Rezeptur – Mischen possible
MELATONIN – DAS PULVER, AUS DEM DIE TRÄUME SIND
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Vorteile bei diesen Produkten sind, dass es kaum Nebenwirkungen gibt und auch keine Gefahr der Abhängigkeit besteht. Natürlich gilt dies nur, wenn man sich an die empfohlene Dosierung hält.
Wie bei allen Einschlafhilfen soll man seine Schlafhygiene überdenken und unter Umständen verändern beziehungsweise verbessern. Häufig sind es einfache Dinge, die für einen besseren Schlaf sorgen; abends lüften, keine schwerverdaulichen Mahlzeiten, wenig bis kein Alkohol, kein Coffein, keine spannenden Filme, Bücher und so weiter. Nicht zu vergessen: Ablenkung durch Smartphone, Laptop und Tablet. Solche Geräte sollte man als erstes aus dem Schlafzimmer verbannen.
Willkommene Einschlafhilfe
Für alles andere und als Hilfe ist Melatonin eine gute Wahl. Wir als Erwachsene können aus dem Vollen schöpfen, nur für die Kinder sieht es wieder anders aus. Somit sind wir mal wieder gefragt: Herstellung von Melatonin-Zubereitungen auf Rezept in der Apotheke des Vertrauens.
In diesem Artikel möchte ich drei Zubereitungen kurz vorstellen und ihre Herstellung beschreiben. Mit Sicherheit gibt es noch andere oder ähnliche Zubereitungen, ich habe mich auf die bei uns am häufigsten vorkommenden Rezepturen beschränkt.
Viskoser Melatonin-Saft mit Saccharose
Die Zusammensetzung:
● Melatonin 0,2 g
● Saccharose kristallin 22,0 g
● Natriumchlorid 0,5 g
● Kaliumsorbat 0,15 g
● Hydroxyethylcellulose 250 0,6 g
● Zitronensäure, wasserfrei 0,08 g
● Wasser, gereinigt zu 110,0 g
Vorsicht: heiß!
Die Herstellung erfolgt in einem tarierten Becherglas ausreichender Größe, gerne mit Rührfisch, wenn ein beheizbarer Magnetrührer zur Verfügung steht, sonst muss ein passender Glasstab mit tariert werden.
Das Wichtigste zuerst: Da hier mit heißem Wasser gearbeitet wird, muss mit Verdunstung desselben gerechnet werden, aus diesem Grund bitte sorgfältig die Tara notieren.
Um es sich möglichst einfach zu machen, wiege ich gerne sämtliche Bestandteile auf Kartenblätter oder Wägeschiffchen ab und spare mir so den ständigen Gang von der Heizplatte zur Analysenwaage. Natürlich auch den Korrekturfaktor nicht vergessen.
Als erstes einen Teil des Wassers vorlegen, möglichst warm, dann löst sich der Zucker am besten. Ist dieser gelöst, kommen Kaliumsorbat, Natriumchlorid und Zitronensäure dazu. Dies alles unter stetem Rühren lösen. Nicht nur für den Zucker sollte das Wasser möglichst warm sein, sondern auch für das Kaliumsorbat.
Sind diese Bestandteile komplett gelöst, kann Wasser ergänzt werden und alles etwas abkühlen. Da Melatonin einen Schmelzpunkt zwischen 117 und 120 Grad Celsius (°C) hat, kann es auch schon in die warme Lösung gegeben werden.
Aus klar mach milchig
Jetzt darf man sich nur nicht erschrecken und die Lösung verwerfen, denn nach Zugabe des Melatonins ist von der klaren Lösung nicht mehr viel übrig.
Melatonin löst sich nämlich kaum in Wasser, somit liegt nun eine leicht milchige Suspension vor. Der Wirkstoff sollte nicht als Pulvernest irgendwo kleben oder auf der Lösung schwimmen. Ist das der Fall, muss solange gerührt werden, bis dieser sich gleichmäßig suspendiert hat.
Mittlerweile sollte auch nahezu die komplette Menge Wasser zugefügt worden sein. Als letzter Schritt wird der Quellstoff aufgestreut. Auch hier ist sorgfältiges Rühren äußerst wichtig, sonst können sich nicht ausgequollene Gelnester an der Gefäßwand oder auf dem Boden bilden.
Jetzt kann man die Lösung für eine Weile sich rührend selbst überlassen, wenn man einen Magnetrührer hat. Bitte das Abdecken nicht vergessen und bevor es in das Abgabegefäß überführt wird, entsprechend Wasser ergänzen. Die Haltbarkeit haben wir auf sechs Monate festgelegt.
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Der schnelle Saft für guten Schlaf
Über diese Rezeptur freuen wir uns immer ganz besonders, denn sie geht am schnellsten und hat die wenigsten Arbeitsschritte; trotzdem hat sie ihre Herausforderung, die Überführung von der Fantaschale in eine Tropfglas- oder Braunglasflasche. Wehe dem, der gerade jetzt niesen muss oder den das Telefon erschreckt (alles schon vorgekommen).
