Ophthalmika
AUGENTROPFEN IN DER REZEPTUR – DAS SIND DIE VORAUSSETZUNGEN
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Augentropfen herzustellen hat jede PTA einmal gelernt. Zudem ist jede Apotheke dazu verpflichtet, sterile Augentropfen herstellen zu können. Trotzdem ist die Herstellung von Augentropfen nicht jedermanns Lieblingsthema. Der Gedanke daran lässt in den meisten Köpfen Fragen und Probleme aufkommen.
Oft gestaltet sich die als aufwändig und zeitintensiv. Unsicherheiten, ob die eigenen Räumlichkeiten und Gerätschaften überhaupt allen Anforderungen gerecht werden, stehen im Raum. Hinzu kommen immer wieder Lieferengpässe von Ausgangsstoffen und Packmitteln, die eine zügige und routinierte Herstellung sowie Belieferung von Rezepturen blockieren.
Rezepturen zur Anwendung am Auge müssen neben verschiedenen anderen Anforderungen unbedingt steril sein.
Anforderungen an Augentropfen
- Sterilität
- Isohydrie/Euhydrie
- Partikelfreiheit
- Isotonie
- Ggf. Konservierung
- Ggf. Viskositätsanpassung
Damit sie steril sind, müssen Augentropfen
- unter aseptischen Bedingungen hergestellt
- oder nach der Herstellung im Endbehältnis sterilisiert werden.
Doch nicht jede Apotheke besitzt die entsprechenden Gerätschaften (Laminar-Air-Flow-System (LAF) oder Autoklav) oder die räumlichen Gegebenheiten (Reinraumlabore). Dank geeigneter Materialien lassen sich trotzdem viele Augentropfen auch am Rezepturarbeitsplatz steril herstellen.
Augentropfen in der Rezeptur herstellen
Die einfachste und gängigste Möglichkeit, Augentropfen in der Apotheke ohne LAF, Autoklav oder Reinraumbedingungen herzustellen, bieten sterile Augentropfenflaschen und Membranfilter an. Mithilfe des Membranfilters lässt sich die Rezeptur in die bereits sterile Augentropfenflasche aseptisch abfüllen.
Zunächst wischdesinfizieren Sie die Arbeitsfläche und alle Geräte. Dann folgt die Personalhygiene: Kittel, kurze und zusammengebundene Haare, kurze Fingernägel, Mundschutz, gewaschene und desinfizierte Hände, desinfizierte Einmalhandschuhe. Die Herstellung kann unter Rezepturbedingungen erfolgen.
- Um die fertige Rezeptur nun steril in die Augentropfenflasche zu überführen, prüfen Sie durch Drücken, ob der Beutel dicht ist.
Ein undichter Beutel, also ein Beutel aus dem Luft austritt, ist zu verwerfen. - Anschließend wird die Einstichstelle wischdesinfiziert.
- In eine sterile Spritze ziehen Sie die erforderliche Menge an Lösung auf.
- Die dazu verwendete Kanüle verwerfen Sie.
- Die Filtrationseinheit wird mit einer neuen Kanüle auf die Spritze aufgesetzt.
- Mit dieser Kanüle stechen Sie nun durch die eben desinfizierte Stelle des Beutels und
- überführen die Lösung durch den Membranfilter in die Augentropfenflasche.
- Noch im Beutel wird die Augentropfenflasche verschlossen.
- Die befüllte Augentropfenflasche kann nun aus dem Beutel entnommen und
- entsprechend der Apothekenbetriebsordnung §14 gekennzeichnet.
Die Haltbarkeit von Augentropfen in Mehrdosenbehältnissen (Mehrdosenophtiole, MDO) finden Sie im Neuen Rezepturformularium (NRF) in der jeweiligen Rezepturvorschrift oder der Tabelle I.4.2.
Nicht vergessen: Bubble-Point-Test
Der Membranfilter ist im Anschluss einem Membranfilter-Integrationstest (Bubble-Point-Test) zu unterziehen. Der Test prüft die Funktion des Filters und somit die Sterilität des Endprodukts. Er ist als Inprozessprüfung verpflichtend und ist zu dokumentieren.
Nachdem die Rezeptur in das Endbehältnis mittels Membranfilter überführt wurde, wird die verwendete Spritze vom Filter entfernt. Sie wird mit zehn Millilitern (ml) Luft befüllt und wieder auf den Filter aufgesetzt. Die Kanüle halten Sie in ein Becherglas mit Wasser eingeführt. Nun komprimieren Sie die Spritze auf zwei Milliliter. Erst ab der 2-ml-Markierung darf ein kontinuierlicher Luftstrom im Wasser sichtbar werden.
