfällen wird der Test von den Krankenkassen bezahlt, ansonsten ist es eine individuelle Gesundheitsleitung (IGeL), die etwa 20 Euro kostet. Da viele Menschen aufgrund der Coronalage nicht zum Arzt zu gehen oder kaum Termine bekommen, können Sie Ihren Kunden und Kundinnen in der Apotheke auch ein Test-Kit für zuhause empfehlen. Wer nicht zur Risikogruppe gehört, aber dennoch Symptome wie extreme Abgeschlagenheit, erhöhte Infektanfälligkeit, Muskel- und Gliederschmerzen, häufige Krämpfe und Haarausfall hat, sollte seinen Vitamin-D-Spiegel ebenfalls bestimmen lassen. Liegt der Wert im Mangelbereich, wird Vitamin D3 supplementiert, bis der Normwert wieder erreicht ist.
Hypervitaminose ist lebensgefährlich Über längere Zeit darf man Vitamin-D-Ersatzpräparate aber auf keinen Fall ohne ärztliche Kontrolle einnehmen. Denn bei einer Überdosierung (Hypervitaminose) verkehrt sich die Wirkung ins Gegenteil: Es wird gehäuft Calcium aus den Knochen ausgelagert, sie werden brüchig. Auch können die Nieren verkalken, wenn das Calcium ausgeschieden wird. Starker Durst, Muskelschwäche, Appetitlosigkeit und Erbrechen können mögliche Symptome einer Hypervitaminose sein, Sie kann aber auch durch Krankheiten wie Sarkoidose, Schilddrüsenunterfunktion oder Überfunktion der Nebenschilddrüse ausgelöst werden. So wird etwa bei Sarkoidose die Speicherstufe des Vitamin D3 vermehrt in die aktive Endstufe umgewandelt. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Calcium-Blutspiegel und im schlimmsten Fall zum Koma.
Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 01/2022 ab Seite 46.
Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist
Fortbildungen
Blutwerte
VITAMIN D
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Zu Beginn der Pandemie 2020 mehrten sich Meldungen, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D (Calcitriol) vor einer COVID-Infektion schützen oder den Verlauf der Erkrankung mildern könne. Tatsächlich wurde eine Korrelation zwischen Vitamin-D-Mangel und Infektionshäufigkeit beziehungsweise Erkrankungsschwere festgestellt. Einen direkten Zusammenhang konnten wissenschaftliche Studien hingegen nicht bestätigen. Zwar hatten viele COVID-Betroffene einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel, doch auch eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung kann eine Infektion nicht verhindern.
Diese Vermischung von Korrelation und Kausalität ist womöglich auch der Grund dafür, dass man Vitamin D eine Wirkung im Kampf gegen Atemwegserkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebs zuspricht. Auch hier weisen viele Betroffene einen Vitamin-D-Mangel auf, der jedoch nicht ursächlich für die Erkrankung ist – wie zuletzt eine große Übersichtsarbeit des Cochrane-Institutes nachgewiesen hat. Dem schlossen sich RKI, das Bundesamt für Risikobewertung und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung an. Vitamin D als Prophylaxe oder therapeutische Unterstützung bei COVID-19 wird daher nicht empfohlen. Unbestritten ist jedoch, dass ein Vitamin-D-Mangel die generelle Gesundheit und auch das Funktionieren unseres Immunsystems beeinträchtigen kann.
Immer noch starke Unterversorgung Laut RKI ist ein Viertel der Deutschen in den Monaten November bis April unterversorgt, in den Monaten Januar und Februar sind es sogar 50 Prozent. Gemessen wird der Wert einer vom Körper gespeicherten Vorstufe des Vitamin D, dem Calcidiol (auch 25(OH)D), was eine Aussage über den langfristigen Versorgungsstatus erlaubt. Die Normwerte für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung liegen bei Erwachsenen bei 50 bis 75 Nanomol pro Liter (nmol/l). Ein leichter Mangel ist bei Werten zwischen 25 und 50 nmol/l gegeben, ein schwerer Mangel bei Werten unter 25 nmol/l.
Starke Knochen Unser Körper braucht Vitamin D, um starke Knochen zu bilden. Es unterstützt die Aufnahme von Calcium und Phosphat aus der Nahrung und deren Einbau in die Knochen, sodass sie ausreichend mineralisieren und hart werden. Bei Kindern führt ein langanhaltender Vitamin-D-Mangel daher zu Rachitis, bei Erwachsenen zu Osteomalazie, der Knochenerweichung. Vitamin D ist auch an vielen weiteren Stoffwechselvorgängen beteiligt, sodass seine Wirkung eher der eines Hormons entspricht.
Der Ausdruck „Vitamin“ ist eigentlich ohnehin unzutreffend, da Vitamine per Definition immer dem Körper zugeführt werden müssen, weil sie nicht selbst hergestellt werden können. Vitamin D hingegen wird in der Haut mit Hilfe des Sonnenlichts gebildet und im Körper gespeichert, um die Versorgung im sonnenarmen Winterhalbjahr zu sichern. Bei den meisten Menschen reicht der Speicher aber nicht aus. Doch nur über die Nahrung kann der Bedarf kaum gedeckt werden, das einzige Lebensmittel, mit dem das gelingt, ist Lebertran (vier Gramm decken den Tagesbedarf). Von fettem Fisch müsste man schon 200 Gramm täglich essen, mit Milchprodukten lässt sich der Tagesbedarf überhaupt nicht decken.
