Rezeptur – Mischen possible
VITAMIN-K-TROPFEN IN DER REZEPTUR
Seite 1/1 4 Minuten
Mehrfach täglich verkaufen wir in der Apotheke Vitaminpräparate in unterschiedlichster Ausführung: als Tabletten oder Kapseln, als Trink- oder Direktgranulate, als Flüssigkeit oder Brausetablette.
Manchmal werden sie aber auch in nicht essbarer Form verlangt, zum Auftragen auf die Haut.
Wer aufmerksam ist, kann viele Vitamine in kosmetischen Produkten entdecken: zum Beispiel Vitamin E als Antioxidans sowohl für die Haut als auch für das Kosmetikum selbst, Vitamin C gegen Fältchen und für frischeres Aussehen und nicht zu vergessen Provitamin B5, besser bekannt als Dexpanthenol.
Aber Vitamin K? Das findet sich in der Rezeptur, die wir uns heute anschauen.
Die Verordnung
Der Dermatologe hatte Folgendes rezeptiert:
- Ka-Vit® Tropfen 2,5 Gramm (g)
- Harnstoff 1,5 g
- Dexamethason (mikrofein gepulvert) 0,02 g
- Wasserhaltige Wollwachsalkohol Creme zu 50,0 g
Erste Beobachtungen
Die Plausibilitätsprüfung ergibt:
- keine Höchstmenge überschritten,
- geeignete Grundlage für die eingesetzten Wirkstoffe,
- Wirkstoffe untereinander kompatibel.
Da ein Fertigarzneimittel verarbeitet wird, das zur oralen Einnahme gedacht ist, verarbeitet wird, müssen wir später die Haltbarkeit der Rezeptur entsprechend anpassen. Das behalten wir im Hinterkopf. Und die Funktion des Vitamin-Präparats Ka-Vit® ist noch nicht klar, hier steht also noch eine Recherche bevor. Schauen wir uns das einmal an.
Vitamin K für die Haut?
Das eingesetzte Fertigarzneimittel Ka-Vit® enthält Phytomenadion, auch als Vitamin K1 bekannt. Indikation ist die Vorbeugung und Behandlung eines Vitamin-K-Mangels, zum Beispiel bei Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt oder bei Risikogruppen für eine Vitamin-K-Mangelblutung, die bei zu hohen Dosen von Phenprocoumon oder Warfarin auftreten kann – schließlich ist Vitamin K Teil der Blutgerinnungskaskade.
Was soll Vitamin K nun in einer Creme bezwecken? Man verspricht sich davon eine gefäßstabilisierende Wirkung bei Couperose und Rosazea. Die oberflächlichen Kapillaren sollen komprimiert werden und so weniger sichtbar sein – die Rötung geht zurück. Auch dunkle Augenringe sollen blasser werden. Belegt sind diese Aussagen allerdings nicht. Es gibt lediglich Hinweise darauf, dass Vitamin K die Wundheilung ankurbelt und Purpura, also kleine Einblutungen, nach Eingriffen schneller abheilen lässt.
Mehr aus der Reihe „Rezeptur – Mischen possible“:
Eigenschaften der Rezepturbestandteile
Es handelt sich bei Ka-Vit® Tropfen um eine flüssige Zubereitung von emulsionsartiger Konsistenz, die sich gut in die vorhandene Grundlage einarbeiten lässt. Das Fertigarzneimittel ist von einer deutlich gelbgrünlichen Farbe, die sich auch im hergestellten Endprodukt zeigt. Sie verfärbt allerdings nicht die Haut.
Harnstoff ist ein nichtionischer Wirkstoff. Der rezeptierbare pH-Bereich liegt zwischen pH 1 und 12, der ideale Wert bei pH 6,2. Bei Dexamethason handelt es sich, wie bei Harnstoff auch, um einen nichtionischen Wirkstoff. Der pH-Bereich ist rezeptierbar bei pH 2 bis 7. Beide Wirkstoffe sind kompatibel mit der Grundlage wasserhaltige Wollwachsalkohol Creme DAB. Der pH-Bereich der Creme befindet sich zwischen pH 5,5 und 8; demnach optimal für unsere Wirkstoffkombination. Allerdings ist sie nicht konserviert, somit nach der ersten Öffnung zum Prüfen nur noch drei Monate haltbar; dies muss unbedingt beim Festlegen des Verwendungszeitraumes beachtet werden.
Vorsicht im Umgang mit Dexamethason
Die Verarbeitung dieses Wirkstoffes sollte zügig erfolgen, denn er ist hygroskopisch, fotoinstabil und oxidationsempfindlich. Auch das Standgefäß sollte nicht über Gebühr offen herumstehen. Das gleiche gilt für den abgewogenen Wirkstoff, am besten nehmen Sie immer das Arbeitsgefäß mit an die Analysewaage und überführen den Wirkstoff direkt nach dem Wiegen. Außerdem ist Dexamethason vermutlich reproduktionstoxisch und fruchtschädigend; die entsprechenden Schutzmaßnahmen sind unbedingt einzuhalten.
Rezeptur mit Ka-Vit® Tropfen herstellen
Bei dieser Rezeptur bevorzuge ich eine Kombination aus Fantaschale und automatischem Rührsystem.
- Harnstoff im Porzellanmörser fein zerreiben und 1,5 Gramm in eine tarierte Fantaschale überführen.
- Dexamethason zugeben und die Pulver mit Ka-Vit® Tropfen anreiben. Es entsteht ein neongelber Brei.
- Die Grundlage nach und nach In diesen wird nach und nach die Grundlage eingearbeitet. Das Endprodukt sollte eine weiche gelblichgrüne homogene Creme sein, ohne spürbare Partikel oder Pulvernester.
- In die passende Kruke des automatischen Rührsystems überführen und einmal das Programm „Creme weich“ durchlaufen lassen. So ist gewährleistet, dass die Flüssigkeit optimal in die Grundlage eingearbeitet ist.
Die Aufbrauchfrist dieser Zubereitung haben wir auf vier Wochen festgelegt, da keinerlei Informationen zu finden sind, wie sich ein für die orale Applikation entwickeltes Fertigarzneimittel in Dermatika verhält.
Quellen:
https://data-storage.live/data/unsec/fi-kavit-tropfen.pdf
https://www.vichy.de/expertentipps/inhaltsstoffe/vitamine-fuer-die-haut
https://dermaviduals.de/deutsch/publikationen/spezielle-wirkstoffe/vitamin-k-fuer-gesunde-schoene-haut.html
https://rosacea-selbsthilfe.de/blog/vitamin-k-ein-wundermittel-fuer-rosacea-haut/
Pazyar N, Houshmand G, Yaghoobi R, Hemmati AA, Zeineli Z, Ghorbanzadeh B.: “Wound healing effects of topical Vitamin K: A randomized controlled trial.” Indian Journal of Pharmacology, 2019. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31142943/
Hemmati AA, Houshmand G, Ghorbanzadeh B, Nemati M, Behmanesh MA.: “Topical vitamin K1 promotes repair of full thickness wound in rat.”, Indian Journal of Pharmacology, 2014. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25097279/
Lou WW, Quintana AT, Geronemus RG, Grossman MC.: “Effects of topical vitamin K and retinol on laser-induced purpura on nonlesional skin.”, Dermatologic Surgery, 1999. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10594627/
https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Dexamethason_7
Andreas S. Ziegler „aporello Wirkstoffe in der Rezeptur“, Deutscher Apotheker Verlag
Andreas S. Ziegler „aporello Grundlagen in der Rezeptur“, Deutscher Apotheker Verlag