Erkennen Sie die kontinuierliche Kette an Luftbläschen schon bei mehr als zwei Millilitern, war der Filter undicht. Verwerfen Sie ihn. Die sterile Abfüllung ist mit einem neuen Filter zu wiederholen.
Mehr über Augentropfen:
Alternative Herstellungsverfahren
Dieses Herstellverfahren bietet sich sowohl für ölige als auch für wässrige konservierte Augentropfenlösungen in MDO an. Für Suspensionsaugentropfen eignet es sich nicht, da die suspendierten Partikel mit herausgefiltert würden, was das Mischverhältnis ändert.
Einzeldosen in der Rezeptur
Nicht alle Augentropfen dürfen in MDO abgefüllt werden. So ist es zum Beispiel bei nicht-konservierten wässrigen Augentropfen der Fall. Diese werden in der Regel eingesetzt
- für chirurgische Eingriffe oder
- zur Anwendung am verletzten Auge im Praxisbedarf.
Durch die fehlende Konservierung ist das Risiko einer Keimbelastung in MDO zu hoch. Daher werden sie in Einzeldosisbehältnisse (EDO) abgefüllt. Ihre Haltbarkeit verkürzt sich entsprechend.
EDO werden analog zum zuvor beschriebenen Verfahren durch eine vorhergehende Membranfiltration befüllt. Auf dem Markt sind entsprechende sterile EDO-Herstellsets erhältlich. Die Befüllung der EDO sollte laut Hersteller unter einem LAF beziehungsweise unter entsprechend hygienischen Bedingungen stattfinden. Im Anschluss erfolgt auch hier selbstverständlich ein Bubble-Point-Test.
Für die Befüllung der einzelnen EDO sollte jeweils der gleiche Membranfilter verwendet werden.
Die Haltbarkeit von nichtkonservierten Einzeldosen sollten Sie im Einzelfall festlegen. Gibt es keine Rezepturvorschrift nach NRF, sind die nach der Herstellung nur einen Tag haltbar. Darf die Rezeptur im Kühlschrank gelagert werden, kann sie bis zu sieben Tage vor Anbruch haltbar sein. Weisen Sie Praxen darauf hin, dass EDO im Praxisbedarf nur innerhalb ihrer Haltbarkeit und nur am gleichen Patienten angewendet werden dürfen.
Nicht-konservierte Augentropfen in Mehrdosenbehältnissen?
Sind refluxfreie MDO erhältlich, können auch sie für nicht-konservierte wässrige Augentropfen verwendet werden. Durch eine eingebaute Sterilfiltration der zurückströmenden Luft in die Flasche bleibt die Keimlast des Inhalts vergleichsweise gering. Solche Behältnisse sollte man jedoch unbedingt unter einem LAF befüllen.
Fast alle Augentropfen in Apotheken herstellbar
Die Herstellung von Augentropfen ist komplex und stellt einige PTA im Apothekenalltag vor Herausforderungen. Gute Recherche gemischt mit dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ermöglichen es, die meisten Augentropfen selbst herzustellen und zu beliefern. Bestehen dennoch Bedenken an die Qualität des Endproduktes, muss die Herstellung angezweifelt werden.
Die Autorin dieses Artikels, Apothekerin Nora Weber, ist Filialleitung in der ABF-Apotheke in der Königswarterstraße. Die Apotheke ist Teil des ABF-Unternehmensverbunds, eines familiengeführten Unternehmens im Herzen von Fürth.
1977 als traditionelle Apotheke gegründet, ist die ABF heute ein Unternehmensverbund mit rund 350 Mitarbeitenden. ABF steht dabei für die Adresse der ursprünglichen Apotheke: Apotheke Breitscheid-Straße Fürth.
Die ABF-Pharmazie stellt in Herstellungs- und Reinräumen patientenindividuelle Arzneimittel für onkologische Therapien, Home-Care-Therapien und zur Anwendung am Auge her.
Quellen:
NRF I8: Zubereitungen zur Anwendung am Auge
NRF 15.15.: Neutrale Indometacin-Augentropfen 0,1 % / Neutrale Indometacin-Augentropfen 0,1 % ohne Konservierung
Arbeitshilfe der Bundesapothekerkammer zur Qualitätssicherung: Anwendungsbeispiel Herstellung der Zubereitungen zur Anwendung am Auge. Stand der Revision: 23.11.2022
www.wepa.shop/content/files/WEPA/themen/augentropfenherstellung/1x1_Augentropfen_DINA4.pdf; 30.06.2024
Sterile Augentropfen-Einmalampullen | WEPA Onlineshop; 07.07.2024