Vitamin D braucht Sonnenlicht Dabei ist eine ausreichende Versorgung gut möglich. Denn bei ausreichender Tageslichteinstrahlung kann ein Erwachsener täglich bis zu 500 Mikrogramm Vitamin D bilden. Treffen UV-B-Strahlen auf die Haut, produzieren deren Zellen Cholecalciferol Vitamin (D3), das in der Niere direkt zur biologisch aktiven Form, dem Calcitriols umgewandelt werden kann, oder in Form des Calcidiol zunächst in der Leber gespeichert wird. Doch wenn wir lediglich Sonnenlicht brauchen, um unseren Vitamin-D-Speicher zu füllen, woher kommt dann dieser eklatante Mangel in der Bevölkerung?
Eine wesentliche Rolle spielt hierbei, dass die Sonne in den Wintermonaten hierzulande kaum Kraft hat. Aktuell spielt zudem die Pandemie eine Rolle, denn in Corona-Zeiten hält man sich lieber zuhause auf. Trotzdem sollte man versuchen, die Richtlinie einzuhalten, die für unsere Breitengrade und den bei uns häufigsten Hauttyp gilt: täglich 15 bis 20 Minuten Sonnenlicht auf Arme und Gesicht ohne Sonnencreme. Vor- und Nachteile der UV-B-Strahlung auf der Haut können wohl nicht endgültig miteinander versöhnt werden. Die meisten Ärzte empfehlen daher, so viel Vitamin D wie möglich über die Nahrung aufzunehmen und sich ansonsten so oft, aber auch so schonend wie möglich, dem Sonnenlicht auszusetzen. Übrigens: Das Licht reicht auch bei bedecktem Himmel aus.
Vitamin D-Mangel vorbeugen Es gibt allerdings bestimmte Risikogruppen, die auf normalen Wege kaum genug Vitamin D durch Sonnenlicht produzieren können. Das sind unter anderem Säuglinge, die mehr „Knochenvitamin“ brauchen, weil sich ihr Skelett noch bildet, aber auch Schwangere, da sie den Embryo mitversorgen müssen. Adipöse Menschen können Vitamin D zwar speichern, aber nur ungenügend abgeben. Bei vielen Grunderkrankungen, vor allem von Leber und Niere, sowie bei der Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Antiepileptika) können chronische Mangelerscheinungen auftreten. Eine große Risikogruppe sind ältere Menschen, da sie sich meist weniger im Freien aufhalten und ihre Haut weniger Vitamin D bildet.
Risikogruppen sollten vorbeugend den Vitamin-D-Spiegel im Serum bestimmen lassen, was jedoch nicht zu den regulären Blutbildparametern zählt. In Verdachtsfällen wird der Test von den Krankenkassen bezahlt, ansonsten ist es eine individuelle Gesundheitsleitung (IGeL), die etwa 20 Euro kostet. Da viele Menschen aufgrund der Coronalage nicht zum Arzt zu gehen oder kaum Termine bekommen, können Sie Ihren Kunden und Kundinnen in der Apotheke auch ein Test-Kit für zuhause empfehlen. Wer nicht zur Risikogruppe gehört, aber dennoch Symptome wie extreme Abgeschlagenheit, erhöhte Infektanfälligkeit, Muskel- und Gliederschmerzen, häufige Krämpfe und Haarausfall hat, sollte seinen Vitamin-D-Spiegel ebenfalls bestimmen lassen. Liegt der Wert im Mangelbereich, wird Vitamin D3 supplementiert, bis der Normwert wieder erreicht ist.
Hypervitaminose ist lebensgefährlich Über längere Zeit darf man Vitamin-D-Ersatzpräparate aber auf keinen Fall ohne ärztliche Kontrolle einnehmen. Denn bei einer Überdosierung (Hypervitaminose) verkehrt sich die Wirkung ins Gegenteil: Es wird gehäuft Calcium aus den Knochen ausgelagert, sie werden brüchig. Auch können die Nieren verkalken, wenn das Calcium ausgeschieden wird. Starker Durst, Muskelschwäche, Appetitlosigkeit und Erbrechen können mögliche Symptome einer Hypervitaminose sein, Sie kann aber auch durch Krankheiten wie Sarkoidose, Schilddrüsenunterfunktion oder Überfunktion der Nebenschilddrüse ausgelöst werden. So wird etwa bei Sarkoidose die Speicherstufe des Vitamin D3 vermehrt in die aktive Endstufe umgewandelt. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Calcium-Blutspiegel und im schlimmsten Fall zum Koma.
Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 01/2022 ab Seite 46.
Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist
Blutwerte
VITAMIN D
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Zu Beginn der Pandemie 2020 mehrten sich Meldungen, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D (Calcitriol) vor einer COVID-Infektion schützen oder den Verlauf der Erkrankung mildern könne. Tatsächlich wurde eine Korrelation zwischen Vitamin-D-Mangel und Infektionshäufigkeit beziehungsweise Erkrankungsschwere festgestellt. Einen direkten Zusammenhang konnten wissenschaftliche Studien hingegen nicht bestätigen. Zwar hatten viele COVID-Betroffene einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel, doch auch eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung kann eine Infektion nicht verhindern.
