Creme auf einer Hand© Mariya Borisova / iStock / Getty Images Plus
Nicht immer ist die Grundlage gut gewählt. Dann muss eine passende Alternative her.

Rezeptur – Mischen possible

DIE RICHTIGE BASIS

Lea Brachwitz leitet das Rezeptur-Team der Engel Apotheke in Darmstadt. In „Rezeptur – Mischen possible“ gibt sie Tipps, wie Sie schwierige Rezepturen meistern. Dieses Mal zu Rezeptur-Verordnungen, bei denen ein Kosmetikum als Grundlage verwendet werden soll.

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In allen Berufen, in denen man mit Menschen zu tun hat, lernt mal bald, wie wichtig gute Kommunikation ist. Sei es für eine sinnbringende Gesprächsführung oder das Lösen von Problemen. Gerade bei letzterem hilft es, wenn eine gewisse Grundsympathie vorliegt. Von einer guten Basis aus lässt sich zu fast allem eine Lösung finden.

Bei der Herstellung von Rezepturen verhält es sich ganz ähnlich: Ist die Basis, also zum Beispiel die Salbengrundlage, richtig gewählt, kann eine Zubereitung zum Genesungsprozess beitragen. Aber nicht immer ist die Grundlage gut gewählt.

Grundlagenforschung am Telefon vermeiden

Eine Rezeptur wird auf Grund einer vorliegenden Verordnung hergestellt, mit allen Angaben, die wir brauchen. Name des Kunden, Inhaltsstoffe nach Art und Menge, entsprechende Grundlage und den Namen des Verschreibenden. Dadurch ist es uns möglich, bei Inkompatibilitäten oder Höchstmengenüberschreitungen den Arzt direkt zu kontaktieren.

Allerdings kommt es mittlerweile immer häufiger vor, dass uns Anfragen vom Kunden per Telefon erreichen und es dabei immer wieder zu Übertragungsfehlern kommt. Mal ist der Wirkstoff unklar, dann werden Milligramm (mg), Mikrogramm (µg) oder Gramm (g) vertauscht (viele Laien sehen da keinen Unterschied), es wird die falsche Grundlage (cum aqua, wasserhaltig, wird vergessen) durchgegeben und bevor man nachfragen kann, legt der Kunde auf. Das sorgt für Unmut auf beiden Seiten.

Dies sind alles ausschlaggebende Punkte, weshalb wir begonnen haben, die Kunden zu bitten uns ihre Rezepte per Fax, als Email oder über unseren Online-Bestellservice zu übermitteln. Ist dies dem Kunden nicht möglich, wird die Bestellung natürlich am Telefon aufgenommen und bei Missverständnissen sofort nachgefragt.

Die heutige Rezeptur erreichte uns per Mail, mit der Frage, ob wir diese bis zum nächsten Tag herstellen könnten.

Die Rezeptur

  • Triamcinolonacetonid 0,1 Prozent (%)
  • Triclosan 1%
  • Asche Basis® Creme zu 50,0g

Auf den ersten Blick ist das eine schnelle und unkomplizierte Zubereitung, keine Überschreitung der Höchstmenge bei den Wirkstoffen und eine sinnvolle Kombination. Allerdings ist Triclosan enthalten und dieser phenolische Wirkstoff ist häufig ein Sensibelchen, die Grundlage betreffend. Es gibt nur wenige Wirkstoffe, die mit dieser Grundlage problematisch sein können, aber einer davon ist eben Triclosan.

Das Problem

Für schnelles und präzises Nachschlagen eigenen sich die aporellos aus dem Deutschen Apotheker Verlag (DAV) ausgezeichnet. Es gibt extra einen mit dem Titel: „Wirkstoffe in der Rezeptur“, hier werden, gefühlt alle, Wirkstoffe charakterisiert: Welcher chemischen Klasse sie angehören, obere Richtkonzentration, pH-Bereich, in dem sie stabil sind, optimale Dosierung in der Pädiatrie und eben auch mit welcher Grundlage sie kompatibel sind und mit welcher nicht.

Dabei fällt auf, Triclosan ist durchaus mit Asche Basis® Produkten kompatibel: aber nur mit Fettsalbe und Salbe, nicht kompatibel aber mit Creme und Lotio.

