Sodbrennen
REFLUXKRANKHEIT: SYMPTOMBASIERTE DIAGNOSE NICHT AUSREICHEND
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Als gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) wird das chronisch auftretende Aufstoßen von Mageninhalt bezeichnet. Typischerweise treten Sodbrennen und ein säuerlicher Geschmack im Mund auf. Es können aber auch Stimmprobleme, Halsschmerzen, trockener Reizhusten oder Probleme an den Zähnen auf einen Reflux hindeuten. Dabei müssen nicht alle Symptome gleichzeitig auftreten – die korrekte Diagnose zu finden kann mitunter knifflig sein. Unbehandelt oder nicht ausreichend therapiert können sich chronische Entzündungen, im schlimmsten Fall Karzinome entwickeln.
Unspezifische, wenig sensitive Symptome, auch die Symptomstärke sagt nichts über das Ausmaß der Krankheit aus – eine reine symptomorientierte Diagnosestellung ist daher schwer möglich. So das Fazit von Professor Dr. Joachim Labenz vom Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen bei der Online-Fortbildung der Apothekerkammer Baden-Württemberg Ende November. Der Gastrologe arbeitete ebenfalls an der baldigen Neuauflage der Leitlinie zur Refluxkrankheit mit. Seine Wahl für den Goldstandard: eine Kombination aus Endoskopie, Impedanz-pH-Metrie (Refluxmessung) und hochauflösender Manometrie (Beurteilung der Motilität der Speiseröhre und der Verschließmuskeln).
Therapie der Refluxkrankheit
Im Vordergrund zur Behandlung stehen eine Anpassung der Ernährungsgewohnheiten, gegebenenfalls eine Gewichtsreduktion auf Normalgewicht, Schlafen in hochgelagerter Position und Medikamente. Die erste Wahl fällt auf Protonenpumpeninhibitoren (PPI) wie Omeprazol oder Pantoprazol. Alternativ können H2-Blocker, Alginate und Antazida eingesetzt werden.
Labenz betonte während der Online-Fortbildung einen Vorteil der Alginate: der Angriff an der sogenannten Acid Pocket. In dieser Säuretasche am Übergang vom Magen zur Speiseröhre sammelt sich Magensäure an, die zurückfließen kann. Kombiniert mit einem Antazidum neutralisieren die handelsüblichen Alginate die Säure in der Tasche und bilden einen Schaum auf ihr, sodass die Magensäure nicht zurückfließen kann. Gleichzeitig wirkt der Schaum wie ein Schutzfilm für die Schleimhaut der Speiseröhre.
GERD, NERD und EoE
Steht die Diagnose dann, wird differenziert hingeschaut: Liegt eine Entzündung der Speiseröhre vor, ist von einer Refluxösophagitis die Rede, die über acht Wochen mit hohen PPI-Dosen behandelt wird. Schwere Formen bedingen eine Dauertherapie. Findet sich keine Entzündung, handelt es sich also um eine NERD - nicht-erosive Refluxkrankheit – und Betroffene erhalten vier Wochen lang niedrige Dosen eines PPI. Zu Sodbrennen ganz ohne Reflux kommt es beispielsweise bei einer eosinophilen Ösophagitis (EoE), einer chronisch allergischen Erkrankung der Speiseröhre. Zu den Schluckbeschwerden kommt es häufig bereits im Kindesalter, weshalb die Beschwerden gar nicht als solche wahrgenommen werden. Das Sodbrennen tritt beim Schlucken auf, unbehandelt kann es zu Schleimhautveränderungen und Verengungen der Speiseröhre kommen. Betroffene müssten dauerhaft alle Nahrungsmittelallergene wie Weizen, Kuhmilch, Soja, Eier und Nüsse weglassen. „Topische Steroide sind hocheffektiv, PPI sind wenig wirksam“, sagte Labenz.
Quelle: Pharmazeutische Zeitung
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