Diese Vermischung von Korrelation und Kausalität ist womöglich auch der Grund dafür, dass man Vitamin D eine Wirkung im Kampf gegen Atemwegserkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebs zuspricht. Auch hier weisen viele Betroffene einen Vitamin-D-Mangel auf, der jedoch nicht ursächlich für die Erkrankung ist – wie zuletzt eine große Übersichtsarbeit des Cochrane-Institutes nachgewiesen hat. Dem schlossen sich RKI, das Bundesamt für Risikobewertung und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung an. Vitamin D als Prophylaxe oder therapeutische Unterstützung bei COVID-19 wird daher nicht empfohlen. Unbestritten ist jedoch, dass ein Vitamin-D-Mangel die generelle Gesundheit und auch das Funktionieren unseres Immunsystems beeinträchtigen kann.
Immer noch starke Unterversorgung Laut RKI ist ein Viertel der Deutschen in den Monaten November bis April unterversorgt, in den Monaten Januar und Februar sind es sogar 50 Prozent. Gemessen wird der Wert einer vom Körper gespeicherten Vorstufe des Vitamin D, dem Calcidiol (auch 25(OH)D), was eine Aussage über den langfristigen Versorgungsstatus erlaubt. Die Normwerte für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung liegen bei Erwachsenen bei 50 bis 75 Nanomol pro Liter (nmol/l). Ein leichter Mangel ist bei Werten zwischen 25 und 50 nmol/l gegeben, ein schwerer Mangel bei Werten unter 25 nmol/l.
Starke Knochen Unser Körper braucht Vitamin D, um starke Knochen zu bilden. Es unterstützt die Aufnahme von Calcium und Phosphat aus der Nahrung und deren Einbau in die Knochen, sodass sie ausreichend mineralisieren und hart werden. Bei Kindern führt ein langanhaltender Vitamin-D-Mangel daher zu Rachitis, bei Erwachsenen zu Osteomalazie, der Knochenerweichung. Vitamin D ist auch an vielen weiteren Stoffwechselvorgängen beteiligt, sodass seine Wirkung eher der eines Hormons entspricht.
Der Ausdruck „Vitamin“ ist eigentlich ohnehin unzutreffend, da Vitamine per Definition immer dem Körper zugeführt werden müssen, weil sie nicht selbst hergestellt werden können. Vitamin D hingegen wird in der Haut mit Hilfe des Sonnenlichts gebildet und im Körper gespeichert, um die Versorgung im sonnenarmen Winterhalbjahr zu sichern. Bei den meisten Menschen reicht der Speicher aber nicht aus. Doch nur über die Nahrung kann der Bedarf kaum gedeckt werden, das einzige Lebensmittel, mit dem das gelingt, ist Lebertran (vier Gramm decken den Tagesbedarf). Von fettem Fisch müsste man schon 200 Gramm täglich essen, mit Milchprodukten lässt sich der Tagesbedarf überhaupt nicht decken.
Vitamin D braucht Sonnenlicht Dabei ist eine ausreichende Versorgung gut möglich. Denn bei ausreichender Tageslichteinstrahlung kann ein Erwachsener täglich bis zu 500 Mikrogramm Vitamin D bilden. Treffen UV-B-Strahlen auf die Haut, produzieren deren Zellen Cholecalciferol Vitamin (D3), das in der Niere direkt zur biologisch aktiven Form, dem Calcitriols umgewandelt werden kann, oder in Form des Calcidiol zunächst in der Leber gespeichert wird. Doch wenn wir lediglich Sonnenlicht brauchen, um unseren Vitamin-D-Speicher zu füllen, woher kommt dann dieser eklatante Mangel in der Bevölkerung?
Eine wesentliche Rolle spielt hierbei, dass die Sonne in den Wintermonaten hierzulande kaum Kraft hat. Aktuell spielt zudem die Pandemie eine Rolle, denn in Corona-Zeiten hält man sich lieber zuhause auf. Trotzdem sollte man versuchen, die Richtlinie einzuhalten, die für unsere Breitengrade und den bei uns häufigsten Hauttyp gilt: täglich 15 bis 20 Minuten Sonnenlicht auf Arme und Gesicht ohne Sonnencreme. Vor- und Nachteile der UV-B-Strahlung auf der Haut können wohl nicht endgültig miteinander versöhnt werden. Die meisten Ärzte empfehlen daher, so viel Vitamin D wie möglich über die Nahrung aufzunehmen und sich ansonsten so oft, aber auch so schonend wie möglich, dem Sonnenlicht auszusetzen. Übrigens: Das Licht reicht auch bei bedecktem Himmel aus.
Vitamin D-Mangel vorbeugen Es gibt allerdings bestimmte Risikogruppen, die auf normalen Wege kaum genug Vitamin D durch Sonnenlicht produzieren können. Das sind unter anderem Säuglinge, die mehr „Knochenvitamin“ brauchen, weil sich ihr Skelett noch bildet, aber auch Schwangere, da sie den Embryo mitversorgen müssen. Adipöse Menschen können Vitamin D zwar speichern, aber nur ungenügend abgeben. Bei vielen Grunderkrankungen, vor allem von Leber und Niere, sowie bei der Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Antiepileptika) können chronische Mangelerscheinungen auftreten. Eine große Risikogruppe sind ältere Menschen, da sie sich meist weniger im Freien aufhalten und ihre Haut weniger Vitamin D bildet.