Optimale Grundlage

Nach dieser Feststellung wurde der verschreibende Arzt kontaktiert, um zu klären, ob innerhalb der Asche Basis® Familie getauscht werden kann, oder ob eine passende leichte Grundlage, entsprechen der Creme, bevorzugt wird. Letzteres war der Fall und der Arzt fragte nach einer Alternative.

Anionische hydrophile Creme SR DAC (Vorschrift S.27) ist der perfekte Grundlagenpartner für Triclosan. Der Arzt war unseren Vorschlägen sehr aufgeschlossen, so boten wir ihm die optimale Rezeptur an: nämlich die Herstellung nach NRF® (Neues Rezeptur Formularium®).

Dieses Nachschlagewerk ist so zu sagen das Rückgrat und der Garant für ein entspanntes Arbeiten in der Rezeptur. Hier findet man die perfekten Kombinationen an Wirkstoffen und Grundlagen, Herstellungsvorschriften, Empfehlungen für Abgabegefäße und Tipps zu Haltbarkeit und Lagerung.

Optimale Rezeptur: Hydrophile Triclosan-Creme 1% (NRF 11.135) kombiniert mit Triamcinolonacetonid 0,1%
● Triamcinolonacetonid 0,05 g
● Triclosan 0,5 g
● 2-Ethylhexyllaurat 1,0 g
● Anionische hydrophile Creme SR DAC (Vorschrift S.27) zu 50,0 g

Die Herstellung ist schnell besprochen: Die Creme kann in der Fantaschale oder in einem geschlossenen, voll- oder halbautomatischen Rührsystem, wie dem Topitec®, zubereitet werden.

Erfolgt die Herstellung per Hand, werden die Wirkstoffe, nach Abwiegen auf der Analysenwaage (jeweilige Korrekturfaktoren beachten), in eine tarierte Fantaschale mit Pistill überführt. Nun mit 2-Ethylhexyllaurat anreiben und sorgfältig suspendieren. Unter häufigem Abschaben wird die Grundlage bis zum Erreichen des Endgewichtes portionsweise eingearbeitet. Das Endprodukt sollte eine homogene weiße Creme sein und eine leicht glänzende Oberfläche besitzen. Die Abgabe erfolgt in einer Drehdosierkruke, die Haltbarkeit beläuft sich auf sechs Monate oder kürzer. Ausschlaggebend dafür ist die Haltbarkeit der Grundlage und der verwendeten Wirkstoffe.

Die Zubereitung im Topitec® unterscheidet sich dadurch, dass das Anreiben und Abschaben entfällt, nicht aber das sorgfältige Abwiegen und das Tarieren des Abgabegefäßes, da es auch als Arbeitsgefäß dient. Eingewogen wird nach der sogenannten Sandwich- Methode. Es wir die Basis gelegt mit einer dünnen Grundlagenschicht, in diesem Fall Triclosan und Anreibemittel aufgeschichtet, mit etwas Creme bedeckt, das Trimacinolonacetonid eingefüllt und mit restlicher Grundlage bedeckt. Nun wird der entsprechende Rühraufsatz befestigt, das Programm ausgewählt und gestartet.

Nun ist Zeit die Rezeptur entsprechend zu dokumentieren.

Und abschließend: die Wirkstoffe
1.Triclosan

Triclosan ist ein weißliches Pulver mit glänzender Oberfläche und es scheint, als bestehe es eher aus feinen Schüppchen als einem feinen Pulver.

Es ist nichtionisch und gehört zu den chlorierten Phenolen. Phenole bestehen aus mindesten einem aromatischen Ring und daran gebunden sind eine oder mehrere Hydroxylgruppen.

Triclosan ist ein Antiseptikum und Desinfektionsmittel mit Wirkung gegen Bakterien und Pilze und wird vor allem in Krankenhäusern und Arztpraxen als solches verwendet.

In dermatologischen Zubereitungen wirkt es wegen seiner bakterientötenden (bakteriziden) beziehungsweise bakterienreduzierenden (bakteriostatischen) Wirkung eingesetzt. So können Wunden und Irritationen besser abheilen. Die bakterizide Eigenschaft wollte man sich auch bei Alltagsgegenständen wie Funktionswäsche, Zahnbürsten und -Cremes, Kunststoffartikel, antiseptischen Seifen und ähnlichem zu Nutze machen. Mittlerweile kommt man jedoch wieder davon ab, weil die Gefahr besteht, dass sich bei übermäßigem Kontakt mit Triclosan Resistenzen auch gegenüber verschiedenen Antibiotika entwickeln können. Zudem scheint sich Triclosan in verschiedenen Wasserorganismen anzureichern.