Melatonins-Suspension 2mg/ml
Für diese Variante brauchen wir folgendes:
● 0,2 g Melatonin (plus Korrekturfaktor)
● SyrSpend®SF PH4 flüssig mit Kirscharoma zu 100 ml
● Je nach Dichte sind das dann 101,00 oder 102,00 g
Ab in die Fantaschale, noch nicht das Bett
Die Herstellung ist bestechend einfach: in eine vorher tarierte Fantaschale mit Pistill wird das Melatonin überführt und anteilig in SyrSpend®SF PH4 flüssig, Kirscharoma suspendiert. Das Endergebnis sollte eine homogene milchige Suspension sein. Sie darf keine Pulvernester enthalten und muss nach Kirsche riechen, versteht sich von alleine, oder?
Auf die Lagerung kommt es an
Das besondere bei dieser Rezeptur ist die Art der Lagerung, sie kann entweder bei Raumtemperatur, aber nicht über 25 °C, oder im Kühlschrank zwischen 2 und 8 °C gelagert werden. Bei der Haltbarkeit haben wir uns nach der Kompatibilitätstabelle der Firma Fagron® gerichtet.
In dem entsprechenden Tabellenabschnitt finden wir eine Haltbarkeit von 90 Tagen und noch mal den deutlichen Hinweis: „Vor Gebrauch umzuschütteln“.
Dies darf auch nicht auf dem Abgabegefäß fehlen, zwar findet die Sedimentation nur sehr langsam statt, aber sie ist vorhanden. Gerne auch den Eltern zeigen, dass Schütteln nicht Schwenken heißt, sondern die Flüssigkeit darf sich in der Flasche durchaus bewegen.
Guter Schlaf aus dem Uniklinikum Heidelberg
Diese letzte Rezeptur die ich hier vorstellen möchte, ist im Moment die häufigste hergestellte in der Melatonin-Saft-Reihe. Ich hoffe nicht, dass es bedeutet, dass Kinder immer weniger gut schlafen, sondern ich gehe davon aus, dass man immer mehr merkt, wie wichtig guter Schlaf ist. Besonders, oder gerade dann, wenn das gesamte System nicht so stabil ist, wie es sein sollte. Das heißt, gerade kleine Kinder oder Säuglinge die mit organischen Veränderungen auf die Welt gekommen sind, oder lange Zeit im Krankenhaus verbracht haben, brauchen manchmal länger in einen gesunden und normalen Schlafrhythmus zu kommen.
Der dritte Saft in der Runde stammt aus der Uniklinik Heidelberg. Das Angenehme hierbei ist, dass man viele Informationen auf der Homepage der Klinik findet. Eine ganze Abteilung ist den Rezepturen gewidmet. Also immer mal einen Blick auf den Arztstempel auf dem Rezept werfen, wenn es ein Arzt aus Heidelberg oder die Uniklinik selbst ist, lohnt es sich, das Ganze mal zu googlen. Die Kollegen dort sind auch sehr hilfsbereit und geben gerne Tipps, wenn man nicht ausreichend Information findet.
Melatonin-Lösung 1mg/ml
Nun zu den Inhaltsstoffen:
● 0,05 g Melatonin (plus Korrekturfaktor)
● Sorbitol-Lösung 70% (nicht kristallin) 13 g
(oder auch 10 ml, das entspricht in etwa 13 g)
● Nipagin® M 0,075 g
● Wasser, gereinigtes 39,785 g
Vorsicht: heiß! – Zum Zweiten
Auch hier ist Vorsicht geboten, denn damit sich das Konservierungsmittel löst, muss das Wasser recht warm sein. Somit wird in einem tarierten Becherglas, am besten mit Rührfisch, das Nipagin® M vorgelegt und in dem größten Teil Wasser gelöst.
Sind keine Schwebeteilchen mehr sichtbar, wird die Sorbitol- Lösung dazu gegeben, dann das Melatonin und mit restlichen Wasser aufgefüllt. Jetzt muss man sich mal wieder in Geduld üben und rühren, oder rühren lassen und warten bis sich alles homogen verteilt hat oder nahezu gelöst ist.
Auch bei dieser Rezeptur bitte nicht den Hinweis auf das Schütteln vergessen. Bei dem Heidelberg-Saft reicht die Lagerung bei Raumtemperatur, nicht über 25 °C und eine Haltbarkeit von drei Monaten.
Ich hoffe, ich konnte hier ein bisschen helfen, beziehungsweise Ideen geben, wenn auch mal von Ärzteseite gefragt wird, wie man so etwas aufschreiben und verordnen könnte. Ansonsten wünsche ich stets guten Schlaf, ob mit oder mit ohne Melatonin! :o)
Noch ein kleiner Nachtrag: Natürlich finden wir auch im Neuen Rezeptur Formularium® (NRF®) eine Melatonin- Suspension, nämlich Melatonin-Suspension 2mg/ml NRF 17.6. Diese enthält folgendes:
● Melatonin 0,2 g
● Hochdisperses Siliciumdioxid 0,1 g
● Grundlage für Suspensionen zur Einnahme DAC zu 104,1 g
Wer ein aufmerksamer Leser der Artikel ist, erinnert sich an die Herstellung der Schmerz- und Antibiotika-Suspensionen, genau diese aufwendige Grundlage ist hier gemeint. Um ehrlich zu sein, seit meiner gesamten Laufbahn ist mir diese Form noch nicht untergekommen. Sie wird nur hier der Vollständigkeit halber erwähnt.
Quellen:
https://gr.fagron.com/sites/default/files/product/document/sssfct10_compatibility_table_en_web.pdf