Risikogruppen sollten vorbeugend den Vitamin-D-Spiegel im Serum bestimmen lassen, was jedoch nicht zu den regulären Blutbildparametern zählt. In Verdachtsfällen wird der Test von den Krankenkassen bezahlt, ansonsten ist es eine individuelle Gesundheitsleitung (IGeL), die etwa 20 Euro kostet. Da viele Menschen aufgrund der Coronalage nicht zum Arzt zu gehen oder kaum Termine bekommen, können Sie Ihren Kunden und Kundinnen in der Apotheke auch ein Test-Kit für zuhause empfehlen. Wer nicht zur Risikogruppe gehört, aber dennoch Symptome wie extreme Abgeschlagenheit, erhöhte Infektanfälligkeit, Muskel- und Gliederschmerzen, häufige Krämpfe und Haarausfall hat, sollte seinen Vitamin-D-Spiegel ebenfalls bestimmen lassen. Liegt der Wert im Mangelbereich, wird Vitamin D3 supplementiert, bis der Normwert wieder erreicht ist.
Hypervitaminose ist lebensgefährlich Über längere Zeit darf man Vitamin-D-Ersatzpräparate aber auf keinen Fall ohne ärztliche Kontrolle einnehmen. Denn bei einer Überdosierung (Hypervitaminose) verkehrt sich die Wirkung ins Gegenteil: Es wird gehäuft Calcium aus den Knochen ausgelagert, sie werden brüchig. Auch können die Nieren verkalken, wenn das Calcium ausgeschieden wird. Starker Durst, Muskelschwäche, Appetitlosigkeit und Erbrechen können mögliche Symptome einer Hypervitaminose sein, Sie kann aber auch durch Krankheiten wie Sarkoidose, Schilddrüsenunterfunktion oder Überfunktion der Nebenschilddrüse ausgelöst werden. So wird etwa bei Sarkoidose die Speicherstufe des Vitamin D3 vermehrt in die aktive Endstufe umgewandelt. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Calcium-Blutspiegel und im schlimmsten Fall zum Koma.
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Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist
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Zu Beginn der Pandemie 2020 mehrten sich Meldungen, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D (Calcitriol) vor einer COVID-Infektion schützen oder den Verlauf der Erkrankung mildern könne. Tatsächlich wurde eine Korrelation zwischen Vitamin-D-Mangel und Infektionshäufigkeit beziehungsweise Erkrankungsschwere festgestellt. Einen direkten Zusammenhang konnten wissenschaftliche Studien hingegen nicht bestätigen. Zwar hatten viele COVID-Betroffene einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel, doch auch eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung kann eine Infektion nicht verhindern.
Diese Vermischung von Korrelation und Kausalität ist womöglich auch der Grund dafür, dass man Vitamin D eine Wirkung im Kampf gegen Atemwegserkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebs zuspricht. Auch hier weisen viele Betroffene einen Vitamin-D-Mangel auf, der jedoch nicht ursächlich für die Erkrankung ist – wie zuletzt eine große Übersichtsarbeit des Cochrane-Institutes nachgewiesen hat. Dem schlossen sich RKI, das Bundesamt für Risikobewertung und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung an. Vitamin D als Prophylaxe oder therapeutische Unterstützung bei COVID-19 wird daher nicht empfohlen. Unbestritten ist jedoch, dass ein Vitamin-D-Mangel die generelle Gesundheit und auch das Funktionieren unseres Immunsystems beeinträchtigen kann.
Immer noch starke Unterversorgung Laut RKI ist ein Viertel der Deutschen in den Monaten November bis April unterversorgt, in den Monaten Januar und Februar sind es sogar 50 Prozent. Gemessen wird der Wert einer vom Körper gespeicherten Vorstufe des Vitamin D, dem Calcidiol (auch 25(OH)D), was eine Aussage über den langfristigen Versorgungsstatus erlaubt. Die Normwerte für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung liegen bei Erwachsenen bei 50 bis 75 Nanomol pro Liter (nmol/l). Ein leichter Mangel ist bei Werten zwischen 25 und 50 nmol/l gegeben, ein schwerer Mangel bei Werten unter 25 nmol/l.
Starke Knochen Unser Körper braucht Vitamin D, um starke Knochen zu bilden. Es unterstützt die Aufnahme von Calcium und Phosphat aus der Nahrung und deren Einbau in die Knochen, sodass sie ausreichend mineralisieren und hart werden. Bei Kindern führt ein langanhaltender Vitamin-D-Mangel daher zu Rachitis, bei Erwachsenen zu Osteomalazie, der Knochenerweichung. Vitamin D ist auch an vielen weiteren Stoffwechselvorgängen beteiligt, sodass seine Wirkung eher der eines Hormons entspricht.