Für uns in der Rezeptur ist folgendes wichtig:
● es ist ein Antiseptikum, die Wirkung ist je nach Konzentration bakteriostatisch oder bakterizid
● dermale Konzentrationen in einer Rezeptur liegt zwischen 1 bis 3 %
● in der Kindermedizin werden 1 bis2 % eingesetzt
● kontraindiziert bei Säuglingen und Kleinkindern unter einem Jahr
● der rezeptierbare pH-Bereich liegt bei pH 1 bis 9
● kompatible Konservierungsmittel sind 2-Phenoxyethanol und Kaliumsorbat, wobei Triclosan selbst auch als Konservierungsmittel dient
● Hauptindikationen sind Ekzeme und Follikulitis (Entzündung der Haarfollikel)

2. Triamcinolonacetonid

Dieses Glucocorticoid, umgangssprachlich einfach Kortison genannt,  verarbeiten wir wohl mit am häufigsten in der Rezeptur. Es ist ein feines weißes Pulver mit einem sehr großen Indikationsgebiet. Triamcinolonacetonid ist deutlich lipophiler (fettliebender) als Triamcinolon und kann daher gut in die Haut penetrieren. Es gehört zu der Steroid-Klasse II, ist also ein mittelstark wirkendes Kortison.

Die erlaubten Konzentrationen reichen in der dermalen Anwendung von 0,025 bis 0,1 %, die obere Richtkonzentration liegt bei 0,2 %.

Das breite Indikationsgebiet reicht von Ekzemen, Psoriasis, entzündliche Dermatosen, Lichen ruber (eine Autoimminerkrankung) bis zu granulomatösen Erkrankungen. Die Wirkungen lassen sich direkt von den Einsatzgebieten ableiten: antientzündlich, juckreizstillend und immunsupressiv.

Triamcinolonacetonid ist mit fast allen sonstigen Wirkstoffen kombinierbar, außer mit Zinkoxid. Bei dieser Kombination, vor allen wenn zusätzlich Wasser im Spiel ist, wird das Kortison zersetzt. Solche Rezepturen kann man herstellen, die Haltbarkeit ist aber auf maximal drei Monate begrenzt.

Schaut man in die Fachliteratur findet man eine maximale Anwendungszeit von vier Wochen für alle topischen Zubereitungen. Die Realität sieht häufig anders aus.

3. 2-Ethylhexyllaurat

Diese transparent-ölige Lösung dient hier in erster Linie als Anreibemittel für das Triclosan, desweiteren als Emulgator, wobei es zu den nichtionischen emulgierenden Alkoholen gehört. Der Markenname ist Rofetan® 148.

4. Anionische hydrophile Creme SR DAC (Vorschrift S.27)

Diese klassisch weiße weiche Grundlage pflegt die Haut sehr gut, ohne sie zu beschweren. Durch den hohen Wassergehalt empfinden sie viele Menschen leicht kühlend, was zum Wohlbefinden beiträgt, wenn die Haut juckt.

Aus folgenden Einzelbestandteilen ist diese Grundlage zusammengesetzt:
● Emulgierender Cetylstearylalkohol (Typ A)
● 2-Ethylstearyllaurat
● Glycerol 85%
● Kaliumsorbat
● Zitronensäure
● Gereinigtes Wasser

Einzeln gesehen nichts besonders, als Creme zusammengefügt genau das Richtige für den sensiblen Wirkstoff Triclosan.

Quellen:

https://dacnrf.pharmazeutische-zeitung.de/dac/nrf-wissen/rezepturenfinder/apo/einzelansicht/914

https://dermanostic.com/hautlexikon/follikulitis/

https://de.wikipedia.org/wiki/Triclosan

https://flexikon.doccheck.com/de/Triamcinolonacetonid

https://apothekenwiki.com/enzyklopaedie/2-ethylhexyllaurat/

https://dacnrf.pharmazeutische-zeitung.de/dac/nrf-wissen/rezepturenfinder/apo/einzelansicht/576

aporello Plaza/Ziegler Dermatologische Rezepturen für Ärzte

aporello Andreas S. Ziegler Wirkstoffe in der Rezeptur

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