Standardimpfungen
ZU WENIG, ZU SPÄT! KINDER IN DEUTSCHLAND UNVOLLSTÄNDIG GEIMPFT
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Eine Analyse des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigt: Bei den Standardimpfungen hängt Deutschland hinterher. Kinder erhalten zu spät und zu wenig empfohlene Standardimpfungen. „Dadurch werden bei keiner Impfung national beziehungsweise international gesetzte Impfquoten-Ziele erreicht“, verdeutlicht der RKI-Bericht. Das Problem:
- Bei Impfungen werden die empfohlenen Alterszeitpunkte nicht eingehalten.
- Impfserien bleiben unvollständig.
- Einige Kinder erhalten manche Impfungen gar nicht.
- Regional gibt es erhebliche Unterschiede.
Lang etablierte Standardimpfungen: nur moderate Quoten
Besonders bei den lange etablierten Impfungen wie etwa gegen Keuchhusten, Polio, Diphtherie, und Hepatitis B gebe es bei den sehr jungen Kindern nur moderate Impfquoten, heißt es im Bericht. Bei einigen Kindern würden diese Impfungen bis zum Schulbeginn nachgeholt, jedoch nicht bei allen.
Impfquoten
Meningokokken 80,5 %
Pneumokokken 72,5 %
Varizellen 70,7 %
Masern, Mumps, Röteln 75,6 %
Polio 88,1 %
Diphtherie, Tetanus, Pertussis 90,2%
Rotavirus 68,2 %
(laut Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen; berücksichtigt wurden Kinder, die alle vom RKI empfohlenen Einzel-Impfdosen erhielten, bis zum Alter von 24 Monaten)
Masernimpfung im Fokus
Auch bei der Masernimpfung gibt es große Abweichungen: Der Bundesweite Schnitt für die Erstimpfung liegt bei 85,8 Prozent, auf Kreisebene zwischen 61,5 Prozent in Garmisch-Partenkirchen und 95,4 Prozent in Darmstadt. Damit ist Darmstadt der einzige Kreis, der das im Nationalen Masernaktionsplan formulierte Ziel von 95 Prozent erreicht.
Die Zweitimpfung gegen Masern erhalten noch weniger Kinder: Aus dem Geburtsjahrgang 2018 haben im Alter von 24 Monaten nur 75,6 Prozent die zweite Impfdosis erhalten. Bis zur Schuleingangsschulung werden dann noch einige Masernimpfung nachgeholt: Immerhin 92,7 Prozent der Vier- bis Siebenjährigen waren 2019 doppelt geimpft. Doch auch das sind noch zu wenige – und die Impfung erfolgt spät. Deshalb mahnt das RKI: „Zu spätes Impfen setzt junge Kinder unnötig lange einer Infektionsgefahr aus“. Das Risiko, dass der Erreger sich weiter verbreitet, sei außerdem unnötig erhöht.
„Zu spätes Impfen setzt junge Kinder unnötig lange einer Infektionsgefahr aus.“
Das Masernschutzgesetz schreibt seit dem 1. März 2020 vor, dass Kinder zweimal gegen die Masern geimpft sein müssen, bevor sie in einen Kindergarten oder die Schule gehen dürfen. Auch für Erzieher und Lehrer gilt die Pflicht. Im RKI-Bericht heißt es, es würden erste erfolgreiche Effekte für die Inanspruchnahme der Masernimpfungen festgestellt.
Nicht nur den Empfehlungen des RKI, auch internationalen Vorgaben wird Deutschland nicht gerecht, beispielsweise den Poliomyelitis-Zielen der Weltgesundheitsorganisation (WHO): „In allen in der KV-Impfsurveillance untersuchten Geburtsjahrgängen von 2008 bis 2018 betrug diese Impfquote bundesweit nur rund 88 Prozent und liegt damit sieben Prozentpunkte unter der Zielmarke.“ Allein von den 2018 geborenen Kindern haben demnach 95 000 Kinder im Alter von 15 Monaten noch nicht ihre dritte Impfdosis gegen Kinderlähmung erhalten.
Pandemie kein Treiber
Immerhin: Die Corona-Pandemie hat Eltern nicht davon abgehalten, ihre Kinder impfen zu lassen. Das zeigt der Vergleich der Daten aus Schuleingangsuntersuchungen und der Kassenärztlichen Vereinigungen zwischen 2008 und 2021.
Quellen:
https://www.pharma-fakten.de/grafiken/detail/1174-kinderschutzimpfungen-in-deutschland-zu-spaet-und-zu-selten/
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/49_21.pdf?__blob=publicationFile
dpa