Der Ausdruck „Vitamin“ ist eigentlich ohnehin unzutreffend, da Vitamine per Definition immer dem Körper zugeführt werden müssen, weil sie nicht selbst hergestellt werden können. Vitamin D hingegen wird in der Haut mit Hilfe des Sonnenlichts gebildet und im Körper gespeichert, um die Versorgung im sonnenarmen Winterhalbjahr zu sichern. Bei den meisten Menschen reicht der Speicher aber nicht aus. Doch nur über die Nahrung kann der Bedarf kaum gedeckt werden, das einzige Lebensmittel, mit dem das gelingt, ist Lebertran (vier Gramm decken den Tagesbedarf). Von fettem Fisch müsste man schon 200 Gramm täglich essen, mit Milchprodukten lässt sich der Tagesbedarf überhaupt nicht decken.
Vitamin D braucht Sonnenlicht Dabei ist eine ausreichende Versorgung gut möglich. Denn bei ausreichender Tageslichteinstrahlung kann ein Erwachsener täglich bis zu 500 Mikrogramm Vitamin D bilden. Treffen UV-B-Strahlen auf die Haut, produzieren deren Zellen Cholecalciferol Vitamin (D3), das in der Niere direkt zur biologisch aktiven Form, dem Calcitriols umgewandelt werden kann, oder in Form des Calcidiol zunächst in der Leber gespeichert wird. Doch wenn wir lediglich Sonnenlicht brauchen, um unseren Vitamin-D-Speicher zu füllen, woher kommt dann dieser eklatante Mangel in der Bevölkerung?
Eine wesentliche Rolle spielt hierbei, dass die Sonne in den Wintermonaten hierzulande kaum Kraft hat. Aktuell spielt zudem die Pandemie eine Rolle, denn in Corona-Zeiten hält man sich lieber zuhause auf. Trotzdem sollte man versuchen, die Richtlinie einzuhalten, die für unsere Breitengrade und den bei uns häufigsten Hauttyp gilt: täglich 15 bis 20 Minuten Sonnenlicht auf Arme und Gesicht ohne Sonnencreme. Vor- und Nachteile der UV-B-Strahlung auf der Haut können wohl nicht endgültig miteinander versöhnt werden. Die meisten Ärzte empfehlen daher, so viel Vitamin D wie möglich über die Nahrung aufzunehmen und sich ansonsten so oft, aber auch so schonend wie möglich, dem Sonnenlicht auszusetzen. Übrigens: Das Licht reicht auch bei bedecktem Himmel aus.
Vitamin D-Mangel vorbeugen Es gibt allerdings bestimmte Risikogruppen, die auf normalen Wege kaum genug Vitamin D durch Sonnenlicht produzieren können. Das sind unter anderem Säuglinge, die mehr „Knochenvitamin“ brauchen, weil sich ihr Skelett noch bildet, aber auch Schwangere, da sie den Embryo mitversorgen müssen. Adipöse Menschen können Vitamin D zwar speichern, aber nur ungenügend abgeben. Bei vielen Grunderkrankungen, vor allem von Leber und Niere, sowie bei der Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Antiepileptika) können chronische Mangelerscheinungen auftreten. Eine große Risikogruppe sind ältere Menschen, da sie sich meist weniger im Freien aufhalten und ihre Haut weniger Vitamin D bildet.
Risikogruppen sollten vorbeugend den Vitamin-D-Spiegel im Serum bestimmen lassen, was jedoch nicht zu den regulären Blutbildparametern zählt. In Verdachtsfällen wird der Test von den Krankenkassen bezahlt, ansonsten ist es eine individuelle Gesundheitsleitung (IGeL), die etwa 20 Euro kostet. Da viele Menschen aufgrund der Coronalage nicht zum Arzt zu gehen oder kaum Termine bekommen, können Sie Ihren Kunden und Kundinnen in der Apotheke auch ein Test-Kit für zuhause empfehlen. Wer nicht zur Risikogruppe gehört, aber dennoch Symptome wie extreme Abgeschlagenheit, erhöhte Infektanfälligkeit, Muskel- und Gliederschmerzen, häufige Krämpfe und Haarausfall hat, sollte seinen Vitamin-D-Spiegel ebenfalls bestimmen lassen. Liegt der Wert im Mangelbereich, wird Vitamin D3 supplementiert, bis der Normwert wieder erreicht ist.
Hypervitaminose ist lebensgefährlich Über längere Zeit darf man Vitamin-D-Ersatzpräparate aber auf keinen Fall ohne ärztliche Kontrolle einnehmen. Denn bei einer Überdosierung (Hypervitaminose) verkehrt sich die Wirkung ins Gegenteil: Es wird gehäuft Calcium aus den Knochen ausgelagert, sie werden brüchig. Auch können die Nieren verkalken, wenn das Calcium ausgeschieden wird. Starker Durst, Muskelschwäche, Appetitlosigkeit und Erbrechen können mögliche Symptome einer Hypervitaminose sein, Sie kann aber auch durch Krankheiten wie Sarkoidose, Schilddrüsenunterfunktion oder Überfunktion der Nebenschilddrüse ausgelöst werden. So wird etwa bei Sarkoidose die Speicherstufe des Vitamin D3 vermehrt in die aktive Endstufe umgewandelt. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Calcium-Blutspiegel und im schlimmsten Fall zum Koma.
Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 01/2022 ab Seite 46.
Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist
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VITAMIN D
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Zu Beginn der Pandemie 2020 mehrten sich Meldungen, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D (Calcitriol) vor einer COVID-Infektion schützen oder den Verlauf der Erkrankung mildern könne. Tatsächlich wurde eine Korrelation zwischen Vitamin-D-Mangel und Infektionshäufigkeit beziehungsweise Erkrankungsschwere festgestellt. Einen direkten Zusammenhang konnten wissenschaftliche Studien hingegen nicht bestätigen. Zwar hatten viele COVID-Betroffene einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel, doch auch eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung kann eine Infektion nicht verhindern.
Diese Vermischung von Korrelation und Kausalität ist womöglich auch der Grund dafür, dass man Vitamin D eine Wirkung im Kampf gegen Atemwegserkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebs zuspricht. Auch hier weisen viele Betroffene einen Vitamin-D-Mangel auf, der jedoch nicht ursächlich für die Erkrankung ist – wie zuletzt eine große Übersichtsarbeit des Cochrane-Institutes nachgewiesen hat. Dem schlossen sich RKI, das Bundesamt für Risikobewertung und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung an. Vitamin D als Prophylaxe oder therapeutische Unterstützung bei COVID-19 wird daher nicht empfohlen. Unbestritten ist jedoch, dass ein Vitamin-D-Mangel die generelle Gesundheit und auch das Funktionieren unseres Immunsystems beeinträchtigen kann.
Immer noch starke Unterversorgung Laut RKI ist ein Viertel der Deutschen in den Monaten November bis April unterversorgt, in den Monaten Januar und Februar sind es sogar 50 Prozent. Gemessen wird der Wert einer vom Körper gespeicherten Vorstufe des Vitamin D, dem Calcidiol (auch 25(OH)D), was eine Aussage über den langfristigen Versorgungsstatus erlaubt. Die Normwerte für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung liegen bei Erwachsenen bei 50 bis 75 Nanomol pro Liter (nmol/l). Ein leichter Mangel ist bei Werten zwischen 25 und 50 nmol/l gegeben, ein schwerer Mangel bei Werten unter 25 nmol/l.
Starke Knochen Unser Körper braucht Vitamin D, um starke Knochen zu bilden. Es unterstützt die Aufnahme von Calcium und Phosphat aus der Nahrung und deren Einbau in die Knochen, sodass sie ausreichend mineralisieren und hart werden. Bei Kindern führt ein langanhaltender Vitamin-D-Mangel daher zu Rachitis, bei Erwachsenen zu Osteomalazie, der Knochenerweichung. Vitamin D ist auch an vielen weiteren Stoffwechselvorgängen beteiligt, sodass seine Wirkung eher der eines Hormons entspricht.
Der Ausdruck „Vitamin“ ist eigentlich ohnehin unzutreffend, da Vitamine per Definition immer dem Körper zugeführt werden müssen, weil sie nicht selbst hergestellt werden können. Vitamin D hingegen wird in der Haut mit Hilfe des Sonnenlichts gebildet und im Körper gespeichert, um die Versorgung im sonnenarmen Winterhalbjahr zu sichern. Bei den meisten Menschen reicht der Speicher aber nicht aus. Doch nur über die Nahrung kann der Bedarf kaum gedeckt werden, das einzige Lebensmittel, mit dem das gelingt, ist Lebertran (vier Gramm decken den Tagesbedarf). Von fettem Fisch müsste man schon 200 Gramm täglich essen, mit Milchprodukten lässt sich der Tagesbedarf überhaupt nicht decken.
Vitamin D braucht Sonnenlicht Dabei ist eine ausreichende Versorgung gut möglich. Denn bei ausreichender Tageslichteinstrahlung kann ein Erwachsener täglich bis zu 500 Mikrogramm Vitamin D bilden. Treffen UV-B-Strahlen auf die Haut, produzieren deren Zellen Cholecalciferol Vitamin (D3), das in der Niere direkt zur biologisch aktiven Form, dem Calcitriols umgewandelt werden kann, oder in Form des Calcidiol zunächst in der Leber gespeichert wird. Doch wenn wir lediglich Sonnenlicht brauchen, um unseren Vitamin-D-Speicher zu füllen, woher kommt dann dieser eklatante Mangel in der Bevölkerung?
Eine wesentliche Rolle spielt hierbei, dass die Sonne in den Wintermonaten hierzulande kaum Kraft hat. Aktuell spielt zudem die Pandemie eine Rolle, denn in Corona-Zeiten hält man sich lieber zuhause auf. Trotzdem sollte man versuchen, die Richtlinie einzuhalten, die für unsere Breitengrade und den bei uns häufigsten Hauttyp gilt: täglich 15 bis 20 Minuten Sonnenlicht auf Arme und Gesicht ohne Sonnencreme. Vor- und Nachteile der UV-B-Strahlung auf der Haut können wohl nicht endgültig miteinander versöhnt werden. Die meisten Ärzte empfehlen daher, so viel Vitamin D wie möglich über die Nahrung aufzunehmen und sich ansonsten so oft, aber auch so schonend wie möglich, dem Sonnenlicht auszusetzen. Übrigens: Das Licht reicht auch bei bedecktem Himmel aus.
Vitamin D-Mangel vorbeugen Es gibt allerdings bestimmte Risikogruppen, die auf normalen Wege kaum genug Vitamin D durch Sonnenlicht produzieren können. Das sind unter anderem Säuglinge, die mehr „Knochenvitamin“ brauchen, weil sich ihr Skelett noch bildet, aber auch Schwangere, da sie den Embryo mitversorgen müssen. Adipöse Menschen können Vitamin D zwar speichern, aber nur ungenügend abgeben. Bei vielen Grunderkrankungen, vor allem von Leber und Niere, sowie bei der Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Antiepileptika) können chronische Mangelerscheinungen auftreten. Eine große Risikogruppe sind ältere Menschen, da sie sich meist weniger im Freien aufhalten und ihre Haut weniger Vitamin D bildet.
Risikogruppen sollten vorbeugend den Vitamin-D-Spiegel im Serum bestimmen lassen, was jedoch nicht zu den regulären Blutbildparametern zählt. In Verdachtsfällen wird der Test von den Krankenkassen bezahlt, ansonsten ist es eine individuelle Gesundheitsleitung (IGeL), die etwa 20 Euro kostet. Da viele Menschen aufgrund der Coronalage nicht zum Arzt zu gehen oder kaum Termine bekommen, können Sie Ihren Kunden und Kundinnen in der Apotheke auch ein Test-Kit für zuhause empfehlen. Wer nicht zur Risikogruppe gehört, aber dennoch Symptome wie extreme Abgeschlagenheit, erhöhte Infektanfälligkeit, Muskel- und Gliederschmerzen, häufige Krämpfe und Haarausfall hat, sollte seinen Vitamin-D-Spiegel ebenfalls bestimmen lassen. Liegt der Wert im Mangelbereich, wird Vitamin D3 supplementiert, bis der Normwert wieder erreicht ist.
Hypervitaminose ist lebensgefährlich Über längere Zeit darf man Vitamin-D-Ersatzpräparate aber auf keinen Fall ohne ärztliche Kontrolle einnehmen. Denn bei einer Überdosierung (Hypervitaminose) verkehrt sich die Wirkung ins Gegenteil: Es wird gehäuft Calcium aus den Knochen ausgelagert, sie werden brüchig. Auch können die Nieren verkalken, wenn das Calcium ausgeschieden wird. Starker Durst, Muskelschwäche, Appetitlosigkeit und Erbrechen können mögliche Symptome einer Hypervitaminose sein, Sie kann aber auch durch Krankheiten wie Sarkoidose, Schilddrüsenunterfunktion oder Überfunktion der Nebenschilddrüse ausgelöst werden. So wird etwa bei Sarkoidose die Speicherstufe des Vitamin D3 vermehrt in die aktive Endstufe umgewandelt. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Calcium-Blutspiegel und im schlimmsten Fall zum Koma.
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Zu Beginn der Pandemie 2020 mehrten sich Meldungen, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D (Calcitriol) vor einer COVID-Infektion schützen oder den Verlauf der Erkrankung mildern könne. Tatsächlich wurde eine Korrelation zwischen Vitamin-D-Mangel und Infektionshäufigkeit beziehungsweise Erkrankungsschwere festgestellt. Einen direkten Zusammenhang konnten wissenschaftliche Studien hingegen nicht bestätigen. Zwar hatten viele COVID-Betroffene einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel, doch auch eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung kann eine Infektion nicht verhindern.
Diese Vermischung von Korrelation und Kausalität ist womöglich auch der Grund dafür, dass man Vitamin D eine Wirkung im Kampf gegen Atemwegserkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebs zuspricht. Auch hier weisen viele Betroffene einen Vitamin-D-Mangel auf, der jedoch nicht ursächlich für die Erkrankung ist – wie zuletzt eine große Übersichtsarbeit des Cochrane-Institutes nachgewiesen hat. Dem schlossen sich RKI, das Bundesamt für Risikobewertung und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung an. Vitamin D als Prophylaxe oder therapeutische Unterstützung bei COVID-19 wird daher nicht empfohlen. Unbestritten ist jedoch, dass ein Vitamin-D-Mangel die generelle Gesundheit und auch das Funktionieren unseres Immunsystems beeinträchtigen kann.
Immer noch starke Unterversorgung Laut RKI ist ein Viertel der Deutschen in den Monaten November bis April unterversorgt, in den Monaten Januar und Februar sind es sogar 50 Prozent. Gemessen wird der Wert einer vom Körper gespeicherten Vorstufe des Vitamin D, dem Calcidiol (auch 25(OH)D), was eine Aussage über den langfristigen Versorgungsstatus erlaubt. Die Normwerte für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung liegen bei Erwachsenen bei 50 bis 75 Nanomol pro Liter (nmol/l). Ein leichter Mangel ist bei Werten zwischen 25 und 50 nmol/l gegeben, ein schwerer Mangel bei Werten unter 25 nmol/l.
Starke Knochen Unser Körper braucht Vitamin D, um starke Knochen zu bilden. Es unterstützt die Aufnahme von Calcium und Phosphat aus der Nahrung und deren Einbau in die Knochen, sodass sie ausreichend mineralisieren und hart werden. Bei Kindern führt ein langanhaltender Vitamin-D-Mangel daher zu Rachitis, bei Erwachsenen zu Osteomalazie, der Knochenerweichung. Vitamin D ist auch an vielen weiteren Stoffwechselvorgängen beteiligt, sodass seine Wirkung eher der eines Hormons entspricht.
Der Ausdruck „Vitamin“ ist eigentlich ohnehin unzutreffend, da Vitamine per Definition immer dem Körper zugeführt werden müssen, weil sie nicht selbst hergestellt werden können. Vitamin D hingegen wird in der Haut mit Hilfe des Sonnenlichts gebildet und im Körper gespeichert, um die Versorgung im sonnenarmen Winterhalbjahr zu sichern. Bei den meisten Menschen reicht der Speicher aber nicht aus. Doch nur über die Nahrung kann der Bedarf kaum gedeckt werden, das einzige Lebensmittel, mit dem das gelingt, ist Lebertran (vier Gramm decken den Tagesbedarf). Von fettem Fisch müsste man schon 200 Gramm täglich essen, mit Milchprodukten lässt sich der Tagesbedarf überhaupt nicht decken.
Vitamin D braucht Sonnenlicht Dabei ist eine ausreichende Versorgung gut möglich. Denn bei ausreichender Tageslichteinstrahlung kann ein Erwachsener täglich bis zu 500 Mikrogramm Vitamin D bilden. Treffen UV-B-Strahlen auf die Haut, produzieren deren Zellen Cholecalciferol Vitamin (D3), das in der Niere direkt zur biologisch aktiven Form, dem Calcitriols umgewandelt werden kann, oder in Form des Calcidiol zunächst in der Leber gespeichert wird. Doch wenn wir lediglich Sonnenlicht brauchen, um unseren Vitamin-D-Speicher zu füllen, woher kommt dann dieser eklatante Mangel in der Bevölkerung?
Eine wesentliche Rolle spielt hierbei, dass die Sonne in den Wintermonaten hierzulande kaum Kraft hat. Aktuell spielt zudem die Pandemie eine Rolle, denn in Corona-Zeiten hält man sich lieber zuhause auf. Trotzdem sollte man versuchen, die Richtlinie einzuhalten, die für unsere Breitengrade und den bei uns häufigsten Hauttyp gilt: täglich 15 bis 20 Minuten Sonnenlicht auf Arme und Gesicht ohne Sonnencreme. Vor- und Nachteile der UV-B-Strahlung auf der Haut können wohl nicht endgültig miteinander versöhnt werden. Die meisten Ärzte empfehlen daher, so viel Vitamin D wie möglich über die Nahrung aufzunehmen und sich ansonsten so oft, aber auch so schonend wie möglich, dem Sonnenlicht auszusetzen. Übrigens: Das Licht reicht auch bei bedecktem Himmel aus.
Vitamin D-Mangel vorbeugen Es gibt allerdings bestimmte Risikogruppen, die auf normalen Wege kaum genug Vitamin D durch Sonnenlicht produzieren können. Das sind unter anderem Säuglinge, die mehr „Knochenvitamin“ brauchen, weil sich ihr Skelett noch bildet, aber auch Schwangere, da sie den Embryo mitversorgen müssen. Adipöse Menschen können Vitamin D zwar speichern, aber nur ungenügend abgeben. Bei vielen Grunderkrankungen, vor allem von Leber und Niere, sowie bei der Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Antiepileptika) können chronische Mangelerscheinungen auftreten. Eine große Risikogruppe sind ältere Menschen, da sie sich meist weniger im Freien aufhalten und ihre Haut weniger Vitamin D bildet.
Risikogruppen sollten vorbeugend den Vitamin-D-Spiegel im Serum bestimmen lassen, was jedoch nicht zu den regulären Blutbildparametern zählt. In Verdachtsfällen wird der Test von den Krankenkassen bezahlt, ansonsten ist es eine individuelle Gesundheitsleitung (IGeL), die etwa 20 Euro kostet. Da viele Menschen aufgrund der Coronalage nicht zum Arzt zu gehen oder kaum Termine bekommen, können Sie Ihren Kunden und Kundinnen in der Apotheke auch ein Test-Kit für zuhause empfehlen. Wer nicht zur Risikogruppe gehört, aber dennoch Symptome wie extreme Abgeschlagenheit, erhöhte Infektanfälligkeit, Muskel- und Gliederschmerzen, häufige Krämpfe und Haarausfall hat, sollte seinen Vitamin-D-Spiegel ebenfalls bestimmen lassen. Liegt der Wert im Mangelbereich, wird Vitamin D3 supplementiert, bis der Normwert wieder erreicht ist.
Hypervitaminose ist lebensgefährlich Über längere Zeit darf man Vitamin-D-Ersatzpräparate aber auf keinen Fall ohne ärztliche Kontrolle einnehmen. Denn bei einer Überdosierung (Hypervitaminose) verkehrt sich die Wirkung ins Gegenteil: Es wird gehäuft Calcium aus den Knochen ausgelagert, sie werden brüchig. Auch können die Nieren verkalken, wenn das Calcium ausgeschieden wird. Starker Durst, Muskelschwäche, Appetitlosigkeit und Erbrechen können mögliche Symptome einer Hypervitaminose sein, Sie kann aber auch durch Krankheiten wie Sarkoidose, Schilddrüsenunterfunktion oder Überfunktion der Nebenschilddrüse ausgelöst werden. So wird etwa bei Sarkoidose die Speicherstufe des Vitamin D3 vermehrt in die aktive Endstufe umgewandelt. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Calcium-Blutspiegel und im schlimmsten Fall zum Koma.
Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 01/2022 ab Seite 46.
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